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697 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel, Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Blanko -V or drucke. Man hört oft klagen, das Publikum lasse sieh für bessere Druck sachen nur schwer erwärmen und besitze kein rechtes Verständniss für künstlerisch ausgeführte Erzeugnisse der Buchdruckpresse. Hier durch angeregt sind in der letzten Zeit einige Geschäfte entstanden, welche es sich zur Aufgabe gemacht haben, namentlich dem kleine ren Buchdrucker durch Massenherstellung gut ausgeführter Blanko- Vordrucke Gelegenheit zu geben, das Publikum an bessere Druck sachen zu gewöhnen. Das Buchdruckgewerbe folgt hierin wohl einem Zuge der Zeit, indem es den Grundsatz der Arbeitstheilung so gut als möglich für seine Zwecke in Anwendung bringt. Der erste Gedanke ging von unserer Schwesterkunst, der Litho graphie aus, welche schon seit etwa 20 Jahren für Diplome usw. Blanko-Vordrucke liefert, und zwar in einfacher wie in reicher und vielfarbiger Ausstattung. Im Buchdruck war es meines Wissens A. Waldow in Leipzig, welcher den Gedanken der Bian ko-Vordrucke praktisch ausnützte, indem er von seinen Archivbeilagen Sonder-Auflagen ohne Text drucken liess und dieselben einzeln gelegentlich abgab. Was Waldow als Nebengeschäft betrieb, machten in der neueren Zeit einige Firmen, insbesondre Förster & Borries in Zwickau, zum Hauptzweige ihres Geschäfts. Lithographische Vordrucke liefern seit einiger Zeit das Exporthaus Senefelder in Frankfurt a. M, C. G. Naumann in Leipzig und Andere. Den Buchdruckern war dieser Umstand willkommen; denn der Preis der Blankokarten war so mässig, dass es unmöglich war, diese zu demselben Preise im Einzelfall lierzustellen. Ausserdem liessen es die Hersteller der Vordrucke sich angelegen sein, gute Arbeiten herauszngeben, so dass der Buchdrucker auch zugleich in dieser Hinsicht seine Rechnung fand. Die Angelegenheit tiat in eine neue Phase, als sich einigen Giessereien die Ueberzeugung aufdrängte, dass sie durch die Her stellung von Blanko-Vordrucken insofern henacht heiligt würden, als die Käufer dieser Blankos nicht mehr nöthig hatten, die auf • den selben abgedruckten Vignetten selbst zu erwerben. Scheiter & Giesecke in Leipzig waren die ersten, welche auf ihren Probeblättern die Bemerkung anbrachten, dass sie die Ver wendung ihrer Vignetten zu Bian ko-Vordrucken von ihrer Geneh migung abhängig machten. Die Frage, ob die Giessereien berechtigt sind, den Buchdruckern die Benutzung ihrer Zierbilder zu Blanko- Vordrucken zu untersagen, ist noch nicht gelöst, da richterliche Ent scheidung bisher nicht angerufen wurde. Vom Standpunkte des kleineren Buchdruckers aus müsste et waige Einschränkung der Herstellung von Vordrucken bedauert werden. Anderseits kann man aber den Giessereien nicht Unrecht geben, wenn sie sich angesichts der Kosten, welche sie für Zeich nung und Aetzung der Vignetten und Leisten, für Schnitt von Ein fassungen usw. aufwenden, eine derartige Ausnützung ihrer Erzeug nisse nicht ruhig gefallen lassen wollen. Auch vom Standpunkt des gesammten Druckgewerbes kann ich in weiterer Ausbreitung der Herstellung von Blanko-Vordrucken im Buchdruck keinen Vortheil erblicken. Nicht nur, dass es dadurch jedem »Trittmüller« leicht gemacht wird, den schlechten Satz und Druck seiner Erzeugnisse durch die glänzende Ausstattung der Vordrucke zu verdecken; es könnte auch eine Konzentration der guten künstlerisch ausgestatteten Acci- denzen auf wenige Anstalten eintreten, was dem gleichmässigen Fort schritt des Druckgewerbes nicht förderlich wäre. In der Lithographie liegt die Sache etwas anders, weil hier jede Zeichnung einen mehr individuell künstlerischen Charakter trägt und die betreffenden Anstalten ihre Zeichnungen selbst er zeugen. R. Winkler. Farbe klar bleibe und leicht in jeder beliebigen Presse, auf jeder Art Papier und unter allen möglichen Temperatur - Verhältnissen