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Sagan zwei polnische Arbeiter durch Kohlengasvergiftung erftUkt. Ferner ist in Samdor bei Oswiecin eine ganze ans sechs Personen bestehende Familie nebst vier Zungen Leuten, die alle in einem Zimmer schliefen, durch Unvor sichtigkeit deS Hausherrn, der einen schadhaften Ofen nicht in Ordnung bringen ließ, durch Kohlengas vergiftet worden. — In dem an der pommerschen Grenze belegenen Dorfe «rndtwalde in Mecklenburg hatte der Gutsschweizer den Ofen übermäßig geheizt und ihn darauf geschloffen. Der Schweizer ging später mit seiner Frau zum Kuhstall und ließ seine fünf Kinder im Alter von sechs Wochen bis zu sechs Jahren allein zurück. Als die Eltern nach Stunden hetmkehrten, bot sich ihnen ein entsetzlicher An blick: der Ofen war explodiert und alle fünf Kinder waren in der verqualmten Wohnung erstickt! Drei Perssue« v-m Zug zermalmt. Auf dem Nachhausewege benutzten der Schmied Kurschewski, der Arbeiter Domeyer und der Arbeiter Braunsberger zur Wegabkürzung die Gleise des GüterbahnhosS Ponarth bet Königsberg. Um dem Rangierzug auszuweichen, be traten sie ein Nebengleis. In demselben Augenblick brauste der Allensteiner Schnellzug heran. Alle drei Personen wurden zermalmt. Ei« Budapester Persoueuzug mit einem Lastzug zusammeugeststze«. Ein Belgrad—Buda- Pester Personenzug ist eine Stunde vor Budapest in der Station Dormsoed mit großer Gewalt mit einem Last- zug zusammengestoßen. Viele Waggons der beiden Züge wurden zertrümmert. Wunderbarerweise gab es keine Toten, dagegen wurden zwei Personen schwer und rin- undzvanzig leichter verletzt. Der nachkommende Bel- grader Eilzug mußt« fünf Stunden bis zur Freimachung auf der Strecke liegen bleiben. Ueb-rschM-mmuugeu, Schne-stürm- und SiUtr. Die Hochflut nimmt in ganz Portugal in be- ängstigender Weise zu. In Alcantare in der Nähe von Lissabon wurde ein Erdbeben verspürt, das großen Schaden anrichtete. Mehr als 150 Personen find in den Fluten ertrunken. Der in ganz Portugal durch die Hochflut verursachte Schaden wird auf über 42 Millionen Mark geschätzt. — Im Dorfe Mirandella, Distrikt Guarda, haben die Regenfalle Erdrutsche verursacht. Zwei Häuser sind eingestürzt. Bis jetzt sind acht Leichen geborgen. — Ein furchtbarer Schneesturm ist über den ganzen Staat New Aork niedergegangen. Eisige Kälte herrscht wieder tu den Bereinigten Staaten. Das Eis des Hudson ist über zwei Fuß dick Die Bahnzüge sind vielfach einge- schneit, die Passagiere befinden sich in Gefahr, zu erfrieren. Der Michigansee ist zum ersten Male in einem Viertel- jahrhundrrt zugefroren. Am Sonntag fiel das Thermo- Meter bis auf etwa 35 Grad Celsius. Unter der armen Bevölkerung ist große Not entstanden. Zahlreiche Men- scheu find erfroren. Kaiotnsturz t« St. Remo. Aus St. Remo meldet der Draht: Als am Dienstag früh 40 VoikSschüler auf dem Kat am MeereSufer spazierten, stürzte plötzlich ein Teil des Kais ein und begrub etwa 20 Schüler unter seinen Trümmern Fünf Tote und acht Verletzte wurden bisher aus dem Schutt herausgezogen. Zwei japanisch- Dampfer gesu«ke«. Wie Lloyds Agentur aus Nagasaki meldet, sind die japanischen Dampfer „Rych-maru", der von Hokate kam, und „Mo- rtmaru", der von Most kam, zusammengestoßen und beide gesunken. Von der Besatzung und den Fahrgästen der „Rychomaru" sind 32 Personen, von denen der „Mo- rtmaru* 14 Personen ertrunken. poetischer Gruh vom Portland Oregon.