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No. 43. PAPIER-ZEITUNG. 915 Unsere Bestrebungen, durch Schaffung besserer Papiere dem Preisrück gang entgegen zu treten, haben sich durch die Einführung unserer Normal papiere bewährt, und wir können heute schon konstatiren, dass dieselben sich in vielen Kreisen Eingang verschafft haben und von Behörden und Bahnen bei ihren Offert-Bedingungen vorgeschrieben werden. Unsere Normalpapiere wurden auch bereits nachgeahmt, doch sind dieselben bis jetzt auch nicht annähernd erreicht worden. Die Durchschnittsziffer unserer abermals vergrösserten Produktion zeigt, dass der Zug der Zeit nach billigeren Papieren noch nicht abgeschlossen ist. Der Erfolg unserer Normalpapiere, der allerdings erst in das Betriebs jahr 1889 fällt, ermuntert uns, auf dem betretenen Wege fortzufahren und auch andern bessern Papier-Qualitäten unsere Thätigkeit in erhöhtem Maasse zuzuwenden. Die Wasser Verhältnisse des abgelaufenen Jahres waren, entgegen den ausgesprochenen Hoffnungen, nicht günstig, und das forzirte Schöpfen der Kommune in Pottschach scheint das Schwarza-Gebiet immer ärmer an Wasser zu machen. Die neuesten Verlautbarungen der Kommune Wien lassen eine endliche Verständigung derselben mit den Wasserwerksbesitzern an der Schwarza in Bälde erhoffen. Wir müssen jede Gelegenheit benützen, um unserm Wunsch nach Abschluss dieser nahezu endlosen Verhandlungen Ausdruck zu geben. Entweder lasse uns die Kommune, und dies wäre uns das Liebste, im ruhigen Besitz des Wassers, oder sie bringe die Verhandlungen zu einer Entscheidung, damit die schwer geschädigten Interessenten endlich wissen, woran sie sind und die entsprechenden Vorkehrungen treffen können. Mit unserer Schleiferei Schmitzdorf sind wir am 1. August v. J. in vollen und ungestörten Betrieb gekommen, und dieselbe hat allen an sie geknüpften Erwartungen entsprochen. In der Betriebsperiode pro 1888 lieferte dieselbe täglich im Durchschnitt 2500 kg vorzüglichen Holzstoff. Gleichzeitig mit dem Bau der Schmitzdorfer Schleiferei haben wir den Werkkanal für die Schleifereien Payerbach, Schmitzdorf und die Papierfabrik Schlöglmühl vereinigt, wodurch wir unsere Wasserverhältnisse wesentlich vereinfachten. Mit dem 14. März v. J. übernahmen wir den Waldbesitz Prein und Bax Uebernahme und Betrieb haben sich in jeder Beziehung vollständig glatt abgewickelt. Wir können nach dieser allerdings kurzen Zeit schon kon statiren, dass die an diesen Kauf geknüpften Erwartungen sich mit jedem Jahr mehr verwirklichen werden. An Verbesserungen und Rekonstruktionen haben wir die im Jahr 1887 begonnene Anlage für die mechanische Stoffreinigung beendet, die Erneue rung unserer Kesselanlage in Schlöglmühl weitergeführt und eine neue grosse Filteranlage für die Wasserreinigung zur Papierfabrikation zum grossen Theil der Vollendung nahe gebracht. Ausserdem wurden noch viele kleinere Ver besserungen, die sich nicht aufzählen lassen, in unsern Werken ausgeführt, um immer in der Lage zu sein, der Konkurrenz die Spitze zu bieten. Den Humanitätsanstalten unserer Gesellschaft bleibt unsere Sorgfalt stets zugewendet. Unsere Krankenkasse muss dem neuen Gesetz entsprechend umgestaltet werden, wodurch der Gesellschaft wieder neue, grössere Opfer erwachsen, die wir im Interesse des guten Zwecks gern bringen. An Steuern und Gebühren hatten wir für 1888 53 252 Gid. 44 Kr. zu bezahlen, was 201/3 pl 't. des erzielten Gewinns, 3 Gid. 55 Kr. für die Aktie und etwa 13/4 pCt. auf das Aktienkapital ergiebt. Auf jeden Tag entfallen 145 Gid. 50 Kr. an Steuern. An Verlusten haben wir in dem abgelaufenen Jahr 1 088 Gid. 24 Kr. zu verzeichnen. Wir müssen auch der im Vorjahr stattgefundenen Jubiläums-Ausstellung des N.