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696 PAPIER-ZEITUNG. No. 33. Mühle wurde von einer Gesellschaft erbaut, bestehend aus William Bradford. Samuel Carpenter, Thomas Tresse und Wilhelm Ritting- huysen, und im September 1690 in Betrieb gesetzt. Rittinghnysen, der aus einer alten holländischen Papiermacherfamilie stammte, über nahm die technische Leitung, welche längere Zeit auch in den Händen seiner Nachkommen blieb. (Am. Stationer.) Papierfabrikation. In der Versammlung der Polytechnischen Gesellschaft zu Berlin vom 21. März hielt unser geschätzter Mitarbeiter, Herr Dr. E. Muth, einen Vortrag über Papierfabrikation mit besonderer Berücksichtigung der zum Papier verwendeten Ersatzstoffe. Der für einen grösseren, zwar technisch gebildeten, aber nicht papierfachmännischen Zuhörer kreis bestimmte Vortrag musste begreiflicherweise etwas weit aus holen und konnte auf Fabrikations-Einzelheiten nicht eingehen. Nachdem der Vortragende eine Uebersicht über die Geschichte der Papierindustrie gegeben und die Papierfabrikation in ihren Grundzügen dargestellt hatte, ging er auf Herstellung der neueren Lumpen-Ersatzstoffe näher ein, beschrieb ihre Gewinnung und ihre Eigenschaften unter Vorführung zahlreicher Rohstoff- und Papier muster. Aus dem sich anschliessenden Meinungsaustausch geben wir nachstehende Ausführungen wieder. Herr Geh. Ober-Regierungsrath Bienek, Direktor des Kgl. Statistischen Bureaus: Ich möchte hier besonders hervorheben, dass unsere Staatsregierung durch die Vorschriften, die sie in Bezug auf die Verwendung des Papiers gemacht hat. die Papierfabrikation wesentlich gefördert hat. Ich bin auch schon einige 30 Jahre Beamter, und habe als solcher viel mit Schreib- und Druckpapier zu thun. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei Behörden, wo vor vielleicht 30 Jahren minderwerthige Papiere zu Druck sachen verwendet wurden, schon jetzt die Folgen hervortreten, während nach vielleicht weiteren 20—30 Jahren weithvolle Drucke weithlos sein werden. Das Papier bricht und bekommt braune Farbe. Wir gehen heutzutage bei unsern Verdingungen von dem Zweck der Verwendung aus und schreiben nach diesem unsere Bedingungen vor; wir wollen kein billiges und schlechtes, sondern preiswerthes Papier. Ich habe immer darauf gesehen, dass streng nach dem Zweck auch die Güte des Papiers bemessen wird. Wenn man z. B. für eine Volkszählung Forumlare verdingt, die nur 2-3 Jahre aufbewahrt zu werden brauchen, kann man Holzstoff nehmen in beliebigem Prozentsatz. Für Schriftstücke von dauerndem Werth aber ist haltbares Papier unerlässlich. Selbst für die Presse, die zum Theil schauderhaftes Papier verwendet, möchte ich wünschen, dass wenigstens eine Anzahl von Exemplaren auf gutem Stoff hergestellt werde; denn unsere Presse hat doch nicht nur vorübergehende, sondern auch dauernde Bedeutung Man findet bei Behörden und in grösseren Bibliotheken, dass Zeitungen 30, 40, 100 und mehr Jahre aufbewahrt werden, damit man im Bedarfsfälle hier oder da in ihnen nachschlagen kann; von unsern jetzigen Zeitungen, oder doch von vielen dereeiben glaube ich aber kaum, dass sie nach 20—30 Jahren noch zu benutzen sind. (Herstellung von Abzügen auf bessern Papier lässt sich bei Rotationsdruck schwer ermöglichen. 