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Mm Saterland gänzlich verheert — Qualvoller schwarzer Gedanken! O Gott! er liegt wie ein Fellen auf mir! Du Schöpfer, gabst mir das Herz, zu voll patriotischer Triebe, Dis Land in räubrischen Händen zusehnt Uns drückt dein furchtbar Gericht,' kan Blut den Eifer versöhnen? Ich biete das Meine zum Opfer Dir dar Nein, Gott! erbarmender Gott! nicht Blut nur büßende THränen; Auch die gießt jammernde Liede dir aus. Gott! welche Ströme von Blut, aus vierzehn schrecklichen Schlachten, Entwichen die Erde, und schreyen zu Dir! Wie mancher Tempel und Stadt, zeigt durch Ruinen und Asche Die Wuth der Menschen an Menschen verübt! Jüngst fiel ein erbarmender Strahl, der über uns wachen den Liebe, Auf die, vor Erwartung zitternde Stadt. Wir sahen ohne Ruin die Hauptstadt dem Feinde entrißen, Und fast ganz Sachßen von Freunden besezt. Allein, unbegreiflich Geschick! sie gehn ungeschlagen zurücke, Nachdem sie Sachßen noch ärmer'gemacht; Nichts blieb dem unglücklichen Volk, als Häußer, Kinder und Leben, Auch die sind nunmehr den Feinden ein Raub. O Keßelsdorf, schrecklicher Ort, du Ursprung von Sachßens Verderben!) Bis zu dir sind wir zurücke gekehrt. — Mit Ahndung und quälendem Gram betrat ich die trauri gen Hügel, Wo mancher redliche Sachße vermeßt Gott! laß doch einmahl von uns! gedencke der ewigen Liebe, Bald sind wir kein Volck, dein Erbe nicht mehr. Ist denn die Sächßische Schuld noch größer als göttlich Er barmen? Hast Du vergeßen ein Vater zuseyn? Wir sind unsern Nachbarn ein Spott, ein Hohngelächter den Feinden, Und Freund und Feinden ein ohnmächtger Raub, Nimm unsere Schmach von uns, gefällt Dirs, so schencke uns Racke, Wo nicht, so endgc nur einmahl den Krieg. Am 13. November trifft endlich der Preußenkönig selbst in Sachsen ein, im Lager seines Bruders bei Hirschstein an der Elbe. Er will Daun „die alte Perücke, die geweihte Creatur" und wie er ihn sonst noch nennt, bei Dresden angreifen, nach Böhmen drängen, und „dieser Mensch sollte Sachsen nicht ohne feierlichstes Geleit und mit tüchtigen Tritten in den Rücken verlassen". Finck soll ihm bei Maxen in den Rücken fallen und ihn vernichten. Am 17. d M. sind beide Heere in Bewegung. Laun geht über den Planenschen Grund in eine Stellung von Plauen bis zum Windberge, die durch das tiefeingeschnittene Weißeritztal für damalige Auffassung frontal unangreifbar war. Ueber die Bewegung der preußischen Armee unter dem Befehl des Königs unterrichtet uns das Tagebuch seines Vorlesers llenr^ «le Ott'-). Er schreibt am 17. No vember im Hauptquartier Limbach: der König brach lehr frühe auf. Nachdem er die Triebsche in 3 Kolonnen über schritten hatte, marschierte die 1. Kolonne üher Roth-Schöm- berg, Schmiedewalde, Birkenheyn und Wilsdruf, die 2. über Robschütz, Kottewitz, Lugenheim und Saxsdorf und die 3. über Korbitz, Meißen, Naustadt, Röhrsdorf und Klipphausen auf Hünbach und Köbach los. Bei Wilsdruf wurde ein ') Die unglückliche Schlacht beh Keßelsdorf 1745. Bespräche Friedrich des Großen mit Henri äe Lrtt. Lager bezogest. Ebenda war das Hauptquartier. Der Ge-- ueral von Zielen wurde nach Kesselsdorf -etachirt, -er Ge neral Wedell nach Meißen, der General Diericke auf das andere Ufer der Triebsche. Der König war von dem Marsche furchtbar angegriffen. Er sagte mir: „Mein Lieber, mit mir ist es nichts mehr. Ich werdealt,sehralt. MeineKräfte verlassen mich, ich kann kaum noch sprechen" Wo Friedrich der Große in unserer