-Oe. Gewerbe-Vereins gedenken, auf welcher wir durch unsern Papier thurm aussergewöhnlichen Erfolg erreichten. Schon bei der Eröffnung der Ausstellung durch Se. Majestät wurden wir von Allerhöchstdemselben zu dieser Idee beglückwünscht, und dieselbe fand von allen Seiten vielfache An erkennung. Auch in den Zeitungen des In- und Auslandes wurde unser Ausstellungs-Objekt fortwährend in der günstigsten Weise beurtheilt. Unsere Anregung, Rollenpapier dekorativ zu verwenden, hat sich glän zend bewährt und wurde von dem Architekten Herrn Franz Roth in der künstlerischsten Weise zur Geltung gebracht. Es ist uns eine angenehme Pflicht, demselben für seine hervorragende Leistung hiermit öffentlich unsern Dank auszusprechen. Bei Durchführung der Ausstellungsarbeiten, bei denen die grössten Schwierigkeiten zu überwinden waren — galt es doch eine ganz neue, nie da gewesene Aufgabe zu lösen — wurden wir durch unsern* Fabrikdirektor, Herrn Max Sembritzki, unsern Ingenieur, Herrn Moritz Schmidt, und dem mit der Ausführung betrauten Personal unserer Fabriken mit unermüdlichem Eifer unterstützt. Wir sprechen allen dabei Betheiligten den Dank der Ge sellschaft hiermit aus. Bei der Welt-Ausstellung 1888 in Barcelona sind unsere Erzeugnisse mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden. Bei dieser Gelegenheit haben wir verschiedene Verbindungen angeknüpft, die einen Export nach Spanien erschliessen sollen. Es ist das Loos der österreichischen Papier-Industrie, fortwährend neue Märkte aufsuchen zu müssen, da sie durch die Verhält nisse von den alten immer wieder verdrängt wird. Unter den genannten äusserst schwierigen Verhältnissen, die sich vor aussichtlich nicht wiederholen werden, müssen die Resultate des abgelaufenen Jahrs als befriedigend bezeichnet werden. Aus dem nach Abschreibung von 300 000 Gid. verbliebenen Rein ertrag von 175 871 Gid. 28 Kr. ist auf die 3 000 000 Gid. Aktien eine Dividende von 51/2 pCt. vertheilt worden, wie bereits in No. 34 mit- getheilt wurde. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Gewerbes, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Kinderspiele. Die Kgl. Hof-Steindruckerei von Adolph Engel in Berlin SW. sorgt bereits für den Weihnachtsmarkt. Eine An zahl hübscher neuer Kinderspiele ist fertiggestellt und liegt uns zur Besprechung vor. Das Märchen-Reimspiel will geweckten Kindern Gelegenheit geben, durch Ergänzung einzelner fehlender Endreime in einem hübschen erzählenden Gedicht, welches der Spielordner vorliest, ihr. Reimgefühl und ihre geistige Regsamkeit zu bethätigen. Ueber Gang und Aufgaben des Spiels giebt das beigelegte Heftchen folgende An leitung : Dies Spiel erfordert, dass Ihr gescheidt. Besonnen, schnell und aufmerksam seid! Ein Märchen werd’ ich Euch Kindern erzählen, Bei dem so manche der Endreime fehlen; Da sollt Ihr die Ohren nur spitzen fein, Um schnell mit dem Reime zur Hand zu sein. Doch