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Leipzig gefahren, um eine größere Anzahl von Wechseln zu diskontieren und dadurch bareS Geld zu schaffen. Als das nicht gelang, ist dem Kassierer, der zugleich Vorstands- Mitglied der Bank war, wohl die Ueberzeugung gekommen, daß es Zeit sei, sich aus dem Staube zu machen. Er hat eine Besorgung vorgeschützt und ist dann auf Nimmer wiedersehen verschwunden." — Der Zusammenbruch der Vereinsbank wirkt auch überaus nachteilig auf verschiedene Dresdener Firmen, die mit der genannten Bank in Ge schäftsverbindung gestanden. Infolge der dadurch be dingten Zahlungsstockungen gelangten in den letzten Tagen bereits Wechsel über hohe Beträge (10—20000 Mark) zum Protest, wie auch schon Gläubigerversammlungen stattfanden zur Ermöglichung von Moratorien. Ein schwerer Unglücksfall forderte in Pratzschwitz bei Pirna ein junges Menschenleben. Der 12 Jahre alte Kurt Hentzschel hatte mit anderen Kameraden Fuß ball gespielt. Der Ball wurde über einen Zmu ge schleudert, und der Knabe wollte ihn wieder holen. Da bei kam er zu Fall und brach das Handgelenk der linken Hand. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle, aber der Knabe erkrankte an Wundstarrkrampf und starb Ein tödlich r Unfall hat sich am am Sonnabend nachmittag auf der neuen Rodelst.^ Pjenitz bet Leipzig ereignet. Beim Rodeln verlor die 37jährige Kaufmannsehefrau Anna Müller in voller Fihrt das Gleichgewicht und schlug mit dem Schlitten um, wobei sie heftig auf den Hinterkopf aufschlug und bewußtlos liegen blieb. Die Verunglückte wurde sofort nach ihrer Wohnung gebracht, ist jedoch während des Transportes an den Folgen.eine- beim Sturz erlittenen Schädelbruches gestorben. — Die größte elektrische Eisenbahn der Welt, die preußische Staatsdahnlinie Leipzig-Halle-Magdevurg, wird Ende 1912 in Betrieb genommen werden. Zur Zugförderung find elektrische Lokomotiven verschiedenen Typs bestimmt. Nicht nur Lokalzüge, sondern auch durchgehende Züge werden mit diesen Lokomot'ven ge- fahren werden. In Hohnstein hat sich in der Nähe des Loien- Hauses Dienstag früh der 13jährize Schulknabe Schubert aus Oberlungwitz vom Zuge überfahren lasten. Dem Knaben wurde der Kops vom Rumpfe getrennt. Ein tödlicher Unfall beim Rodeln ereignete sich in Lanter bei Schwarzenberg dadurch, daß das 12jährtge Schulmädchen Helmich mit ihrem Schlitten mit solcher Gewall an einen Lichtmast fahr, daß cs sofort verstarb. Ein Vorfall in der Leonhardtschen Papierfabrik bei Niederschtema, wo der 59jährige Werkmeister Nette mit einer schweren Schädelverletzung tot aufgefunden Wurde, beschäftigt gegenwärtig die LandeSkriminalpolizet und die Staateanwaltschaft. Während man zuerst einen Betriebsunfall als Ursache deS Todes des Nette annahm, sprechen jetzt doch nach näherer Untersuchung alle Anzeichen für einen Mord, der durch einen furchtbaren Schlag mit einem schweren Hammer herbeigeführt worden sein dürfte Da der Arbeitslohn deS Ermordeten bei diesem vor- gefunden wurde, liegt kein Raubmord vor. Vielmehr scheint es sich um einen Racheakt zu handeln. Der Polizeihund des Gendarmen aus Wilkau mahm sofort «tne Fährte auf und stellte alsbald einen böhmischen Arbeiter, der früher im Hause des Ermordeten verkehrte. Jnoes verfolgt man noch eine andere Spur, die bereits zu einer Verhafiung in Strneeberg führte. Lhrsnik. Wohlhumor. Im Charlottenburger Wahlbez rk 79 hat die strenge Kälte des Wahltages den Humor doch nicht eiufrieren lassen Dort wurde ein Stimmzettel abgegeben, der folgenden Inhalt hatte: „Jy wähle den Kronprinzen, damit er in den Reichstag gehen kann, wann er. will, und Vatern nicht zu fragen braucht." Lustmord. Sonntag abend wurde