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PAPIER-ZEITUNG. No. 85. mehr oder weniger tiefe Eindrücke auf einer Walze hervorbringt. Diese Walze wird bei Bedarf auf denselben oder irgend einen andern Phonographen gesetzt, der zur Aufnahme dient. Ein Hebel überträgt die in Schraubenwindungen auf der Walze befindlichen Vertiefungen auf eine andere Glasplatte, und diese giebt durch ihre Schwingungen die- Töne sofort oder auch nach Jahren genau so wieder, wie sie auf die Walze gesprochen wurden. Damit ist er möglicht, dass ein Geschäftsmann seine Briefe oder sonstigen Mit- theilungen durch Sprechen auf die Walze übertragen kann und bis 50 Prozent Zeit erspart. Die Walze wird dann dem Korrespondenten übergeben, welcher sich von ihr die Worte wiederholen lässt und sie niederschreibt. Dies kann so oft geschehen, als es gewünscht wird, und auch noch nach Jahren dient die Walze zum Nachweis des Gesagten. Musik, die Aussagen und Gesänge von Verstorbenen, können auf diese Weise für kommende Geschlechter aufbewahrt werden. ' , / Ammonin. Durch die Güte der Redaktion der »Papier-Zeitung gelangte Referent in Besitz des Artikels in Nr. 79, wo über Ammonin sachlich berichtet wird. Zur leichteren Erkennung dieses neuen Stoffes dürfte Folgendes wesentlich beitragen: Ammonin besteht aus kohlensaurem und kieselsaurem Natron, welchem eine beträchtliche Menge Schwefelkohlenstoff zugeführt ist. Es ist ein silber graues Pulver, nicht ganz im Wasser löslich und reagirt auf Schwefelwasser stoff (Ammoniumsulfhydrat NH,HS). Wie richtig bereits angegeben, bedarf es bei Waschzwecken nur eines Temperaturgrades von 50-60° C. und entwickelt auf die zu reinigende Stoff faser, sei sie animalischen oder vegetabilischen Ursprungs, ausserordentlich schnelle reinigende Wirkung, ohne dieselbe anzugreifen. Die Inkrusten werden daher von den Hadern schnell entfernt, und grössere praktische Proben haben bereits ergeben, dass es möglich sein wird, beim Waschen der Hadern Ammonin mit gutem Erfolg als Ersatz des Kochens zu verwenden. Somit wird der Papierfabrikant bei richtiger An wendung grosse Ersparnisse zu machen in der Lage sein. Zum Reinigen der Papiermaschinenfilze wird Ammonin schon seit einem Jahre vielseitig mit Erfolg verwendet. Die Behandlung der Hadern mit Ammonin als Ersatz des Kochens ist höchst einfach. Sie geschieht in einem besonderen Waschtrog, oder auch in einem eigens zu diesem Zweck gehaltenen grösseren Wasch- oder Halb zeugholländer. Der Holländer wird mit Ammoninlösung gefüllt, die Lumpen eingetragen und je nach Bedarf 1/, bis 1 Stunde gewaschen und dann ge- mahlen. Mit 1 kg Ammonin, gleich 60 Liter Lösung, werden etwa 20 kg Lumpen behandelt. Sollen farbige Hadern durch die Behandlung mit Am monin so vorbereitet werden, dass sie mit Vortheil geblecht werden können, so hat nach dieser Wäsche ein Kochen mit Soda zu erfolgen, welches in demselben Apparat ausgefühlt wird. Eben so einfach ist die Bereitung der Ammoninlösung: Man rührt das Ammonin in einem Standgefäss mit warmem Wasser an, lässt absetzen und zieht die klare Lösung nach Bedarf ab. Der Rückstand bleibt bei der Be reitung einer weiteren Portion mit Vortheil zugegen. Für 100 kg Lumpen braucht man 5 kg Ammonin und 300 Liter Wasser. Auch für Natronzellstoff- und Strohstoff-Fabrikation ist der Gebrauch oh sag ; es leis, ick sag’ es laut, k/enau wie es mir anvertraut. In Amerika sind schon 4000 Phonographen im Betrieb, deren Aufnahmewalzen von der Gesellschaft fortwährend zu mässigem Preise nachgeliefert werden. Die Phonographen werden nicht ver kauft, sondern nur vermiethet. Jede Rolle kann soviel aufnehmen wie ein Ries Papier und kostet nur 10 Cents = 40 Pfennig. Der Phono graph besteht aus etwa 450 Theilchen, die ihrer Kleinheit und Feinheit wegen mit besonderer Genauigkeit ausgeführt werden müssen. Jedes dieser Theilchen wird mit eigens dafür gebauten Maschinen an gefertigt und kann stets zum Ersatz eines gleichen Theilchens eines andern Phonographen dienen. Diese grosse Genauigkeit und die Menge der dazu nöthigen Einrichtungen sind die Veranlassung, dass die Phonographen bis jetzt nur in Amerika hergestellt werden. Herr W. hatte bekanntlich die Ehre, Kaiser Wilhelm den Phono- graphen vorzuführen. Unser jugendlicher