dürft Ihr nicht alle die Stimmen erheben: Die Bilderchen, die ich Euch eben gegeben, Sie zeigen die Worte, die fehlen, Euch an. Drum merke nun jedes, so gut als es kann, Wenn einen der Reime ich fortgelassen. Ob keines von seinen Bildern will passen. Ruft einer jedoch, der’s Bild nicht bekommen, Dann wird ein Pfand ihm als Strafe genommen. Sagt einer ein dummes und falsches Wort, Dann nehmen wir wieder ein Pfand ihm fort. Doch wer von Euch artig und, wie sich’s gehört, Die Worte gerufen — die Bilder gekehrt, Und nun mit den Bildern zuerst ist zu Ende, Erhält als Belohnung gar herrliche Spende An Aepfeln und Nüssen und Plätzchen zum Naschen, Und steckt den Gewinn sich vergnügt in die Taschen. Wohlan denn, jetzt wisst Ihr gewiss, was ich will, Nun spitzt Eure Ohren und haltet Euch still! Das internationale Soldatenspiel enthält Holzklötzchen von etwa 61/2 cm Länge, 2,3 cm Breite und Höhe, welche auf jeder der 4 grösseren Flächen mit Bildern beklebt sind, welche aufrecht stehende Hasen und Hunde in Uniform darstellen. Die Bilder sind so vertheilt, dass auf jedem Klötzchen eine Vorderansicht, eine Rück ansicht und zwei Seitenansichten des betreffenden vierbeinigen Sol daten angebracht sind. Diese Einrichtung ermöglicht es dem spielen den Knaben, die kleine Armee vorwärts, rückwärts und nach beiden Seiten marschiren zu lassen und die Einzelfiguren in drolligen Gruppen zusammenzustellen. Bei dem Märchen-Quartett-Spiel besteht die Aufgabe der Mitspielenden darin, von den vertheilten Karten möglichst die vier zusammengehörigen, welche die Hauptvorgänge eines Märchens dar stellen, in seiner Hand zu vereinigen. Der Austausch der Karten erfolgt durch regelmässig im Kreis herumgehendes Ziehen vom Nach bar. Wer beim Ablegen eines solchen »Quartetts« keine Karten übrig behält, scheidet aus. Nach Beendigung des Spiels erhält jeder Mit spielende für je ein zurückgelegtes Quartett 3 Marken. Wer keins ablegen konnte, zahlt dagegen 3 Marken in die Kasse. Neu und eigenartig sind die von der Firma herausgegebenen Modellir-Baukästen. Die in ihnen enthaltenen Materialien zum Bau von Kirchen, Bauernhäusern, Ställen usw. haben Aehnlichkeit mit ausgeschnittenen Grundformen der bekannten Modeilirbogen. Die Dar stellungen sind aber auf Pappe gezogen, durch Lackiren widerstands fähig gemacht und mit' vorragenden Ansätzen versehen, welche in gestanzte Löcher der anzufügenden Theile gesteckt werden können und so ohne Anwendung von Klebstoff festen Zusammenhalt ermög lichen. Die 4 Wände der einzelnen Häuser sind durch Leinwand scharniere mit einander verbunden, so dass man sie nach erfolgter Aufstellung wieder flach zusammenlegen kann. Im aufgespreizten Zustand erhalten sie meist schon durch Aufsetzen des Dachs, dessen Schlitze in Ansätze der Wände eingreifen, hinreichende Standfestig keit. Die Bauten des Modellirbaukastens eignen sich wegen ihrer Festigkeit auch für kleinere Kinder. Sie können bequem von Ort zu Ort geschafft werden und halten auch eine kleine Kanonade aus. Passende Figuren, welche als Staffage dienen, können aus einem bei gegebenen Kartonbogen ausgeschnitten und auf Metallfüssen befestigt werden. Benutze die Zeit und sei geizig mit Minuten. Wenn jeder das hätte, was ihm durch vertrödelte Zeit an Werthen verloren ging, würde er mancher Verlegenheit enthoben sein.