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148, 28. Juni 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt t. d. Dtschn. Buchhandel. 7871 unter dem veränderten deutschen Urheberrecht die Ausbeute aus den mechanisch-musikalischen Rechten gut genannt werden. Die Anstalt für mechanisch-musikalische Rechte (Ammre) in Berlin hat gute Fortschritte gemacht; zu wünschen wäre nur, daß die Genossenschaft deutscher Tonsetzer in Berlin sich ihr bald an schlösse. Erfreulicherweise ist in Rußland, wo, bisher deutsche Werke, namentlich die der guten Unterrichts- und Vortrags musik, zum großen Schaden des deutschen Musikalienverlages ungehindert nachgedruckt werden konnten und nachgedruckt wur den, durch Gesetz vom 20. März 1911 jeglicher Nachdruck aus ländischer Kompositionen untersagt worden. Immerhin besteht in Rußland noch kein genügender Übersetzungsschutz für die Libretti, für musikwissenschaftliche Werke usw.; doch hofft man, daß ein entsprechender Vertrag mit Rußland, an dessen Beratung der Musikalienverlag sich lebhaft beteiligt hat, bald zustande kommen wird. Auch England hat seine Urheberrechts-Gesetzgebung im Anschluß an die französische in einer für den Musikalien verlag günstigen Weise umgestaltet. Bedauert wird dagegen, daß die Niederlande der Berner Konvention noch immer nicht bei getreten sind. Das Musikaliensortiment hatte wieder einen wenig erfreulichen Geschäftsgang zu verzeichnen. Es leidet nach wie vor schwer unter dem Wettbewerb der Warenhäuser, die dem Bürsenverein der deutschen Buchhändler nicht angeschlossen sind und deshalb die Noten mit einem Rabatt verkaufen können, dessen Gewährung dem Sortiment untersagt ist. Das neue Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, auf das sich der Musikalienhandel bei seinem Kampfe gegen die Warenhäuser stützen zu können glaubte, scheint zu versagen. Allerdings ist der Absatz gewisser Musikalien gerade infolge der Preisunterbietungen der Waren häuser in den letzten Jahren nicht unbeträchtlich gestiegen. Un leugbar hat sich aber gleichzeitig der Geschmack des Publikums infolge der Überschwemmung des Marktes mit seichter Ware erheblich verschlechtert. Der Verleger sowie der Sortimenter müssen sich diesen Verhältnissen anzupassen versuchen; damit sind aber die Geschäftsspesen des Musikalienhandels in den letzten Jahren ganz bedeutend gewachsen. Die Folge davon ist. daß das Sortiment versuchen mußte, an anderen Stellen zu sparen, so z. B. an den Gehältern des Hilfspersonals. Damit hat natürlich der musikalienhändlerische Nachwuchs an Ge schäftskenntnis und Brauchbarkeit viel eingebüßt. Im Interesse des kulturellen Fortschrittes des Volkes dürfte es jedenfalls liegen, wenn der Musikalienhandel nicht mehr durch materielle Gründe gehindert würde, seinen idealen Aufgaben wie früher nachzugehen. Im Kunsthandel hat sich das Geschäft während des Berichtsjahres nicht viel ge hoben. überall herrscht Überproduktion; dabei werden die An sprüche des Publikums immer größer, so daß sich die Lager immer mehr füllen, während der Absatz zu wünschen übrig läßt. Die lange andauernde übermäßige Hitze hat den Zuzug von Fremden, auf die der Leipziger Kunsthandel mit angewiesen ist, abgeschwächt. Wenn sich auch der Geschäftsgang im Spät herbst und vor Weihnachten etwas besserte, so wurde damit doch der Ausfall im Sommer bei weitem noch nicht gedeckt. Einen großen Übelstand bilden auch die sogenannten fliegenden Kunst händler, die in leerstehenden Läden oder neuerdings auch in Hotels auf kurze Zeit Originalgemälde — vielfach minder wertige Ware — ausstellen und feilbieten und damit den stän digen reellen Kunsthandel schädigen. Im Kunstantiquariat haben sich die allgemeinen Verhältnisse im Vrichtsjahre wenig verändert. Es gelang, die Versteigerung einer wertvollen Budapester Kupferstich-Samm lung und der bedeutenden Handzeichnung- und Kupferstich sammlung Paul Mohns aus Berlin nach Leipzig zu ziehen. In beiden Versteigerungen wurden alte Kupferstiche und Handzeich- nungen jeder Art mühelos zu guten Preisen abgesetzt. Das Angebot alter Stiche und Handzeichnungen war im laufenden Jahre lebhaft. Eine der kostbarsten Sammlungen alter Meister, die im Rheinland