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Lkt V stisvb, Zeisen, kok len 168« »UM' bvul ss f^us- !r Haars «5tS ffere» <c« « für lserrn echen. 911. «. fi, WÄrs Beilage zu Nr. 98 Donnerstag. 24. August 1911. Denksprüche für «emüt und Verstand. Zufriedenheit ist große Kunst, Zufrieden scheinen großer Dunst, Zufrieden werden «roße« Glück, Zufrieden bleiben Meisterstück. Ax» Sachsen. Wilsdruff, den 23. August. Sonntag, den 27. August veranstaltet der Gau 21b DreSde» des Deutschen Radfahrer-Bundes eine Wander- fahrt nach Neustadt, von dort über den Unger, Sebnitz nach Schandau. Die Wanderfahrten des Deutschen Rad fahrer-Bundes erfreuen sich mit Recht der größten Beliebt heit bei allen Radlern. Die Organisation ist stets muster- giltig und das Tempo dabei so reguliert, daß jedes, ohne sich zu überanstrengen, mitkommt. Daher ist auch die Be teiligung der Damen von Fahrt zu Fahrt gestiegen. Ab fahrt ist früh 8 Uhr in Weißig bei Dresden am Gasthof. Für die Kraftfahrer des Bundes ist die Tour etwas größer, damit die Mahlzeiten usw. zugleich eingenommen werden. Start der Kraftfahrer ist ebenfalls für 8 Uhr in Weißig angesetzt. — In der Klemichschen Handels- und höheren Fortbildungsschule (Moritzstraße 3) wurde am 21. August der 13000 ste Schüler (ein junger Mann aus Galizien) ausgenommen. — Im Restaurant „Zur Albert stadt" in Dresden erschienen am Freitag abend ein Mann und eine Frau und baten als angebliches Ehepaar um Nachtquartier. Sie versicherten, acht Tage lang in Dresden bleiben zu wollen und mieteten sich auf diese Zeit ein. Da am Sonnabend das junge Paar von den Wirts- leuten nicht gesehen wurde, schöpfte man Verdacht und ließ ihr Zimmer öffnen. Ma» fand beide ot vor Sie hatten sich mit Gas vergiftet. Bisher gelang es nicht ihre Personen festzustellen, da in den Kleidern keinerlei Papiere vorgefunden wurden. In der Lochmühle bei Pirna wurde ein junge» Mädchen und ihr Geliebter, beide an einem Baume hängend, tot ausgefunden. In dem Mädchen ist die 1894 in der Dresdner Vorstadt Plauen geborene W. und in dem jungen Manne der 20jährige Kunstgewerbeschüler L aus Dresden festgestellt worden. Sie hatten seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis unterhalten, was jedoch von den Eltern nicht geduldet wurde. Beide schrieben noch von der Lochmühle aus Briefe an ihre Angehörigen. Der Knabe Szmorkowski, der in Riesa in die Brauerei nach Eis geschickt worden war, trat dort, als er den Fahrstuhl besteigen wollte, fehl und stürzte durch eine zwischen dem Fahrstuhl und der Mauer befindliche Oeffnung in den Keller. Er erlitt eine schwere Schä»el- verletzung, die seinen Tod herbeiführte. Am Berthelsdorf-Mühlbacher KommunikatioSweg wurde am Freitag auf Dittersdacher Flur ein etwa dreiviertel Jahre alter, gutentwickelter Knabe lebend auf- gefunden. Das Kind ist dunkelblond und hat graue Augen; die Wäsche ist H H. gezeichnet. ... . , Sonntag morgen stieß auf der Landstraße in Möhrsdorf bei Chemnitz ein Motorradfahrer mit einem Automobil der Linie Penig-Chemnitz zusammen und wurde sofort getötet. Der Verunglückte ist ein Sohn deS Fahrradhändlers Göpfert in Chemnitz. Ein SittlichkeitSverbrechen wurde auf der Straße von H-he«stet»-Er«st1hal nach Langenberg an einer 21 Jahre alten Fletscherstochter aus letzterem Orte ver übt. Diese war mittags gegen 12 Uhr auf dem Wege nach Hohenstein begriffen, als ihr ein Unbekannter ent- gegentrat, der sie anhielt. Als er abgewiesen wurde, faßte er die Erschrockene, würgte sie, warf sie in den Straßen graben und hielt ihr den Mund zu. Trotzdem gelang es der Ueberfallenen, laut um Hilfe zu schreien, worauf sich eine Gutsbesttzersfrau aus Langenberg der betreffenden Stelle näherte, während der Unhold aber schleunigst die Flucht nach dem nahen Walde zu ergriff. Die Experimente eines „Wunderdoktors" werden in Elsterberg vielfach besprochen. U. a. hatte der gescheite Mann eine geistig nicht intakte Frau in „Behandlung", nachdem diese aus dem Krankenhaus als geheilt entlassen Vie pM Pfennig« iMonst ckie eir> cles blstt 1ür ^VilsckruU" kostet, Könner» xerviss nickt io Letrackt Kommen; sio vvrävn Union ersetzt, venn Lie der Ikren Wsreneinkäulen kauptsücdlick Sie Qesckäfte