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Einsturz eine- vrücke«gerüfte-. Aus Paris wird gemeldet: Bri dem Einsturz einet Bcücken-erüste« in der Nähe des Lazar^-Bahnhefes stürzten sechs Arbeiter aus zehn Meter Höhe ab. Einer blieb mit zerschmettertem Schädel tot liegen, fünf wurden schwer verletzt. Zwei furchtbare Verbreche« verübte am Sonntag nachmittag, wie aut Paris gemeldet wird, eine 36jährige Frau nament Marguerite Pascal. Sie über- ft l ihren Gatten, einen ehemaligen Kolonialgendarmen, jetzigen Angestellten bei einem Pariser Blatte, im Schlafe und tötete ihn durch Revolverschüsse. Dann fuhr sie von Parts nach Savigny sur Orge und erschoß dort die 68jährige Tante ihres Gatten. Die Mörderin begab sich hierauf nach dem Polizeikommissariat und erzählte in ruhigem Ton, daß sie ihren Gatten und dessen Tante getötet habe, weil die beiden ihr das Leben verbittert hätten Vier Personen verbrannt. Am Sonnabend morgen brach, wie aus Paris gemeldet wird, in einer der Hauptstraßen Le Mans infolge der Explosion einer Petroleumlampe ein Großfeuer aus, das ein GeschäftS- lokal vollständig einäscherte. Vier Personen kamen in den Flammen um. Mit Mühe gelang es der Feuer- wehr, den übrigen Bewohnern des Hause« mit Strick leitern und Sprungtüchern Rettung zu bringen. Einige Feuerwehrleute erlitten Rauchvergiftungen. Sie mußten in das Hospital geschafft «erden. Wieder ein schwere- Eisenbahnunglück t« Frankreich. In dem Tunnel bei Olliergurs, Departe ment Puy de Döme stieß ein Personenzug mit einer Lo komotive zusammen. Der Lokomotivführer und der Heizer der Lokomotive wurden getötet, zehn Reisende wurden schwer verletzt. Schwere- Automobilunglück. Aus Tours wird gemeldet: Am Montag mittag fuhr ein Automobil, das von einer in Sporlkreisen bekannten Dame, Lecordats, gesteuert wurde, in ein anderes Automobil hinein Bei dem Zusammenstoß wurden zwei Personen getötet und zwei schwer verletzt. Madame Lecordias selbst erlitt einen Schäbrlbruch. Explosion eine- Lokom oliv-«kessel-. Auf dem Hauptbahnhofe in Lissabon explodierte bei der Ein fahrt eines Zuge« der Kessel »er Lokomotive. 16 Personen wurden schwer »erletzt. Protze Wechselsälschunge« t« Budapest. Aus Budapest wird gemeldet: Auf die Anzeige der Pester Commercialbank hat die Polizei eine Untersuchung ein- gelritet, da bei der Bank falsche, aut den Namen einer hauptstädtischen Firma ausgestellte Wechsel im Betrage von 280000 Kronen begeben wurden. Schwere- Eisenbahnunglück i« Belgrad. Am Sonntag abend um 8 Uhr streß der Budapester Personenzug in Belgrad mit einem Güterzug zusammen. Zwei Passagiere d«S PersonenzugeS wurden getötet und zwölf andere Personen verwundet. Mehrere WagronS sind vollständig zertrümmert Die Ursache der Katastrophe ist falsche Weichenstellung. Der Weichenwärter ist flüchtig. Die Juwele« Abdnl Haneid-. Der Verkauf der Juwelen Abdul Hamids in Pari« hat einen über Erwarten großen Ertrag gebracht. Rian hatte im aller- günstigsten Falle auf vier Millionen Mark gerechnet und jetzt ist dieser Betrag schon überschritten. DaS Gesamt. eraebniS dürfte auf sieben Millionen kommen. Der Erlös soll zum Ausbau der tückischen Flotte verwendet werden. Feuersbrunst im Krönung-lager i« Delhi. Das große Zelt, in oem der KöUg die i idischen Fürsten bet seiner