*) ES gereicht mir zur besonderen Freude, Daß ich Gelegenheit zum Schreiben finde, *) Von einem meiner ehemaligen Schüler aus Lampersdorf, welcher vor mehreren Jahren nach Amerika auswanderte. Kantor em. Kippe. Und daß man vor allem in Amerika Papier genug hat, sowie Tinte, Dazu eine Feder und ein bischen Verstand, So kommt man zurecht wohl in jedem Laad. Im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten Sraucht der Mensch weder Hunger noch Durst zu leiden, Venn er klug ist, arbeitet und auch spart So recht nach alldeutscher Art. Zunächst hab' ich mir gewählt, zu schreiben, Was die Leute hier tun und was sie treiben, Zumal ich weiß, daß dies freie Lans Ist den Bewohnern von drüben noch wenig bekannt. Büffelochsen, auch Indianer stevt man dann und wann, Doch auch bald g-.hören sie der Vergangenheit an. Der Zifilisation muß alles weichen, Dies findet man hier fast ohnegleichen. Die Brüder von JonaihanS Geschlecht uns grollen find keine Einwanderung mehr hereinlaffen wollen. Ihr drüben würdet euern Augen kaum trau'n, Könntet ihr hiesige Möglichkeiten näher beschau'«. Wie Salomonische Pfaden, so schlank und fein Müssen gegenwärtig amerikanische Frauen sein. Wenn drüben die Liebe zum Leben erglüht, Die hiesigen Rosen find längst verwelkt, und verblüht, Man verzagt hier darum noch lange nicht; Sie machens wie Indianer und färben das Gesicht. Nicht mit Kindern, sondern mit Hunden geht man spazieren; ES ist so Sitte, braucht niemand sich gelieren. Man konnte einst hier Indianer nur seh'«, Als die Weißen kamen, da mußten sie geh'« Die Schritte der Kultur schienen ihnen zu groß, Darum traf sie als Lohn das AussterbungsloS. Das Wild, ihre Freude, haben sie mitgenommen, Der weiße Mann Hal Gold dafür bekommen Darnach "jagt und rennt er Nacht und Tag, Wie es stch Kin Sterblicher zu beschreiben mag. Selbst viele, denen Deutschland zu eng geworden, Beteiligen stch an dem moralisch und geistigen Morden. Gott, Glauben und Liebe haben sie zurückgelaffen; Im Lande der Freiheit fie wie Gefangene erblassen. Geld, Geld, daS ist der meisten Verlangen, Ohne zu wissen, was damit sei anzufangen. Selbst die Sprache der Mutter verleugnen viel; Man glaubt, mit der englischen erreicht man das Ziel. Vermeintliche Freiheit und Gold treibt den deutschen Nachen In den unersättlichen englischen Löwenrachen; Doch selbst ein Löwe kann nur rauben und süssen, Was der Schöpfer ihm hat zugennffen. Durch Enttäuschung aller Art und den Wechsel der Zeit Sind vitle Jrregegangene zur Umkehr bereit. DaS Rauschen der schwarz-weiß-roten Flagge Klingt an alle Ohren: O Deutschland, erwache! Und der steigende Adler mit seiner Gewalt Gebietet dem englischen Löwen nun Halt. Denn die Zeit ist gekommen, da die Deutschen auf Erden Erwachen und sich sel st kennen werden. Wie der Sand am Meer, nach der Verheißung Worten, Wachsen fie unaufhaltsam an allen Orten. Wie der Weiße kam und der Indianer verschwand, So erobert das Deutschtum unbewußt daS Land. Und ängstlich fragt man sich Nacht und «Tag, Was wohl die nächste Zukunft bringen mag! ES erntet Sturm, wer Wind hat gesäet, Wo man Unkraut Pflanz', wird kein Weizen gemährt. Die Deutschen find es, die jungen und alten, Die ihre Augen stets offen halten, Die nichts tun und lasten, ohne Gott zu fragen, Stch im Interesse der Menschen nur quälen und Plagen, Denen das Wohl der Menschen am Herzen liegt, Die die Welt bekämpft, doch nie besiegt; Die nicht durch Hochmut und Stolz werden blind, Die da w ssen, daß sie Werkzeuge Gottes sind. Das Schicksalsrad sehen wir beständig stch dreh'n; Es komunn Völker und. andere geh'n. Wie gewaltiger Gebirgsbach, wie Wellenbrausen, So hört man des Adlers Flügel rauschen. Dort in der Höhe, vom Irdischen fern, Da verweilet der deutsche Adler gern. Tief unten verborgen in Gras und Laub, Da lechzet der Löwe auf blutigen Raub. Da nahet