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ihn zum Nachdenken zu veranlassen, die ihm andere Verhältnisse, andere Länder schildert, als diejenigen, in denen er lebt, und die seiner Phantasie kräftige Anregung bietet. Von der Oberlausitz wanderte dieser schriftstellerische Zweig weiter nach den grossen Verkehrscentren; aber überall ist er sich gleich geblieben, gleich in den Werken, die er schafft, gleich in der Entlohnung, die für seine Werke gezahlt wird. Ob ein Kolportage roman-Schriftsteller für Berlin oder Neusalza, für Leipzig oder Dresden oder Wien schreibt, — überall bekommt er, wenn er einen Namen besitzt, für den Druckbogen von 16 Seiten 10 Thaler. Man sieht: auch für die Schriftstellerei ist das Kolportagefach keine trübe Quelle. 200 Lieferungen, je 11/2 —2 Bogen, macht ein Honorar von 9—12 000 Mark. Dafür lässt sich schon was schreiben; — dafür kann man den Griffel auch auf jeder Seite ‘mal in »Blut tauchen!« Zwei Männer besonders sind es, welche vollen Anspruch auf Popularität in dieser Art der Belletristik erheben dürfen. Ihre Namen stehen in keiner Literaturgeschichte, keinem Konversations-Lexikon, und werden auch nicht hineinkommen, aber ihre Werke werden von Köchinnen, Kleinhandwerkern, Näherinnen und lesefreudigen Arbeitern in hohen Ehren gehalten. Es sind: Gustav Berthold und Adolf Son dermann. Der erstere ist der ältere. Seine Romane wurden schon vor 30 Jahren viel gelesen und gut bezahlt. Gustav Berthold ist taub stumm; seine dichterische Phantasie wurde daher durch Rücksicht nahme auf eigne Beobachtung und Erfahrungen beim Verkehr mit Menschen nicht gehemmt. Er lebt in Oderwitz bei Zittau. Die Zahl der Bände, die er geschrieben, ist Legion! Er ist ein reicher Mann geworden durch seine Feder, — ein Glück, das bekanntlich nicht jedem Schriftsteller beschieden zu sein pflegt. Einige Titel seiner Räuber-, Ritter- und Kolportageromane mit den Jahreszahlen ihres Erscheinens werden am besten die Mittel erkennen lassen, durch welche diese Literatur wirkt, und eine Vor stellung von der Schaffenskraft dieses Schriftstellers gewähren: »Jo hannes Karaseck, der Räuberhauptmann« (1851), — »Der Räuber hauptmann Wenzel Kummer« (1852), — »Die Ruine Tollenstein als Raubnest« (1853), — »Johannes Bückler, genannt Schinderhannes« (1853), — »Das Schwert des Unsichtbaren« (1856), — »Die Hand des Toten« (1861), — »Die Räuber auf Maria Culm« (1869), — »Die Päpstin Johanna« (1876), — »Die Waldmühle« (1882). Der Andere, Adolf Söndermann, wirkte 20 Jahre lang als Lehrer, leitete dann in Dresden mehrere Zeitschriften, z. B. den »Weltspiegel« usw., und lebt jetzt ausschliesslich der Schriftstellerei. Er gehört zu jenen produktiven Naturen, denen drei Kolportageromane in einem Jahre Kinderspiel sind; 1881 z. B. kamen von ihm heraus: »Der Raubritter und sein Kind«, »Der geheimnissvolle Schleichhändler«, »Der Sonnenwirt.« Er ist bekannt als geschickter Titelmacher, und versteht es auch in hervorragendem Maasse, Zeitfragen rasch im Romangewande zu popularisiren. So erzielte z. B. sein »Unschuldig gerichtet«, das gerade in die Zeit der Reichstagsdebatten über Ersatz pflicht des Staates bei unschuldigen Verurtheilungen fiel, ganz ausser ordentlichen Erfolg. (Schluss folgt.) Billige Besuchskarten. In der Beuthener Zeitung stand kürzlich folgende Anzeige: »B.’s Buchdruckerei liefert 100 Stück Visitenkarten in zwei Minuten a 100 Stück 1 M. Die Herren Besteller erhalten als Beigabe noch ein Glas Bier umsonst in der Restauration des Herren Z. hier nebenan.« — BERLIN SIV., Ritterstr. 48. Massen- Anfertigung von Reklame - Goldsehnitt-Karten u. Schaufenster* Preisauszeichnungen mit Gold- u. 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