1). Red.) Private und Behörden haben öfter farbige Papiere zu verwenden. Ich erinnere nur daran, dass man behördlicherseits vielfach — ausserhalb Preussens noch mehr als hier — zu Fragebogen und Zählkarten verschiedenfarbiges Papier benutzt. Abgesehen davon, dass eine solche Verwendung übertrieben und zur Spielerei werden kann, habe ich aber auch gefunden, dass die mit Anilin gefärbten Papiere in kürzester Zeit so blass wurden, dass sie bei einem etwaigen Gebrauche bei Licht kaum noch in ihrer verschiedenen Färbung zu unterscheiden waren. Ich machte folgende Probe: Wenn ich ein intensiv roth gefärbtes Papier nahm und es an zwei Tagen, im Ganzen etwa 6 bis 8 Stunden, in die Sonne legte, so erhielt ich am Ende des zweiten Tages nur noch ganz blassrosa scheinendes Papier. Aehnliche Erfahrungen habe ich mit längere Zeit zu gewöhnlichem Gebrauch aufbewahrten farbigen Bogen usw. gemacht. Hiernach wollte ich mir die Frage erlauben, ob man Mittel hat, um die Beständigkeit der Anilinfarben so zu erhöhen, dass man für bestimmte technische Zwecke, wo es darauf ankommt gewisse Darstellungen auf verschiedenfarbigen Papieren zu geben, dauerhafte Färbung erhält. Herr Dr. Muth: Für die geringen Sorten farbiger Papiere, zu Plakaten, für billige Drucke benutzt man allerdings Anilinfärbung. Zu besseren, nament lich feineren Schreibpapieren benutzt man Ultramarin für Blau, Rothholz abkochungen oder Kochenille für Roth. Bei Schreibpapier macht sich das Färben mit Anilin sehr bald geltend, indem die Rücken des Papiers nach wenigen Tagen gelb werden. Herr Geh. Ober-Reg.-Rath Bienek: Dass man zu feineren Papieren andere Farben nimmt, war mir nicht unbekannt; ich wollte aber gern wissen, ob man bei der Billigkeit der Anilinfarben bereits Mittel gefunden hat, um den gerügten Nachtheil zu vermeiden, um beides zusammen zu haben: billiges Papier und dauerhafte Farbe. Herr Dr. Muth: Die Einwirkung von Licht und Luft zerstört nun einmal die Anilinfarben, und man kennt bisher kein Mittel, um dies zu verhüten. Illustrirtes Waarenverzeichniss aus dem 17. Jahrhundert. Vor mir liegt ein stattlicher Foliant, in Schweinsleder gebunden, der eine Breite von 27 cm, eine Höhe von 41,5 cm und eine Stärke von etwa 4, cm hat. Das in Kupfer gestochene, leider kolorirte Titelblatt zeigt über einem grossen Garten mit allegorischen Darstellungen folgende Inschrift: »Florilegium Emanuelis Sweertii septimonti Batavi Amsteladami commorantis, tractans de variis floribus et aliis indicis plantis ad vivum delineatum in duabus partibus et quatuor linguis concinnatum«; auf Deutsch etwa: »Blumen sammlung des Emanuel Sweertius aus Siebenbürgen, zu Amsterdam wohn haft, handelnd von verschiedenen Blumen und andern indischen Pflanzen, nach dem Leben gezeichnet, in zwei Theilen und vier Sprachen heraus gegeben« Dieser Titel, sowie das ganze Buch überhaupt, könnte zu der Meinung verführen, man habe ein im Dienst der Wissenschaft verfasstes treffliches botanisches Werk vor sich. Betrachtet man das Buch aber genauer, so sieht man, dass es nur ein allerdings ganz grossartig angelegtes kaufmännisches Waaren- und Lager- verzeichniss des Blumenhändlers Emanuel Sweertz in Amsterdam ist. Denn unter der Darstellung des Titelblatts findet sich zwischen den Rundbildern der Botaniker Clusius und Dodonaeus in einem hübsch verzierten Schildchen die Inschrift: »Prostat venale una cum floribus et plantis ipsis, apud ipsum autorem Eman. Sweertium cuius officina ante curiam Francofur. 