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718 PAPIER-ZEITUNG. No. 34. Deutscher Papier-Verein. 10. General-Versammlung in Hamburg, Freitag, 31. Mai, vormittags 10 Uhr. (Lokal wird noch bekanntgegeben.) TAGES-ORDNUNG: 1. Bericht des Vorsitzenden über das abgelaufene Vereinsjahr und sonstige Mittheilungen des Vorstandes. 2. Rechnungslegung des Kassirers und Bericht der Revisoren. 3. Neuwahl der Kassen-Revisoren. 4. Neuwahl des 1. und 2. Vorsitzenden für die nächsten 3 Jahre. 5. Antrag auf Ernennung eines Ehrenmitglieds. 6. Bericht der Vorstände der Zweig-Vereine. 7. Vertheilung der Diplome für langjährige Dienstzeit. 8. Beschluss über Beschaffung besondrer Diplome für mindestens fünfundzwanzigjährige Dienstzeit. 9. Antrag des Vorstandes, den unentgeltlichen Beistand des Vereins- Syndikus auf sämmtliche Klagen der Mitglieder auszudehnen. 10. Anträge der Zweig-Vereine und Mitglieder, soweit dieselben bis 30. April eingegangen sind. 11. Wahl des Ortes der nächsten Generalversammlung. Wir laden unsere Mitglieder und alle Fachgenossen, sowohl Papierhändler als auch Fabrikanten, welche Papierhändler zu Kunden haben, zur Theilnahme freundlichst ein. Beabsichtigte Vergnügungen werden noch mitgetheilt. Der Vorstand des Deutschen Papier-Vereins. I. A.: Reinh. Tetzer, 2. Vorsitzender. Süddeutscher Papier-Verein. (Sitz in Nürnberg.) Generalversammlung Dienstag, 7. Mai, abends 8 Uhr, im Cafe National, früher Wiener Salon am Markt. TAGES-ORDNUNG: 1. Berichterstattung über das abgelaufene Vereinsjahr. 2. Kassenbericht und Entlastung des Kassirers. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Entgegennahme von Anträgen und deren Besprechung. Um lebhafte Theilnahme im Interesse des Vereins wird ersucht. Nürnberg, im April 1889. Der Vorstand. Mitteldeutscher Papier-Verein. Zu einer ausserordentlichen Generalversammlung, an welche sich die Eröffnung der Messausstellung anschliessen soll, lade ich auf einstimmigen Beschluss des Vorstandes die Mitglieder unseres Zweigvereins für Donnerstag, 2. Mai, früh 8 Uhr, nach dem Parterresaale des Eldorado hierdurch ein. TAGES-ORDNUNG: Stellungnahme zur Präsidentenwahl für den Deutschen Papier- Verein in Hamburg (Aufstellung eines eigenen Kandidaten). I. A.: Otto Winckler. Mess-Ausstellung in Leipzig für Papier und Schreibwaaren, buchgewerbliche Erzeugnisse usw. Die Fachmesse beginnt am 2. Mai und wird bis einschl. 5. Mai von früh 9 Uhr bis abends 6 Uhr geöffnet sein. Die Annahme von Anmeldungen musste bereits am 18. April geschlossen werden, weil die verfügbaren Räume selbst mit Benutzung der früheren Restaurations-Lokalitäten weitere Unterbringung von Gegenständen nicht zuliessen. Zum Besuch der Ausstellung haben sich zahlreiche auswärtige Firmen des Faches angemeldet. Allen Fachgenossen, welche einer Fachvereinigung angehören, ist zum unentgeltlichen Besuch Gelegenheit geboten. Auch für Nichtfachleute oder dem Papierfach ferner stehende Berufsgenossen wird die Ausstellung viel Interessantes und bis jetzt nicht Gesehenes bieten. Zugabe-Unwesen. Gleich andern Berliner Tageszeitungen hatte auch die »Vossische« die Erklärungen des Vereins Berliner Papier- und Schreibwaaren- händler, deren wesentlichen Inhalt wir in Nr. 25 Wiedergaben, ab gedruckt. Darauf erschien folgende Erwiderung »aus Lehrerkreisen«: Die Zuschrift von dem »Verein Berliner Papier- und Schreibwaaren- Händler« in Nr. 139 der »Voss. Ztg.