Ankunft empfangen wollt', ist durch eine Feuers brunst zerstört worden. DaS Zelt ist unersetzlich wegen der Pracht fliner Dekorationen. Dies ist die zweite Feuersbrunst in dem Krönungrlager. Die EntstehungS» Ursache ist unbekannt. Die Vernichtung deS ZelteS wird das ganze Programm der Krönungsfeierlichketten beein flussen- Frivole Siftmörder. Der „Preß-Telegraph* meldet aus Newyork: Am Sonntag wurden in Newyork sechs Personen, darunter der Polizetleutnant McCarthy, unter der Anschuldigung des Morde» verhaftet. Sie hatten es al« lustig empfunden, auf der Tafel eines Restaurant« eine Flasche znrückzulassen, deren Etikett da« Wort „Bermouth" trug, die aber in Wirklichkeit ein sehr scharfes Gift enthielt Die junge Tochter eines irländischen Geistlichen, Fräulein Tristam, hatte ein Glas von diesem angeblichen Vermouth getrunken und war nach wenigen Minuten eine Leiche. Amtlicher Bericht -er Sitzung -e- Bezirk-au-schusies zu Meitze« am LS. November 1911. Am Dienstag fand im Sitzusgssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft unter Vorsitz voa Heira AmtShaupt- mann Freiherr von Oer die 12. Sitzung des BczirksauS« schusseS statt. ES wurden genehmist die OrtSzesetze der Gemeinde CoSwig über die Gewährung von Reisekosten und Tage geldern an die Mitglieder des Gemeind-rateS der Ge- meinde Neucsswig über die PenstonSverhältmsse der G.'- mei-idebeamten, deS Gemetudwerbaodes Wilsdruff u. Gen. über Unterhaltung einri Straßenwalze, des Fceibankbe- zirkes Niederstößwitz und Zschochau über Leräuderung bez. Neubildung ihrer Bezirk und der Gemeinde Soppen über Neufestsetzung des Gehaltes des Gemeiod-vorstandes. Die OrtSstatute der Gemeinde Pinkowitz und der Gemeinde Robschütz über die Erhebung von Gem-ivdeanlagen, der stadtgemeinde Wilsdruff über die Erhebung voa Ab gaben bei Tanzmusik^ werden befürwortend an das Königliche Ministerium des Junern weitergegeben. Genehmigt wurden ferner, teilweise jedoch nur unter Bedingungen, Dismembrationen in Weinböhla, Kötitz und Niedermuschütz, die Erweiterungen der Slrohstoffabrik in Kötitz und der Asphalikocheret der Firma Lohse und Rothe in Niederau, sowie eine Schlächtereianlagr in Gröbern. Kenntnis genommen wird von der Einziehung der Fußwege im Elbgeläioe in Flur Stebeneiren und von »er Nbrainung und Uebernahme der Bezirk«straße selten« deS Bezirksverbandes. Außerordentliche Wegebaubeihilfen soll aus Beztrksmitteln die Gemeinde Löthain erhalten, für Unterstützung auS Staatsmitteln zu außerordentlichen Wegcbaubethtlfeu werden der Köaiglichen KceiShauptma«»- ichaft die Gemeind:« Daubnitz, N mtitz, Großdobritz, Rottewitz, Breitenbach. Klipphause«, Roitzsch, Wölkisch. NirsLütz, Hühndorf, I ssen, Eulitz, Pinnewttz und Löt hai« vorgeschlage» D:e an Lötbai« gewährte» Beihilfen solle« zur Herstellung eines bessire« Verbindungsweges vo» der Döbelner Straße durch den Ort Löthain zum Bahnhof Löthai» diene». Dagegen wurde da« Ersuche» um eine außerordentliche Wegebaabethilfe für den Weg Oberwartha-Unkeridorf abgelehnt. Als Sachverständige in Viehsruchenfällen und für militärische Kommissionen sollen der B:zi.ksvrrsammlung, soweit nicht besondere gesetzliche Ausschlteßungsg-ünde vor- liegen, die bisherige» Vertrauensmänner zur Wahl vor- geschlagen werden. Der seit Jahren schwebende Streit zwischen dem NahrungSbefitzcr Jltzsche in St-iabach bei K-ss Isdorf und »er Gemeinde Kesselsdorf, ob der vou OrtStcil Dreihäuflr in Steinbach »ach Kcss:IS»oct führender Feldrain et« öffeo!