in Lützen das Schulmäbchen Marie Lehmann, die Tochter einer m Lüzen wo-nenben Wilw', von Passanten im Straßengraben un weit der Stadt vollständig nackt und mit zahlreichen Wunden bedeckt in bewußtlosem Zustande aufgesunden. Das Mädchen lebte noch, ist aber btS j pt noch nicht zum Bewusstsein gelangt. Es besteh wenig Hoffnung, cs am Leben zu erhalten. Das Mädchen war einem fremden Manne auf seine Aufforderung, eine verlorene Pferdedecke mit suchen zu helfen, gefolgt. Der Fremde batte dann sein Opfer überfallen, mit einem Tuche gewürgt und mit einem gefrorenen Erdkloß solange bearbeitet, bis es be wußtlos war. Der Titer ist entkommen. Explosion eines Hochofens. Gestern vormittag explodierte der neue Hochofen der Hütte „Phönix" in Duisburg. Acht Arbeiter wurden getötet, zwei schwer und einer leicht verletzt Van den Leichen wurde nur die des Werkmeisters Frank erkannt, die anderen waren sämtlich bis zur Unkenn lichkstt verstümmelt. Schweres Eifenvohnunglück. Aus Breslau meldet der Draht: Bei Widzow hinter Sosnowic: fuhr infolge falscher Weichenstellung ein nach Warschau gehender Kurierzug einem Güier;ug in die Flanke. Drei Personen, darunter der Führer und cin Heizer deS GüterzuzeS, wurden getötet und mehrere Personen ver letzt. Sechs Wagen des Kurierzuges Warden besrädigt. Um 50««00 Mark geschädigt. Die „B Z am Mittag" meldet aus Schroda: Der Hotelbesitzer Hüttner ist, nachdem er zahlreiche Kaufleute, Großgrundbesitzer und Beamte um etwa 500000 Mark geschädigt hat, flüchtig geworden. Er hat das Geld in ausländischen Papieren verspekuliert. Beim Rodel« verunglückt. Beim Rodeln sind in Lengenfeld in Oderbayern die beiden 15- bez. 16-jährigen Töchter eines Klempnermeisters gegen emen Baum gerannt Ein Mädchen war sofort tot, das andere ist schwer ver letzt. — Ja Wippensbach in Bayerisch-Schwaben sind zwei Mädchen beim Rodeln in einen Werher geraten und er- trunken. — Weiter wird auS Görlitz gemeldet: Auf der Rodelbahn der Landeskcone verunglückten zwei Maschinen- bauschüler. Der eine brach beide Beine und trug eine G.'Hirnerschütterung davon; der andere erlitt eine Sehnen zerreißung 1OS Schiffer auf einer Eisscholle ins Meer getrieben. Amtlich wird aus Astrachan gemeldet: Im Kirchdorf Canjischkin wurde eine Eisscholle mit 109 Fischern ins Meer getrieven. Bo« einer Lokomotive erfaßt und getötet. Bei Chartres Warden nach Meldungen aus Paris drei Arbeiter der Westbahn, die während eines dichten Nebels mit der Ausbesserung eines Gleises beschäftigt waren, von einer Lokomotive erfaßt und zermalmt. Riesenbrand in Osaea. Aus Osaca (Japan) meldet der Draht: Ein verheerendes Feuer ist in der Nacht zum Dienstag gegen 1 Uhr ausgebrochen. Bis 5 Uhr früh waren 1300 Häuser niedergebrannt. Die Feuersbrunst wütete infolge eines heftigen Sturmes unvermindert fort. — Nach einer späteren Meldung hat das Feuer 5268 Häuser zerstört, lieber 30000 Personen sind obdachlos. Ei« Om«ib«S vo« ei«em Eise«bah«zuge zertrümmert. Aus New-Jork meldet der Draht: In der Nähe von Philadelphia stieß ein Schnellzug von Pittsburg nach Philadelphia an einem Bahnübergänge mil einem vollbesetzten Omnibus zusammen. Die Schranke war nicht geschlossen. Von den Insassen deS Omnibusses wurden sechs Personen getötet, sieben schwer verwundet. Die Insassen waren größtenteils Irländer, die mit ihren Frauen zu einer religiösen Feier fahren wollten Die Kälte i« Newyork. Die außergewöhnliche Kälte hält in Newyork an. Am Sonntag ist das Thermometer noch um 5 Grad gesunken. Die Temperatur betrug in der Nacht zum Montag 28 Grad Celsius. In der Umgebung NewyrrkS wurden noch größere Kältegrade festgestellt. Die Zahl der Todesopfer, die das Frost- Wetter