angewendet werden könne. Inkoleum soll auch das Abfasern und Ankleben des Papiers an die Form verhindern, die Walzen frisch erhalten und das Waschen derselben unnöthig machen. Diese Anpreisungen veranlassten die Berliner Typogr. Gesellschaft der Angelegenheit näher zu treten. Der Vorstand liess ein Fläschchen Inkoleum kommen und vertheilte dessen Inhalt an verschiedene Druckereien zum Versuchen. Diese Versuche haben zumtheil die in den Ankündigungen an geführten Vorzüge bestätigt. Die Flüssigkeit wird von der Farbe begierig aufgenommen und verbindet sich leicht mit derselben. Alte trockene Farbe, z. B. an den Rändern des Pressen-Farbkastens, löst sie sehr schnell auf; und wenn man die Walzen über Nacht unge waschen stehen lässt, geht morgens das Fortdrucken ebenso leicht von statten wie abends. Diese Versuche beziehen sich aber nur auf gewöhnliche Arbeiten bei einfachen Maschinen. Hauptbedingung ist dabei, dass das Papier nicht staubt; sonst nützt auch Inkoleum nichts. Der Papierstaub kann nur durch Waschen von den Walzen entfernt werden. Auch bei einigen bunten Farben wurden gleiche Ergebnisse erzielt. Weitere Versuche betrafen den Druck auf Doppel- und Rotationsmaschinen. Hier verhindert das stark stäubende Papier die Anwendung von Inkoleum. Dies ist bedauerlich, denn gerade beim Rotationsdruck liesse sich am besten feststellen, wie sich die Flüssigkeit bei starkem Temperatur wechsel verhält. Ob Inkoleum die Walzen frisch erhält, wie im Prospekt ange geben, muss noch erprobt werden, ebenso sein Verhalten bei besserer Farbe und feinerem Druck. Was die gerühmte Farbersparniss beim Zusatz von Inkoleum zu besserer Farbe anlangt, so wird wohl jeder Buchdrucker mit mir darüber einig sein, dass stärkere bessere Farbe schon an sich aus giebiger ist als gewöhnliche. Dazu brauchen wir nicht erst das Inkolenm. Die von der Redaktion der Papier-Zeitung in No. 11, Seite 210 ausgesprochene Vermuthung, dass das Inkolenm nichts andres sei als denaturirtes Petroleum, scheint sich zu bestätigen. Ich fand wenigstens, dass fast die gleichen Ergebnisse sich durch Petroleum mit Zusatz von ätherischen Oelen erzielen lassen. Man kann sich daher die Flüssigkeit bei weitem billiger selbst herstellen als sie der Erfinder verkauft. Wünschenswerth wäre es, wenn die Versuche fortgesetzt und ihre Ergebnisse bekannt gegeben würden. W. Stahlstege für Hohlräume. Beim Druck von Formularen und sonstigen Arbeiten, bei welchen wenige Schriftzeilen durch grosse Zwischenräume getrennt sind, ist ein leichteres Füllmaterial erwünscht als gewöhn liche Scbliessstege es bie ten. Grosse deutsche For mular - Druckereien be nutzen in solchen Fällen noch Holzstege, manchmal eiserne Gitterstege, auch wohldasScheerenschliess- zeug von Walter Ochs, oder ähnliche Sperrvorrich tungen. DieMorgans & Wilcox Manufacturing Company, Middleton, N. Y„ stellt zu gleichem Zweck syste matische Stahlstege her, welche an den Enden und in der Mitte treppen- und zinnenförmige Einschnitte zeigen. Mittels solcher Stege lassen sich fiste, rahmen- oder gitter förmige Füllungen schaffen, welche auch im Innern noch Satz auf nehmen können. Vorstehende Figur veranschaulicht ein solches Gefüge. Es leuchtet ein, dass namentlich die treppen förmigen Enden ver- schiedene Verbindungen zulassen, z. B. folgende: Inkoleum. Zur Auffrischung der Buchdruckwalzen und zur Verdünnung der Farbe empfiehlt ein amerikanischer Buchdrucker eine Flüssigkeit, welche er Inkoleum oder Farböl nennt. Herr M. P. Mckoy, London E. C., 11 Farington Road, und Herr A. Schlögel, Berlin S.W., Bergmann strasse 9, halten Lager davon. In den Ankündigungen wird gesagt, dass sich die Flüssigkeit zum »Raffiniren« und »Reduziren« der Farbe zu jedem beliebigen Grade von Dichtheit eigne, so alt oder steif sie auch sein möge, wobei die so dass eine nicht allzugrosse Steg-Auswahl für verschiedene Formate ausreicht. Die Zusammenstellung der genannten Firma enthält 21 Stege.