zum Verkauf kam. wurde von einer Leipziger Firma erworben. Kleine Mitteilungen. Zur Bekämpfung des Borgunwesens. — Der Vorstand des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler erließ folgende Bekanntmachung, von der er auch Separatabzüge seinen Mitgliedern zur Verfügung stellt: »Mit Rücksicht auf die gegen wärtige wirtschaftliche Lage und in Erwägung, daß es auch aus anderen Gründen im Interesse sowohl der Sortimenter als ihrer Kunden liegt, nicht nur einmal im Jahre Rechnung zu erhalten empfiehlt der Unterzeichnete Vorstand den Mitgliedern des Vereins der österreichisch-ungarischen Buchhändler auf das dringendste künftig Viertel- oder doch mindestens Halbjahrs - rechnungen zu versenden und diesen Vorgang zum all gemeinen Usus im österreichischen Buchhandelzu machen. Die Vorteile der Viertel- und Halbjahrsrechnungen liegen hauptsächlich darin, daß die Zahlungen nicht mehr auf einmal zu geschehen brauchen, daß die Kontrolle eine weit leichtere und bequemere ist als bei Jahresrechnungen, und daß namentlich bei Kunden, die Ansichtssendungen erhalten, eine bessere Übersicht über den Erfolg der Ansichtssendungen erzielt werden kann.« Lsterreich auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914. — Eine am 24. d. M. im Festsaale der Handelskammer zu Wien abgehaltene Versammlung von etwa 120 Interessenten aus allen Kreisen des Buchgewerbes und der graphischen Kunst gestaltete sich zu einer bedeutsamen, einmütigen Kundgebung für die würdige Be teiligung Österreichs an der Graphischen Weltausstellung in Leipzig. Von Behörden und Instituten waren u. a. vertreten das Kultus-, Arbeits- und Kriegsministerium, sowie das Ministerium des Äußeren, die Universitätsbibliothek, das militär geographische Institut, die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt und die Kunstgewerbeschule; von der Deutschen Botschaft war Se. Durchlaucht Prinz Reuß erschienen. Auch die Körperschaften des Buchhandels und Druckgewerbes hatten Vertreter entsandt. — Der Präsident der Österreichischen Ausstellungskommission, Herr Or. Faber, begrüßte die Erschienenen, worauf der Vor- sitzende der Leipziger Ausstellung, Herr Dr. L. Volkmann, in längerem Vortrage Ziel und Eigenart der Ausstellung beleuchtete und namentlich ihre wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung hervorhob. Die Ausführungen fanden allgemeine lebhafte Zustimmung und eine Reihe von Rednern gab derselben noch besonderen Ausdruck, wobei die einhellige Überzeugung zu tage trat, daß Österreich sich unter Förderung der Regierung in eindrucksvoller Weise, und zwar mit einem eigenen Pavillon, an der Ausstellung beteiligen werde und müsse. Das bereits früher ge wählte österreichische Komitee wird die Angelegenheit in Verbin dung mit der Ständigen Ausstellungskommission weiter verfolgen und zur Durchführung bringen. Der Verein der mährifch-fchlesifcheu Buchhändler hielt am 16. d. M. in Mähr.-Ost rau die diesjährige Hauptver sammlung unter starker Beteiligung seiner Mitglieder ab. Bei der vorgenommenen Wahl wurden nachstehende Herren zu Ver- einssunktionären gewählt: I. Vorstand: Richard Karafiat, in Firma G. L R. Karafiat, Brünn; II. Vorstand: Paul Gollmann, in Firma Otto Gollmann, Troppau; Schatzmeister : kais. Rat August Berger, in Firma Carl Winiker, Brünn; Schriftführer: Wilhelm Karafiat, in Firma Fr. Karafiat, Brünn; Beisitzer: Friedrich Grosse, Olmütz, und Alois Brecher, Brünn; Revisoren: Hans Amende, in Firma Amende L Holaü, Witkowitz, und R. Papauschek in Mähr.-Ostrau. Preisausschreiben. — Der Verein »Recht und Wirt schaft«, der sich die Förderung zeitgemäßer Rechtspflege und Verwaltung zur Aufgabe gestellt hat, erläßt ein Preisausschreiben 'über folgendes Thema: »Das Verhältnis der Presse zur Justiz unter besonderer Berücksichtigung der Berichterstattung durch die Presse und ihrer gesetzlichen Verantwortlichkeit.« Die beste Arbeit erhält den Preis von 1000 Das Preisgericht besteht aus den Herren» Oberlandesgerichts präsident vr. Boerngen in Jena, Reichsgerichtsrat Eber mayer in Leipzig, vr. jur. Faber, Vorsitzendem des Vereins der Deutschen Zeitungsverleger in Magdeburg, Verlagsbuchhändler Georg Krehenberg, Erstem Schrift- 1026»