Volltext Seite (XML)
Augzusammeuststz Bei dem Zusammenstoß eines Zuges drr Pensylvaniabahn bei Fort Wayne (Indiana) mit einem Güterzuge wurden vier Personen getötet und fünfzehn verletzt. Amtlicher Bericht der Sitzung de» Bezirksausschusses zu Meitze« am 13. Februar 1912. W Heute fand in der Aula der Fachschule zu Sieben« lehn unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmanns Frhr. von Oer vor den Mitgliedern des Bezirksausschusses der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen eine öffentliche mündliche Verhanslung statt. Die Verhandlung betraf die Errichtung der Sprengstoffabrik und Fabrik elektrischer Minenzünder in Flur Siebenlehn seitens der vereinigten Fabriken englischer Stcherheitszünder, Draht« und Kabel werke, Aktiengesellschaft in Meißen und die Widersprüche des Herrn Ludwig Back in Berlin gegen die Errichtung der geplanten Fabrik. Nach einer eingehenden Bericht erstattung des Herrn RegierungsamtmannS Schubert, nach Gehör der Parteien und nach Abgabe verschiedener ein gehender Gutachten seitens der Herren Sachverständigen wurde der Widerspruch des Herrn Ludwig Bock zurück- gewiesen. Der Widerspruch gründet sich hauptsächlich darauf, daß die geplante Fabrikanlage zu nahe an dem Grundstücke des Herrn Bock, auf dem ebenfalls eine Fabrik gebaut werden soll, errichtet würde und die Bocksche Fabrik infolgedessen bei einer Explosion in der Sprengkapselfabrik großen Gefahren ausgesetzt sei. Weiter war in dem Widerspruch geltend gemacht worden, daß der geplante Betrieb der Sprengkapselfabrik infolge Gas-, Rauch- und Dampfentwicklung und Einwirkung auf die Grundwafferverhältnisse für die Umgegend schädliche und unaugenehme Folgen zeitigen würde. Die Entscheidung tautet im einzelnen folgendermaßen: „Die Einwendungen der Firma Ludwig Bock werden zurückgewiesen und die Anlage unter den von den Sach verständigen der Königlichen AmtShauptmannschaft gestellten Bedingungen genehmigt, jedoch unter Vorbehalt des Widerrufs, von welchem auch dann Gebrauch zu machen ist, wenn die Unternehmerin ihrer finanziellen Lage nach nicht genügend Sicherheit für die Erfüllung der durch den Vertrag vom 8./13. dieses Monats übernommenen Ver pflichtungen bietet. Die Genehmigungskosten fallen der Antragstellerin zur Last, dagegen hat die Firma Ludwig Bock die durch ihren unbegründeten Widerspruch entstehenden Kosten, wo- «unter auch die durch die Abhaltung der Sitzung in Siebenlehn entstehenden höheren Kosten zu verstehen find, zu tragen. Der Unternehmerin wird antragsgemäß durch besondere Bescheidung gestattet werden, die baulichen An lagen auf ihre Gefahr unbeschadet des RekurSverfahrens unverzüglich auszuführen " An diese öffentliche mündliche Verhandlung schloß sich eine Sitzung des Bezirksausschusses an. In öffent licher Verhandlung standen zunächst die Regulative der Gemeinden Krögis, Gauernitz, Külitz, Mahlitzsch, NevcoSwig, Sachstorf, Gröbern, Saultitz, Wendischbora, Birkenhain, Hirschfeld, Boritz, Höhndorf Kesfi lsdorf und Coswig über die Erhebung von Gebühren für die Be aufsichtigung öffentlicher Tanzvergnügen zur Beratung, die Regulative wurden genehmigt bezw. bedingungsweise genehmigt. Der Ausbezirkung von Flurstücken des Flurbuches für Löthain aus der Rittergutsflur und der Einbeztrkung in die Gemeinde Löthain, wie der Ausbezirkung von Flur