derück- sicktiZen, welcke 2nr Insertion clus ,,^ocdenb1«tttnr^jlsöruir"benüt2en. worden war. Auf Anordnung des Heilbefliffenen wurden der Frau die Haare vom Scheitel geschnitten. Der Haar schnitt konnte erst dann ausgeführt werden, als drei junge schwarze Hühner in die Stube gebracht waren, von denen der Zauberer zwei für sein Experiment ausersah. Der Patientin wurde ein Huhn, das einen Längsschnitt er- halten hatte, in noch lebendem Zustande aus den Kopf gebunden. Nach etwa eineinhalb Stunde verendete die Henne, doch mußte sie noch drei Stunden liegen bleiben (!) Am Morgen darauf sollte das andere Huhn aufgelegt werden, der Wunderdoktor hat sich aber noch nicht wieder in der Wohnung sehen lassen. Die Frau wurde wieder ins Krankenhaus gebracht. Der Wunderdoktor, der eS natürlich allein auf die Erlangung von Geldmitteln ab gesehen hat, heißt Sperl. Infolge deS rapiden Sinkens der Temperatur war in der Nacht zum Donnerstag in Kirchberg das Wasser stellenweise zu Ei» gefroren; die Dächer stark bereift. Auf den Frühbeetfenstern eines Gärtners fand man die schönsten Eisblumen. Die beiden Söhne deS Landwirts Fritzsch in Ne«» kirche« i. E. spielten mit einem Revolver. Plötzlich krackte ein Schuß, und tödlich getroffen brach der eine Bruder zusammen. Die Einführung elektrischen Lichtes in Oberwiese«» thal ist in der letzten Sitzung des dortigen Stadt gemeinderates beschlossen worden. Durch einen Wespenstich getötet wurde in A«be«itz bei Wotitz in Böhmen eine Frau. Der Frau flog beim Gähnen eine Wespe in den Mund und stach sie in die Zungenwurzel. Die Zunge schwoll sofort an und die bedauernswerte Frau erstickte, bevor der benachrichtigte Arzt erschienen war. Junggesellen-Statistik. Im neuesten Hefte der „Jahrbücher für National ökonomie und Statistik" veröffentlicht Dr. Heinrich Haacke- Barmen eine bevölkerungs- und sozialstatistische Betrachtung über die „Ehelosen". Der Verfasser versteht darunter die ledigen männlichen und weiblichen Personen im Alter von mehr als 40 Jahren. Der gehaltvollen Untersuchung Haackes, die sich auf das einschlägige Quellenmaterial der Reichs- und der Landesstatistik stützt, entnehmen wir im nachstehenden die wichtigsten Angabe« über die Jung gesellen. Im Deutschen Reiche waren unter 1000 der gesamten Bevölkerung an Junggesellen vorhanden: 12,7 im Jahre 1871, 10,9 im Jahre 1880, 10,2 im Jahre 1890, 10,1 in den Jahren 1900 und 1907. Die oft gehörte Be hauptung, daß unsere Zeit im Zeichen wachsender Ehe- lostgkett stehe, trifft also für die Gesamtheit des deutschen Volkes keineswegs zu. Vielmehr hat Ler Fortfall der bis 1871 bestehenden Erschwerungen der Eheschließung in Lem Sinken der Junggesellenzahl gegenüber 1871 sich bemerkbar gemacht. Auch läßt weder die Ehefrequenz eine ausgesprochen sinkende Tendenz erkennen, noch weist das durchschnittliche Heiratsalter der Männer eine Ver schiebung nach oben auf. ES kamen nämlich im Deutschen Reiche auf 1000 der mittleren Bevölkerung im Durch schnitt der Jahre 1881/1890 7,8 Eheschließungen, im Durchschnitt der Jahre 1891/1900 8,2 Eheschließungen, in den Jahren 1901/1908 zwischen 8,2 und 7,9 Ehe schließungen. Das Durchschnittsalter der eheschließ-nden Männer aber betrug in Preußen im Durchschnitt der Jahre 1881/85 29,5 Jahre, im Durchschnitt der Jahre 1901/08 28,9 Jahre. Weit größer als die Verschiebungen, die sich zeitlich in den Zahlenverhältniffen der Jungge sellen zeigen, sind die Verschiedenheiten der einzelnen Landesteile untereinander. Im Jahre 1900 entfielen Um ein Gri»e. Novelle von Karl Meisner. (Nachdruck verboten.) 231 „Ach", lachte Wolny höhnisch auf, „da ist ja auch die überführte Diebin. Auf Ihrer Amtsstube, Herr Notar, liegt ja noch das von Zeugen unterschriebene Protokoll über den frechen Diebstahl. Sie ist auf rätselhafte Weise aus ihrer Haft entsprungen, und ich wollte ste schon öffent lich fahnden lassen. Eine solche Person kann gegen mich als Zeugin nicht auftreten, ste ist zu allem fähig, ich erhebe Widerspruch gegen ihre Vernehmung." - . Binchen wurde blutrot und warf einen hilfesuchenden -ouck auf den Staatsanwalt, der ernst dasaß, ohne eine Sirene 8U verziehen. Im Zuhörerraum erhob sich nach den rr . ^°lnys ein widerwilliges