ein Jüngling auf feurigem Roß, Ihm folget ein kühner Kriegertroß. Seine Losung ist: Für. deutsche Freiheit siegen! Vor ihm muß der Löwe im Kampf unterliegen. Schon mauches Volk hat sich an Deutschland geirrt. Und nicht geahnt, wie stark es sein wird. Wie schwang der Feind den kräftigen Arm; DaS Eisen wurde vom Haffe ganz warm. Schwer wird das Ringen im Weltkrieg sein, find nur die Helden, wahre Helden allein, Welche für Recht und Wahrheit steh'n, werden siegen. Bis die Feinde zu seinen Feinden liegen. Wer schau t so ernst und bedächtig hinein In des Kampfes Gewühl und die Kriegerreih'n? 's ist Germania, die Jungfrau, einfach, bescheiden; Sie eilt, sich zu schmücken und festlich zu kleiden; Denn sie weiß, nach dem Kampfe wird Friede sein, Da herrscht nur Germania, Germania allein. Genug davon willst wissen, wie es um mich bestellt, Drum möcht' ich erzählen, wie es sich mit mir verhält. Du kennst die Menschen, die im Frühjahr von neuem Die Wege der Menschen m t Blumen bestreuen. Die mit Gott, dem Schöpfer, gehen Hand in Hand Und die Natur verschönern helfen in jedem Land, Die „Gärtner" find's, alS solcher tu ich das Meinige, Wie Du als „Lehrer" tust das Deinige; Dabei nach eigenem Willen und Rat Mache ich die Gedanken alle zur Lat, Und fällt der Sinn deS Ganzen gut ins Gewicht, So nennt manS mitunter sogar ein Gedicht. Man hört es oft ein verunglücktes nennen; Doch der beste Koch kann den Braten verbrennen. F rn, fern von der Heimat, verlassen zum Teil, Vom Weltgeschicke getrieben Verlor mancher sein zeitliches und ewiges Heil, Und nur die Sehnsucht ist ihm geblieben. Frohen Muts hat mancher den Rücken gekehrt Der Heimat, dem Vaterhaus Und zog. wie es sein Herz begehrt, Wett, weit in die Welt hinaus. Doch, S'tst menschlich, unbewußt kommt in'S Herz Die Sehnsucht, das Heimweh geschlichen, Und im Kampfe ums Dasein bei Freud' und Schmerz Hat mancher dem verlor'nen Sohne geglichen. In Finsternis, in die Nacht und Dunkel Hält die Welt den Menschen gefangen, Drum auf, tor Wächter, im Sternengefunkel, Helft den Menschen an's Licht gelangen. Welch herrliches Amt, ein Lehrer, ein Führer! Zum Wohle der Welt soll er sein. Und im Glanze der göttlichen Sonne Die Menschheit vom Irrtum befrei'n. Was ist drin Verlangen, dein Streben? Wieviel Gutes möchtest du hier-tun? Damit du sich kannst dermaleinst Auf einem weichen Kissen ausruh'n. Bist du .in Halm oder ein Träger, Eine Aehre, ein Werkzeug des Herrn? Murre und klage nicht ob deiner Arbeit, Tu alles stets willig und gern. Wenn dann die Schneeflocken im Winter Umwehen dein Haupt hier hinieden. So sollen die Früchte deines Schaffens Der Nachwelt Achtung gebieten. Ihr Kinder, ihr Pflänzchen, euer Leben, Es däucht euch wie ein Traum; Euch rate ich, beachtet zu werden, Ein mächtiger Elchenbaum. Zuletzt einen Gruß, mein Lehrer, Dir, Einen Gruß an jeden, der mir nahe stand Und alle, die ihr gehört von mir, Denkt gern auch an mich hier im fremden Land. Portland Oregon. Hermann Schreiber- Der Rurier des Königs. krzählung aus dem Jahre 1813 von Friedrich Thieme. (Nachdruck verboten.) „Einen Allianzvertrag?' rief Felixfreudigbernhrt. „Nein — vorläufig nur eine Art Waffenstill stand. Aber er hat es aus eigene Faust getan — ohne Willen und Genehmigung des Königs." „Se. Majestät wird gewiß seine Genehmigung nicht versagen." „Se. Majestät ist ganz und gar nicht damit einverstanden. Niemand hat daS Recht, der Ent scheidung deS Königs vorzugreifen. Ein Adjutant ist bereits unterwegs, um dem General das Dekret zu überbringen, welches seine Absetzung und die Ver werfung der Konvention von Tauroggen ausspricht." „Seine Absetzung?" „Ja. ES