erfordert, wächst von Tag zu Tag. Der Verkehr im Hafen ist durch den starken Eisgang unterbunden. In den Hospitälern liegen insgesamt über 100 Personen mit erfrorenen Gliedern. Der Potomac ist seit 10 Jahren zum ersten Male wieder zugefroren Marktbericht. Dresdner Produktenbörse am 15 Januar 1912. Wetter: Frost. Stimmung: ruhig. Preise in Marl. Um 2 Uh, wurde amtlich notiert: Weizen, weißer —, brauner, neuer >74—78 Kilo) —, do. neuer (78—81 Kilo) 207—210, do. neuer (76 -77 Kilo) 201—206, russischer wt 240—245, do russischer weih —,—, KansaS —, Argentinier 243—247, Australischer —Manitoba 239-241. Roggen, sächsischer neuer(75—76 Kilo) 191—192, do. do. (73 bi« 74 Kilo) 186—19', do. feuchter <68—69 Kilo) , preußischer neuer 193—191, russischer 195.—197. Gerste, sächsische neue 212—217, schlesisch, 220—228, Posener 220-228, böhmische 233—243, Futtergerftk 174—177. Hafer, sächsischer alter —,—, do neuer 20' 2t0, beregneter —, schles. alter —, do. neuer 206—210, ms. loc, 202 -205. Mai«, Cirquantine aller 192—195, neuer 180—Id5. Rundmats gelb 185—183, amerik. Mtxeb-MaiS neuer —,—, Laplata gelb —, do. neu feucht —,—. Erbsen 190—200. Wicken 210-215. Buchweizen, inländischer 210 bi« 22o, do fremder 210—220. Oelsaaten, WimcrrapS, scharf trocken —, do. trocken —, do. seuchl —. Leinsaat, feine 380-39', mittlere360—370, Laplata 370-375, Bombay—,—. Rüböl rrffinien 72 Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 14,00, mnde—,—. Leinkuchen (Dresdner Marken) I 22 00, 11 21,50. Malz 35,00-37,00. Weizenmehl (Dresdner Marken): Kaiserauszug 36,09—36,50, Gltsßler- auSzug 35,09—35,50, Semmelmehl 34,00—34,50, BSckermundmehk 32,50—33,0), Grießlermundmehl 25/0—26,00, Pohlmedl 20,00 btt 21,00. Roggmmchle (Dresdner Marken): Nr. 0 28,00—28,50, Nr. 0/1 27,00—27,50, Nr. 1 26.60-26,50; Nr. 2 23,50—24,50, Nr. 3 21,00 bis 22,0 >, Futtermehl 16,40—17.00 Weizeukleie (Dresdner Marke») grobe 14,00—14,40, seine 13,rO—13,80. Roggrukleie (Dresdner Matten) 1 >,40—14,-0. Marktpreise am 13. Januar. Kariofseln hiesige, 50 Kilogramm 4,20 biS 4,50, Heu im Gebund 50 Kilogramm 5,20—5,60, Roggerrstroh (Flegeldmschl Schock 37,00 bis 40,00. RätftÜEcke^ Bilderrätsel. Charide. WaS man zur Ecste» träzt, ist oft nicht echt. Wer sich dem Zweiten hiogibt, tut richt recht. Wenn Erst' und Zweites aber wird verbunden. Gewählt es uns oft weihevolle Siuvden Geheimschrift. Die BuLstabenreiien sind in G uppe» zu z'rlege«. die sich durch Einstellung paflesder Lokale zu stnugemäßen Wörtern wlsen lasse». OskrLnwacklcko Leogtskmpttsbrekt Vmlbstnmssckscdtta Ockvvclrlbnckt. Lösungen in nächster Nummer. Auflösunge« der Rätsel aus voriger Nummer. Vexierbild: Rechts bei dem Herrn. Bild vo« oben betrachten. Vtsitenkartenrätsel: Frauenarzt. Logogriph: Biber — Bier. Hämorrhoiden auch goldene Ader genannt, werden verursacht durch Störung der Leder und des Darmes, speziell durch hart» näckige Verstopfung und durch Genuß vsn viel scharf gewürzten Spellen und viclen Spirituose« v lschuldek. »« In Dr. Wegener'» Tee besitzen wir ei» wi kttch probates Mittel, di'-sru lästig'» ZrÜand zu beseitigen. Min trinkt jr^en Abend vor dem Schlafengehen eine Tuffe von diesem Tee und Vie Wiikivg i4 überraschend. Preis 1,50 Mk., in Apotheken e hällltch; wo mcht vor» rät'g wende man sich an die Herrsmanganing«- sellschaft, Arsnprinzenstr. 55 Frankfurt a./M. Stürmische Mögen Kriminal-Roman von Karl von Riegerstein. 