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1818 PAPIER-ZEITUNG. No. 83. Neue Geschäfte und Geschäftsveränderungen. Wir bitten unsere geschätzten Bezieher, uns von jeder Veränderung Kenntniss zu geben die für unsern Leserkreis von Interesse ist; wir werden dieselbe kostenfrei unter dieser Ueberschrift veröffentlichen. Die Erzeugung der Cröllwitzer Aktien-Papierfabrik zu Halle a. S. betrug laut Geschäftsbericht im Jahre 1888/89 3 304 859 kg gegen 3 314 876 kg im Vorjahre. Der Fakturenbetrag für Papier und Zellstoff bezifferte sich auf 1 758 185 M. gegen 1 843 172 M. im Vorjahre. Für Neubauten wurden verwendet: 61 991 M., für Maschinen 7344 M., für die Zellstofffabrik 10 076 M. Der Gewinn beträgt 190 844 M. Nach Abschreibungen von 106 440 M. wird die Ver- theilung von 6 pCt. Dividende gleich 81 000 M. vorgeschlagen. In den beiden letzten Jahren kamen 10 pCt. Dividende zur Auszahlung. Der Vorstand begründet das unbefriedigende Ergebniss hauptsächlich mit der Preissteigerung für Materialien und Rohstoffe, für die 127 050 M. mehr aufzuwenden waren. Ferner traten Betriebsstörungen ein, und endlich drückte der Wettbewerb die Preise, indem sich viele Fabriken, die früher geringere Sorten herstellten, der Fabrikation besserer Papiere zugewendet und so eine bedeutende Vermehrung des Angebots veranlasst hatten. Der Geschäfts - Bericht bemerkt, dass die nachtheiligen Einflüsse, welche sich im vergangenen Jahre geltend machten, zwar noch nicht völlig gehoben seien, dass aber sonst der Geschäftsgang als regelrecht bezeichnet werden könne. Zu der am 26. er. stattfindenden Generalversammlung ist von einem Aktionär der Antrag gestellt, einen Ausschuss niederzusetzen, um nachzuforschen, woher es kommt, dass sich der Ertrag fast aller Papierfabriken hebt, während er bei der Cröllwitzer Aktien-Papier fabrik zurückgeht, und ferner wodurch es möglich war, dass in den letzten Monaten die Beschlüsse der Aufsichtsrathssitzungen sofort in die Presse gebracht, und durch beunruhigende Gerüchte der Kurs der Aktien seit etwa zwei Jahren herabgedrückt wurde. Der Geschäftsbericht der Patent-Papierfabrik zu Penig erwähnt zunächst den Brand, der am 10. Juni den älteren Theil der Filialfabrik zu Wilischthal zerstörte, und dessen Nachwirkungen. Ersatz des Brandschadens ist seitens der betheiligten Versicherungs- Gesellschaften erfolgt, der Neubau ist begonnen, und die während des Stillstandes um etwa ein Drittel verringerte Erzeugung wird vor aussichtlich in kurzer Zeit auf frühere Höhe gebracht sein. Die Gesammt-Erzeugung betrug im Betriebsjahr 7 281 256 kg. Davon kamen auf Penig 5 189 500 kg, auf Wilischthal 2 091 756 kg. Der Gesammtgewinn belief sich auf 510 004 M. bei 3 000 000 M. Aktien kapital. Nach erfolgten reichlichen Abschreibungen verbleibt hiervon ein Reingewinn von 295 729 M., davon gehen noch ab 5 pCt. für den Reservefonds, 5 pCt. für den Aufsichtsrath, ferner Tantiemen an Direktion und Beamte, sowie einige Beiträge zu Wohlfahrts- Einrichtungen für Arbeiter. Zur Vertheilung kommt nach dem Vor schlag des Aufsichtsrathes eine Dividende von 6 pCt. = 18 M. auf jede der 10 000 Aktien. Die Maschinenbau-Anstalt Gölzern (vormals Gottschald & Nötzli) in Gölzern erzielte laut Geschäftsbericht im Betriebs jahr vom 1. Juli 1888 bis 30. Juni 1889 wiederum ein sehr befrie digendes Ergebniss. Es gelang so viele Aufträge zu erhalten, dass der Jahresumsatz, trotz Preisrückgang, wesentlich gesteigert wurde. Die neu gebaute Giesserei wird erst in den nächsten Jahren grössere Vortheile bringen, da die Uebersiedelung mit vielen Kosten und Störungen verknüpft war. Dieser aus den Betriebsmitteln vollständig bezahlte Neubau erforderte einen Aufwand von rund 108000 M., um welchen Betrag die Aktivwerthe laut Bilanz erhöht sind.' Die in- ventirten Vorräthe beziffern sich auf 192 839 M., die Debitoren ein schliesslich 113 209 M. Bankguthaben auf 414 399 M. An Kasse sind 3202 M., an Wechseln 86 441 M. vorhanden. Unter den Passiven befinden sich 102 752 M. Kreditoren; der Unterstützungsfonds hat sich durch Zinsenüberschuss auf 44 410 M. (von 43 076 M. im Vor jahre) und der Reservefonds durch letztjährige