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nur -er dritte Teil der Truppen, wohl um den Gegner möglichst über die eingene Stärke zu täuschen. Der linke Flügel lehnte sich an Roitzsch, und lief die Aufstellung dann rechtwinklick über die alte Poststraße nach Kaufbach und über die Wilsdruffer Chaussee, von hier aus sich wieder im rechten Winkel über die Freiberger Straße hinziehend. Als diefe Vorbereitungen getroffen, wurde das Gefecht nachmittags 2 Uhr durch die vorgezogenen Batterien eröffnet, und sodann gegen '/,3 Uhr von 6 preußischen Bataillonen, denen 2 Reiterregimenter folgten, der erste Angriff gerade gegen die große Batterie am Eingänge des Dorfes unter nommen. Es war dieser Punkt der stärkste der ganzen Aufstellung. Die Geschütze standen unter General von Wilster rechts und links der Wilsdruffer Straße hinter Brustwehren; außerdem waren die Dorfumfasfungen zu einer hartnäckigen Verteidigung eingerichtet worden, und zur Besetzung 7 Grenadierbataillone unter Generalmajor von Allnpeck bestimmt. Unmittelbar rechts an der Batterie stand das österreichische Bataillon le fee, welchem das Bataillon Gfug folgte; links der Batterie die Bataillone Brüggen, Utterodt und Gersdorf, während die Bataillone Graf Friese und Winkelmann südlich des Dorfes in einem nach Grum bach führenden Hohlwege plaziert worden waren. Die preußischen Bataillone, vom General von Herzberg geführt, avancierten niit ihren Batterien vor der Front, trotz des heftigen Feuers, welches sie erhielten, mit scharf geschulter tem Gewähr gegen die sächsische Stellung; auf 600 Schritt blieben die Batterie und Reiterregimenter sodann halten, während die Infanterie ihren Weitermarsch in der ange gebenen Weise fortsetzte. Sie kam jedoch nur bis an die Batterie und den Dorfrand, da sie hier das wirksame, aus nächster Nähe abgegebene Feuer zur Umkehr zwang. Notwendig geordnet, unternahmen die preußischen Bataillone bald darauf einen zweiten Angriff, der freilich keinen besseren Erfolg hatte, als der erste. An den Mauern und Hecken mußten die Angreifer abermals umkehren, nach dem sie in kaum einer Stunde '/g ihres Bestandes einge büßt hatten. Leider ließ man sich jetzt fortreißen, das bis herige defensive Verfahren aufzugeben und den weichenden Preußen zu folgen! Die erste Veranlassung hierzu gab der Kommandant der Artillerie, Generalleutnant von Wilster. Schluß folgt. Niflheim. Nachdruck verdaten. (Schluß.) Nun spricht man heute gern von Eiszeitrelikten, das sind solche Pflanzen, die zur Eiszeit verbreitet waren und heute nur an versprengten Oertlichkeiten gefunden werden. In dieser Frage herrscht heute noch gar keine Klarheit. Da wir jedoch unsere Betrachtung über die Eiszeit abschließen wollen, sei hierüber wenigstens mit einem kleinen aber nötigen Umweg folgendes gesagt: Gerade unsere engere Heimat wird von einem großen Lappen des nordsächsischen Lösareals bedeckt. Ueber seine genauere Verbreitung haben wir schon in einer der voran gehenden Beilagen erfahren. Diese lehmartige Erde unter scheidet sich wesentlich vom eigentlichen Lehm. Ihr Korn ist gleichmäßiger und größer, der Eisengehalt geringer. In der Korngröße der einzelnen Teile liegt begründet, daß der Zusammenhalt gerade erreicht ist. Wirft man den Lös ins Wasser, so fallen die Teile auseinander, weil die Haft kraft gestört und aufgehoben wird; der Lehm dagegen ist in seinen Teilen fester verkettet, sodaß man ihn kneten kann — er ist plastisch. Ferner enthält der Lös einen hohen Kalkgehalt, der ihn zur Ziegelfabrikation ungeeignet macht, da beim Glühen die Kohlensäure entweicht und Zerrei ßungen und Sprünge verursacht. Allerdings ist im Laufe der Jahrhunderte durch das zirkulierende Wasser in der Regel die obere Lage völlig entkalkt und dep Katt m dek Grundschichte in eigentümlichen Anhäufungen abgesetzt, die nach ihrer vorherrschenden Form den Namen „Löspuppen" führen. Trocknet der Lös aus, so zerklüftet er in senkrecht abstürzende Wände Ueber die Entstehung des Löses brennt noch der Widerstreit der