Monarch zeigte dafür so grosses Verständniss, dass er, nachdem er sich zwei Stunden lang damit beschäftigt hatte, bei der zweiten Vorführung des Phonographen die Einrichtung den versammelten Prinzen erklären konnte. Herr Wangemann trägt eine goldene Nadel mit einem auf Lapis lazuli ruhenden W und einer Krone aus Brillanten, durch welche ihm der Kaiser seine Anerkennung bewies. Zar Alexander, dem Herr W. den Phonographen bei seiner Anwesenheit in Berlin ebenfalls vorführte, verehrte ihm einen Ring mit 2 grossen Diamanten. Der Phonograph hat auch Herrn Max Krause, Berlin W., Beuth strasse 7, zu einer eigenartigen Papier-Ausstattung begeistert. Er kennt Herrn Theo. Wangemann, den Sohn seines einstigen Geschäfts- theilhabers, von Kindheit an und erhielt von demselben die erste in Berlin aufgenommene Photographie des Phonographen. Nach dieser ist vorstehendes Bild angefertigt, welches mit dem darunter stehen den Vers feines Briefpapier ziert. Max Krause hat überdies mit Hilfe von Original-Photographieen ein Lichtdruckbild hergestellt, welches den Phonographen in ver schiedenen Stellungen, 8 Bilder vom Laboratorium und Wohnhaus, nebst Edisons neuestem Portrait in grösserem Format wiedergiebt. Das Bild wird demnächst im Handel erscheinen. Wenn Einen man um Rath gefragt, Ist’s gut, dass man die Schritte lenke Zu einem Andern, der da sagt, Was er von jenem Rathe denke, Und wenn man Alles wohl verstand, So handle man auf eigne Hand. obiger Ammoninflotte zu empfehlen. Sie dient zum schnellen und voll ständigen Auslaugen des gekochten Stoffes und wird zu diesem Zweck mit dem ersten Wasser in die Auslaugekästen gegeben. Sie ermöglicht durch ihre Eigenschaft, die Adhäsion zwischen Pflanzenfasern und andern Stoffen und Körpern aller Art aufzuheben, das Auslaugen mit einer geringen Wasser menge. Man erhält also konzentrirteste Abdampflaugen, das erste Erforderniss zu vortheilhafter Sodawiedergewinnung. Dem Ammonin ist meiner Ansicht nach von Seiten der Papier-Industrie die grösste Aufmerksamkeit zuzuwenden, da es nach Aussprache bedeutender Technologen eine Zukunft hat. Dr. Dennewitz. Heidelberg, Oktober 1889. Esparto. Esparto, mit botanischem Namen Macrochloa (Stipa) tenacissima (Kunth), gehört zu der Pflanzenfamilie der Gramineen. Die Angabe einzelner Botaniker, dass das Epartogras des Handels von Lygeum Spartum herrühre, ist irrig. Kein Papiermacher würde die letzt genannte, in Spanien und England unter dem Namen Albardin be kannte Grasart als Esparto annehmen, zumal beide Gräser nicht allein ihrem äussern Ansehen nach verschieden sind, sondern auch ver schiedenen Pflanzengeschlechtern angehören. Die zahlreichen Spielarten von Esparto, welche in Spanien, Algier, Tunis und Tripolis gewonnen werden, lassen sich an der trocknen Pflanze schwer unterscheiden. Solche Unterschiede müssten sich indess feststellen lassen, wenn man Blüthen, Früchte und Samen der lebenden Pflanzen mit einander vergliche. Halme von Tunis- und Tripolis-Esparto weisen dieselbe Struktur auf wie Esparto von Algier und Spanien; wenn man sie aber mit Chemikalien behandelt, stellt sich heraus, dass ihre Fasern grössern Holzgehalt haben als die letzt genannten Sorten. Unsere Abbildung stellt einen Durchschnitt von spanischem Esparto in 52facher linearer Vergrösserung dar. Die eigenthümlich eingebuchtete Form des Querschnitts dürfte Viele überraschen. Sie erklärt sich dadurch, dass die behaarte Seite des Grasblattes beim Trocknen stark einschrumpft und sich nach innen richtet, so dass die Härchen sich einander nähern. Die Blätter haben vermöge ihres eigenartigen Baues die Fähig keit, sich in ähnlicher Weise wie bei manchen andern Pflanzen, die trockene Standorte bewohnen, bei Trockenheit einzurollen. Dadurch wird die Transpiration vermindert und der Feuchtigkeitsgehalt ge schont. Dies Einrollen erfolgt natürlich besonders stark beim Trocknen abgeschnittener Blätter. Sie erscheinen daher als Handelswaare in Form cylindrischer Gebilde mit Längsfurche. Wenn man den Daumennagel in dieselbe einführt und damit im Schlitz entlang fährt, kann man den Halm in zwei annähernd gleiche Theile zerlegen. Die einzelligen Härchen haben einen wohlausgebildeten Innen kanal und bedecken, botanisch gesprochen, die ganze Oberseite des