82) (Nachdruck verboten.) Und so war denn dis Wirkung auf Ramingen eine ganz andere, als Heide gedacht hatte. Mit einem gewissen Interesse las er die Zeilen, die der Detektiv ihm geschrieben. Aber er lächelte dabei. Ein höchst ironisches, beinahe an Verachtung streifendes Lächeln. Dann zerknüllte er das Billett. Er hätte von einem Manne wie Heide etwas Besseres erwartet, als daß dieser selbst in die Falle ging. Es war zu plump. Und eins war zweifellos, dieser Mann war seinem Rufe nicht ebenbürtig. Von dem war nichts zu hoffen, und . . . nichts zu sürchteu. — Nein, nichts. Jetzt war er der Herr. Er, Ramingen. Jetzt liefen alle Fäden in seiner Hand zusammen, und an einem dieser Fäden hielt er auch Herrn Hans Heide fest, den „berühmten" Detektiv. Und wieder verzog sich Ramingens Gesicht zu einem spöttischen Lächeln. Dann aber nahm es einen grimmigeren Aus druck an. Er krampfte die Hand wie unwillkürlich zur Faust zusammen, sein Blick enthielt etwas Raub tierartiges, und ein böser Zug umspielte seine Lippen. Er dachte an Walter, der ihm ins Garn laufen mußte. Jawohl. Mußte. Ob er wollte oder uicht. 12. Kapitel. .Jedenfalls werden wir morgen wissen, woran wir mit dem Kinde sind", hatte Käthe Field zu Walter gesagt. „Morgen?" hatte er gefragt. „Ja gewiß, morgen fahre ich hin", und sie hatte ihm die Hand gedrückt, als wollte sie ihm feste Hoffnung machen, und war gegangen. Morgen! Eine ganze, lange, lange Nacht lag zwischen heut und morgen. Und er hatte es erfahren, was eine Nacht an einem Menschenschicksal ändern kann. Morgen? Warum morgen? Und der Gedanke quälte ihn und ließ ihn nicht locker. Er war jetzt ganz sicher, daß er sein Kind dort finden würde. Sein Herz sagte es ihm. Nein, sein Kopf, in dem der Gedanke hämmerte. Ja, es war gar nicht anders denkbar. Das Kind war dort. Oder wenigstens die Spur des Kindes war dort zu finden. Vielleicht der Schlüssel zur Lösung des ganzen, dunklen, seine Existenz einem Alb gleich bedrohenden Rätsels. Und morgen wollte sie hin. Warum nicht heute? Warum nicht gleich? Wie, wem> er . . .? Und der Gedanke durch zuckte ihn wie ein physischer Schmerz. Scheu sah er sich um, als fürchte er, jemand könne hier selbst das belauschen, was er nur dachte. Wie, wenn er es wagte nnd selber ginge, sein Kind zu suchen? Wie, wenn er... Und es trieb ihn und trieb ihn, es zu tun. Nur die Vernunft sagte ihm nein. Nur sie sprach ihm von der Ge fahr, der er sich aussetzte, von der Möglichkeit, ent deckt» erkannt, verhaftet zu werden. Aber was gilt die Vernunft, wo das Herz spricht! Was die eigene Gefahr, wenn es sich darum handelt, das Kind wiederzufinden. Das Kind, das jetzt ihm gehörte, nur ihm, und das keiner ihm mehr streitig machen konnte. Keiner — außer dem Schicksal. Und dieses forderte er jetzt heraus. Denn er war fest ent schlossen, nicht auf das Morgen zu warten, sondern heute noch selber zu gehen. Wenn es ihm nur gelang, unbemerkt aus dem Hause zu kommen, wenn . . . Und er schlich zur Zimmertür und öffnete sie leise. Er erschrak, als er ihr leises Knarren vernahm. So muß einem Diebe zumute sein, wenn er fürchtet, sich verraten zu haben. Er lauschte hinaus. Nichts regte und rührte sich. Nur in dem Zimmer der Frau Wendler hörte man plaudern und lachen. Der Korridor war ganz schwach erhellt. Die Korridortür nicht weit. Ob der Schlüssel wohl steckte? Leise schlich er, den Hut erst noch vom Rechen nehmend, hinaus, bis zu der Korridortür und tastete nach dem Schloß. Ju demselben Augenblick ging die eine Zimmertür auf und eine von den Wendlerscheu Töchtern ging singend in die Küche hinüber, während er sich ängstlich in eine der Türnischen drückte. Wenn das Mädchen ihn sah, war alles verloren. Er hielt förmlich den Atem an, um sich nicht zu verraten. Sein Herz klopfte bis in die Halsadern hinauf. Er hörte deutlich, wie das Mädchen in der Küche hantierte. Dann kam sie zurück und — Gott sei Dank! sie trat wieder in das Zimmer gegenüber ein. (Fortsetzung folgt.)