Stadt gewohnt hat, wissen wir nicht, sicher im Innern der Stadt, nach Vorwerks Vermutung im Schlosse.') Auch der Ort des Lagers ist nicht übermittelt. Nach dunklen Gerüchten mag es auf der Zelle, auf der oberen Bismarckstraße bestanden haben. — Das gesamte Hauptquartier war einig darin, die Abkommandierung der Truppen nach Maxen zu tadeln. Besonders Prinz Heinrich wagt ein offenes Wort: „Sie wollen es absolut haben, mein Herr Bruder, nun wohlan; aber wenn das Unglück da ist, und es kommt sicher, dann halten Sie sich an sich selbst für allen Schaden, den der Staat nimmt!" Geröteten Antlitzes kommt der Prinz aus dem Zimmer des Königs zu den im Vorzimmer wartenden Offizieren: „Ich habe als echter Patriot und als guter Bruder gesprochen, aber man hat mich nichtgehört."—Während alles voller Angst und Aufregung war, fand Monsieur de Catt den König beim Verfassen einer Parodie auf den „Pre diger Salomo". Er empfing ihn mit den Worten: „Diese Kritzeleien beschäftigen mich und ziehen mich von meinen trüben Gedanken äh." Der König las dem Franzosen einige Verse vor, dann brach er plötzlich ab und betrachtete eine große Landkarte, die er immer in seinem Zimmer aufhängen ließ. „Kommen Sie her, ich will Ihnen Finks Stellung zeigen." „Nun wie denken Sie darüber?" Catt bringt vorsichtig die gehörten Bedenken vor „Nein, mein Freund, Sie haben nichts zu fürchten. Sie werden sehen, daß die geweihte Schlafmütze') mit den Seinen glücklich darüber ist, nach Böhmen zurückzuziehen, um sich dort nach Herzenslust jucken zu können. Am folgenden Tage wurde Catt, der wiederum seine Besorgnis nicht unterdrücken konnte, weit ungnädiger aus genommen. „Sie erschrecken oft über alles mögliche und kritisieren meine Maßregeln, selbst die bestüberlegten, auf das unverständigste!" Schluß folgt. Nus unserm Leserkreis. W., Koherlstein. Besten Dank für Erinnerung. Wer von unsern Lesern weiß etwas von dem Werbkeiö der Uniform des Wilsdruffer Aostiffons? Nikolaus- Artikel erhalten, wird verwendet. Hpitz. Herr Dr. Böhme hatte die Freundlichkeit, zu er klären, daß die beiden Flurnamen Koch- und Egerstück ihren Namen früheren Besitzern verdanken. Besten Dank. Jahrgänge 1W9, 10, 11 dieser Keimatkeilage zu Haven in der Redaktion, Mitglieder des Vereins für Natur kunde zu ermäßigten Preisen durch den Vorsitzenden Lehrer Kühne. ') Vorwerk ist nicht in allen Stücken zuverlässig. Er spricht z. B. Seite 44: Den 19. Oktober (1759) traf der König von Preußen mit seinem Generalstabe hier ein. Aus Grund einer liebenswürdig erteilten Auskunst durch He rn Kgl Sächi. Archivrat Dr. Brabant bejand sich Friedrich der Große am 19. Oktober in Sophiental, östlich Köten an der Oder. d) Daun hatte nach dem Sieg von Hochkirch einen angeblich vom Papste geweihlen Ehlenhut erhalten. Schriftleitung, unter Mitwirkung des Vereins sür Naturkunde, Sektion Wilsdruff Druck und Verlag von Arthur »Zschunke. Wilsdru»»'. Der Nachdruck des Inhaltes dieses Blattes ist nur mit genauer Quellenangabe „Heimatbeilage zum Wochenblatt sür Wilsdruff" gestattet. Artikel mit dem Vermerk „Nachdruck verboten" sind vom Nachdruck überhaupt ausgeschlossen, auch auszugsweise. Alle Beiträge und Zuschriften sind zu richten „An di, We-aktion de» Wochenblatt für Wilsdruff". 