stücken aus Flur Siebenlehn und Breitenbach und der Einbeztrkung dieser Flurstücke in den selbständigen Guts- bezirk des Sraalsforstrevieres Marbach standen ebensowenig Bedenken entgegen, wie der Uebernayme einer bleibenden Verbindlichkeit seitens der Gemeinde Steudten, das Bau vorhaben des Gutsbesitzers Harz daselbst betreffend. Genenehmigt wurden ferner der Nachtrag zum Orts gesetz für den Hebammenbezirk Planitz, der orlsstatutarische Beschluß der Gemeinde Keffelsdorf, die Gemsindeanlagen- erhebung im Jahre 1912 betreffend, die Satzungen des Freibankbezirkes Hirschfeld, das Ortsgesetz für die Ge- meinde Mohlis und die Abänderung der Satzungen des Straßenbauverbandes Niederwartha—Gauernitz, letztere mit einer Umstellung in 8 10. Der Abtrennung von Flurstücken von Grundbesitzen des Gutsbesitzers Mohn und des Landwirts Friedrich Beuhne in Coswig, letztere unter Konsoltdationsbedingung wurde zugestimmt, dagegen wurde der beabsichtigten Abtrennung von Flurstücken vom Besitztum Blatt 1 des Grundbuches für Sieglitz (Besitzer Bernhard Jünger in Großstorkwitz) die Genehmigung ver sagt, weil hier ein krasser Fall der Güterausschlächterei Vorlage? Bedingungsweise Genehmigung erfuhr das Ortsgesetz für den Hebammenbezirk Meißen (links). Gegen den 2. Nachtrag zum Regulativ über Abgabe zur Armen kasse bei Tanzmusiken usw. in Bieberstein wurden keine Bedenken erhoben. AuS Bezirksmitteln wurde der Betrag von 273 Mark für Freistellen in der Beztrksanstalt Bohnitzsch zur Verfügung gestellt, dagegen konnte das Gesuch der Gemeinde Birkenhain um Gewährung von Beihilfen aus Bezirksmitteln für einen in der Anstalt Hilbersdorf untergebrachten Siechen keine Berücksichtigung finden. In nicht öffentlicher Sitzung wurden die Konzessions gesuche des Gasthofspächters Albin Obst in Starbach, des Paul Prater in Mergenthal und der Erben der Marie Büttner in Weinböhla genehmigt Der Rekurs des Kaufmanns Paul Hildebrand aus Grimma wurde teilweise beachtet, dagegen der Rekurs des Daniel Faust in Berlin als unbegründet zurückgewiesen. Endlich fand noch eine längere eingehende Aussprache über eine wichtige Beztrksangelegenhett statt, die zu einer Vorlage an einen demnächst zu berufenden Bezirkstag führen dürfte. Rätsel-Ecke. »ilderrStsel. Silbenversteckrätsel. Xeilsckrilt, Kanone, Keisencker, ^ogelck, Läelsteine, Hauswirt, dlakruox, Arrues. Es ist ein bekanntes Sprichwort zu suchen, dessen einzelne Silben versteckt sind in den vorstehenden Wörtern ohne Rücksicht auf deren Stlbenteilung. Reihenrätsel. nnärsntltrksLscdkn nnckrsrgtävIlbrcktN Die Buchstabenrethen sind in Gruppen zu zerlegen, die sich durch Einiügen passender Vokale zu sinngemäße« Wörtern bilden lassen. Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Vexierbild: In den Hüten der beiden Damen rechts. Bild von der rechten Seite betrachten. Tauschrätsel: Seide, Wette, Stets, A-ker, Rehe, Schwank, Band, Zshn, Wol» — (Stichwahl) Marktbericht. Meißen, am 17. Februar. Butter, 1 Kilo 2,90 bis 3,- Mk.; Gänse, 1 Pfund 95 Pfg.; Hase». Stück Mk.; Eier, 1 Stück 10-11 Pfg. Getretdepreise geringe OuaWt mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Weizen neuer- - - - 20,10 20,40 Roggen neuer — — — — 18,20 J.8,50 Gerste — — — — — — Hafer — — 20.50 20,80 20,90 21,20 Nossener Kro-nktenborse am 16. Februar 1912. 