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«chÄM MW Beilage zu Nr. N. Sonnabend. 27. Januar 1912. Denksprüche für Gemüt und Verstand. Hab ich kein großes Schiff zur Fahrt Muß ich auf kleinem Kahne treiben: So werd' ich doch bei gleicher Art und unverwandtem Sinne bleiben. F^H. Geffken. Betrachtung für den 4. Sonntag nach Epiphanias. Matth. 8, 27; Was ist das sür ein Mann, daß ihm Wind und Meer gehorsam ist. Der Heiland ist im Schiff. Mit ihm find auf die Wogende See hinausgefahren seine Jünger. Ein Sturm erhebt sich und scheint das Fahrzeug ernstlich zu gefährden. Der Meister in Israel schlummert, aber die Mitfahrenden sind in höchster Aufregung, wecken Jesum auf und klagen: Herr, hilf uns, wir verderben! Der Herr straft ihren Kleinglauben — wo er ist, da find die Menschen in sicherstem Schutz — und stillt das Wüten des Sturmes, die Menschen aber wunderten sich und sprachen: Was ist das für ein Mann, daß ihm Wind und Meer ge horsam ist? Ja, ein wundersamer Mann: er spricht nur ein Wort, so geschiehts. Ihm gehorchen die Kräfte der Natur, ihm beugen sich Wolken, Luft und Winde. Ihm gehorcht das ganze Weltall; ihn preisen Sonne, Mond und Sterne; ihm muß dienen alles, was da lebet und webet- Ihm gehorchen die Großen dieser Erde — das sehen wir bei seinem Eintritt in diese Welt; muß doch der Kaiser Augustus die Schätzung ausschreiben gerade für das Jahr, in dem Christus sollte geboren werden, damit die uralte Weissagung des Micha erfüllt werde: aus Bethlehem soll kommen, der in Israel Herr sei. Ihm dienen die Engel, die seine Geburt besingen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohl gefallen, von denen es in der Versuchungsgeschichte heißt: Siehe, da traten sie zu ihm und dieneten ihm. Ihm sind gehorsam die Gläubigen, die ihm diene« in schönen Gottesdiensten und Hausandachten — wie groß ist doch die Zahl derer auf der großen, weiten Erde und im schönen, herrlichen Himmel, die ihm gehorsam sind; die da beugen ihre Knie in dem Namen dieses Mannes. Ihm ist gehorsam dein eigenes Herz. Kennst du die Stunde, wie es einst stelle wurde über den trotzigen Wogen deines Herzens, als sein Auge dich angeblickt? Weißt du noch, Wie in allerbittersten Schmerz er dir das Herz erfüllt hat mit heiligem Trost? Weißt du noch, wie dir war, da sein Wort und Geist dich mit Freude, mit Mut und Trost erfüllte, so groß, so mächtig, so einzigartig, wie du nichts Aehnliches jemals geahnt oder gedacht hattest? Da war dein Herz dem Manne auf dem Meere gehorsam. Und wenn die böse Lust und der Hochmut ihn weit fort stoßen wollten von dir, er hat sich ms deines Herzens Herr noch erwiesen und über deine Hoffart triumphiert. And das ist tzanz selbstverständlich, denn: Was ist das für ein Mann, baß ihm Wind und Meer gehorsam ist? Wir wissen cS ist der, der gesagt hat, was ihm keiner Nachsagen kann: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden; es ist der von dem Petrus bekennt: "Herr, wohin sollen wir gehen, du hast Worte des ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und »rkannt, daß du bist Christus der Sohn des lebendigen Gottes", es ist der, von dem der Dichter singt: „Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß. Alle Zunge soll bekennen, Jesu sei der Herr zu nennen, dem man Ehre geben muß. Fürsten tümer und Gewalten, Mächte, die die Thronwacht hatten, geben ihm die Herrlichkeit. Alle Herrschaft dort im Himmel, hier im irdischen Getümmel ist zu seinem Dienst bereit"; es ist der, von dem wir nicht nur bezeugen: Jesus M üie flMjalm M>ame muß der rührige Geschäftsmann nach gerade denken. Zur Konfirmation sind in Hunderten von Familien zahl reiche Waren, Gebrauchsgegenstände und Geschenkartikel nötig, sodaß alle hierbei in Betracht kommenden Ge schäfte bei Zeiten deren öffentliche Ankündigung im Inseratenteil des heimatlichen Lokalblattes bewirken müsse», wenn sie auf einen flotten Umsatz rechnen wollen. Das Gleiche ist bezüglich aller für die Früh» jahrssaison in Frage kommenden Artikel der Fall, und so empfehlen wir unser in Stadt und Land wie keine andere Zeitung wohl in jedem Hause gelesenes Blatt als wirksames Jnsertionsorgan