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WMtt für NNW Beilage zu Nr. 12. Dienstag, 30. Januar 1912. De«ksprHche für »emSt und Verstand. Faulenze und schrei, Du bekommst iür zwei; Arbe te und schweige, Dir ble-bt die Neige. Badenstedt. Aus Sachsen. Wilsdruff, den 29. Januar. Exzellenz Dr. Lingner gründet weiter. Beim Kgl. Amtsgerichte in Dresden ist die Gesellschaft Lingner L Kraft, Gesellschaft mit beschränkter Haftpflicht in Dresden eingetragen worden. Der Gegenstand des Unter» Nehmens ist der Betrieb einer Annon cen-Expedit »n und eines ReklamebureauS nebst einer VerlagSvuchhandlung sowie die Verwertung von Patenten, insbesondr e der Erwerb und der Fortbetri b des von dem Mitgesell schafter Wirk!. Geh. Rat Dr. Lingner in Dresden und der Firma Lingner L Kraft betriebenen Unternehmens, ferner die Erwerbung ähnlicher Unt rnehmungen und d e Beteiligung an solchen. Das Stammkapital beträgt 100000 Mk. — Au ttellung einer Normaluhr im Zwinge zu Dresden. In Dresden war es bis vor kurz m nur unter erschwerenden Umständen möglich, sich di' genaue Leit zu vrrschaffen, weil unsere öffentlichen Uhren keine Unterteilung dec Minute zeigen und oft wegen ihres Platzes in der Höhe, sowie wesen des Abstandes der Zeiger vom Zifferblatt e n genügend genaues Vergleich n nicht Anlassen. Diese Uebelstän e besitzt auch die viel be nutzte große Pendeluhr am Wcftpavillon deS Zwinger». DaS MittagSglockenstgnal des Kön-gl chen Mathematik» Physikalische« SalonS war nicht immer' und für jeder» mann erreichbar; der oft staike Besuch dieses, den ge nauen »Mittag mitteleuropäischer Zeit" mitteilenden Glockenzeichens bewies von Jahr zu Jahr mehr das rege Verlangen nach einer ständig benutzbaren Zeitnorm. Dem Bedürfnis einer bequemeren Vergleichsmöglichkea begegnete in Dresden zuerst ker Rat, indem er 1910 in der Vorhalle bes neuen Rathauses an der Ringstraße eine Normaluhr mit Sekundenangabe anbringen Keg. Sie wird durch täUiche Nachprüfung auf mikrophonischem Wege vom Mathematisch-Physikalischen Salon aus in Uebereinsttmmung mit der dort astronomisch gewonnene« richtigen Zeit gehalten. Kürzlich wurde nun der Oeffent- Uchkeit eine weitere Normaluhr mit Sekund nblatt üb-r« geben, die sich zufolge ihrer günstigen Lage und ihrer bequemen Einrichtung für die Allgemeinheit als sehr nützlich erweisen dürfte. Sie befindet sich u- ter dem südlich-« Zugänge zum Zw nger, und zwar, wenn man von der Ostra-Allee he-kommt, im Durchgänge rechts. Ein freistehendes, der Architektur angepaßtes eisernes Gehäuse mit der Aufschrift: Normalzeit öl. L. L. vom Kgl. Math. Poysik. Salon birgt diesen Zeitmesser. Er wiro von einer der Obser» Vatoriums-Hauptuhren des Mathematisch-Pbysikalischen Salons el k rrsch gesteuert, zeigt also zwangsläufig den Leitwert dieser Hauptuhr. Letztere besitzt eine Einrichtung zur Einwertung d.S UhrgangeS (Synchronisieruugs Hin anwaltschaft ausgeliefert. ^donnements aut 6as „Wochenblatt tür Wilsärukl" bitten vir solare 2N erneuern, -^lleBostsnstslten, unsere Ausgabestellen unä Leitungsboten nekrnen Bestellungen an. Bezugs preis tür einen L^onat 55 Big. (in Wilsärutk 45 Big. bei Selbstabbolung, äurck unsere Zeitungsausträgerinnen 50 ?tg.) rvei däonats 90 resp. 95 Big. hatte der jung- Mann eine braune Winterjoppe zurück- gelassen, in der sich eia Notizbuch befand, inhaltSdefsen der Lebensmüde aus einem Nachbardvrfe zu stammen scheint. — Der Atten'äter, der im Hause Trabant n» gaffe 11 in Dresden eine Frauensperso i zu ermorden versuchte, ist der am 25 Februar 1885 in Pr.