Meinungen. Da der Chinareisende und Forscher Richthofen im Reiche der Mitte ungeheuere Lösgebiete angetroffen hatte, die in ihrer Vegetation einer endlosen Steppe gleichkommen, so glaubte man annehmen zu müssen, daß auch unser Lös in einer Steppenzeit ent standen wäre Heftig brausende Stürme sollten dem im Sonnenbrände zerknitterten Gesteinsschutt der Steppe aus geblasen haben. Ungeheuere Staubwolken wären über un sere Heimatgaue gezogen und hätten sich dann niederge schlagen. Die im Lös gefundenen Steppentiere bestätigten scheinbar diese Annahme. Da aber in der eigentlichen Eis zeit weder das Klima noch die Menge der Gletscherwässer die nötigen Voraussetzungen für eine Steppe gewährleistet- ten, so wurde eine heiße, trockene Zwischeneiszeit angenom men. In diese verlegte man fast alles, was an Tier- und Pflanzenresten aus jenen Zeiten gefunden wurde. Da aber an sehr vielen Orten Tiere und Pflanzen gesunden worden sind, auch bei uns in Cotta und Röhrsdorf, die ohne gute Waldbestände nicht existieren konnten, so muß man die Steppentheorie aufgeben; denn die Bildung heftiger Staub stürme in einer von reichlichen Waldinseln durchsetzten Ge gend ist nicht gut möglich Uebrigens konnte niemals ein Klima gleichzeitig Eichenwälder und Steppe in enger Nach barschaft erzeugen. Außer den Steppentieren finden wir heute noch überall verstreut und lebend eine große Zahl von Steppenpflanzen, die in der Hauptsache der sogenann ten Pannonischen Steppe entstammen und vor allem am Kyff häuser ihre Hochburg haben. Ernsthafte Forscher sehen heute (Anhänger der anderen Richtung gibts natürlich auch noch) in diesen Pflanzen keineswegs Ueberreste aus der Steppenzeit, sondern ganI entgegengesetzt Pioniere sich heute erst sprunghaft vorkämpfender Steppenpflanzen. Es ist dies eine Erscheinung, wie wir sie auch an vielen Tiergruppen erkennen. Wir können uns für die Beurteilung unseres heimischen Löses die Steppenzeit ruhig schenken. Einstweilen lassen wir den Lös in der Eiszeit selbst entstehen und Tiere und Pflanzen zum größten Teil in ihr selbst auf unseren Gauen leben. Die Stürme bliesen aus den pflanzenlosen Schottern der Urstromelbe und ihrer Nebenflüsse den zer malmten Staub auf die höher gelegenen Uferrücken und flachen Bachwannen. Es gediehen bei uns vor allem Pflan zen, die ein viel feuchteres Klima brauchten, als es heute herrscht, der sicherste Zeuge mag die Eibe sein. Die Step pentiere fanden allerdings auf dem schon vorhandenen Lös terrain zum Teil weitausgedehnte Steppen und finden sie heute noch in unseren Getreidefeldern, den sogenannten Kultursteppen. Als letzte charakteristische Erscheinungen hätten wir noch die Kanten- und Facettengeschiebe und die geschrammten Gesteine zu erwähnen. Jedoch ihre Deutung ist so um ständlich, daß es wohl am vorteilhaftesten ist, eine beson dere Abhandlung in der Zeit darüber zu schreiben, in der wir aus unserer Heimat von diesen Stücken eine gute Samm lung zusammengebracht haben. Wenn wir noch einmal alles überblicken, was von der Eiszeit gesagt wurde, so erkennen wir, daß es wohl eine harte Zeit für unsere Heimat war, aber doch nicht so trost los, wie man es nach Hörensagen glauben möchte. Für uns Menschen wars eine gesegnete Zeit, denn in ihr stand die Wiege unseres Geschlechts. A. Bohland. Schristleitung, unter Mitwirkung des Vereins sür Naturkunde, Sektion Wilsdruff, Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Nr. 15. Ktilagk M „Wochtublalt für Wilsdruff uud Umgrgeud". DtMber 1911. Ein Beitrag zur Geschichte der Schlacht bei Kefletsdörs am 15. Dezember 1745. Bearbeitet nach den im König!. Haupt-Staatsarchiv befindlichen Orisiinal-Gefechtsberichten von Höerstleutnant Winkter. Nachdruck verboten. In den ersten Tagen des Monats Dezember 1745 be fand sich die sächsische Armee, befehligt von dem Feldmar schall Herzog Johann Adolf II. von Sachsen-Weißenfels, unter den ungünstigsten Verhältnissen bei Dresden vereinigt. — Non Leipzig her drohte das Corps des Fürsten von Anhalt, von der Lausitz das