hierdurch angelegentlichst aufs beste. Hochachtend „AMnblalt M AikSiM «. tlmg." Christus, wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sondern auch bekennen: Jesus Christus wahr haftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren — unser Herr. Ach, daß wir ihn recht erkennen wollten, dann würde» sich auch im größten Leide die sturmbewegtrn Wogen des Herzens glätten, und die Seele würde auch im bittersten Schmerze Ruhe finden. Ach, daß alle Zweifel von uns fliehen wollten ob dieses Jesus Christus und jede Zunge sich zu dem Bekenntnis hindurchzurtngen vermöchte: Mein Herr und mein Gott! Ans Sachsen. Wilsdruff, den 26. Januar. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich vorgestern nachmittag kurz nach 4 Uhr bei den Abräumungsarbeiten aus der Brandstelle der Firma Karl Julius Nestler in Rotzweit». Von dem hohen Gerüst löste sich ein Teil ab und drei auf demselben befindliche Arbeiter stürzten mit ihm in die Tiefe Der Maurer Richter auS Wetter witz erlitt anscheinend schwere innere Verletzungen, während die beiden anderen Maurer Hans aus Gleisberg und Zeibig aus Marbach mit leichteren Verletzungen davon gekommen sein sollen. Der Bankkrach in Dippoldiswalde. Die Ver haftung Willkomms dürfte gar manchem unangenehm sein und jeder Tag kann wichtige Enthüllungen bringen. Während man bet dem neuen Bankkrach Fenster und Türen mit festen eisernen Stäben gegen Einbruch sicherte, befand sich ein Defraudant in den Bankräumen selbst, ohne daß ihm seitens des Verwaltungsrats die nötige Kontrolle wurde. Bei der Summe der Unterschlagungen (etwa dreiviertel Million) wäre dies sonst in anbetracht des doch bescheidenen Betriebsvermögens einfach unmöglich gewesen. In beteiligten Kreisen hielt man derartige Unterschlagungen bet der Bank unter Aufsicht eines Ju risten und den angesehensten Bürgern der Stadt allgemein für unmöglich. Hoffentlich werden die Herren in weit gehendstem Sinne regreßpflichtig gemacht, damit die vielen kleinen Sparer und Genossenschafter vor dem schlimmsten bewahrt bleiben. — Bet der Aktiengesellschaft Mann L Willkomm in Heidenau hat die Mißwirtschaft zum vollständigen Zusammenbruch geführt Das eine Million betragende Aktienkapital der erst im zweiten Geschäfts jahr stehenden Gesellschaft ist al- verloren anzusehen. Auch sind die Aussichten für die Gläubiger höchst un günstig, da bei der Gesellschaft die gleichen verworrenen Verhältnisse obwalten wie bei ihrer Bankverbindung, der verkrachten Dippoldiswalder Vereinsbank. Die am 31. März 1911 gezogene Bilanz für das erste Geschäfts jahr hatte beispielsweise einen Gewinn auf Patentkonto von 1200000 Mark ausgewiesen, wobei es hieß: Bar verkauf von Schutzrechten. Wie sich nunmehr heraus stellt, sind diese Schutzrechte aber an den Direktor Will komm, der gleichzeitig Aufstchtsratsvorfitzender der Mann 8: Willkomm-A-G war, gegen Akzepte verkauft worden. Es handelte sich also nur um eine« Scheinverkauf. Auf die Patente wurden in der letzten Bilanz 648999 Mark abgeschrieben, wonach sie nur noch mit einer Mark zu Buche standen. Ein furchtbarer Unglücksfall ereignete sich am Sonn tag früh in der Klahrefchen Mühle in Bischheim. Der Besitzer, Alwin Klahre, geriet, als er früh nach 8 Uhr eine kleine Rtpaiatur erledigen wollte, in das Getriebe. Er wurde von der Hauptwelle ersaßt und mehrere Male mit dieser herumgeschleudert. Der Tod ist sofort einge treten. Nur mit großer Mühe konnte die Leiche aus dem Werk entfernt werden. Klahre war ein tüchtiger Fach mann, der sich allseitiger Achtung und Wert chätzung erfreute. In Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig versuchten zwei Schlafburschen einen Arbeiter, mit dem sie die Schlafstelle teilten, zu erwürgen, damit sie das ihrem Opfer bereits vorher gestohlene Geld nicht zu ersetzen brauchten. Der teuflische Plan mißlang. Die Verbrecher flohen, sie wurden aber im Laufe des Tages in Schmölln ermittelt und festgenommen. Die städtischen Kollegien in Limbach beschlossen die Schaffung einer neuen Steuerorsnung, welche die 8türmilcke Mögen Kriminal-Roman von Karl von Riegerstein. 