-Polen geborene Josef Schwiercz, Ostra-Allee 85 wohnhaft. Schwiercz war zuletzt in einer Fabrik in dec Friedrichstadt tretender Dunkelheit wird diese Uhr beleuchtet. Das obenerwähnte MittagSsi nal wi-d mit der Eröffnung der neuen Normaluhr eingestellt. — Freitag nachmittag gegen 6 Uhr sprang am Trrrassenufer in Dresden gegenüber deS Durchganges zur Brühl chen Terrasse ein etwa 15 Jahre alter Unbekannter in die dort eislreie Elbe und verschwand sofort unter der Eisdecke. Am Ufer _ _ „ t Wie sich herausstellte, gehörten die Kleidungsstücke der beschäftigt. Er wurde vorgestern der Königliche» Staats-; 21jährigen bildhübschen Tochter des Eisenbahnbeamten K. '' 'Dos Mädchen hat zweifellos den Tod im Wasser gesucht richtung), so daß sie und mit ihr dir öffentliche Normal uhr die richtige dl L. 2. (mitteleuropäische Zeit) bis auf einen möglichen AbweichungSwert von -s- 1 Sekunde zeigt. Das versilbert- Metallzifferblatt dieser öffentlichen Normaluhr wurde mit Präztsionsteilmaschine geteilt und ihr Werk so einge ichtet, daß der Sekundenzeiger sicher und genau einsvringt. DaS Zifferblatt weist die Eigen tümlichkeit auf, keine Stnndenziffern, sondern nur gleich mäßige Stundenmarken zu besitzen, wodurch seine Üeber- fichtltchkett erhöht wurde. Das Auge aber dürfte sich gewöhnen, auch ohne Stundenziffern auszukommen. Zar Erleichterung der Uhrenvergleichung wird das Einspringen des Sekundenzeigers auf die 60. Sekunde durch einen Glockenschlaz angezeigt, so daß also jede volle Minute «üch nach dem Gehör verglichen werden kann. Mit ein- Ein schwerer Rodelunfall ereignete sich gestern nachmittag auf der kleinen Rodelbahn in Rochwttz bei Dresden. Ein mit fünf Personen besetzter Schlitten fuhr gegen einen Pfahl. Hierbei wurde einer der Mit- fahrenden, ein 24 jähriger Techniker aus Dresden, Zschimmerstraße wohnhaft, sofort getötet, zwei andere Personen erlitten schwere Verletzungen. Ein trauriges Sittenbild entrollte die Verhandlung gegen den Gelegenheitsarbeiter Adolf Kießlich aus Frei» berg vor dem Schwurgericht Freiberg. Der Angeklagte ist 52 Jahre alt und 26 Jahre verheiratet. In der Nacht zum 30. September v. I. hatte er in angetrunkenem Zustande seine schwerkranke Frau mißhandelt und aus der Wohnung im dritten Stock auf den Flur und die 14stufige Treppe hinabgeworfen; erst auf strenge An- Weisung eines Mitbewohners hin hatte er st« wieder hin» aufgeschafft und sie dann in der Wohnung auf der Diele liegen gelassen. Dabei fluchte und schimpfte Kieß in der gröbsten Weise. Der Angeklagte versuchte, in der Ver handlung nur geringe Einwände gegen da» ihm zur Last Gelegte zu machen. Er kam mit 2 Jahren Gefängnis wegen gefährlicher Körperverletzung davon. Die Frau »ar infolge deS erlittenen SchädelbrucheS gestorben. In den Vormittagsstunden des Donnerstag demon strierten vor dem Leipziger Rathause über dreihundert Arbeitslose. Sie waren schon seit Wochen für Notstand», arbeiten in Aussicht genommen, konnten aber bisher noch nicht beschäftigt werden. Eine Abordnung von vier Mann wurde in Rathaus zum Oberbürgermeister Dr. Dittrich geschickt. Er erklärte, daß der zuständige Stadtbaurat, der die NotstandSarbettrn zu leiten habe, zwar gegen wärtig nicht anwesend sei, daß die Stadtverwaltung aber alle» tun werde, um den Arbeitslosen zu helfen. Die Unterredung dauerte ungefähr zehn Minuten. Nach ihrer Beendigung gingen die Demonstranten auseinander. Vorgestern morgen hat sich in E«gettd»rf bei Leipzig ein vor einigen Tagen aus Hamburg angekom» menes und hier zu Besuch weilendes Liebespaar, der 20 Jahre alte Lackierer Max Ruder und das 24jährige Dienstmädchen Johanna Ehlert, erschossen. Aus hinter« laffenen Briefen geht hervor, daß das Paar wegen un heilbarer Krankheit des jungen Mannes den Tod gesucht hatte. — In dem Zuge Torgau-Leipzig ereignete sich ein seltsamer Zwischenfall. In der Nähe der Station Löb schütz wurde das Notsignal gegeben, und der Zug hielt auf freier Strecke. Die Passagiere, die erschreckt zu« Fenster hinausschauten, sahen neben dem Bahngleise ein neugeborenes Kind liegen, Bahnbeamte hoben das Kind auf und ermittelt n die Mutter des Kindes im Zuge. Diese, rin jnngeS Mädchen, erklärte, während der Fahrt von der Geburt überrascht worden zu sein, und das Kind sei dabei aus dem Wagen gefallen. Die Untersuchung, ob das Kind auf die Strecke geworfen wurde, ist noch nicht abgeschlossen. Mutter und Kind wurden bet der Ankunft in Leipzig in ein Krankenhaus übergeführt. Vorgestern früh gegen 7 Uhr ertönten von dem großen Teiche her in der