ist nur zu wünschen, daß der Bote nicht von den Russen aufgefangen und an der Er ledigung seines Auftrags verhindert wird", fügte der Sprecher in eigentümlichem Ton hinzu. Felix verstand, waS er meinte. „Fürchtet man, daß dies geschehen könnte?" „Allerdings, man fürchtet es — man fürchtet es sehr. Derselbe Adjutant begibt sich im besondern Auftrag Sr. Majestät in das russische Hauptquartier nach Wilna." „Und wenn er dort glücklich ankommt?" „O — ein anderer Bote, der aber mit keinerlei offiziellem Charakter bekleidet und dessen Mission unverbrüchliches Geheimnis bleiben muß, soll mit einem geheimen Auftrag an den Fürsten Metternich entsandt werden. Dieser Bote hat eine schwere und gefährliche Aufgabe zu bewältigen. Zwischen Berlin und der österreichischen Grenze schwärmen zahlreiche französische Abteilungen, er muß unter der Maske eines schlichten und ungefährlichen Privatmanns direkt auf sein Ziel losgehen, das mit dem Feind verbündete Sachsen durchschneiden und so schnell als möglich an Ort und Stelle zu gelangen suchen." — „Allerdings." Der Herr unterbrach seine Mitteilung plötzlich; er ging einige Male mit verschränkten Armen im Gemach ans und ab. Plötzlich blieb er vor Felix stehen, sah ihn nochmals mit forschendem Blick an und sagte dann ernst: „Wollen Sie dieser Bote sein?" In den Angen des jungen Hauptmannes flammte es auf. „überlegen Sie es sich genau — die Mission ist gefährlich." „Aber ehrenvoll und wichtig." „Sie leisten dem Vaterlande einen größeren Dienst, als wenn Sie dem Feinde in der Schlacht gegenübertreten. Und Sie bedürfen zur Ausführung eines ebenso heroischen Mutes, ja einer ungewöhn lichen Unerschrockenheit, Kaltblütigkeit und Schlauheit. Trauen Sie stch diese Eigenschaften zu?" Eine Fülle erhebender, ja berauschender Emp findungen wallte in Felix auf. Zu einer solch ehren vollen Aufgabe war er erkoren? Man erwählte' ihn, der heiligen deutschen Sache einen so hervorragenden Dienst zu leisten, man gab ihm die Mittel in die Hand, Ehre und Auszeichnung und damit die teure Braut zu erwerben! Wie hätte er sich da nur eine Sekunde bedenken sollen! „Ich werde versuchen, meine Pflicht zu tun!" be teuerte er mit bescheidenem Stolze. Der Fremde drückte ihm freundlich die Hand. „Sie sind ein guter Patriot, das find viele andere auch, aber Sie haben fick außerdem eine Braut zu verdienen. Sind Sie sich der Höhe der Gefahr Ihres Unternehmens bewußt?" „Vollkommen." „Sie können gefangen, ja getötet werden." „Ms Soldat bin ich jede Stund« auf dieses Schicksal vorbereitet." „Denken Sie an das spurlose Verschwinden des englischen Gesandten Lord Bathurst!" D „Ich beharre bei meinem Entschlusse." „Gut. Sind Sie bereit, noch in dieser Nacht abzureisen?" „Ich bin es", erwiderte Felix nach kurzem überlegen. „Sie erhalten einen Paß auf den Namen eines Berliner Kaufmanns Leuthold, ferner ein Beglau bigungsschreiben, dessen sorgfältigste Verwahrung und Verbergung Ihnen ans Herz gelegt wird." „Gut. Und mein Auftrag?" „Darf nur ein mündlicher sein. Sie wissen, welches Unheil die Folge war, als der Beauftragte Steins vor einigen Jahren mit einer inhaltschweren Depesche von den Franzosen ergriffen wurde. Ich werde Ihnen nachher mitteilen, worin er besteht. Mit Geld wird man Sie versehen." „Und wenn ich gefangen werde?" „Ihre erste Sorge muß sein, Ihr Beglaubigungs schreiben zu verstecken — sollte man es dennoch finden — so —" „So?" Der Herr ergriff nochmals die Hand deS Offiziers, drückte sie kräftig und setzte kaltblütig hinzu: „So werden Sie für König und Vaterland zu sterben wissen." „Ich werde es", wiederholte der Offizier. (Fortsetzung folgt.)