« enthält die Bemerkung, dass der Lehrer stand zur Einführung des Zugebens selbst mitgewirkt habe, dadurch, dass die Normalsohreibschule mit allen Mitteln zur Einführung gebracht werde. Was das letztere anbetrifft, sollten die Händler nicht den Anspruch erheben, ihrer seits bestimmen zu wollen, was für Hefte in den Schulen gebraucht werden sollen. Ihnen steht ohne Frage nur zu, diejenigen Hefte zu verkaufen, welche von der Schulbehörde zugelassen sind und von den Lehrern dem Schreibunterrichte zu Grunde gelegt werden. Die Behauptung, die Lehrer hätten zur Einführung der Zugaben mit gewirkt, ist unbegründet. Im Gegentheil wird aus der Lehrerschaft heraus seit Jahren gegen die Zugaben angekämpft. Die Herausgabe der »Normal schreibschule« von einer Kommission von Lehrern hat mit dieser Angelegen heit nichts zu schaffen Dieses Schreibwerk, das mit gewöhnlichen Schreib heften nicht auf dieselbe Stufe gestellt werden darf, besteht aus einer Reihe von Heften, die nach Liniatur und Vorschriften auf das sorgsamste aus gearbeitet sind. Die Herausgeber derselben haben das ihnen zustehende Honorar der Wittwenkasse des Berliner Lehrervereins überwiesen. Diesem fliesst also von dem Verleger der Hefte ein kleines Honorar zu. Hiergegen wird kaum etwas einzuwenden sein, so lange die Herausgabe von Schul büchern und Lehrmitteln allgemein eine Privatsache der Schulmänner ist. Mit dem Vertrieb der Hefte befasst sich die Lehrerschaft nicht, sondern dieser liegt wie bei allen anderen Heften in den Händen der Händler. Die Schuldeputation, auf welche sich die Zuschrift der Papierwaaren- händler beruft, hat darum auch dem Verlangen derselben, die Benutzung der Normalschreibschule zu verbieten, keineswegs nachgegeben, sondern nur den Lehrern zur Pflicht gemacht, auf die Anschaffung einer bestimmten Art von Heften keinen unberechtigten Druck auszuüben. Uebrigens ist neben der Normalschreibschule noch eine ganze Reihe von Schreibwerken, die von einzelnen Schreiblehrern herausgegeben sind, in Gebrauch; und auch von ihnen fliesst den Herausgebern ein bestimmter Prozentsatz als Honorar zu. So lange nicht die Schreibwaarenhändler, sondern die Lehrer für die Methodik des Schreibunterrichts thätig sind, wird das auch wohl so bleiben müssen. Die Händler agitiren seit lange gegen die Normalschreibschule, weil der Verleger derselben einen geringeren Rabatt bewilligt als andere Firmen. Dass die Herren möglichst viel verdienen wollen und bemüht sind, zwischen Waare und Preis das rechte Verhältniss herzustellen, wird ihnen Niemand verargen, aber dass sie wohlerworbene Rechte nicht anerkennen und falsche Beschuldigungen erheben, ist nicht zu billigen. Wie wenig ernst es ihnen bisher mit der Abschaffung der Zugaben war, geht daraus hervor, dass ein dahin gehender Antrag aus ihren eigenen Reihen vor einiger Zeit von dem Verein einfach abgelehnt wurde. Der einzige Weg, der sicher zur Ab schaffung der Zugaben führen würde, scheint die Herabsetzung des Preises für die Hefte zu sein. Die Hefte zu vergrössern ist für die Schule nicht wünschenswerth, und der gegenwärtige Gewinn beim Hefte verkauf ist so gross, dass er dem sonstigen kaufmännischen Gewinn nicht entspricht und zu Zugaben usw. geradezu herausfordert. Nachdem sich die Papierindustrie so ungemein vervollkommnet hat, möchte ein Schreibheft anstatt für 10, auch wohl für 8 oder 7 Pfennige zu liefern sein, ein Preis, der beim Einkauf von kleineren Partieen auch anstandslos bewilligt wird. Hierauf erwiderte der Vorstand des Vereins Berliner Papier- und Schreibwaaren-Händler Folgendes: Die »Voss. Ztg.