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in das Telegrophenamt und eine in ein italienisches Wohnhaus neben dem deutschen Konsulat einschlug Die dortigen Truppen werden Anfang Dezember aus 80000 Manu gebracht werden und dann soll der geplante Vor« stoß ausgeführt werden. Arabische Freischärler in italie nischen Uniformen benutzen italienische Gewehre und Munition, die sie den Gefangenen abgevommen haben. Der erste Versuch, in das Innere vorzudringen, scheint mit einer erheblichen Schlappe der Italiener geendet zu haben. Vorläufig wird nur das folgende aus Konstanti nopel berichtet: Nach einer dem Kriegsministerium »ugegangcvev Depesche wurde eine italienische Kolonne von 2000 Mann, die bei Benghast ins Innere vorgerückt war, um die Te legraphenlinie zu zerstören, von Arabern angegriffen. Die Kolonne mußte sich zurückziehen und erlitt 12 Tote und viele Verwundete. Von italienischer Seite liegen noch keine Berichte vor. Am Freitag wurde auf dem Vlateau vor der Stadt Derna eine Erkundung mit zwei Bataillonen Infanterie, einem Bataillon Alpenjäger, drei Maschinengewehr-Ab teilungen, einer Abteilung Gebirgsartillerie und einer Kompagnie Matrosen vom Linienschiff „Napoli* unter nommen. Gegen 9 Uhr wurden beträchtliche Streitkräfte -es FeindeS gemeldet, und kurz darauf begann ein leb- Hafter Kampf, der bis 6 Uhr nachmittags dauerte. Die Türken und Araber, die ernsthafte Verluste erlitten hatten, verloren an Boden und begannen sich zurückzuzieheu. Bet Sonnenuntergang gingen auch die italienischen Truppen, nachdem sie den Feind aus den Augen verloren hatten, auf Derna zurück. