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Moor« und Mineralbade Elster, in dessen Quellenschutz, bezirk diese Quelle liegt, zu Gute tommen und dem dort Heilung suchenden Publikum für Trink« und JnhalationS- kuren zur Verfügung stehen. Das mit dem Wasser dieser Quelle gespeiste Emanatorium wird mit Beginn der Sai son 1912 dem Gebrauche übgeben.^W; Vorgestern nachmittag schoß in einem Anfall von Delirium der trunksüchtige Nahrung? m'ttelgeschäftsinhaber Bräunig in Plauen in seinen Geschästslokalitäten vom Lagerraum aus mit einem Revolver in den Laden auf seine Frau und die Verkäuferinnen. Zam Glück ging der Schuß fehl. Als Bräunig einen zweiten Schuß ab- feuern wollte, drang ein Schutzmann in den Lagerraum und suchte den Tobenden daran zu hindern. Bräunig schoß sich nun selbst eine Kugel in die rechte Schläfe. Er erlitt eine lebensgefährliche Verletzung. Die Regierung hat die vom sozialdemokratischen Ge- meinderate vollzogene Wahl des Kaufmanns Adolf Sand- Heim zum Stadlrat in Gera nicht bestätigt. Aurze Chronik. Der Etat der Stadt Berlin für 1912 wurde am Donnerstag endgültig bei 100 Prozent Zuschlag mit 329902917 Mark festgesetzt. Schreckenstat eines Geisteskranken. Wie aus Nürnberg gemeldet wird, bat in der Nacht zum Sonn abend der in den 30er Jahren stehende Bürstenmacher CH. Steinacker in Fcuchtwangen, nachdem er seine Frau fortgeschickt hatte, seine drei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren und von vier Wochen erschossen. Der Mörder scheint in einem Anfall von Geistesstörung ge- handelt zu haben. Ein ganzes Dors eingeäschert. Das aus 52 Gebäuden bestehende Dorf Salvenach im Schweizer Kanton Freiburg ist ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer brach gegen 11 Uhr abends aus und nahm, von einem starken Winde begünstigt, schnell einen ver heerenden Umfang an. 42 Familien sind durch das Feuer obdachlos geworden. Die Not der Leute ist um so größer, als die Gebäude nicht versichert waren. Wettersturz iu Nordtirol. Aus ganz Nord- tirol liegen Meldungen über einen starken Wettersturz und andauernde Schneefälle vor, die in höher gelegenen Ge bieten die Wiederaufnahme des Wintersportes ermöglichen. Auf den Bergen beträgt die Neuschneemenge nahezu einen halben Meter. FamUientragödie. Die 30jährige Gattin eines Kaufmanns in Wien hat sich am Donnerstag in einem Anfall von Geistesstörung mit ihrem dreijährigen Söhnchen vom 4. Stockwerk auf die Straße gestürzt Der neun jährige Sohn sprang auf Bitten der Mutter den beiden nach. Alle drei waren sofort tot. Die Frau war seit längerer Zeit nervenleidend. Der neue Riesenbrand in Tokio. Die Riesen-Feuersbrunst in Tokio, die, wie gemeldet, in dem wellberühmten Getshaviertel Doshiwara 700 Häuser und viele Warenhäuser und auch den Stadtteil Fuka-Gava einäscherte, außerdem, wie neuere Meldungen aus Mo- Hama besagen, bei furchtbarem Orkan vollständig den Stadtteil Susaki, das zweite Freudenviertel, das an der Tokiobai gelegen und auf drei Seiten von Kanälen um schlossen ist. Der einzige Eingang führt über eine Brücke, die bald zerstört war. Es entstand eine große Panik, viele Personen sind ertrunken, verbrannt oder verwundet. 800 Häuser, darunter auch eine Volksschule, wurden zerstört. Uederfällige Dampfer. Der zur Deutsch-Austra- lischen Dawpfschiffahrtsgesellschaft gehörige Dampfer „Augsburg", der am 2. Februar von Newyork nach Dur ban abging, hat seinen Bestimmungsort nicht erreicht. An Bord waren außer dem Kapitän 39 Mann Besatzung. — Das Segelschiff „Einigkeit" aus Barssel (Ostfriesland), dus am 7. November von Newcastle nach Harburg ab«I ging, ist überfällig und gilt als verschollen. An Bord waren außer dem Kapitän 4 Mann Besatzung. Lie Grubmkatastrophe in Oklahoma. Aus Mc. Curtin wird über die bereits berichtete Grubenkata strophe noch gemeldet: In der Sanboinsgrube sind 107 der eingeschlossenen 116 Bergleute aufgefunden worden. Von diesen waren 26 noch am Leben. 