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610 PAPIER-ZEITUNG. No. 20. Hessischer Papier-Verein. General-Versammlung Sonntag, 14. April, im Restaurant Köther Hof in Mainz, nahe dem Schiller-Platz und der Insel. a. Empfang der auswärtigen Festtheilnehmer an der Eisenbahn durch die Empfangskommission. b. 10 Uhr vormittags: Zusammenkunft im Köther Hof. c. 11 Uhr: Beginn der General-Versammlung. TAGES-ORDNUNG: 1. Begrüssung der Festtheilnehmer durch den Vorsitzenden. 2. Berichterstattung und Rückblick über das abgelaufene Geschäfts jahr vom Vorsteher H. Kräuter-Worms. 3. Kassenbericht und Entlastung des Kassirers. 4. Ergänzungswahl des Vorstandes event. Wiederwahl der aus scheidenden Mitglieder. 5. Besprechung von Vereinsangelegenheiten. (Entgegennahme von Anfragen seitens der Mitglieder.) 6. Wahl eines Delegirten zur Vereinsversammlung in Hamburg. 7. Vortrag über Schäden im Papier- und Schreibwaaren-Handel von H. Kräuter-Worms. d. Nach Schluss der General-Versammlung Mittagessen im Restau rant Köther Hof. e. Ausflug mit dem Dampfboot nach dem Niederwald. Abends Zusammenkunft in Bingen. (Deutsches Haus.) Montag. Ausflug nach dem Morgenbach und Bacharach. Etwaige Mittheilungen und Anträge für die General-Versammlung bitten wir uns mindestens 8 Tage vorher einzusenden. Anmeldungen zur Theilnahme an der General-Versammlung sind bis zum 13. April an unsern Schriftführer, Herrn L. B. Müller in Darmstadt, zu richten. Betheiligung der Damen erwünscht. Darmstadt, März 1889. Der Vorstand. Schulreform. Die von uns in Nr. 26, Seite 547 erwähnte Versammlung von Freunden der Schulreform verlief nach Berichten der Tagespresse nicht so glatt und ruhig, wie es bei einem so ernsten und wichtigen Gegenstand' erwünscht gewesen wäre. Namentlich die zahlreich anwesenden Anhänger der Deutschen Akademischen Vereinigung traten den Absichten der Einberufer entgegen; sie tadelten das selbständige Vorgehen derselben, welche sich mit dem älteren, ähnliche Ziele ver folgenden Verein hätten in Verbindung setzen sollen, und wünschten statt eines begrenzten fest umschriebenen Planes allseitiges Eingehen auf Schäden der Schule. Die Erörterungen nahmen so gereizten Ton an, dass, nachdem die Gründung eines Vereins für Schulreform be schlossen war, der Leiter der Versammlung den Deutsch-Akademischen das Wort nicht mehr ertheilte, und diese den Saal verliessen. Nach längerem Meinungsaustausch erhielt § 1 der Satzungen folgende Fassung: Der Verein für Schulreform bezweckt, mit Hilfe einer über das Reich verbreiteten Organisation durch Rede und Schrift in den gebildeten Kreisen des Volkes das Verständniss für die Reform der Schule und die Nothwendigkeit einer einheitlichen Mittelschule zu fördern und alles zu thun, was zur Ver wirklichung dieser Idee führen könnte. Unter der einheitlichen Mittelschule ist eine sechsklassige Schule mit einem den Bedürfnissen der Gegenwart und dem praktischen Leben angepassten Lehrplan zu verstehen, welche die ent sprechenden Klassen der Volksschule oder eine dreiklassige Vorschule zur Voraussetzung hat und zugleich die gemeinsame Vorstufe für die oberen Klassen der jetzigen neunklassigen Schulen — Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule — darstellt. Sitz des Vereins ist Berlin. Der Beitrag beträgt jährlich 5 M. Anmeldungen, bezw. Anfragen nimmt bis auf weiteres Herr Th. Peters, Berlin W, Wichmannstr. 14., entgegen. Die Partei der Deutschen Akademischen Vereinigung hat nun die Begründung eines andern Vereins mit erweiterten Zielen unter dem Namen »Neue Deutsche Schule« veranlasst. Dieser Verein erstrebt: Schaffung einer selbständigen Unterrichtsverwaltung mit grösserer Heranziehung der Fachmänner, Rücksicht auf Pflichten und Rechte der Eltern, ein Unterrichtsgesetz, Modifikation der Examina, bessere Schulhygiene, bessere pädagogische Vorbildung der Lehrer auf den Universitäten, Gleichberechtigung der Realanstalten und der Gym nasien. Beitrittserklärungen werden von dem Verlagsbuchhändler R. Hofmann, Berlin W., Charlottenstr. 28., entgegengenommen. An der Spitze dieser Vereinsbewegung stehen: Dr. W. Preyer, Professor; Dr. Conr. Küster, Sanitätsrath, Vorsitzender der Dtsch.