1612«, auf Deutsch etwa: »Käuflich (das Buch nämlich) zugleich mit den Pflanzen und Blumen bei dem Verfasser Eman. Sweertius vor dem Rathhause zu Frank furt, 1612« Etwaige Zweifel, ob man es auch wirklich mit einem Lagerver- zeichniss zu thun hat, beseitigt vollends die auf der Rückseite des Titelblatts in vier Sprachen stehende Mittheilung: »So Jemand wäre, der zu diesen gegen wärtigem Buch, oder auch den Blumen, Gewächsen und Zwiebeln, so in demselben begriffen, Lust hätte, der kann sie Messzeiten zu Frankfort in des Authoris Laden vor dem Römer, äusser der Messen aber zu Ambsterdam bei Emanuel Sweertz, wohnhaftig auf dem Bloemgracht, in Flora, bekommen.« Dem Zweck des Buchs entsprechend ist der Text desselben durch gehends in vier Sprachen verfasst: lateinisch, niederländisch, deutsch und französisch Er besteht aus dem Vorwort, dem das Brustbild des Heraus gebers folgt, dann einigen ihm gewidmeten und ihn preisenden Gedichten, einer nur eine Seite grossen »Unterrichtung, wie man sich in Pflantzung allerhandt Blumen verhalten soll« — also einer Gebrauchsanweisung, wie sie sich heute noch in Preislisten und Lagerverzeichnissen findet — und endlich dem ausführlichen Register der in den zwei Theilen — im ersten immer in Naturgrösse — abgebildeten zahlreichen Pflanzen, bezw. Blumen Von den Eigenschaften derselben, ihrer Verwendung in der Medizin, findet sieh kein Wort, während die botanischen Werke jener Zeit sonst gerade nur von rein medizinischen Gesichtspunkten aus geschrieben sind. 110 sehr sauber und naturgetreu in Kupfer gestochene Tafeln veran schaulichen die Darstellungen des Textes. Das einzige, was dem Lagerverzeichniss fehlt, ist die Preisangabe, die man heut als Hauptsache in den Katalogen nicht vergebens sucht. Ueber die Entstehung des Buchs erfährt man aus der Einleitung, dass der Heraus geber dem Kaiser Rudolf II. (»als welcher der grösseste Wunderer und Lieb haber aller seltzamen Frembdigkeiten, die die Welt je getragen, gewesen«) von einer joden der dargestellten Pflanzen »etliche zugebracht« hat, und der »Kaiser Befehl und Anordnung gethan habe, die Pflanzen in Kupfer zu schneiden und ein Buch darüber zu verfertigen«. Als zweiten Beweggrund für die Herausgabe wird die Absicht bezeichnet, »die unendliche Allmacht Gottes damit für Augen zu stellen « Von dem Hauptzweck, für sein Ge schäft Reklame zu machen, erwähnt Sweertz in der Einleitung kein Wort. Die grosse Anzahl der heutigen, für die Kundschaft bestimmten Waaren- und Lagerverzeichnisse., die kein bedeutenderes Geschäft entbehren kann, und denen manches grosse Handelshaus seinen Aufschwung verdankt, kann auf diesen ihren Urahnen mit gerechtem Stolz blicken, denn in solch monumentalem Format, mit solch vorzüglichem, pergamentartigem Papier, mit so vornehmer typographischer Ausstattung und so reichen, vor trefflich ausgeführten Bilder-Beigaben dürfte heut kaum ein derartiges ge schäftliches Hilfsmittel erscheinen. Das schöne Buch ist übrigens ein neuer Beweis, dass alles schon dagewesen ist, und dass praktische Geschäftsleute schon vor 200 und 300 Jahren nach dem vernunftgemässen Grundsatz handelten: Je grossartiger, umfangreicher und auffallender die Veröffent lichungen sind, durch welche man auf sein Geschäft aufmerksam macht, desto grösser sind auch die Erfolge, welche dadurch erreicht werden. Nürnberg. Hans Boesch. Gestrichenes Papier"Illnstrations-Druck. Buntpapierfabrik, S. Bluhm j., Berlin N. 24. [40363 Natron-lellstoffanlagen für Holz, Stroh, Esparto. Abdampföfen, Filteranlagen, liefert betriebsfähig unter Garantie, oder nur Zeichnungen C. F. DAHL, Ingenieur, Danzig. [41469 Zeugnisse vieler Fabrikanten, die nach meinen verschiedenen Verfahren und Patenten arbeiten, stehen zu Diensten. c v 1 s z V