52 Leichen wurden zutage gefördert. Die Lage von 29 Leichen wurden festgestellt Nach dem „Daily Telegraph" sind die Verunglückten größtenteils Deutsche, Russen und Ungarn. SchiffSuutergang. Wie „Tribuna" aus Almeria meldet, ist eine Fischerdarke auf hoher See untergegangen, wobei die gesamte Besatzung von 20 Mann den Tod fand. Schaeeftürme in Amerika. Wie aus New- Uork gemeldet wird, weht dort seit 48 Stunden ein furcht- barer Schneesturm. Die Temperatur ist aus 4'/, Grad unter Null gesunken. An verschiedenen Stellen des Felsen« gebirges liegt der Schnee meterhoch. Gin Wort über die Msde. Sinnrätsel. Ich bin fürwahr Ganz gleich dem Eis; So kalt und klar, Wenn draußen heiß. Jst's draußen EiS Und winterkalt, Komm ich in Schweiß, Trag' Blumen bald. Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer- Silbeuversteckrätsel: Schuster bleid' bei deinem Leisten. Ergänzungsrätsel: Notiz, Lehne, Bart, Betrug, Ente. Not lehrt beten. Nr. ZSZL Gesellschaft-Mei». Fichu, Stickerei und Franse« reichen sich traulich die Hand zu unseren modernen Kleidern, war wir auch au unserem aparten Modell bemerken können, das aus lindengrüner Seide gefertigt wurde. Rock und Taille zeigen in der vorderen Mitte einen aus weißen Perle« gestickten Einsatz. Moderne weißseidene Fransenzteren den Rock und begrenzendas moderne Fichu, daS hinten in lange, mit Fransen besetzte Enden aus« läuft. Dieses Modell kann von jeder Dame mit Hilfe eines Favorit- schnitts mit leichter Mühe nach gearbeitet werden. Schnitt vor rätig in 46, 48, 50, 52, 54, 56 cm halber Oberweite für 1,25 Mk., jede Größe; Perl« und Litzen« stickcreimuster unter Nr. 31657 für 60 Pfg. von der Modenzen« trale, Dresden-N. Rätsel-Ecke. Vexierbild. Ws ist der Chauffeur? Marktbericht. Meißen, am 23. März. Butter, 1 Kilo 3,— bis 3,10 Mk.; Gänse, 1 Pfund — Pfg.; Hase«, Stück Mk.; Eier, 1 Stück 6-7 Pfg. Getretdepreise geringe Qualität mittler« Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Wetze« neuer- - - - 20,20 20,40 Roggen neuer — — — — 18,30 18,50 Gerste — — — — — — Hafer — — 20,50 20,70 20,80 21,00 Weitzuer Ferkrlmarkt am Sonnabend, d. 23. März. Die Ferkel wurden zum Preise von 18 Mk. verkauft. Assiener prod«kte«bSrsO am 22. März 1912. 1000 1-8 Mk. bis Mk. in Mk.biS M. 10, 202. -197, 100 « - Mk. 50 Kilo von Mk. bis per 3,80 18,75 17,75 14,75 1475 50 50 50 50 50 17,40 14,76 9,75 10,50 5^5 3M 3- 9,50 9.- 7,50 7,50 85-,- 8517,15 8014,50 80—,— 70-,- 70 50 9,85 -50 —,- 50 50 15,75 50 -,- 50 —50 —50 Weizen um —/— « » neu —* Roggen «eu—/ Gerste Brau« « Futter« Hafer neu - alt Futtermehl l . II « 5,— « 3,— « 2,50 Heu, neu Schüttstroh Gebundstroh Kartoffeln alt « nen Wetzenkleie grob « Maiskörner grob « Maisschrot Heu, all « 202,- « 206. « 182,- « 185, 3 ^»tnwsckvvrtrolung: HplitUl' ^Uvk8, tzVikiinulf i. §2. Anrecht Gut. Kriminalroman von Reinhold Ortmann. 8s (Nachdruck verboten.) Und nun unterschied er wirklich, wenn auch in unbe stimmten Konturen, die beiden Gestalten, die langsam auf einem der Gartenwege dahinschrittcn. Es waren ein Mann und eine Frau. An ein Erkennen der Gesichter war nicht zu denken; Dr. Runge aber wußte nichtsdestoweniger genau, wen er da vor sich habe. Die Begegnung, die er vorhin in der Nähe der Landungsbrücke gehabt, sagte es ihm. Und weiter sagte es ihm der weiße Kopfshawl, den er hell aus dem Dunkel schimmern sah, und den Frau Margarete Römhild bei ihren abendlichen Spaziergängen stets zu tragen pflegte. Nun hörte er wieder die männliche Stimme sagen: „Und ich bleibe dabei, daß es mindestens noch fünfzig tausend sein müssen. Ich kann doch rechnen. Da spielen die lumpigen fünfe, die du mir geben sollst, wahrhaftig keine Rolle. Was würdest du denn ansangcn, wenn ich morgen, zum Staatsanwalt ginge und ihm erzählte, was es mit eurem Reichtum —" Weiter hörte der Doktor nichts mehr, denn er hatte seinen Standort verlassen und war in das Zimmer zurück- vekchrt, bleichen und traurigen Antlitzes wie ein Mensch, vor dessen Augen eben eine holde Illusion oder eine liebe Hoffnung in klägliche Trümmer zerbrochen ist. Wohl ein Dutzcndmal ging er in dem kleinen Gemach auf und nieder, ersichtlich mit einem schweren Entschluß