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chtlich wie feilte, n in das ihre ! Da wird schler nicht Sie's nicht agen, aus kleide wa- n Heinzel- n, die in i Speicher ch in dunk- ) über die den! Das Mäuse — n, welcher t, die jeden loß ein al- gebrochen l und ein Kochtopf, gt alles in Agitier, wo ie aus der ersten Etage ihre überflüssigen Gegenstände ausbewahrt, ist ein ganzer, großer Winkel ge füllt von Poesie. Die heute bereits erwachsenen Mädel müssen sehr brav gewesen sein. In Reih und Glied steht das alte Spielzeug, die Wei ßen Holzstühlchen und Tischchen haben noch ihre vier Beine und die Puppenwagen ihr vollzähliges Räderwerk. Schulränzel und sauber vollgeschriebene blaue Hefte liegen zwischen buntbemalten Papierfächern und Kotillonorden. Eine Tanzkarte, mit Rosen und Vergißmeinnicht geschmückt, har sich in den Kofferdeckel eingeklemmt. Die haben gewiß die Mondscheinelfen in aller Hast und Eile nicht ganz an ihr altes Versteck zurück- schicken können, als das Morgenlicht ihren Neigen endete. In dem Koffer sollen vier Maskenkostüme liegen, eines immer schöner als das andere. Da kann Dornröschen in stiller Stunde die Augen aufschlagen. Fausts Gretchen legt sich ihr Kränzel auf die blon den Flechten, und die „Königin der Nacht" erzählt dem Vergißmeinnicht von Tanz und Spiel in lichtumflossenen Sälen. Auf Lehmanns Boden stehen Säuglings- flaschen, Kindermehlblechbllchsen, eine aus gediente Baby-Eguipage und eine Korb- Wiege. Und immer neue Vorräte an leeren Büchsen werden allmonatlich hinzugestellt, und Jahr um Jahr hängen um die gleiche Zeit Jäckchen, Hemdchen und Röckchen auf der Waschleine zum Trockenwerden. Arme, kleine Mama! Von so viel Mühe und Plage erzählt dein Bodeninhalt! Kleine und große Puderbüchsen und Medizinflaschen sind auch dabei. Ein verdorrtes Kränzel, von Kinder- Hand geflochten, trägt eine schwarze Schleife. Man hat es hier oben in die Einsamkeit ge tragen, weil es so viel Tränen bei seinem Anblick hervorruft und Muttchen mit ihren Fünfen doch immer froh sein soll und lachen und vergessen, daß es eigentlich sechs sein müßten, für die sie sorgt. Daneben ist Slokowskys Bodenverlies. Ein riesiger Flickensack, aus dessen eingeris senen Stellen in Blau und Rot, in Grün und Gelb und Gott weiß was noch für Far ben schillernde Stoffreste hervorquellen, gibt Zeugnis von sämtlichem Kleiderreichtum der Familie Slokowsky innerhalb zwanzig Jahren. Ab und zu greift Mutter Slokows ky in diesen Allerweltssack hinein und holt sich Material für Kinderkleider. Sie hat vierzehn Enkelchen. Wenn die mal in ihrem Sonntagsstaat zum Besuch bei den Groß eltern sind, feiert das Haus fröhliches Wie dersehen mit Slokowskys Bodenflicken. Einen Boden gibts in unserem Hause, auf dem spukts am allermeisten. Er gehört einer Künstlerfamilie, bestehend aus dem mu- sezierenden Vater, der schriftstellernden Mutter und einer malenden Tochter. In genialem Durcheinander treiben sich die ver schiedensten Sachen da oben herum. Man tritt auf Notenblätter, und die Tür geht nur ein Viertel auf, weil sich „Studien in Oel" zwischen Angel und Holz geklemmt haben. Drei alte, speckschwartenähnlich . glänzende Zylinder ruhen auf einem schier- beängstigend großen Stoß von Manuskrip- ten, die von der Einrichtung sämtlicher Ne- daktionen Deutschlands genau unterrichtet sind. Die hohen Absätze weißseidener Ball schuhe schauen au» einem halbgeöffneten Vio linkasten, der über einer Batterie leerer Sekt flaschen thront. Als überflüssiges Woh- nungsstllck führt eine Nähmaschine hier oben ein beschauliches Dasein. Sie trägt auf ihrer Holzumkleidung leere Oeltuben, Rie sentintenfässer und einen zerrissenen Lor beerkranz mit orangefarbener Atlasschleife. Eine Poesie der ganze Raum! Was mag nun alles erst in dem schweren, eifenbeschla genen Koffer verborgen sein, dessen Schlös ser so stimmungsvoll mit zwei langen, seide nen Herrenkrawatten zugebunden sind? . . . Und dann noch zwei Kammern! Die eine, kleine gehört der Familie Zibbecke im vierten Stock. Da gibt es wieder Spiel- zeugreste, einen ausgedienten Sportwagen und eine Drehrolle, die beim Gebrauch furcht bar quietschen soll, wie Frau Inspektor, Zibbeckes dicke Nachbarin, festgestellt hat. Die letzte und größte Bodenkammer, dicht neben der Waschküche, besitzt unser lie ber Wirt, der vor seinen Rentiertagen Re staurateur war. Er hc/ aus dieser Zeit aller lei Andenken in sein neues Haus mitgebracht, die man auf der großen Bodenkammer an staunen und bewundern kann. „Heute Frikassee von Huhn" steht auf einem der Plakate, die da alle