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719 Papier-Bildung auf dem Langsieb. Einfluss der Rüttelung. Die Papierfestigkeit hängt einerseits ab von der Festigkeit der Fasern, woraus das Papier gefertigt wird (absolute Festigkeit), ander seits von der Verfilzung, welche diese Fasern auf dem Siebtisch der Maschine erfahren. Die Verfilzung wird durch die Rüttelung des Siebtisches hervorgerufen, und jeder Fabrikant weiss, wie sehr sie von der Art des Schüttelns abhängt. Eine bestimmte Vorschrift lässt sich dafür nicht geben, und ich will nur anführen, dass im Redtenbacher- Grasshof als Anzahl der Schüttelbewegungen 162—324 in der Minute angegeben sind. Beim Arbeiten einer Maschine mit 101/2 m langem Sieb zählte ich 200 — 300 Rüttelungen beim Arbeiten aller Sorten Papiere in der Minute. Beim Schütteln lassen sich 4 verschiedene Arten unterscheiden. Man kann die hin- und hergehende Bewegung mit kleinem und grossem Hub ausführen, und sie mehr oder weniger oft in einer Minute wiederholen, so dass wir kräftige Rüttelung (mit grossem Hub) und schwache Rüttelung (mit kleinem Hub), beide langsam oder rasch, unterscheiden können. Die Erfahrung lehrt, welche dieser Rüttelungen bei der Ver arbeitung der verschiedenen Stoffe zu wählen ist. Dabei spricht die Faserart mit, welche verarbeitet wird, die Behandlung, welche die Stoffe bei ihrer Verarbeitung erfuhren, die Anordnung des Stoff aufflusses, die Lage des Siebleders und die Stellung der Lineale. Da alles dieses mehr oder minder schon dazu beiträgt, ein Kreuz- und Querlagern der Fäserchen zu veranlassen und dadurch die Verhältnisse verschieden gestaltet. Zweck des Rüttelns ist, beim Verarbeiten des gutgemahlenen Stoffes dem Papierblatte ein richtiges Gefüge und möglichst klare Durchsicht zu geben, und gleichzeitig auch die Festigkeit des Papieres zu erhöhen. Im allgemeinen bedarf lang gemahlener, schmieriger Stoff keiner kräftigen Rüttelung, da er das Wasser mit grosser Zähigkeit an sich hält, und somit die Fäserchen auf der ganzen Länge des Siebtisches schon bei mässiger Rüttelung in der Schwebe hält. Bei kurz ge mahlenem röschem Stoff ist stärkere Rüttelung nöthig, da der Stoff sonst sein Wasser zu schnell fallen lässt, und gute Verfilzung dann nicht mehr zu erzielen ist. Die Dicke des zu arbeitenden Papiers muss jedoch hierbei besonders berücksichtigt werden. Vor längerer Zeit habe ich den Einfluss der Rüttelung sowohl auf das Aeussere des Papiers, auf seine Auf- und Durchsicht, als auch auf die Veränderungen genauer verfolgt, welche die Festigkeits eigenschaften dadurch erfahren, und in Nachfolgendem gebe ich meine Untersuchungsergebnisse wieder. Zur Untersuchung hatte ich 6 Papiere, an welche ganz ver schiedene Anforderungen gestellt und die aus verschiedenen und verschieden bearbeiteten Rohstoffen gefertigt wurden. Vier von den Papieren wurden auf einem Siebtisch von etwa 3,75 — 4 m Länge gefertigt, eines bei einer Siebtischlänge von etwa 5 m, und ein stärkeres (Karton) auf einem Siebtisch von etwa 61/2 m Länge. Ich hebe dies besonders hervor, weil die Länge des Siebtisches zur Er zeugung inniger Verfilzung von grosser Bedeutung ist, obgleich man bei sehr langsamem Arbeiten mit kurzem Siebtisch auch gute Ver filzung erzielen kann. Die Festigkeitsprüfungen sind mit dem Wendler’schen Apparat ausgeführt worden, und dabei wurden alle Faktoren genau berück sichtigt, um Ergebnisse zu erzielen, deren Werthe durch keinerlei Umstände in ihrer Richtigkeit geschmälert werden. Um bei den einzelnen Zerreissversuchen recht genau die Werthe ablesen zu können, wurde eine gute Lupe zu Hilfe genommen. I. Spielkarten-Einlagepapier aus reinen Lumpen. 60 pCt. Leinen, 40 pCt. Baumwolle, ohne jeden Zusatz von Erde. Holländer stramm betragen, Stoff langsam ge mahlen. Das Papier aus langem Stoff gefertigt. A. mit Rüttelung des Siebtisches gearbeitet: 10 Zerreissversuche. Länge 180 mm, Breite 15 mm, p = Gewicht, welches zum Zerreissen dieses Streifens erforderlich war; e = Deh nung; R = Reisslänge. Parallel zum Maschinenlauf. Senkrecht zum Maschinenlauf. 