Nähe des Elektrizitätswerkes in Hilbersdorf bei Lhemvitz Hilferufe. Als Leute hin- zuellten, fanden sie Hut und Jackett eines Mädchen». „Nein, Kamerad und Kameradin." Und den Ton wechselnd, fragte er dann: „Gnädige Frau, können Sie keinen Kammerdiener gebrauchen?" Sie ging auf Ton und Idee sofort ein. „Ja, gewiß, notwendig sogar." „Dann werde ich meinen Dienst heut abend noch antreten." Und ihr einen zweiten Kuß auf den Mund drückend, ging er, zuversichtlich und siegessicherer denn je. Oben aber in seinem Zimmer saß Ramingen bei einer Flasche Sekt und blies bläuliche Rauchwolken aus seiner Upman Flor. Heute konnte er sich das leisten. Millionen! — Hatte sie nicht Millionen gesagt? Noch einen Monat des öden Herumvegetierens. Dann war er der Herr. Dann wollte er zeigen, was sich mit Millionen anfangen läßt. Und neben bei war sie ein prachtvolles Weib. Nur prüde. Furchtbar prüde. Küssen läßt sie sich nicht. — Dummes Land, das Amerika! Aber patent. Lauter Riesenvermögen, gegen die, wie sagte sie doch? ... die paar Millionen eine Kleinigkeit sind. Na, ihm war mit der Kleinigkeit schon geholfen. Und über den dummen Monat wollte er sich schon noch hinwegbringen. Jetzt hob sich ja wieder sein Kredit. Der Bräutigam der Mrs. White! Dem schlug man so leicht ein paar Tausender nicht ab. Prosit also! Prosit! — Denn nun . . . Nun war ausgesorgt fürs ganze Leben. — Nun konnte er schwelgen. Nichts als schwelgen in Reich tum und Seligkeit Nur dumm, daß sie sich nicht küssen läßt. Zu dumm! Aber pikant. 15. Kapitel. So groß das Glück Ramingens war, so groß war auch sein Pech. Daß er zu seiner Verlobung sein Brautgeschenk bringen mußte, war klar. Und es mußte ein kostbares Geschenk sein, wie es zu einer Millionärin paßte, das stand bei ihm auch fest. Wie aber sich eines beschaffen? Alle Geldquellen waren versiegt. Keiner der Geldoerleiher wollte auch nur einen Pfennig mehr geben. Seine Erzählung von der Verlobung verfing nicht. „Wir glauben Ihnen erst, Herr von Ramingen", sagte der eine von ihnen sogar, „wenn Sie vor dem Altar stehen, und nicht einmal dann", setzte er hinzu. Kurz, es war alles vergebens. Es gab also nur noch einen Ver such: im Jeu, oder ... An dieses „oder" aber wagte er gar nicht zu denken. Es war ein va ban^ue- Spiel. Also in den Klub. Einen Partner fand ec dort bald, das Glück aber war ihm .nicht hold. „Glück in der Liebe", wurde er geneckt, denn im Klub kannte man ja die Geschichte mit der Ameri kanerin. Er verlor also. Immerzu. Und falsch zu spielen, um das Glück zu korrigieren, wagte er nicht. Er war zu unerfahren darin, und ein Spiel skandal hätte alles aufs Spiel gesetzt. Alles. Als er aufstand, war er eine hohe Summe schuldig geblieben. Auf Wort, d. h. er mußte sie bis morgen begleichen. Morgen! . (Fortsetzung folgt.) 8lürmiscbe Mögen Kriminal-Roman von Karl von Riegerstein. 31) (Nachdruck verboten.) „Es muß sein", sagte sie und reichte ihm die Hand, die er küßte. Das durfte er ja. Das macht man in Amerika auch so . . . . Er verabschiedete sich. Zehn Minuten später trat Herr von Minckwitz bei ihr ein. „Nun?" fragte er. „Er sitzt fest. Ich habe mich eben mit ihm ver lobt." „Bravo. Die Sache wird also gehen?" , »Glänzend. Und eine Komödie hat - er hier ge spielt. Einzig! Eine Entsagungskomödie. Ich bin tym zu reich. O Hans! werpi er wüßte, wie mir uns durchs Leben schlagen müssen! Wenn er wer diesen Luxus hier zahlt, daß es Walters wtt dem wir diese Posse in Szene gesetzt haben! Des armen Herrn von Walter, der sich von uns verraten glaubt! Ö Hans, wenn Ramingen, pardon, mein Herr Bräutigam", und sie lachte laut auf, „dann, dann ... und sie warf sich ihm lachend an die Brust und keß es gern geschehen, daß er sich einen Kuß nahm. Jenen Kuß, den ihr „Verlobter" von ihr nicht erhalten hatte. „Und nun, Käthe, Vorsicht", sagte Herr von Minckwitz, in dessen Verkleidung wir jetzt Hans Heide unschwer erkennen. „Er ist ein gefährlicher Bursche. Das beste wäre, ich bliebe hier im Hause." „Aber Hansl schickt sich denn das? Bräutigam und Braut."