Gemurmel, das aber sofort verstummte, als der öffentliche Ankläger wieder sprach. Rnen soeben vorgebrachte Diebstahlsgeschichte ist mir bekannt. Ich werde auf diese angebliche Entwendung einer Brieftasche noch zurückkommen und habe aus diesem Grunde bereits den — Finder der Tasche, den Knecht Johann Rump, verhaften lassen." Scharf blickte er zu Wolny herüber, der totenbleich geworden war und auf ferne Bank beinahe hinsank. „Ich bitte den hohen Gerichtshof", fuhr der Staatsan walt fort, „darüber zu entscheiden, ob die Zeugin Jakobine Luy vernommen werden soll." Er setzte dann dem Gericht die Sachlage auseinander, berichtete von den Nachstellungen Wolnys, die Binchen hatte erdulden müssen, von seiner Drohung und der Ent wendungsgeschichte, die dann ins Werk gesetzt wurde, bis zu dem Augenblick, wo ste in ihrer Stube als Gefangene und Diebin eingeschloffen wurde, , , Die Richter wechselten einige Worte miteinander, dann erklärte der Vorsitzende die Zeugin für zugelassen. Er forderte nun Binchen unter Hinweis auf die Heiligkeit des Eides auf, die reine Wahrheit zu sagen, ohne Rücksicht auf die persönlichen Gefühle des Hasses, den ste vielleicht gegen Wolny hege. Binchen berichtete in schlichten Worten klar und ver ständlich, daß sie in ihrer Verzweiflung Trost im Gebet gesucht habe und deshalb eine Erbauungsschrift habe lesen wollen. Da sei ihr das Tagebuch in die Hände gefallen. Sie habe von Herrn Dittert selbst von dem wunderlichen Ausfall des Testaments gehört, und deshalb sei es hier wie eine Fügung des Himmels erschienen, daß ste nun dies Tagebuch gefunden habe. Sie schloß mit der kurzen Dar stellung ihrer Flucht bis zu dem Augenblick, wo ste Dittert das schicksalsschwere Buch übergab. „Aha, jetzt verstehe ich den Zusammenhang", brüllte sinnlos vor Aufregung Wolny. „Die Dirne handelte in Einverständnis mit dem Narren, der Bettelbrot essen mußte." „Ich verbiete Ihnen, Angeklagter, sich hier solcher beleidigenden Ausdrücke zu bedienen, oder ich muß dieser halb eine Strafe gegen Sie beantragen. Sie täten besser, Reue über Ihr scheußliches Verhalten an den Tag zu legen, als Ihre verlorene Sache noch zu verschlimmern. Herr Dittert, haben Sie den Erklärungen von Fräulein Luy noch einiges hinzuzufügen, das von allgemeinem In teresse in dieser Sache wäre?" „Ja, ich möchte noch einige Aufklärungen geben, um den Worten des Angeklagten Wolny jede mögliche häßliche Deutung in der öffentlichen Meinung zu nehmen." Dittert schilderte nun in tadelloser Rede, die jeden Zu hörer fesselte, sein erstes Zusammentreffen mit Binchen, seine Befürchtungen für ste, die Verabredung des Signals und die Befreiung. „Sie haben nun gehört, Angeklagter", nahm der Staats anwalt wieder das Wort, „wie das Tagebuch in die Hände des Gerichts gelangt ist. Haben Sie dazu noch etwas zu bemerken, so sprechen Sie, aber sehr vorsichtig, d» ich keine Beleidigungen anwesender Personen dulde." „Daß das Testament hier durch ein Tagebuch wider legt werden soll, finde ich höchst sonderbar. Das Buch ist doch nur durch Diebstahl in die Hände des Gerichts gelangt." „Sie irren, Angeklagter. Der Moment des Diebstahl» ist durchaus nicht gegeben, da es sich um die Beschaffung von Beweismitteln zur Aufklärung eines Verbrechens han delt, die den; Gericht übergeben werden sollten." „So bestreite ich die Echtheit des Tagebuchs." „Hier lege ich zwei Gutachten von Sachverständige» vor, die unter ihrem Eid bestätigen, daß die Schrift gena» mit anderen gerichtlich anerkannten und bestätigten Doku menten der Verstorbenen übereinstimmt. Die Identität der Schrift des Tagebuchs mit den Schriftzügen der frühere» Schloßherrin von Liechtenberg ist nicht zu bestreiten. Herr Dittert, ich frage Sie auf Ihren Eid, erkennen Sie die Schrift als die Ihrer verstorbenen Tante an?" Balthasar Dittert erhob sich und sagte mit feierlicher Stimme: „Ich bin bereit, vor Gott, dem Allwissenden^ mit einem heiligen Eide zu beschwören, daß dies die Hand schrift meiner verstorbenen Tante ist." „Und Sie, Angeklagter, kommen Sie her und sehen Sie sich diese Schriftzüge an. Kennen Sie diese markante Schrift?" Wolny erbleichte und ging schweigend wieder an seine? Platz zurück. -Fortsetzung folgt.)