1. Pl 2. = 3,50 kg, e 4,05 „ = 1,8 pCt. 6. 1,9 „ 7. p 2 = 2,28 kg, eg = 3,05 2,25 „ 3,20 pCt. 3. 4,10 „ 1,95 „ 8. 2,15 „ 3,20 4. 4,00 „ 1,80 „ 9. 2,30 „ 3,80 5. 3,75 „ 1,90 „ 10. 2,30 „ 3,80 Pi = 3,88 kg, e, — 1,87pCt. p2 = 2,565 kg, e, = 3,41 pCt. Ri = 3,949 km Rg = 2,294 km e x = 1,87 pCt. e2 = 3,41 pCt. R:Rg = 58 pCt. ei eg 182 „ Mittlere Reisslänge R = 3,620 km. „ Dehnung e = 2,64 pCt. B. ohne Rüttelung des Siebtisches gearbeitet Parallel zum Maschinenlauf. Senkrecht zum Maschinenlauf. 1. pi = 4,30 kg, e, = 2,0 pCt. 6. pa = 1,90 kg, eg = 2,3 pCt. » 33 2. 3. 4. 5. 4,10 „ 3,20 „ 3,40 „ 3,70 „ 1,7 „ 1,7 „ 2,2 „ 1,9 „ 7. 2,05 „ 8. 2,05 „ 9. 1,95 „ 10. 2,20 , 3,0 2,9 2,6 3,2 Pi = 3,74 kg, e, = 1,9 pCt. R 1 = 3,867 km e, = 1,9 pCt. R : Rg e : eg pa = 2,03 kg, e, = Ra = 2,099 km eg = 2,8 pCt. = 54 pCt. = 147 „ 2,8 pCt. Mittlere Reisslänge R — 2,983 km, „ Bruchdehnung e = 2,35 pCt. Die beiden Papiere »mit« und »ohne« Rüttelung lassen in der Durchsicht schon grosse Verschiedenheit erkennen. Das Papier »mit Rüttelung« zeigt bereits stark wolkige Durchsicht, die der kurzen Sieblänge von 10 m und der schnellen Gangart, mit welcher das Papier gearbeitet wurde, zuzuschreiben ist; das »Papier ohne Rüttelung des Siebtisches« aber zeigt sehr wilde Durchsicht. An letzterem lässt sich erkennen, dass der Stoff ganz ungenügende Verfilzung erfahren hat, was sich bei der Länge der Faser in sehr augen scheinlicher Weise merkbar macht. Dieses Ungleichmässige lässt sich auch in den gefundenen Werthen der Zerreissversuche wahr nehmen, da die einzelnen Zahlen bedeutende Schwankungen auf weisen. Bei der Zerreissarbeit selber erhielt ich bei beiden Papieren ganz unregelmässige Bruchstellen, was auch lediglich auf ungleich mässiger Verfilzung beruhen dürfte. Die mittlere Reisslänge des Papiers hat infolge der Rüttelung um 0,637 km zugenommen, was einer Zunahme von 211/3 pCt. gleich ist; auch die Dehnbarkeit ist durch Rüttelung um über 11 pCt. ge steigert worden. Betrachten wir die einzelnen Ergebnisse, so fällt auf, dass die Reisslänge paralleler Richtung etwas gestiegen ist, jedoch nicht be deutend; dagegen beträgt die Zunahme der Reisslänge senkrechter Richtung 200 m, d. h. 10 pCt. Die Bruchdehnung senkrechter Richtung hat durch die Rüttelung bedeutende Erhöhung erfahren, nämlich um etwa 12 pCt., während sich in paralleler Richtung ein ganz geringer Rückgang zeigt, der aber seiner Unbedeutenheit wegen keiner Beachtung werth ist. Die Verhältnisszahlen R 1 : Rg zeigen, dass die Rüttelung die Gleichmässigkeit etwas begünstigt hat, während sich die Dehnung e, : eg umgekehrt verhält. II. Gutes Werkdruckpapier aus reinen Lumpen, 65 pCt. Leinen, 35 pCt. Baumwolle. Holländer stramm betragen, schnell gemahlen, aus Mittelstoff gefertigt. A. mit Rüttelung des Siebtisches gearbeitet. Parallel zum Maschinenlauf. Senkrecht zum Maschinenlauf. 1. P1 = 2,54 2. 2,80 3. 2,65 4. 2,60 5. 2,70 kg, e = 1,1 pCt. „ 1,1 „ „ 1,1 „ „ L0 „ „ 1,2 „ 1. P2 = 1,25 kg, e 2 = 2- 1,31 „ 3. 1,22 „ 4. 1,30 „ 5. 1,52 „ 6. 1,40 „ 7. 1,38 „ 1,6 pCt. 1,9 „ 1,6 „ 2,0 „ 2,2 „ 1,5 „ 1.8 „ pi = 2,66 kg, ei = 1,1 pCt. Ri = 2,562 km e, = 1,1 pCt. Ri : Ra = e ez Mittlere Reissläng „ Bruchdeh B. Ohne Rüttelung des Parallel zum Maschinenlauf. 1. p 1 = 2,25 kg, e, = 1,2 pCt. 2. 2,20 „ 1,2 „ 3. 2,00 „ 1,0 „ 4. 2,20 „ 1,0 „ 5. 2,20 „ 1,3 „ Pa — 1,34 kg, e2 = 1,8 pCt. Ra = 1,290 km eg = 1,8 pCt. 501/2 pCt. 164 „ e R = 1,926 km, nung e = 1,45 pCt. Siebtisches gearbeitet. Senkrecht zum Maschinenlauf. 6- p 2 = 1,05 kg, e, = 1,6 pCt. 7- 1,00 „ 1,4 „ 8- 1,00 „ 1,4 „ 9- 1,02 „ 1,5 „ 10- L18 „ 1,7 „ pi = 2,17 kg, e 1 = 1,14 pCt. Pa = 1,05 kg. eg = l,52pCt. Ri = 2,146 km Rg = 1,038 km e = 1,14 pCt. eg = 1,52 p ct. R:Rg= 48 pCt. e : eg = 133 „ Mittlere Reisslänge R = 1,592 km, „ Bruchdehnung e = 1,33 pCt. Auch hier sieht das »mit Rüttelung« gearbeitete Papier bedeutend