2SZ (Nachdruck verboten. Und er starrte vor sich hin, als sehe er häßliche Fle^e. Dann lachte er, stand auf und schenkte sich einen Absinth ein. Einen jener neroenzerrütten- den Schnäpse, ohne die er jetzt nicht mehr leben konnte. Er betäubte ja. Und er brauchte Betäubung. Und während er sich gerade einen zweiten Trank machte, trat der Diener ein. „Es ist ein Herr draußen. Herr Heide . . ." „Heide. Immer zu. Laß ihn nur rein. Aber » propos, ist das Bukett unten schon abgegeben?" "Ain, Herr Baron. Heute noch nicht." nicht, zum Teufel? Hab ich was in?für allemal gesagt, das ist das erste, 'Kmu ist sür ein «rund?' uns E NE ' "E >»° G°w So«-"- Sie borst Eine Infamie von der Frau. Gehen sre hinunter, s g 'hr, sie wird morgen ihr Geld haben, morgei schon. Heute ist meine Ver lobung." „Zu Befehl, Herr Baron. Und Herrn Heide .,." „Lassen Sie ihn ein. „Nun, lieber Heide, was bringen Sie Schönes?" „Nichts, Herr von Ramingen. Ich komme mir etwas holen." — „Von mir? Was denn?" — „Has Geld." Ramingen sah ihn einen Augenblick nne n fassungslosem Staunen an. .Geld? von mir? Ja, wofür denn? „Für die Verhaftung des Herrn von Walter, die, wie Sie ja wissen, von mir veranlaßt worden ist." „Weiß ich, lieber Heide, weiß ich. Obwohl ich — warum soll ich's nicht sagen — überrascht war darüber. Ich hatte Sie nämlich, nehmen Sie's mir nickt übel, eine Zeitlang im Verdachte, Sie trieben ein Doppelspiel mit mir." „Ich?" rief Heide in gut gespielter Entrüstung aus. „Jawohl, Sie. Sie haben den Menschen, den Walter, schon lange und sagen nun, Sie suchen ihn erst. Sie geben ihm Zuflucht bei sich, Sie. . ." „Das ist ein Trick." „Jawohl, jetzt seh' ich's ein. Aber als ich da hinterkam, war ich empört. Ich weiß, ich weiß, es lag Ihnen daran, die Verhaftung möglichst dramatisch in Szene zu setzen ... ." — „Allerdings." „Spannung erhöhen. Kenne das. Anderseits war die Geschichte mit dem Lokalblatt doch auch sehr verdächtig. Sie schreiben mir, Sie haben die Meldung gemacht, während dock ich ganz genau wußte, daß die Meldung von mir war." „Es war ein ganz eigentümlicher Zufall, das wissen Sie ja. Wir haben die Meldung nahezu gleichzeitig gemacht. Sie wissen, ich habe die Be stätigung davon in Händen." „Weiß, weiß, lieber Heide. Und jede Spur von Verdacht ist verschwunden. Tatsachen beweisen doch. Nicht? . . In diesem Fall freilich bewiesen sie gar nichts. Nichts, als die sich auch in den heikelsten Situationen erweisende Geistesgegenwart Hans Heides. Denn als nach der verhängnisvollen Nacht Wendler mit der Jammermiene eines Armensünders zu ihm gekommen war und ihm seine Begegnung mit Ramingen ge beichtet hatte, war sich Heide sofort klar, daß Ramingen gegen ihn Verdacht schöpfen mußte, und daß es galt, durch einen rücksichtslosen Coup dessen Vertrauen wiederzugewinnen. Dieser Coup aber war die Verhaftung Walters, die ihm unter so dramatischen Umständen gelang, als hätte er sie selber mit Künstlerhand inszeniert. „Allerdings", sagte daher Heide auf Ramingens Frage. „Und da diese Tatsachen bestehen, ist auch mein Resthonorar von 5000 Mark fällig." „Fällig? Aber gar keine Spur, Herr Heide. Ick antworte da mit Ihren eigenen Worten, als ick Ihnen sagte, Sie sollen Herrn Walter verhaften. Walter? nein, ick werde den Mörder verhaften. Wer sagt denn, daß Walter der Mörder ist?" „Sie haben recht", sagte Heide und stand auf, Herrn von Ramingen lächelnd die Hand gebend. „Wer sagt denn, daß Walter der Mörder ist?! Die Geschworenen haben ja noch nicht gesprochen. Das Verdikt ist nickt abgegeben.^ Ick werde nach der Verurteilung wiederkommen." „Tun Sie das", lachte Ramingen jovial. „Aber wenn Sie Geld brauchen, stehe ich natürlich . . ." „Ich danke. Ich werde kommen, wenn es mir wirklich gebührt." Und er ging. Ramingen sah ihm nach. Dann rieb er sich die Hände. „Verflucht bornierter Mensch, so ein geriebener Detektiv", sagte er. Aber auch Heide war zufrieden. „Er hat offenbar kein Geld", dachte er. „Er ist in der Klemme. Außerdem ist er wieder ganz in Sicherheit gewiegt, sonst hätte er es nicht gewagt, so zu sein. Die Sache steht also so gut sie stehen kann. Heraus, Herr von Ramingen! Ich bin bereit. Am Tage des Gerichts ist meine Forderung fällig."