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Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Schriftgiesserei-Neuheiten. Die Aktiengesellschaft für Schriftgiesserei und Maschinenfabrikation, vormals Huck & Co. in Offenbach a. M., bietet den deutschen Buchdruckern in ihren diesjährigen Winter- Neuheiten eine Anzahl reizvoller und zweckmässiger Erzeugnisse, von welchen wir nachstehend kleine Proben zum Abdruck bringen. Aus „Deutsche Einfassung“, Min. 7 Ko. ä cf 7.—. Aus „Verzierte Mäander“, Serie 55, No. 22 und 23. Aus „Verzierte Mäander“, Serie 55, No. 11, 12 und 13. •: e"s.h: e*e 2s*.2 Ä: •*a.2.8*s.1.9*.ha*e : J s*e es::: j $*.2: •2:2 :*A® Die bedeutsamste Bereicherung des typographischen Ziermaterials stellt die »Deutsche Einfassung« dar, eine Zusammenstellung gut ge zeichneter, in Silhouett-Manier ausgeführter Einzelformen für rahmen bildende Pilaster- und Friesornamentik. Unter den 88 Figuren der Einfassung finden sich Stücke auf 1, 2 und 3 Cicero - Kegel. Aus den 1 Cicero-Stücken lassen sich Rahmen sowie senkrechte und waagerechte Leisten bilden, aus den 2 Cicero-Stücken nur senkrechte, aus den 3 Cicero-Stücken nur waagerechte Leisten. Letztere beiden können aber ohne Schwierigkeit ineinander übergeführt werden. Hierzu kommen als sogenanntes Bekleidungs-Material kleinere zier liche, aber doch im Charakter der rahmenfüllenden Ornamente ge haltene Band- und Bortenformen. Als Mittelstücke für symmetrisch angeordnete Friese stehen dem Setzer 8 Kartuschen zur Verfügung, welche in eiförmigem Innenraum die Wappen des Deutschen Reiches (siehe die oberste Kopfleiste), von Oesterreich, Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden, ferner das Buchdruckerwappen und eine beziehungslose Arabeske enthalten. Wie aus einigen uns vorliegenden Drucksachen hervorgeht, wird dieselbe Einfassung in der Schweiz unter dem Namen »Encadrement Helvetie« verkauft. Dabei ist die Kartusche mit dem eidgenössischen Kreuz gefüllt, und anstelle eines in der senkrechten 2 Cicero-Einfassung enthaltenen Lands knechts wird die konventionelle Figur der Helvetia geliefert. Die Figuren der Deutschen Einfassung sind flott und mit sichrer Beherrschung der Hochrenaissanceformen entworfen, auch den Forderungen der typographischen Praxis im allgemeinen gut an gepasst. Nur die auch in obiger Leiste angewendete Entwickelung der Ranken welle aus dem Schweif (oder Fuss?) des gekrönten Löwen ist unorganisch und gezwungen. Eine Serie »Verzierte Mäander«, aus welcher vorstehend einige Beispiele abgedruckt sind, zeigt, wie die bekannte klassische Grund form in mannigfachster Weise mit stilisirtem Pflanzenornament in Verbindung gebracht und dem modernen Geschmack wie den Be dingungen typographischer Technik angepasst werden kann. Bei Ecken und Mittelstücken sind die in einer bekannten älteren Ein fassung zuerst verwendeten Verbindungsformen mit Geschick benutzt. Die »Ungleichschenkligen Ecken«, von welchen einige bereits im letzten der vorstehenden Beispiele gezeigt sind, bieten ein recht verwendbares Ziermaterial namentlich für solche Umrahmungen, welche von der starren Rechteckform abweichen, und für kleine Etiketten: Äusser den vorstehend gezeigten Ecken mit dreieckiger Grund form sind in der Sammlung auch solche mit bogenförmigem Innen- Abschluss enthalten. Sämmtliche Probenblätter, welche die vorbesprochenen Neuheiten vorführen, sind mit viel Geschmack angeordnet und machen dem Kunstverständniss wie dem technischen Geschick des ausführenden Setzers — unsres geschätzten Mitarbeiters Reinhold Winkler — Ehre. Photolithographie. Das photolithographische Verfahren kann in der Hauptsache in drei Abschnitte eingetheilt werden: 1. die photographische Aufnahme der Vorlage; 2. die Uebertragung der photographischen Reproduktion auf den Stein; 3. der Druck vom Stein. Letztere Arbeit unterscheidet sich vom gewöhnlichen Steindruck in keiner Weise; die ersten beiden Verfahren hingegen weichen von der gewöhnlichen Lithographie insofern wesentlich ab, als sie an Stelle des Zeichnens mit Stift und Feder die photochemische Wirkung des Lichtes setzen. Was die erste Thätigkeit, die photographische Aufnahme der Vorlage, anbetrifft, so sei nur bemerkt, dass dieselbe am besten mit Hilfe des sogenannten »nassen« Kollodion-Verfahrens ausgeführt wird, nicht mit den für Naturaufnahmen jetzt fast allgemein gebräuchlichen Gelatinetrockenplatten. Bei Anwendung der letzteren werden Negative nicht dicht genug im Fond oder Grund des Bildes, und nicht genügend klar in den Linien. Näher kann ich an dieser Stelle auf das Auf nahmeverfahren nicht eingehen; es würde zu weit führen und ist auch nicht nöthig, da grössere Anstalten, welche Photolithographie ständig pflegen, dazu einen Photographen anstellen müssen, kleinere Geschäfte aber die Negative, oder auch gleich die umdruckfähigen Abzüge von einer photographischen Anstalt beziehen können. Zur Ausübung desümdruckverfahrens hat man folgende Gebrauchs gegenstände nöthig: Eine gewöhnliche Buchdruckwalze von 12 bis 16 cm Länge; einen Farbstein, wozu man entweder einen dünnen Lithographiestein oder eine auf einen Holzblock genagelte Zinkplatte benutzen kann; ein Brett, auf welchem die Kopie eingeschwärzt wird. Am besten wählt man ein Brett, welches aus einem langen und einem kurzen Theil zusammengesetzt ist. Diese beiden Theile sind durch Scharniere verbunden, so dass die Kopie durch die so gebildete Fuge eingeklemmt werden kann. Beim Einschwärzen wird diese Fuge infolge des durch die Walze ausgeübten Druckes zusammen gepresst und das Papier festgehalten. Ferner braucht man ein Palettenmesser, eine Flasche mit Terpentinöl, ein Fläschchen mit käuflicher lithographischer Umdruckfarbe und etwas feine Watte. Die Methode des Umdrucks, welche ich hier im Auge habe, besteht in der Hauptsache darin, dass ein mit Chromatgelatine oder Chromatalbumin präparirtes und dadurch lichtempfindlich gemachtes Papier unter einem photographischen Negativ belichtet, und die Kopie sofort mit Firnissfarbe ganz eingeschwärzt und in kaltem Wasser entwickelt wird. Hierzu benutzt man am besten Husnik’s photo lithographisches Umdruckpapier, welches eine Gelatineschicht als Grundlage, einen Eiweissüberzug als Bildschicht enthält und im Handel fertig präparirt zu beziehen ist. Dieses Papier wird licht-