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1425 Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme; Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. Messinglinien. (Fortsetzung zu Nr. 59.) Schneiden der Linien. Um Verständniss für die Bildherstellung komplizirterer Muster auf systematisch geschnittenen Linien zu ermöglichen, muss zunächst das Verfahren beim Schneiden der Linien beschrieben werden. Wenn eine grössere Anzahl von Linien auf eine und dieselbe Länge geschnitten werden soll, wie dies bei Herstellung grösserer Sortimente und bei Lagerarbeiten stets der Fall ist, benutzt man zum Zerschneiden der Bahnen eine Kreissäge. Mittels einer Winkel führung werden die Bahnen an die rasch arbeitende Säge heran geführt und von deren kleinen Zähnen glatt durchschnitten. Der Führungswinkel ist verstellbar, so dass die Linien beliebige Länge er halten können. Da von jedem Sägeschnitt zu beiden Seiten der Schnittfläche ein kleiner Grat stehen bleibt, der später mit dem Hobel entfernt werden muss, so schneidet man die Linien zunächst etwa eine Achtelpetit länger als man sie braucht. Kleinere Mengen von Linien werden auf Schneidladen, die mit Führungsschlitzen versehen sind, mittels Fuchsschwanzsägen zer schnitten. Die Blätter dieser Sägen sind, damit sie gut eingreifen, aus dünnem Uhrfederstahl gearbeitet. Auch mit diesen Werkzeugen geht das Zerschneiden sehr rasch vor sich. Kurze Linienstücke, etwa von Nonpareil bis 2 Cicero, werden ebenfalls mittels Fuchsschwanzsägen geschnitten. Linien schwachen Kegels, namentlich Achtelpetit und Viertel petit kann man auch in ähnlicher Weise wie dies bei dem oben erwähnten Schneiden der Bahnen aus den grossen Blechen geschieht, mit starken Kantscheeren durchschneiden oder durchschlagen. Diese Vorrichtung (Fig. 10, vom rechts) wird mehr in Buchdruckereien als in Messinglinienfabriken angewendet. Dies kommt wohl daher, dass an der Schnittstelle das Bild des abfallenden Stückes stets etwas gequetscht wird und etwa im Betrage einer Viertelpetit abgenommen werden muss. Namentlich doppelfeine Linien leiden bei diesem Verfahren. Die etwas reichlich zugeschnittenen Linien kommen von der Kreis- oder Handsäge zu den Hoblern. Hobeln der Linien. Die zum Glätten der Linien bestimmten Hobel - Apparate sind theils senkrecht, theils waagerecht angeordnet. Fig. 10 zeigt einen Dieser Hobel, der sehr sicher, aber etwas langsam arbeitet, wird gleich dem vorerwähnten Linienschlagapparat mehr in Buchdrucke reien, die nur ab und zu Linien zu schneiden haben, als in Messing linienfabriken benutzt. Letztere verwenden meist den waagerecht zu führenden, in Fig. 11 nebst der zugehörigen Bestosslade abgebildeten Stosshobel. Der ziemlich schwere Hobel wird gegen die linke senkrecht stehende Wand gedrückt und so lange an der mit mässigem Druck gegen den Hobelstahl gepressten Linie vorbeigeführt, bis diese die vorgeschriebene Länge be kommen hat. Kleine Kegelstücke, z. B. Halbpetit- oder Nonpareil- Stücke von Achtelpetit- oder Viertelpetitlinien werden beim Hobeln in eine Klemmzange von der in Fig. 12 gezeigten Form eingespannt und mittels dieser Zange gegen den Hobel gedrückt. Der nach dem Hobeln am Fuss jeder Linie verbleibende Grat wird mittels einer Feile abgenommen. Zur Erleichterung des Hobelns kleiner Kegelstücke ist bei Scheiter & Giesecke in Leipzig eine an der Bestosslade selbst angebrachte selbstthätige Klemmvorrichtung in Gebrauch, welche etwa in der nach stehend dargestellten Weise wirkt. Fig. 13. Figur 13 ist ein Querschnitt durch eine nach dem Prinzip von Figur 11 konstruirte Bestosslade, a ist die Gleitbahn des Hobels, b die senkrechte Wand, an welcher der Hobel entlang geführt wird, c der verstellbare Anschlag, gegen welchen die zu behobelnde Linie gedrängt wird; e ist die Linie selbst, dargestellt im senkrecht zur Höhenrichtung, parallel zur Kegelrichtung geführten Querschnitt. Die Schwierigkeit beim Hobeln kurzer Linien besteht haupt sächlich darin, dass der Raum zwischen Anschlag c und dem Hobel zu klein ist, als dass ein Finger der linken Hand die Linie festhalten und niederdrücken könnte. Bei der in Rede stehenden Vorrichtung vertritt ein schwingendes Niederhaltstück d die Stelle der andrückenden Finger. Die rechtsseitige Darstellung von Fig. 13 zeigt dieses Nieder haltstück von vom und lässt erkennen, dass es in der Mitte bogen förmig ausgeschnitten ist, demnach also mit zwei Füssen gegen die Linie drückt. Die punktirte Darstellung von Fig. 13 deutet an, wie das in die Anschlagschiene eingelassene Niederhaltstück beim Ein führen einer neuen Linie emporgeschlagen werden kann. Zum An drücken der eingefügten Linie genügt schon das Eigengewicht des Niederhaltstückes. Die Wirkung kann aber noch verstärkt werden, wenn man einige Finger der linken Hand gegen den Rücken des Niederhaltstücks presst. (Fortsetzung folgt.) von A. Hogenforst in Leipzig gebauten senkrecht wirkenden soge nannten Guillotine hobel. Durch Auf- und Abwärtsbewegen des rechts sichtbaren Hebels wird das zwi schen sauber gearbei tete eiserne Backen eingefügte Hobel messer gehoben und dann längs der End fläche der leicht an- Fig. H. fern Scheiter & Giesecke in Leipzig, Küstermann & Co. in Berlin, u. a. gepressten Linie nie dergedrückt. Aehn- liche Formungen lie- Selbstentzündung der Putzlappen. Verschiedene grosse Buchdruckereibrände der letzten Jahre sind nachweislich durch Selbstentzündung von Putzlappen herbeigeführt worden. Man ist erst verhältnissmässig spät darauf aufmerksam ge worden, dass diese für harmlos gehaltenen alten Putzlappen eine dauernde Feuersgefahr bilden, und auch heut noch wird ihrer Auf bewahrung vielfach nicht die nöthige Sorgfalt zugewendet. In gut geleiteten Druckereien wird die Ansammlung grösserer Mengen solcher Lappen überhaupt nicht geduldet. Die am Tage verbrauchten Lappen werden vielmehr abends im Ofen verbrannt; in vielen Druckereien aber ist es noch üblich, dass die Lappen aus Ersparnissrücksichten aufbewahrt, gelegentlich ausgekocht und gereinigt werden. In einer der letzten Sitzungen der Berliner Polytechnischen Gesellschaft wurden die Ursachen der sehr auffallenden Selbstent zündung ölgetränkter Lappen besprochen und Mittel angegeben, um