preußische Hauptheer unter Friedrich ll. selbst, während die zur Unterstützung erwartete österreichische Armee des Prinzen Carl noch in Böhmen stand und, bei einem lebhaften Vorgehen der beiden feind lichen Corps, leicht mit ihrer Hilfe zu spät eintreffen konnte. Namentlich vermehrte der Marsch Friedrichs II. am 8. Dezember auf Königsbrück die Besorgnisse für Dresden, wo nur 3000 Kommandierte sämtlicher Jnfanterieregimenter zur Verteidigung disponibel waren. Mit diesen geringen Streitkräften und bei dem schlechten Zustande aller Be festigungswerke, hielt es der Gouverneur, General der In fanterie von Bose, nicht sür möglich, die Stadt länger als 2—3 Tage auch nur gegen eine Einschließung zu halten. Er berichtete an den Herzog von Sachsen-Weißenfels, von 9 Teilen der Befestigungswerke seien 8 so gut als offen, und könnten die preußischen Kolonnen, bei einem zu ge wärtigenden Zufrieren der Elbe, von der Elbe, von der Fluß seite her, ohne die geringsten Schwierigkeiten zu finden, in der Stadt einbrechen. Außerdem nahm der genannte Gene ral aber auch noch Veranlassung, sich in seinem Berichte über den Zustand der Armee im Allgemeinen auszusprechen. Er sagt, daß dieselbe aus Mangel an Subsistenz von selbst würde auseinander gehen müssen, und daß der König von Preußen nur ruhig stehen zu bleiben brauche, um diesen Zeitpunkt abzuwarten. „Die Armee und die hiesige Stadt", fährt er fort, „werden in Umstände verfallen, daß Mensch und Vieh vor Hunger krepieren", weil man ohne Vorräte und Magazine, nur auf einen geringen Teil des Landes beschränkt sei, und in diesem die herannahenden Oesterreicher den Mangel noch vermehren würden. Die Preußen hin gegen hätten das ganze Land zur Disposition und auch Geld im Ueberfluß, weshalb es unbedingt erforderlich wäre, die Armee in eine günstigere Stellung zu bringen, denn es sei besser, daß Dresden, wie vorher Leipzig, durch einen billigen Akkord in feindliche Hände fiele, als daß bei dem Versuche, die Stadt zu retten, die Armee'geopfert werde. Leider waren die Befürchtungen des Generals und seine Schilderungen der Zustände nur allzu begründet! Die Truppen waren ungenügend verpflegt, selbst Brot, Holz und Stroh fehlte; die Subalternoffiziere hatten seit 3 Mo naten, die übrigen Offiziere und Generale seit längerer Zeit ihr Traktament zu fordern, und dabei drohte der Mangel durch die Oesterreicher noch vergrößert zu werden. Die Avantgarde der letzteren, 4 Kavallerieregimenter unter Fürst Lobkowitz, traf den 11. Dezember in Pirna ein, wohin den 11. und 12. die Hauptarmee nachrücken sollte Um mit den österreichischen Heerführern sowohl die künftigen Operationen, als auch die Einzelheiten hinsichtlich der Verpflegung zu ordnen, sendet der Herzog von Sachsen-Weißenfels den Ge neral Chevalier cie 8axe schon am 10. Dezember nach Peterswalde, sah sich jedoch ganz außer Stande, den in letzterer Beziehung an ihn gestellten österreichischen For derungen zu entsprechen Prinz Carl verlangte nämlich, da auch in Böhmen bereits Mangel eintrat, daß Sachsen wenigstens den dritten Teil der ihm notwendigen Portionen und Rationen liefern sollte, was dasselbe, wie eben erwähnt, absolut außer Stande war. Man war im Gegenteil selbst Willens gewesen, zur Herbeischaffuug der eignen Bedürf nisse, Einfuhr an Lebensmitteln und Fourage aus Böhmen oder Mähren zu erbitten. Um aus der drückenden Situation, in der sich die Ar mee befand, herauszukommen, hatte der Herzog von Sachsen- Weißenfels übrigens beschlossen, eine unerwartete Offensive zu unternehmen. Er wollte zu diesem Zwecke am 10. De zember bei Dresden auf das rechte Elbufer übergehen und das aus der Lausitz im Anmarsch befindliche preußische Corps in der linken Flanke anfallen. Da die österreichische Armee im Anzuge, glaubte er die Hauptstadt gegen einen etwaigen plötzlichen Angriff des Fürsten von Anhalt geschützt, und auch Flanke und Rücken der eignen Armee hinlänglich gedeckt. Am 9. Dezember gab der Herzog diesen Plan je doch wieder auf, und zwar hauptsächlich wegen des noch