« vom 25. v. M. enthält einen Entgegnungsartikel auf eine bezüglich »der Unsitte des Zugebens in Berliner Papierläden« in derselben Zeitung veröffentlichte Zuschrift, in welcher den Papierhändlern Motive unterstellt wurden, welche denselben durchaus fern liegen. Zunächst steht es fest, dass ein grosser Theil der Herren Lehrer, bewusst oder un bewusst, die zwangsweise Einführung der in Bezug auf Beschaffenheit und Stärke viel zu wünschen übrig lassenden N o rm al liniat urhefte betreibt; Beweise sind wiederholt der Behörde eingereicht worden. Keineswegs er heben die Papierhändler den Anspruch, zu bestimmen, was für Hefte die Schule brauchen soll, sondern sie wünschen, dass, analog dem Vorgehen in Potsdam, die Schulbehörde Musterhefte herausgiebt, nach welchen es jedem Papierhändler oder Buchbinder (auch Privatmann) möglich ist, Schreibhefte anfertigen zu lassen, welche in allen Gemeindeschulen zulässig sind, ohne sich erst eine Abgabe von 10 pCt. an eine, das Publikum und besonders das weniger bemittelte, garnicht interessirende Kasse, wie hier die Lehrer- Wittwen- und Waisenkasse, auferlegen zu lassen. Nicht weil der Verleger der Normalschreibhefte einen geringeren Rabatt bewilligt, sind die Händler denselben abgeneigt, sondern die Erkenntniss, dass das immer mehr sich fühlbar machende Monopol ein unberechtigtes ist, hat dazu geführt, denselben entgegen zu treten. Um nun diesen Heften mit allen Mitteln Konkurrenz zu bieten, ist leider das Zugeben entstanden, welches der Verein der Papier händler jedenfalls verwirft, und es ist ihm jede Unterstützung dabei will kommen Unrichtig ist es, dass ein Antrag auf Abschaffung der Zugabe ab gelehnt worden sei, derselbe hat überhaupt nicht gestellt zu werden brau chen, weil darin Einigkeit herrscht, diese Unsitte allmälig zu beseitigen. Diese Beseitigung fällt aber um so schwerer, als es Thatsache ist, dass in einem gerade einem Lehrer gehörigen, bezw. unter dessen Aufsicht stehenden Geschäft das gerügte Unwesen eine Höhe erreicht hat, die aller Beschreibung spottet. Beweise darüber wurden an hoher Stelle überreicht, wodurch viel leicht am ehesten Abhilfe geschaffen werden wird. Dass im übrigen Hefte bester Qualität und in reeller Stärke viel beitragen werden,, um die Zugaben zu beseitigen, wie der Verein beabsichtigt, dürfte doch gewiss zugegeben werden, obgleich der Verfasser jenes Entgegnungsartikels sich, dagegen erklärt. Was die Herausrechnung des Verdienstes der Papierhändler bei dem Hefte- verkauf betrifft, so sollte der Herr Einsender sich nur Kenntniss davon ver schaffen, mit wieviel Scherereien die kleinen Käufer den Papierhändler er freuen, zu welchen die Kinder vielfach nur durch die häufigen Abänderungen veranlasst werden. Wenn ein Dutzend guter Hefte mit 1 M. verkauft wird, gegenüber dem einzelnen Heft zu 10 Pf., so ist das wohl berechtigt, weil im letzteren Fall die Arbeit zwölfmal zu wiederholen ist, ohne den etwaigen Umtausch zu rechnen.