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we! I >m ama ^^^i^L^v^^rxvL^dl^sv^l^ir^v-^L-TrQ^v^ixrv^ Bendix hatte cs allerdings gelesen, die No tiz stand zwischen einem Hinweis aus die heute eintreffende Liliputanertruppe und der Nachricht, daß drüben im Kanal zwei Schu ten gegen einander gefahren seien. Sie hatte es gelesen und nicht länger an die Abiturienten gedacht — vielleicht an einen, doch der hieß nicht Hans Hansen. Hans Hansen aber reiste mit dem Ge danken an seine Nehalennia in kühnen Hoff nungen und mit den besten Vorsätzen ab. „Man muß doch etwas erreichen können, auch wenn man arm ist. Wer weiß, ob ich Thora —" Er riß sich aus seinem Grübeln und schlug das Kollegienheft auf. * -ft Drückend heißer Sommer war's. Un barmherzig brannte die Sonne, Staub auf den Straßen, das Wasser lau und unrein — im ärmeren Stadteil wütete der Typhus. In den Sälen des Krankenhauses war es kühl, aber ein beklemmender Medizinge ruch. Kranke murmelten im.Fieber unver ständliche Brocken, riefen nach Wasser. Und die Krankenschwestern arbeiteten bleich und müde an den Betten. „Nehalennia." Die Schwester wandte sich zu dem jungen Typhuskranken, der das seltsaine Wort wiederholt flüsterte. „Wasser, Wasser!" stöhnte er, und dann' „Nehalennia", und er wurde ruhiger. Die Wochen gingen dahin, und der Tod, der in diesem Saale an so manches Bett ge treten war, schritt vorbei. Hans Harrsen erwachte aus dem be wußtlosen Tahinliegen, aus der Gedanken losigkeit. llnd je klarer sein Denken wurde, desto größer wurde seine Sehnsucht nach dein Gesunden, nach Nehalennia. Er sprach mit der bleichen Kranken- scbwester, er bat sie herzlich. Es war an einem stillen Sonntag nach- nüttag. Nach langen Wochen rieselte zum erstcnmale ein feiner Regen herab, ein lei ses Rauschen drang von dem Blätterwerk der Sträucher in das Zimmer. Hans Harrsen saß in seinem Bett und blickte auf das Bild, das auf dem kleinen Tisch vor seinem Lager stand. „Nehalennia." Die bleiche Krankenschwester hatte er aus seinem Stübchen holen lassen. Jetzt kam sie mit einem Strauße rot- blühender Rosen herein, an den Blättern hingen noch glänzende Tropsen. Das blasse Mädchen steckt die Blumen mit einem mat- ten Lächeln in eine einfache Vase und stellte sie neben das Bild. Der junge Student war noch schwach, ihm wurde weich ums Herz, er hatte das Bedürfnis, sich auszusprechen. Schon reichte er der Krankenschwester die schmale, weiße Hand hin, schon wollte er ihr erzählen von seiner Nehalennia. die sein Denken erfüllt seit Jahren, da besann er sich. Und weil das Mädchen an seinem Bett aus einige Worte zu warten schien, flüsterte er: „Ich danke. Auch ich will einst süc meine Kranken tun, was ich kann." 8umma eum lanäe. Doktor Hans Harrsen konnte stolz sein. Es war ein glücklicher Tag. Noch an dem selben Nachmittag ließ der Leiter der chirur gischen Klinik ihn zu sich bitten und bot ihm eine gut bezahlte Assistentenstelle an. „Heute will ich noch mal feiern," und an diesem Abend begab sich der junge Arzt in ein Restaurant. Während er bei seinem Glase saß, trat plötzlich ein Herr zu ihn:. „Guten Abend, Hans Harrsen." „Guten Abend — —" „Kennst du mich nicht mehr?" „Guten Abend, gewiß. 