Ueberweisung von 143 287 M. auf 153 243 M. erhöht. Der Rohgewinn beziffert sich auf 208 220 M. und ergiebt nach Kürzung von 33 167 M. Abschrei bungen einen Reingewinn von 175 052 M., wovon zunächst 5 pCt. mit 8752 M. für den Reservefonds entfallen, ferner 33 260 M. für Tantiemen. Dem Vorschläge gemäss sollen 126 000 M als 14 pCt. Dividende an die Aktionäre vertheilt, sodann noch 5000 M dem Del kredere- und Dispositionsfonds, 1500 M. dem Unterstützungsfonds, 500 M. der Fortbildungs- und Handwerkerschule überwiesen werden, so dass noch 162 M. zum Vortrag auf neue Rechnung verbleiben. Die Firma Tintenfabrik von F. W. Newmann, früher Gustav Uhlemann & Co. in Dresden, ist auf Herrn Otto Theodor Carl Friedrich Meinhard übergegangen. Die Firma Ferdinand Preuss Söhne zu Jammerthai bei Solingen ist eingetragen und als deren Inhaber die Federmesser- Fabrikanten Hugo, Carl und Emil Preuss. Jeder Gesellschafter ist zur Vertretung der Firma berechtigt. Buchdruckerei F. Kaufmann & Cie. ist die Firma einer in Bockenheim neu begründeten Kommanditgesellschaft. Persönlich haftende und zeichnungsberechtigte Gesellschafter sind die Buch drucker Friedrich Kaufmann, Mathias Racke und Carl Jacobi. Die vereinigten Feingoldschlägereibesitzer Bayerns be schlossen die Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit, sowie eine Preiserhöhung von 3—4 pCt. Berl. Ztg. Rob. Leunis & Sohn ist die Firma einer zu Hannover neu errichteten Kartonnagen- und Buntpapier-Eabrik. Inhaber sind der Fabrikant Robert Leunis sen. und der Kaufmann Alexander Leunis daselbst. Konkurs. Heinrich Wilhelm Ludwig Schwormstedt, Papier- und Lederwaarenhändler in Hamburg. Verwalter ist der Buchhalter Julius Jelges daselbst, Rathhausstr. 27. Anmeldefrist bis 6. November. Prüfungstermin 15. November. Konkurs. Martin Schultze, Papierwaarenhändler zu Magde burg. Kaufmann Ottomar Schaffhirt daselbst ist Konkursverwalter. Anmeldefrist bis 10. November, Prüfungstermin 28. November. Jubiläum. Die Firma Gerhard Stalling, Verlagsbuchhandlung, Papiergrosshandlung, Buch- und Steindruckerei in Oldenburg i. Gr., begeht am 23. Oktober d. J. das Fest ihres hundertjährigen Bestehens. Feuer und Erdbeben. Nach »The Paper Mill« brach in Albany, der Hauptstadt des Staates New York, im September in einem Lumpen kaufhaus Feuer aus, welches sich so rasch verbreitete, dass die dort beschäftigten Arbeiterinnen sich nur durch die Fenster und über benachbarte Dächer retten konnten. Einige verbrannten, andere, die aus den Fenstern sprangen, langten mehr oder weniger verstümmelt unten an. Am 8. September wurde die Papierfabrik von Van Nortwick Rogers in Florence, Wisconsin, früh morgens in ihren Grundfesten erschüttert, die Mauern krachten, und die darin beschäftigten 200 Leute suchten entsetzt das Freie. Einige Besonnene warfen einen Blick auf das Wehr und sahen, dass sich dort ein Riss gebildet hatte, durch den das Wasser schoss. Einer der Leute beeilte sich deshalb den Wehrlaufschützen zu ziehen, um dem Wasser einen Ablauf zu schaffen. Er rettete dadurch das gerissene Wehr mit seiner 14' dicken Mauer. Allmälig wurde den Leuten aber klar, dass die Erschütterung weder durch eine Explosion, noch durch einen Dammbruch, sondern durch ein Erdbeben hervorgebracht war. Als weitere unangenehme Folge desselben zeigte sich, dass der Artesische Brunnen oberhalb der Fabrik aufgehört hatte Wasser zu liefern. Der Gesammtschaden an Fabrik und Wasseranlage soll 25 000 Dollar ausmachen. Schutzverein der Papier - Industrie. Vor einigen Tagen wurden an die Mitglieder die vertraulichen Listen Nrn. 699 bis 707 und neue Mitglieder-Verzeichnisse, sowie Listen-Formularen versandt. Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfall verhütung. Auf Wunsch des Herrn H. Füllner in Warmbrunn bestätigen wir gerne, dass er weder direkt noch indirekt zu unseren Bemerkungen über das Verhalten des Preisgerichts gegenüber seiner Papiermaschine Veranlassung gegeben hat. Die Entscheidung des Preisgerichts wurde am 10. Oktober Mittags 2 Uhr bekannt gemacht, und der betr. Aufsatz von uns am 11. Oktober morgens geschrieben und sofort gedruckt. Redaktion der Papier-Zeitung.