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für die Eisenbahn gestrandet. Seine Flottmachung be reitet die größten Schwierigkeiten, da das Schiff fast ganz in Stücke zerschellt ist. Sieben Mann der Besatzung sind ertrunken. In Jaffa sind zahlreiche Häuser infolge der letzten Stürme eingestürzt. Die Orange-Ernte hat stark gelitten. Fünf große Barken wurden an die Küste geworfen. Sie sind zerschellt. Zu dem Riesenbrande in New York. Am Donnerstag wurden, wie New-Aorker Meldungen besagen, dem Gewölbe in dem niedergebrannten Gebäude der Equitable - Lebensversicherungsgejellschaft für achtzehn- hundert Millionen Mark Wertpapiere entnommen, die unversehrt geblieben sind. Brand des Handelsamtes in Chieago. Dienstag nachmittag gegen zwei Uhr brach im Gebäude deS Handelsamtes Feuer aus, das auch den Fahrstuhl schacht hinter der Produktenbörse ergriff. Dichte Rauch wolken drangen in die Börsensäle ein. Die Besucher flüchteten in größter Panik. Bei dem Versuch, die Türen zu erreichen, sollen mehrere Dutzend Personen zu Boden getreten und schwer verletzt worden sein. Wie ein späteres Telegramm meldet, ist man des Feuers Herr geworden. Massenvergisiung in Amerika. In Chicago ist ein Telegramm aus Leavenworth eingetroffen, dem zufolge sich in dem dortigen Heim der großen Armee der Republik eine Massenvergiftung ereignete. 50 Veteranen des Bürgerkrieges sind unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Bis jetzt sind fünf gestorben, aber das Be finden einer großen Anzahl ist so besorgniserregend, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Bis jetzt ist noch gar keine Erklärung für die Vergiftung entdeckt worden. Die Veteranen erkrankten nach ihrer Mittagsmahlzeit, die reichlich gewesen war, aber aus den gewöhnlichen Vorräten allgemeiner Art gekocht worden ist. Die Behörden haben sämtliche Vorräte mit Beschlag belegt; die übriggrbltebene Nahrung wird chemisch untersucht werden. Strenge Kälte in Amerika. Die strenge Kälte dauert an und wirkt in den verschiedenen Landesteilen sehr nachteilig auf den Geschäftsverkehr ein. Am Sonn abend verzeichnete Newyork den kältesten Tag der letzten acht Jahre. Es herrscht großes Elend. Die Obdachlosen werden in Kirchen untergebracht. Vermischtes. * Ler WLscheschatz an »srd eines Ozean dampfers. DaS Amt der Verwaltung und Beaufsich tigung ihres WäscheschatzeS hat seit ungefähr acht Jahren die Hamburg-Amerika-Linie einem weiblichen Angestellten übertragen. FrauvonderBurchard,dieWitweeinesOWers, hat sich im Laufe der Zeit hier einen selbständigen, mr- antwortltche« Posten geschaffen. Daß ihre Arbeit für die Schiffahrtsgrsellschait sehr wichtig ist, geht aus der Schil- derung hervor, die A. Sußmavn-Ludwig in der Deutschen Frau über den Wäschebedarf auf einem großen Passagier- dampfer gibt: „Unter den Wäschegegenständen, die dem Schiff« von seiner Ausreise in Hamburg in 1500 plom bierte» Säcken mitgegeben wurden, befand sich ein Ser- viettenvorrat — auf längeren Reisen wird selbstverständ lich die Tischwäsche nicht täglich erneuert, sondern der mit der Tlschplatznummer versehene Serviettenhalter tritt in seine R-chte — von 45000 Stück größeren und kleineren Umfavgcs. Hierzu hatte man, da auf diesen Reisen auch unterwegs gewaschen wird, nur 3000 Tischtücher mitgc- kommen. Natürlich gesellte sich ihnen noch eine Anzahl bunter Decken, die für den Rauchsalon und gelegentlichen Deckdedarf bestimmt find. Zu den 2500 großen und 22000 kleinen Kiffenbezügen gehörten 18000 Bettücher und 13000 Deckenbezüge, 1200 Badelaken, 8000 Bade, tücher und 60000 Handtücher waren für den persönlichen Gebrauch der 900 Passagiere an Bord bestimmt. Von Küchenwäsche verfügte man über je 1500 Gläser- und Wischtücher, 4000 Fahr-, 11000 Teller-, 14000 Toiletten- und 20000 Serviertücher- I» die plombierten Säcke, die auch während der Fahrt und des Rücktransportes die gr- brauchte Wäsche aufvehmen, kommen nur die ganz tadel- losen Stücke, die durchschnittlich zwei Drittel der