« licher Weg sei, wird nach längerer Verhandlung dahin ent schieden, daß der Feldrain kei» öffentlicher Weg sei. Für die Sonntagsruhe rm HanvelSgewerbe zu CoS wig, Kötitz und NeucoSwlg werden im Einverständnis mit de« Lidenbesttzer» dieser One die Zelte» festgesetzt, die in der Gemeinde Weinböbla gelte». Eine Petition der FUi- scher dtkser Orte um Verlegung der zwei GeschLurft»,»» am Abend wird wegen des Widerspruchs der beteiligten Gemeinden abgelehnt Der Haushaltplan für den Besirksvecband au? da« Jrhr 1912 wird nach den Vorschlägen d-r Königlichen Amtshauptmansschaft vor die BtMSversammlurig zur Beschlußfassurg gebracht werden. N-uetngest-llt fi»d «in Betrag für Jugendpflege und ein Betrag für Beihilfen zur Unterbringung von Sieche« im Krankenhaus de« KrankenhauSorrbande« Nossen. I« nichtöffentlicher Sitzung wurden folgende Gesuche um Erlaubnis zum Schankbetrtebe genehmigt: Leonhardt i» Steinbach bei Keffelsdorf, Neumann in Wilschwitz und Lohse und Rothe i« Niederau; das von Manhardt in Diera wurde abgesetzt. Rätsel-Ecke. Bilderrätsel. Silbevversteckrätsel. Löelstein — tkeulinx — ^ortsckwaU — Oiebssbriet Okamackt — Knocken — Irinkeier- — Lrunnen Lornalr — ttvlirmer8ULt E« ist eln Sprichwort zu suchen, defscn jeinz-lne Silben der Reihe nach in vorstehenden Wörtern, ohne Rücksicht auf deren Silbenteilung. v^rstkcki find. Lösungen in nächster Nummer- Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Vexierbild: Qrurüber dem Badrud:», die Beine in der Badekappe, Kops link«. Wortspiel: » Ost, Leander, Et«, Asche, Ran, Alba, Bart, Auge, b Polt. O.eander, Reis, Tische, Ucas, S^lba, Aian, Liuge. »n Losro/rtrANNL oHne Lssrarrse. .- -LertakoA . LLrrLslste -irrt s°/o Lassen-Ler batt. Urkraft der Liebe. Roman von Karl Engelhardt. 401 (Nachdruck verboten^ Karla war seine Schülerin gewesen, sogar seine Licb- linMchüleri». Sie kannte sein früheres Elend. Sollte sie naht gerade deshalb es leichter haben, die Schatten zu ver jagen? War sie ihm nicht vielleicht eben mehr, weil sie ihm in teilen schweren Stunden nahe gewesen? Und er ihr —? Sie bebte wie im Fieberfroste bei diesen Vorstellungen. Aber sie vermochte sich nicht loszureißen von ihnen. Und je- läuger sie nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es ihr. Ja. sicher, so war es. Daß sie noch nicht darauf gekommen war, daß es ihr erst jetzt auslcuchtetel Sie waren sich nicht gleichgültig ! Wie ein Messer durchschnitt es ihr das Herz. Aber mit grausamem, unbezwinglichem Verlangen wühlte sie in ihrem Schmerze. Und versuchte sich klar zu machen, wie all das möglich sein konnte. Er hatte sie geheiratet. Er hatte sie zu lieben geglaubt. Die Szene auf dein Kirchhof kam ihr ins Gedächtnis. Ohne diesen Glauben an seine Liebe zu ihr hätte er sie nicht ge heiratet. Das wußte sie. Dazu kannte sie ihn zu genau. Das hätte seine Ehrenhaftigkeit nicht zugelassen. Aber er hatte sich getäuscht. Das sagte sie sich mit un endlich schmerzvoller Bitterkeit. Er liebte sie nicht. Wie diese Worte klangen! Wie sich vor ihrer Seele eine schwarze, hohe Mauer aufrichtete, die alles