in Masse her umhängen und liegen. „Bockbier" liest man über einem wunderschönen, buntgemalten Ziegenbock, „ff. Kognak" und „Garderobe 10 Pfennig.". Bestaubte Bierseidel, ein paar alte Bil- lardqueues, zwei zerbrochene Garderoben ständer und drei ausrangierte, dickbäuchige Adreßbücher vervollständigen das Lokal. Und — ein Polyphon — ein regelrechtes Restaurationspolyphon, in das man einen Nickel hineinstecken mutz, wenn die Musik losgehen soll! Sie geht auch oft los! „Wertvoller Musikautomat spottbillig zu verkaufen" liest man jede Woche in der Zei tung. Darunter der Name unseres Wirtes, unsere Straße und unsere Hausnummer. Seitdem wird oben, hoch oben, dem Him- mel so nahe, mindestens dreimal täglich vor kauflustigen Bewerbern geprobt. In allen Etagen darf man unentgeltlich zuhören. Immer dieselben Melodien aus dem vorigen Jahrhundert. Von der „Gigerlkönigin" bis zum „Ernst, was du mir alles lernst". Es klingt schauerlich schön! Wenn einer oder der andere schüchtern zu äußern wagt: „Der Kasten ist Wohl ein bißchen verstimmt?" — sagt der Wirt jedesmal beruhigend: „I wo, das ist bloß das Glöckchenspiel mit dis Trommelwirbel mang". Dann schweigt der lauschende Käufer und geht, um sich die Sache erst „noch einmal mit seiner Frau zu überlegen". Dabei ist der Preis wirklich spottbillig, wie man mir erzählt hat. Wenn bis Ostern der Musikautomat „mit das Glöckchenspiel und die Trommelwirbel mang" noch nicht verkauft ist, wollen die Hausbewohner zusammenlegen, um damit irgend jemand, der nicht in unserer Gegend wohnt, eine Freude zu machen. Das Probe spielen in den höheren Regionen hat alle zahlungsfähig gen acht. Die Kinder im Hause singen bereits die Lieder mit, Wenns oben losgcht. Und eigentlich — sind eS auch sehr hübsche Melodien! Allen musikliebenden Leuten warm zu empfehlen -—- wirklich! Cin 8onäerUng « * unä Mokltäter. Von C. T. ^»^n längstvergangener Zeit kam ein sehr L wohlhabender Herr nach Karlsruhe und suchte dort eine Wohnung. Er war einen ganzen Tag vergebens umher gewandert und kehrte gegen Abend im „Goldenen Horn" ein, wo er ein Nachtlager verlangte. Er war verdrießlich und so klang auch seine Forderung verdrießlich. Der Wirt entgegnete auf gleiche Weise: es sei kein Platz mehr da. Der Fremde aber erklärte, er werde nicht von dannen gehen, und nach langem Wortwechsel, wollte der Wirt wohl oder übel, er mußte ihm den Willen tun. Nun blieb der Mann auch den folgenden Tag da, und dann wieder einen, und immer so fort. Jeden Abend machte er reine Rechnung und sagte: „Morgen ziehe ich aus!" Wenn aber der Morgen kain, blieb es beim alten nach wie vor, und er starb im Horn, nachdem er dort fünfundzwanzig Jahre als Gast gelebt hatte. So wie ihn hier erst der Trotz, dann die Gewohnheit sestgehalten hatte, so hielt er sich auch in allen anderen Dingen stets an eine Weise. Winter und Sommer stand er um dieselbe Stunde auf und ging, bis andere Leute wach waren, ohne Licht im Hause hin und her. Nie veränderte er seine Gerät schaften, und wie er immer in demselben Zimmer wohnte, in demselben Bette schlief, so aß er immer mit demselben Messer, trank aus derselben Tasse und saß abends im Gesellschaftszimmer jedesmal auf demselben Stuhle in der Nähe des Ofens. Außerdem hatte der Mann noch eine andere Sonderbarkeit, die wohl mancher seinem reichen Vetter wünschen möchte. Von ärmeren Verwandten wurde er zuweilen um Geld angesprochen. Dann erkundigte er sich immer, ob der Mann, der von ihm borgen wollte, auch fleissig und ordentlich sei, und lautete dec Bericht günstig, dann pflegte er zu sagen: „Geld wegzuleihen habe ich ver schworen, ich bin zu oft betrogen worden; ich muß es Euch also schenken." Und das ließen sich die Leute auch meistens gefallen. Dann setzte er aber meistens hinzu: „Ihr sagt keinem etwas von der Sache! Höre ich, daß Ihr nicht reinen Mund gehalten habt, so bekommt Ihr von meinem Nachlasse keinen Heller." So machte er es auch mit dem Wirt, als dieser einmal eine Summe Geldes nötig hatte. Er schenkte sie ihm. Dieser Mann — ec hieß Joseph Kapper — lebte bei guter Gesundheit siebenundsiebzig Jahre. Am letzten Tage seines Lebens wich er zum ersten- male von seiner Ordnung ab und er chien nicht im Gesellschaftszimmer, ließ aber weder einen Arzt noch sonst jemand zu sich rufen; er ging vielmehr ohne Nachtessen zu Bett, schlief ein und erwachte auf Erden nie wieder. Der Wirt ließ ihm einen Grabstein setzen und die Worte darauf schreiben: „Ich war ein Gast auf Erden; nun bin ich von meiner Pilgerfahrt in die Heimat gegangen, und weiche nimm« von da."