kämpfend. Für ihn bedurfte es ja keiner Erklärungen zum Verständnisse dessen, was er eben wider seinen Willen erlauscht hatte. Er hatte in dem Mann, der ihm vorhin am Landungssteg begegnet war, den Buchhalter Emil Römbild erkannt, einen jüngeren Bruder des Defraudanten, der gleich diesem eine Zeitlang im Kontor'des von seiner jüngst verstorbenen Tante be triebenen Bankgeschäfts bedienstet gewesen, aber wegen ver schiedener Unregelmäßigkeiten entlassen worden war, lange bevor die schweren Verfehlungen seines Bruders an den Tag kamen. Freilich war er ihm nur ein paarmal flüchtig im Hause seiner Tante begegnet, so flüchtig, daß der andere bei dem heutigen Zusammentreffen offenbar nicht recht ge wußt hatte, wen er vor sich habe. Aber sein Gedächtnis für Physiognomien war untrüglich, und es stimmte ja auch alles so gut zusammen, daß ein Zweifel eitel Torheit ge wesen wäre. Emil Römhild war in das Geheimnis seiner Schwägerin eingeweiht; er wußte, daß sie noch einen erheblichen Teil des von ihrem Manne veruntreuten Geldes besaß, und er benutzte diese Kenntnis zu Erpressungen, von deren einer Dr. Runge soeben eine handgreifliche Probe erhalten hatte. Er war in tiefster Seele empört über den Abgrund von Nichtswürdigkeit, der sich da vor seinen Blicken aufgetan; aber seine Betrübnis war doch noch größer als seine Ent rüstung. Seine erste Eingebung war natürlich gewesen, daß er morgen hingehen und das Hehlerpaar der verdienten Strafe überantworten müsse. Niemand hatte ein besseres Recht dazu als er. Denn der Besitz, in dem sie sich's wohl sein ließen, gehörte von Rechts wegen ihm als dem alleinigen Erben seiner in den bescheidensten, fast kümmerlichen Ver hältnissen verstorbenen Tante, die das von ibrem Mann übernommene Bankgeschäft bald nach der Aufdeckung der gewaltigen Defraudationen hatte aufgeben müssen, um wenigstens einen geringfügigen Rest ihres Vermögens zu retten. Er hatte das Recht und vielleicht sogar die moralische Pflicht, die Schwindler zu entlarven. War dies doch der einzige Zweck seines Herkommens gewesen, und gab es für ihn doch nicht den geringsten vernünftigen Anlaß, die beiden zu schonen. Aber schon fünf Minuten später war seine anfängliche Entschlossenheit ins Wanken geraten. Tas schöne, sanfte Gesicht der jungen Witwe stand ihm vor der Seele; er er innerte sich an den weichen .st lang ihrer Stimme und an die reine, stille Freude, die jedesmal über ihn gekommen war, wenn er ihrem Geplauder mit dem kleinen Knaben gelauscht hatte. Auch an den lieben, prächtigen Buben dachte er, dessen Leben mit einem zweifachen Fluch belastet sein würde, wenn der Makel, der dem Namen seines Vaters anhaftete, nun auch auf den der Mutter übertragen würde. Und als seine Gedanken bis dahin gelangt waren, schien es ihm mit einemmal, als könne er nicht die Verantwortung auf sich nehmen für die Vernichtung dieser Existenzen, mochte sie auch nach bürgerlichem und sittlichem Gesetz nichts anderes darstellen als eine gerechte Strafe. Eine müde, bedrückende Traurigkeit schlich sich in seine Seele. Und ein tiefer Widerwillen gegen dies unselige Geld, das wie fressendes Gist alles Gute und Reine zerstört in den Herzen schwacher, widerstandsunsähiger Menschen. Er selber hatte sich nie an der wilden Jagd nach dem Golde beteiligt. Ernst und ruhig war er bis zu diesem Tage den Weg einer treuen Pflichterfüllung gegangen, und er hatte mit der Erbschaft seiner Tante so wenig gerechnet als mit irgendeinem anderen außergewöhnlichen Glücksfall, der ihn über Nacht zum reichen Mann machen könnte. Er war ohne nennenswertes Vermögen, aber auch ohne Sorgen. Warum sollte er oa die Ruhe seines Gemüts aufs Spiel setzen um der zweifelhaften Anssicht willen, einigen Be trügern ihre widerrechtlich festgehaltene Beute abzujagen. Diejenige, die vor allem einen Anspruch auf dies Geld gehabt hätte, weilte nicht mehr unter den Lebenden, und da er allein der Geschädigte war, wenn er cs den Dicbeshehlcrn überließ, war er auch niemandem Rechenschaft schuldig über seine Handlnngswcise. (Fortsetzung folgt.)