Sonnenlicht versperrte! Bei Karla fand er Vergessenheit für alles, ivas ihm einst widerfahren. Bei Karla taute er aus. Wurde heiter und gesprächig, und schaffensfroh. An ihrem Bilde arbeitete er. Und sie, Karla? Ob sie ihn wiederliebte? Sie war zn seiner Hochzeit von Berlin nach Königsberg gefahren. Sie war hierher gekommen. Eine verborgene Neigung — ? Tenn wenn cs so war, Halle sie es Erich sicher nicht merken lassen. Karla betrog ihre Freundin nicht. Und nun hoffte und sehnte Walter. Er war hente auf dem ganzen Heimwege mit Karla allein gewesen. Ob er gesprochen hatte? Und ob er wieder Ablehnung gefunden hatte? Sein stilles, gedrücktes Wesen danach schien dafür zu sprechen. Morgen wollte sie ihn fragen. Und wenn er cs noch nicht getan, ihn veranlassen, Karla offen seine Ge fühle zu bekennen. Das würde daun auch für sie eine Entscheidung bringen. Ihr Herz zuckte. Wenn sie zu schwarz gesehen hätte ? Es ist so schwer, so furchtbar schwer, alle, alle Hoffnun gen aufzugcben ! X. Ein frischer Morgen folgte der stürmischen Nacht. In dem kleinen Garten hinter dem Tbrondhjemschen Hause duftete es kräftig, berauschend. Die Blumen reckten auf schlanken Stengeln ihre Kelche und Dolden, vom Boden leuchteten die Beete im bunten Farbenwirrwarr. Aus Blätteru und Blüten lag noch ein ganz klein wenig Feuchtig keit; ein Schimmer, wie über einem Auge. Die letzte Spur eines nächtlichen Sturmes. Maja schritt an der Seite ihres Bruders auf und ab. In ihrer Seele lag noch der Schmerz der halbdurchwachten Nacht. Sie hatte bald das Gespräch auf Karla gelenkt. „Liebst du sie immer noch, Walter?" „Mehr als je." „Und hast du bessere Aussichten?" „Eher das Gegenteil," erwiderte er trüb. „Ihr seid doch gestern abend den ganzen Weg allein zusammen gegangen. Hast du nichts mit ihr gesprochen?" „Ja, ich versuchte es. Aber ich bin vielmehr hoffnungs los dadurch geworden." „Ich verstehe Karla gar nicht. Weshalb sollte sie denn gegen dich eine Abneigung haben. Weißt du keinen Grund?" „Ich könnte mir keinen denken als den, daß eben jedes seinen eigenen Geschmack hat. Liebe läßt sich nicht uuf- zwingen." „Ja " sagte sie ganz betroffen. „Da hast du recht !" Sie schwiegen beide. Leise knirschte der Saud unter ihren Füßen. Der Wohlgeruch umhauchte sie von rechts und Unks. In Gedanken verloren strich Maja ganz sachte mit der Hand über die nickenden Rosen zu ihrer Seite, während sie vor überging. „Walter ," sagte sie plötzlich. „Wenn sie vielleicht einen andern liebte?" „Ich habe auch schon daran gedacht. Aber dann müßte es ziemlich weit zurückliegen. In Berlin hat sie sich sicher in niemand verliebt. Denn sie kam nur selten in Gesell schaft. Und da war ich fast stets dabei. Und blind bin ich doch schließlich auch nicht. Hier aber ," da blitzte Plötzlich eine Vermutung in ihm auf, daß ihm das Blut zu Kopse stieg. Unwillkürlich war er stehen geblieben. „Was wolltest du sagen?" fragte sie rasch. Er hatte sich schon wieder gefaßt und versuchte, den Gedanken abznschütteln. „Hier war sie ja immer mit euch zusammen gewesen," sagte er in möglichst ruhigem Ton. Maja sah ihn einen Augenblick rasch von der Seite an. Voll Argwohn. „Sollte auch er daran gedacht haben — ?" Ja, er hatte daran gedacht. Wieder trat Schweige» ein zwischen ihnen. (Fortsetzung folgt.)