ge waschenen Wäsche ausmachrn, während der Rest, in Körbe verpackt, dem Sortierraum der Wäschekammer zugeführt und hier auf Riffe und Löcher und auf Flecke nachgesehen wird. Was irgendwie auszubeffern geht, wandert in die neben dem Sortierraum gelegene Näbstube, in der jahr aus jahrein 18 bis 30 Näherinnen, die im Tagelohn ar beiten, an Nähmaschinen flicken und stopfen. Mit ihnen wetteifern an einigen elektrisch betriebenen Nähmäschinen noch einige Säumertnne« für glatte Stücke, wie Bett- und Handtücher aller Art. Attnst, Wissenschaft und Literat«» Wochen-Spielplan ver Dresdner Theater. Opernhaus: Dienstag Samion und Daltla, Mitt- woch Die lustigen Weiber von Windsor, Donnerstag Die Meistersinger von Nürnberg, Freitag 5. Volksvorstelluug lndine, Sonnabend Tiefland, Sonntag Die Afrikanerin, Montag Madame Butterfly Schauspielhaus: Dienstag Neu einstudiert Elga, Mittwoch Komödie der Liebe, Donnerstag Auf aller- söchsten Befehl Agnes Bernauer, Freitag König Richardin., Sonnabend Elga, Sonntag Minna von öarvh lm, Mon tag Komödie der Liebe. Außerdem Sonntag nachmittag Schneewittchen. Rätsel-Ecke. Vexierbild. Du Lümmel! Wie kannst du die Frau hier mit MooS und Steinen werfen! — Wo ist denn hier eine Frau? Visttenkarteurätfel. Tauer Durch Umstellen der Buchstaben ist der Beruf deS Betreffenden zu erraten. Logogriph. Kennst du das fleißige Tier? Das zimmern kann und bauen? Sein Kleid nun trag ich hier, Gar stattlich anzuschauevl Wird ihm das Herz entwandt, Dann ist eS edle Gabe, Und überall bekannt AiS stets willkommne Labe. Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Skataufgabe: Kartenverteilung: V. b 68, s10, L, 9, 8; bO; cL; 6^, v. bä. L c8, Lä., O, 7; bL-, cO; 69, 8, 7. Skat: bw, e10. Spiel: V. bO, KL, (18). 2. cä, cL, el) (18). tt. 62, 6O, 67 (7). Der Spieler bikommt keinen Stich mehr, hat aber mit den 20 Augen des Skats bereits 63. Schneidet v m 3. Stich nicht, erhält der Spieler noch mehr, da er eine 610 heimbringt Bet Großspiel ginge das Spiel ebenso. Auch wenn V gleich anfangs Trumpf zöge — wozu aber gar kein Anlaß ist — würde dies am Ausgang des Spieles nichts ändern. Telgraphenrätsel: Der Klügere gibt nach. (Lande, Rakete. Kalmücke, Lage, Rege», Leib, Tonne, Bach.) Marktbericht. Meißen, am 13. Januar. Butter, 1 Kilo 2,90 bis 3,— Mk.; Gänse, 1 Pfund 90-92 Pfg.:Hase», Stück 4.00-450 Mk.; Eier, 1 Stück 10-11 Pfg. Getreidepreise: geringe Qualität mittlere Qualttär gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Weizen neuer — — — — 20 00 20,30 toggen neuer — — — — 18,50 18,70 Gerste — — — - — Hafer — — 19,70 20,00 20,10 20,50 «eitzwer Ferkelmarkt Wege« Seuchexgefatzr ausgefalle«. Nossener probuktenbSrse am 29. Dezember 1911. 1000 Mk. bis Mk. Mk.bts Mk. 9,80 -189. 196 7,85 15,50 per 4- 3,80 50 50 50 50 50 50 50 Kilo v 50 - 50 - 50 - 50 - 50 - 9,50- 9,- - 7.25 - 7,-- - 18,75 - 17,75 - 1425 - 13 80 - 199- - 182,- Heu, alt Heu, neu Schüttstroh Gebundstroh Kartoffeln alt - neu Wetzen u« —/- - neu —/- Roggen neu-/ 80 - 70-,-- 70 -,- - 50 9,45- 50 - Gerste Brau- - - Futter. . Hafer neu . - alt Futtermehl l 100 . Il Roygenkleie . Welzenkleie grob . Maiskörner grob . Maisschrot . 85—,- . — 202,- 8516,85 . 17,10 185,— 80 14,45 . 14,75 9,75 - 10,50 biS Mk. - . . 5,50 . . 3,50 « » 3—, n Mk. - - 5,— . 3,— . 2,50 Jene Mit für HWWt. Jedes Gläschen Leeiferrt« bringt Kräfte und Energie, was darin zu fiawn ist, daß L-c ferrin eine Vrrotndung von L cithin und Eisen ist, welches neue- Blut erzeugt, die Nerven kräftigt und die Leve«»- energie hebt, sowie va« Allgemeinbefinden steigert. Zugleich wird der Appetit gehoben und die Verdauung be fördert. ('") Von tausenden als das vorzüglichste Kräfti gungsmittel gepriesen und mit Vorliebe von Aerzte« verordnet Lecüerrin ist äußerst angenehm von Geschmack und wird auch vo« dem empfindlichsten Magen gut vertragen. Preis Mk.3- die Flasche, in Apothrken zu haben, sicher von: Mohren-Apotheke, Dresden. r«» Stürmilcke Mögen Kriminal-Roman von Karl von Riegerstein. 