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No. 33. PAPIER-ZEITUNG. 695 nach Falten wirft, welche in der Gautschpresse übereinandergelegt werden und dann durchbrechen. Obgleich über diese Frage viele Papierfabrikanten schon längst im Klaren sind, und schon ehe es zur Faltenbildung kommt, zu beurtheilen wissen, wo der Fehler steckt und wie noch rechtzeitig abzu- helfen ist, so kommt es doch vor, dass Papierfabrikanten behaupten, an ihrer Maschine sei alles in bester Ordnung, und der Fehler der Faltenbildung liege lediglich am Sieb selbst. Es dürfte deshalb wohl im allgemeinen Interesse liegen, dass berufene Fachmänner sich öffentlich darüber aussprechen, ob es möglich ist, dass ein Metalltuch in Falten läuft, wenn an der Papiermaschine alles in Ordnung, ist, oder ob das Faltenwerfen eines Siebes unbedingt ein Beweis dafür ist, dass irgend etwas an der Papiermaschine fehlerhaft ist? Wir verweisen auf die Aeusserungen im Briefkasten von Nrn. 89, 93 und 97 v. J., sowie auf die Aufsätze »Maschinenführer« in Nr. 3, 1. J., Seite 44 und »Papiermaschine« in Nr. 9, Seite 167 und Nr. 10 Seite 190, bitten aber um weitere Mittheilungen in Beantwortung obiger Frage. D. Red. Tisch- und Speise-Karten. Tischkarten und Speisenverzeichnisse gehören jetzt zum uner lässlichen Zubehör einer grösseren oder feierlicheren Tafel. Die deutschen Luxuspapierfabriken bieten für solche Zwecke nicht allein reizvolle, oft künstlerisch ausgestattete Vordrucke in althergebrachter rechteckiger Kartenform, sondern sind auch bestrebt, durch Benutzung der Formen geeigneter Geräthe immer neue und ansprechende Aus führungsarten zu schaffen. Ein lesenswerther Aufsatz in Nr. 13 der »Illustrirten Frauen- Zeitung« beschäftigt sich mit Formen, -welche der vergangene Winter brachte und veranschaulicht sie durch Abbildungen, deren Klischees die Verlagshandlung Franz Lipperheide in Berlin uns freundlichst zum Abdruck überliess. Figg. 1 und 2 zeigen Tischkarten in Form bemalter Paletten. Fig. 1. Fig. 2. Die Benutzung des bekannten Malwerkzeugs als Träger eines Bildes ist nicht neu, und die hier auf demselben angebrachten Dar stellungen sind nicht gerade künstlerisch vollendet. Ihre Ausführung in Wasserfarben hat jedoch vermuthlich der Frau oder Tochter vom Hause viel Vergnügen bereitet, und die Luxuspapier-Industrie, welche die Karton-Ausschnitte mit schrägem Gollrand lieferte, hat ein um so besseres Geschäft gemacht, als sicher ebensoviel Kartons beim Malen verunglückt sind als fertiggestellt wurden. Fig. 3 zeigt eine Tischkarte in Form eines Feldstuhls, Fig. 4 die zugehörige Speisenfolge in Form eines »Triumphstuhls«. Fig. 3. Fig. 4. Beide Ausführungsarten sind sehr glücklich gewählt. Die Karton blätter sind zur Vertretung gespannter Hanfstoffe gut geeignet, und das kleine Gestell schützt sie vor all den Zufälligkeiten, welchen flach auf dem Tisch liegende Karten durch Berührung mit Messer, Gabel oder Kompotlöffel ausgesetzt sind. Eine andere sehr zierliche Tischkarte zeigt die Form eines asia tischen Fächers und ist aus Gelatine gestanzt, welche auf einer Seite durch Sandgebläse rauhe Oberfläche erhielt. Der Rand des anmuthig geschwungenen Ovals ist bogig gezackt und das Ganze in hübsch gedrechseltem Holzgriff befestigt. Recht nett ist auch die Harfe, Nr. 5; sie nähert sich aber doch schon jenen Formen, bei welchen die Phantasie rücksichtslos ihre Zügel schiessen liess, um recht Eigenartiges zu schaffen. Solchem Streben verdanken auch die in Apfelsinen und Blumen verborgenen, oder auf dem Trommelfell von Tamburins angebrachten Tischkarten ihr Dasein. Tisch- und Speisenkarten mit den bekannten Mustern Meissner Porzellans sind noch immer sehr beliebt und bei ihrer weitgehenden An passung in porzellanartigem Stoff und indigo farbigem Ornament zweifellos »stilgerecht«, Fig- 5. wenn sie zu echtem oder nachgeahmtem Meissner Tafelgeschirr gelegt werden. Diesen beachtenswerthen Erzeugnissen der unermüdlichen Luxus papier-Industrie stellen sich auch solche von wirklichem Kunstwerth zur Seite. Zwei davon sind durch Figg. 6 und 7 veranschaulicht. Fig. 6. Fig. 7. Ersteres ist eine Tischkarte jener beliebten Art, welche vorzugs weise elegante Damen und Herren darstellt, letzteres eine trefflich gezeichnete Speisenfolge im Rokokostil. Die Karten sind unsres Wissens Erzeugnisse der B. Dondorf’schen Kunstanstalt in Frank furt a. M. und nach Tuschzeichnungen in Heliogravüre ausgeführt. Die kostbarsten Erzeugnisse dieser Art sind echte Pergament blätter, bedruckt mit zierlich ausgeführten Radirungen. Solche Kunstblätter, die sich natürlich jeder Tischgast gern aufhebt, kosten beim Laden-Verkauf 1—2 Mark das Stück, vielleicht noch mehr. Jubelfeier der amerikanischen Papier-Industrie. Die erste Papiermühle in Amerika wurde im Jahre 1690 er richtet; die Amerikaner können somit im nächsten Jahr die 200jährige Jubelfeier der Einführung der Papiermacherei begehen. Eine An zahl Fachleute in Philadelphia, darunter George W. Childs und H. G. Jones haben beschlossen, Vorbereitungen hierzu zu treffen. Die Feier soll an dem Ort stattfinden, wo die alte Papiermühle einst stand, und alle Papiermacher der Umgegend, sowie Vertreter der Presse und verwandter Gewerbszweige sollen eingeladen werden. Dabei hofft man die Fortschritte, welche das Papiergewerbe in zwischen gemacht hat, durch Ausstellung von Erzeugnissen der Papier-Industrie und von Maschinen veranschaulichen zu können. Die erwähnte alte Papiermühle lag am Paper Mill Run, einem Bach, der bei Germantown, einer Vorstadt, von Philadelphia, ent springt und in den Wissahickon Creek bei Roxborough mündet. Die