-Akadem. Ver einigung; Dr.Hugo Goering; C.Schmelzer, Gymnasial-Direktor, Mitglied des Abgeordnetenhauses; R. Hofmann, Verlagsbuchhändler. Der Verein wird auch vom April ab eine eigne Zeitschrift »Neue Deutsche Schule« herausgeben. So bedauerlich der zum Ausdruck gekommene Zwiespalt auch ist, glauben wir doch nicht, dass er die weitere Verfolgung der beiderseits billigenswerthen Ziele hemmen wird, und hoffentlich führt die Zukunft zu einer Verständigung der Anhänger des »Engeren« und des »Weiteren«. Papierhülsen. Elsass, 6. April 1889. In No. 27 habe ich mich bemüht, die Angaben des Fachmannes (?) S., Verfasser des Aufsatzes »Papierhülsen« in No. 24, zu widerlegen, ohne eine Ahnung davon zu haben, dass der Artikel von einem sich mit Reclame- Ar tikeln befassenden Geschäft herrührt. (Dies ist auch nicht der Fall. D. Red.) Falls der Einsender selbst der Maschinenlieferant ist, gehören seine Aeusserungen in die Anzeigespalten, und nicht in den wissenschaftlichen Theil einer technischen Zeitung. Ich möchte heute nur die Bemerkung in No. 27 hervorheben, dass der Maschinenfabrikant nicht danach fragen kann, ob es seinem früheren Abnehmer angenehm ist, wenn er durch Verkauf der Maschine an Jeden, der sie ver langt, neue Konkurrenz hervorruft. Dies ist meines Erachtens eine Erklärung, welche fernere Abnehmer beherzigen sollten. Sch. Wir haben noch zwei andere Antworten auf die Aeusserungen in No. 24 erhalten, die aber dem schon Gesagten nichts Neues zu fügen. Die Schreiber versichern, dass es in Deutschland Hülsenfab riken über den Bedarf hinaus giebt, und dass der geringe Verdienst schon den Gedanken einer Preisvereinigung nahe legte. Holzbedarf für Holzschliff. Vom Rhein. Da die von mir angestellten Ermittlungen unter sich sowohl als auch namentlich mit den bereits in der Papier-Zeitung angeführten Zahlen schlecht in Einklang zu bringen sind, so wollte ich nicht verfehlen, die Aufmerksamkeit der Fachgenossen bei Bestimmung des Holzbedarfs für Holzschliff auf folgende Punkte zu lenken. Man darf nämlich bei solchen Bestimmungen die Gattung und den Trockengehalt der zu bestimmenden Hölzer nicht äusser Acht lassen, da ein Kubikmeter Ahorn-, Aspen-, Weisstannen-, Fichten-, oder Kiefernholz, wie folgende Zahlen zeigen, gewaltig verschiedene Mengen trockenen Holzschliffs ergeben kann. Ein Kubikmeter Ahorn wiegt: ganz frisch, 975 kg ganz trocken. 669 kg Aspenholz .... . . 800 » 544 » Weisstannenholz. . . . 890 » 594 » Fichtenholz. . . . . . 862 » 469 » Kiefernholz . . . . . 875 » 594 » Hiernach würden, wenn keine Verluste beim Schleifen entständen, Ahorn 669 kg, Aspen 544 kg, Weisstannen 594 kg, Fichte 469, Kiefern 594 kg Stoff aus einem Kubikmeter ergeben. Ebenso verhält es sich mit dem Trockengehalt. R. E. Auf Wunsch des Einsenders geben wir Vorstehendes wieder, um die darin mitgetheilten Zahlen in Erinnerung zu bringen, obwohl jeder Holzschleifer diese Verschiedenheiten kennt. Die in diesen Spalten mitgetheilten Ergebnisse an Holzschliff bezogen sich meist auf Fichten-, einzelne auf Kiefernholz, da nur diese Arten für Deutschland Bedeutung haben. D. Red. Welliges Papier. Die Wellen entstehen meist schon bei der Herstellung des Papiers auf dem Siebe, theils durch zu langen Stoff, meistens aber durch den mangelhaften Gebrauch des Schüttelwerks, dem keine Zeit und Gelegenheit gegeben wird, den Stoff auf der rechten Stelle zu ebnen und in einander zu arbeiten. Es entstehen dickere und dünnere Stellen in der Papierbahn. Die dickeren Stellen werden beim Glätten zusammengerückt, also grösser und schieben sich nun gegen die dünnem, welche dadurch entweder nach oben oder nach unten gedrückt, d. h. wellig werden. Jeder Stoff will nach seiner Eigenart mit der Schüttelung behandelt und zu Papier gemacht werden, und dies lernt sich nicht so leicht wie das Maschinenführen. Wer aber das Papier machen neben dem Maschinenführen versteht, wird selten welliges Papier machen. Eine andere Art scharfer kleiner Wellen entsteht dadurch, dass der heisse Wasserdampf, der von dem Trockenfilz und der trocknenden — Papierbahn aufsteigt, sich um die Ränder (a — (B) des Papiers in die Höhe quälen muss und \ — 1 dasselbe dadurch an den Rändern schärfer \ PN / trocknet, als in der Mitte; oft so stark, E\ N_ /dass die Ränder sich umbiegen. Man kann P / \ / diesem Uebelstand dadurch abhelfen, dass \/" \f man den heissen Wasserdampf verhindert, / V an diesen Stellen das Papier zu berühren. / \ Man hat nur unter der Papierbahn zwischen ■ / \ den Walzen a—b ein Brett durchzuschieben, welches an beiden Seiten auf dem Gestell - aufliegt. Der Wasserdampf muss dann unter dem Brett an beiden Seiten des Gestelles ausströmen und kann das Papier nicht mehr berühren. Dann findet gleichmässiges Trocknen Statt, und die feinen scharfen Wellen, die selbst dem starken Glätten nicht immer weichen, sind vermieden.