'S ist lange her, seit wir in Prima waren." „Ja, gratuliere übrigens." Der andere setzte sich zu Harrsen. Und während er sich eine Zigarre ansteckte, sagte er: „Ich war im vorigen Monat in unserem i ollen Musendors." „Viel verändert?" „Die Mädchen im Städtchen, einst alles s wie heut. Ihr werten Gefährten, wo seid ihr . . . na, du verstehst." Hans nickte. „Nur Kurt Jessen traf ich wieder. Hat'n , Raptus, der Kerl." „Eine von dort?" „Ja, ich glaube, alte Flamme — die ! lütte Bendix." „Wer?" „Na, dich interessierten die Mädel ganie, da erinnerst du dich der lütten Thor,.! Ben dix wohl nicht mehr. Kleiner netter Käfer, ja, aber darum gleich verloben. — Blöd." Hans Harrsen war leiEcnblatz gewor den. Um sein Entsetzen zu verbergen, führte cr das Glas an den Mund, er brachte aber keinen Schluck hinunter. „Was, willst du schon gehen?" „Ich muß -" Ohne sich um den Widerspruch des ande ren zu kümmern, verließ er das Lokal. Er schritt durch oie erleuchteten Straßen, er wußte es kaum. Er eilte auf sein Stüb chen, saß vor dein Bilde, flüsterte: Neha lennia". Als es zwölf vom Turme schlug, erhob er sich mühsam und schlich ans geöffnete Fenster. So endete HanS Harrsens Ehrentag. * * , ' An einem grau.n Herbsttag wurde der kranke Amtsrichter Jessen in die chirurgische ! Klinik llbergcführt. Kurt Jessen litt an einer schweren Un terleibserkrankung. aber ringsum pries man Doktor Harrsens sichere Hand, seine Ent schlossenheit und Erfahrung, schon so manche Operation war ihm geglückt. Am Tage vor Jessens Operation saß der Chirurg n seinem Studierzimmer. Ec hat te den Arm auf die Stuhllehne gestützt und ! das Kinn,auf die Hand. So starrte er m s den dicken Herbstnebel hinein. Grau, alles grau — auch das Leben. Pflichten und A.beit, tränenna'se Augen blasse, müde. Gesichter, ängstlich fragende Blicke, so ging es Tag i m Lag. Grau ist alles, grau ist alles gewesen, das ganze Leben lana. Und doch hat es eine Zeit gegeben, da eine Sonne stärker war als d?" Nebel, oa ech Heller Schein durch das Grau Hindu h- leuchtete, eine Hoffnung — Nehalennia. Wie seltsam führt es manchmal das Schicksal. In meiner Hans ist er, der mn alles nahm, was ich erhoffte, ich erstrebte im Leben. Ich, rch soll ihn retten, damit er ferner- glücklich sei, durch sie, von der ich alles Glück der Erde erhoffte. Und wenn er stirbt? Der Arzt schüttelt zornig den Kopf bei dem Gedanken. Kann er nicht dem Tode sein Opfer entreißen? Aber wenn er nun alles tut. was in sei nen Kräften steht, — wenn er trotzdem stirbt? Der Mann schüttelt zornig den Kopf, — er schämt sich. Was sagtest du damals, als im Krankenhause die Rosen neben dem Bilde deiner Nehalennia standen? „Auch ich will einst tun, was ich kann." Hans Harrsen nickt hastig. „Frau Amtsrichter Jessen ist im Warte- zimmer," wird ihm gemeldet. Und nach wenigen Augenblicken steht sie vor ihm, bleich und besorgt. — seine Neha lennia. Aengstlich fragend ruht ihr liebes Auge ! auf ihm, dem man nachsagt, daß er noch zu ! helfen vermag, wenn andere längst alle Hofs- nung aufgaben „Ist zu Helsen?" Hans Harrsen ist verwirrt. Er, dessen Hand so sicher das Messer führen kann, steht s unruhig, fast zitternd. „Retten Sie meinen Mann — ich möchte nicht leben ohne ihn." Tränen, heiße Tränen stehen in den Augen — seiner Nehalennia. Wenn er stirbt, er, der dir alles nahm? „Ich werde tun, was ich kann. Ich glaube, ich kann ihn retten." Und als er sieht, welch seliger Schim- i mer über das Antlitz der Frau huscht, sagt er bestimmt: „Ich kann, ja, ich werde ihn retten." Und er rettete ihn. Ermatte nicht, daß ewig Lenz in deinem Leben bleibet, , Daß nur im Hellen Morgenrot dein Lebens schifflein treibet. > Erst in des Lebens Mittagsglnt wirst du zu leben lernen; Tritt fröhlich in des Lebens Kampf nnd schau: in weiten Fernen Steigt direin sanftes Leuchten auf in rosigen Wolkenflocken Durch weiches Abendgrüßen klingt der Kiang der Heimatglöcken. Ick ckenk' an Ich denk an dich in dunkler Nacht, Wenn schwarz die Wolken wandern; Ich denk an dich in Frührots Pracht, Von einem Tag zum andern. Und alle Stunden denk ich dies, In l eitern und auch trüben: Wie ist das Leben doch so süß, Wenn sich zwei Menschen lieben! M e i u l) v l d Bl.' u il -i.