191 7 Nr. I. Maze zum „Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend". Januar 1912. Die älteren und ältesten kirchlichen Verhältnisse der Wilsdruffer Gegend. Iä6. vr. Böknhoff, Annaberg. Nachdruck verboten. Die Gegend, um die es sich hier handelt, war Wald landschaft (Burkhardts Walde, Herzogs Walde), bis im 12. Jahrhundert der deutsche Bauer seine Rodearbeit begann und sie dem Anbau eröffnete, worauf wir später etwas näher eingehen müssen Der Name des Waldes lautete wahr scheinlich ganz allgemein, „die Harth" (Hartha bei HiNter- gersdorf, Hartha bei Constappel); ein stattlicher Rest ist das heutige Grüllenburger Revier, der Tharandter Forst, wie er schon 1289 heißt. Der ganze Wald dehnte sich zwischen der Mulde-Bobritzsch (eine geraume Strecke vor der Mündung der letzteren) und der Elbe-Saubach (bis zur Quelle des Bachs) von wo er an jenen Wald stieß, der das Daleminzierland von Böhmen schied*), nach »0 aus und traf hier bis an den Elbstrom heran. Es war Nadelholz (Hohentanne, Tanneberg, Deutschenbora: bor-) —die Kiefer) das mit Erle (Erlichtbei Niederschöna) Ahorn (Mohorn — sajm ostom) und Haselbusch (wüste Mark Hasela bei Birkenhain) dort stand, und der schnelle Hirsch (Hirschfeld) und die wilde Taube (Taubenheim) waren des Waldes Bewohner. Bis an das rechte Ufer der großen Triebisch rückte der nordwestliche Saum desselben einst vor (BurkhardtsWalde), und auf ihn deuten auch die Namen des östlichsten (Bockwen —Buchheim) und des west lichsten Slavenweilers (Perne — Hartenstein,d. i. eine An siedlung auf hartem steinigen Waldboden). Zwischen beiden ') Lock, ckipl. 8sx. re^. 1-, 2, no. 308. ') Damit hat aber nichts Pohrsdorf zu tun: es ist vielmehr daS Dors des Borso oder Börse, (slsv. Lores.) Vgl. Porschdorf bei König stein iLorestorkk), Porjchendors bei Pirna und bei Zichopau. Es ist eine deutsche Siedlung, und ihr Gründer trug nur einen slavischen Namen. liegen stromab: Groitzsch, Munzig, Weitzschen, Sönitz, Pis kowitz, Kettewitz mit dem Jokischberge, Kobitzsch, Polenz und Spittewitz; diese 11 Weiler, welche die Daleminzier am rechten Ufer der großen Triebisch aufwärts anlegten, verliehen dem Flüßchen seinen Namen: hier floß er durch gerodetes Land. Auf die 11 Orte in kirchlicher Beziehung kommen wir später noch einmal zurück. Der mittelste von ihnen trägt den bezeichnenden Namen „Bischhofsheim"; das bedeutet nämlich kircopir (1239:') urkundlich älteste Form): es sind die Leute, die Hörigen des Bischofs —biscopici, 1350") eine Besitzung des Meiß ner Domkapitels: tota villa Liraopicr prope ^Ulticr "). Auch bei Großenhain und bei Lommatzsch lag ein Pisko witz, das letztere 1292 Z eine „alte Besitzung" des Meißner Bischofs. Auch unser Piskowitz hatte ihm bis 1239 gehört, wo es an sein Kapitel kam, während er es vordem an die v. Nossen verlehnt hatte. Es war wohl kaum von ihm angelegt, sondern ihm übergeben worden. Seit 968 resi dierte ja ein Bischof zu Meißen. Zu seinem Unterhalte diente ihm zunächst der Zehnte in fünf slavischen Gauen, darunter in den beiden, die uns hier interessieren, in Da- leminzi und Nisani. Beide schieden der Saubach und die wilde Weißeritz voneinander, und der Wald, den wir eben schilderten, und der das linke Ufer beider Gewässer er reichte, schloß den ersteren Gau gegen Süden zu vollkommen ab. Der slavische Bischofszehnte, die bmcopirm, die ihr Empfänger nach altkirchlichem Gebrauche zu 4 gleichen Teilen für sich, für die Armen (elemogyna — Almosen), für Kirchenbauten (kabrics) und die Geistlichen (clem8) in der Diözese zu verwenden hatte, ward von dem Tribute der 0 Lock, ckipl. Lax. re^. II., 1, no. 119. -) a. a. O. no. 453. ') Das ganze Dorf P. bei Miltitz. «) a. a. O, no. 307. 1