1000 Weizen um —/— . - NM —/— » Roggen neu—/— - GerA Brau-/ - - Futter- - Hafer neu . - alt Futtermehl l 100 . II Roggenkleie . Wetzenkleie grob - Maiskörner grob . Matsschrot - Heu, alt per Heu, neu Schüttstroh - Gebundstroh - Kartoffeln alt - - neu - lts Mk. bis Mk. KZ M!.bis Mk. - —- ——85—,-- — - 199,— - 203,— 85 16,85 - 17,25 . 182,— - 185,— 8014,50 - 14,75 - —,— - —80 —,— - — - , - , 70 , - . — — . —70 -197,— - 205,— 50 9,85 « 10,25 - —- —,— 50 — - 18,75 - —50 9,50 - — - 17,75 - —50 9,-- — - 14,75 - 15,75 50 7.50 - 8,00 - 14 75 . —,- 50 7,50 - » —,— » —,— 50 —,— - 9,75 . —50 —- 10,50 50 Kilo von Mk. - biS Mk. — 50 . .. 5,— - - 5,25 50 - .. 3,— - - 3,59 50 - - - 2,50 - - 3,— 50- - » — »» — 50 - - - 3,80 » - 4,— wissen Sie schon? Der Bimsstein ist ein vulkanisches Produkt und wird besonders von der Insel Lipart (auf der sich der feuer speiende Strombtli befindet) zu uns gebracht. Ueber 80000 verschiedene Käfer find bis jetzt ge zählt worden. In Brasilien und Jddten gibt es Käfer, die wie Gold, Rubine und Smaragde leuchten und schimmern und die, au Broschen, Agraffen und Nadeln befestigt, als Schmuckgegenstände verkanft werden. Erziehung der Kinder. ES sind wenige Eltern, die einzelne oder mehrere Erscheinungen der Blutarmut und mangelhaften Ernährung im Laufe der Erziehung ihrer Kinder nicht wahrge- uommen haben Bläffe, Kopf- «»d Rückeeefchmer, ze«, rasches Ermüden, flimmern vor de« Ange«, Herzklopfe«, Magendefchwerde«, volltomme«e Appelitlostgkeit, allgemeine KSrperfchwäche, RaHlatz der Geistesfrische, sind alltägliche Eischei- nungen oer Kinderstube, beionderS in der EvtwicklungS- Periode. Die englische und skrophnlitische Krankheit, so auch die ererbte Neigung zur Tuberkulose wird stets von gl ober Blutarmut begleitet. Die ärztliche Behandlung bei den erwähnten Kinder krankheiten richtet sich in erster Reihe auf die Beh bung der Blutarmut und auf die Verbesserung der Blutde- schaffesheit. Es ist tatsächlich von viele« Autoritäten bewiesen, daß durch den Gebrauch von Leeiferrt« t» verhältnis mäßig kurzer Züt da« Allgemeinvefiade» gehoben wird, das Aussehen und der Appetit sich zuseveuds heben, der Ernährungszustand, die Kiäjte und die Widerstandsfähig keit größer werden. Die Kinder erholen sich rasch. »» Leeiferrt« wird sehr gerne von ollen Kindern ge- nommen, da vo« angenehme» Geschmack Preis Mk. 3,—, zu habe« in Apotheken, ganz sicher von: Mohre« Apo- theke, Dresden. Der Kurier des Rönigs. Erzähluna aus dem Jahre 1813 von Friedrich Thieme. 8) (Nachdruck verboten.) »Sie haben mit der Armee zu tun?" .Ja, mein Herr/ — .Mit welcher?* — „Welche Fraget Hierzulande — mit der französischen." „So, so. Ich hielt Sie für einen Bürgerdieser Stadt/ Der Kleine lachte wieder. „Ich hielt Sie für einen Militär. Logieren Sie hier?" — „Ja." — „Wie sich das trifft — ich auch. Vielleicht können wir morgen zusammen reisen. Ich kenne Weg und Steg. Wohin gehen Sie zunächst?' — „Nach Dresden." „Nach Dresden?" versetzte das Männchen ent täuscht. „Dann können wir uns nicht lange Reiss- gesellschafter sein. Und zwei Männer sind doch widerstandsfähiger gegen etliche Gefahren als einer. Ich meinte, Sie pilgerten auf Österreich los." Felix zuckte die Achseln und erhob sich. „Wollen Sie schon schlafen gehen?' — „Wie Sie sehen.' „Schade — ich hätte gern noch ein Stündchen mit Ihnen verplaudert. Sie