20) (Nachdruck verboten. „Ah, der Mord an Frau Walter." „Walter, ja. Mord an Frau Walter*, wieder- holte Wendler mehrmals. „Mord an Frau Walter/ „Und seitdem ist er bei Ihnen?" „Ja, mar . . . war . . . jetzt ist er futsch." „Und wie sah er aus?" — „Hundert Schritt... ans hundert Schritt ein Verbrecher/ „Nein, danach frage ich ja nicht. Groß, breit, elegant, Schnurrbart?" „Grob, breit, Schnurrbart", lallte der andere und nickte mit dem Kopf. „Ich danke, Herr Wendler. Wenn Sie gestatten, zahle ich Ihre Zeche. Adieu!" Und er ging durchs Cafe, während Wendler im selben Augenblick ein nickte. „Ah", sagte Ramingen zu sich, „Sie spielen ein falsches Spiel mit mir, Herr Hans Heide? Sie halten Herrn von Walter verborgen? Aber nein, wer sagt mir denn, daß es von Walter ist? Es kann ein xbeliebiger anderer sein. Aber es ist besser, man ist auf der Hut." Und „Ja", setzte er im Selbstgespräch hinzu, „schaden kann es auf keinen Fall. Eine falsche Spur mehr oder weniger, darauf kommt es nicht an. Und ist sie nicht falsch, dann . . ." und er ballte seine Finger zur Faust, „dann ist es mit Ihnen aus, Herr von Walter, und ich kann endlich wieder ruhig schlafen." Und kurz entschlossen trat er in die Telephon ¬ kammer ein und verlangte die Redaktion des Lokal blattes. Die Nachtredaktion meldete sich sofort. „Hier Freiherr von Ramingen. Es dürfte Sie vielleicht interessieren, daß man in der Walterschen Mordsache dem Mörder endlich auf der Spur ist. Er hat, sicherstem Vernehmen nach, seit seiner Mordtat in dem Hause Lützowstraße — jawohl Lützowstraße Nr. 210 bei einem verkommenen Subjekt namens Wendler gewohnt, ist aber heute nacht aus dessen Wohnung verschwunden. Es wird der Polizei jetzt wohl ein leichtes sein, den verwegenen Mörder zu finden. — O bitte, ich habe es ja sehr gern getan. Und natürlich übernehme ich für die Meldung jederlei Bürgschaft. — Nein, danke. Danke sehr. Schluß." Und er klingelte ab. Dann trat er hinaus, be zahlte die Zeche Wendlers, der noch immer mit auf die Brust gefallenem Kopf dasaß und schlief, und verlieb das Lokal. Draußen lachte er auf. „Wenn es so ist, wie ich vermute, dann werden Sie sich wundern, Herr Heide, nicht? Ihn aber, den andern, Hetze ich zu Tode, denn nur sein Tod bedeutet das Leben für mich." 11. Kapitel. Am frühen Morgen desselben Tages warteten Heides zwei Überraschungen. Die eine übte eine geradezu niederschmetternde Wirkung auf ihn aus, und das Blatt, das sie brachte, entsank beinahe seiner Hand. Man hatte zwar Walter nicht festgenommen, aber — man wußte alles. Da stand es schwarz auf weiß. Wendlers Name. Die Adresse. Die Flucht Walters aus der Wohnung. Wie das möglich war, das war ihm nicht klar, wurde es ihm aber sehr bald, als er auf seinen Anruf von Frau Wendler die Antwort erhielt, ihr Mann sei eben erst total betrunken nach Hause gekommen. „Der Schuft!" rief er in die Hörmuschel hinein. Und „der Schuft" wiederholte er dann und maß in seiner empörten Erregung das Innere des Zimmers mit seinen großen Schritten, das Blatt, das die Meldung brachte, dabei in kleine Fetzen zerreißend. Jetzt war alles verloren. Jetzt war von Walter nicht mehr zu retten. Und auch auf ihn kam ein schiefes Licht. Oder sah es nicht so aus, als ob er einem nahezu erwiesenen Verbrecher Vorschub leisten und ihn der sühnenden Gerechtigkeit entziehen wolle? Hatte er denn ein Recht, an Walters Unschuld zu glauben? War es denn nicht ein Wahnsinn, einen anderen bezichtigen zu wollen, der durch den Tod jenes Weibes nachweisbar nur Schaden erlitt? War er denn nicht ein Narr, daß er nur seinen Hirngespinsten nacheilte, statt sich an das Reale, an die absolute Gewißheit zn halten? Intuition! — Er pfiff auf die Intuition. Da hatte er nun die Bescherung. Da sah er, was dabei heran kam. Und gerade jetzt war Käthe nicht da. Gerade jetzt, wo er die treue Helferin brauchte. Es war zuni Verzweifeln. Was tut sie denn in dem Neste? Was ging denn sie dieser Walter an? (Fortsetzung folgt.)