sind müde?" — „Sehr." Die Unterhaltung der beiden war zwar nicht besonders leise, aber auch nicht so laut geführt worden, daß die am nächsten sitzenden Anwesenden mehr als abgebrochene Worte davon vernommen hätten. Der Kleine hielt die Stimme fast ebenso an sich wie der Offizier, waS diesem, als es ihm zum Bewußtsein kam, die Bekanntschaft noch sonderbarer erscheinen ließ. Der Wirt eilte herbei, als Felix aufstand, ihm den Paß dankend zurückzugeben. „Alles in Ordnung, Herr Leuthold", sagte er. — „Gut." „Sie wünschen heraufgebracht zu werden?" „Ja, wo ist mein Kutscher?" — „Im Hinter stübchen. Soll ich-" „Nein, nein. Sagen Sie ihm", rief Felix mit erhobener Stimme, „er soll um acht Uhr anspannen. Ich habe den Mann bis Dresden gemietet", fügte er hinzu. „Er hat mich brav gefahren — falls Sie einen Passagier für die Rückreise für ihn wissen, sei er hiermit angelegentlich empfohlen." Der Wirt sagte seine Verwendung zu, worauf Hauptmann von Dohna mit kurzem „Gute Nacht" die Gaststube verließ. Gottfried, der Aufwärter, begleitete ihn in das im ersten Stock gelegene Schlafzimmer. „Kennen Sie den kleinen Herrn, der mir gsgen- übersaß?' fragte ihn Felix. „Den Grauköpfigen? Ich sollt' es meinen." „Wohnt er hier?" — „Das nicht, doch hat er sich zeitweise hier hsrumgetrieben." „Wissen Sie seinen Namen?" „Man nennt ihn Hilpner, doch weiß ich nicht, ob es sein rechter Name ist. Sie wollen doch nicht mit ihm zusammen reisen? — Ich hörte so etwas im Vorbeigehen!' „Durchaus nicht. Ist er nicht ehrlich?" Gottfried kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. — „Er steht in keinem groben Ansehen', bemerkte er in gedämpftem Tone. „Nicht, daß man ihn für einen Spitzbuben hält — aber näher ver kehren will niemand gern mit ihm. Manche halten ihn für einen französischen Spion." Der junge Haupt«,ann schritt unruhig in dem kleinen Zimmer auf und ab. „Ist er heute erst ein getroffen?" „Zu uns kam er erst vorhin. Aber der Schuh macher Hohl, der am Ofen saß, der dicke Mann mit dem schwarzen Vollbart — wenn Sie sich erinnern —" „Er ist mir nicht aufgefallen. Was ist mit ihm?" „Hohl behauptet, den Grauköpfigen heute früh im „Hirsch" gesehen zu haben und zwar mit einem Herrn zusammen, der ein französischer Offizier in Zivil gewesen sei." „Wohl möglich", sagte Felix mehr zu sich selbst, als zu dem Burschen, dann setzte er ruhig hinzu: „Schicken Sie mir meinen Kutscher herauf." Der Kutscher, ein Landmann aus einem Grenz dorfe, erschien nach wenigen Minuten. „Hat Ihnen der Wirt gesagt, wann Sie sich fertig halten sollen, Lorbeer?" — „Um 8 Uhr." „Ganz recht. Indessen hab ich mir'S anders überlegt, lieber Freund. Wir wollen um 6 Uhr fahren." — „Bei stockdunkler Nacht?" „O, wir werden uns schon zurecht finden — ich bin gewarnt worden, Lorbeer, es sollen ver dächtige Subjekte in der Gegend herumstreifen. Sie wissen, es kommt manches auf Rechnung der Fran zosen, woran sie unschuldig sind, obgleich auch unter ihnen recht gewissenlose Leute sein sollen." — „So werde ich um sechs einspannen." „Sie werden mir einen Gefallen erweisen. Noch eins, — sprechen Sie nicht darüber, daß ich andere Anordnungen getroffen habe. Lasten Sie die Leute im Glauben, wir reisten erst nach acht Uhr — um so weniger werden wir Belästigungen zu fürchten brauchen." „Ich werde schweigen." (Fortsetzung folgt.)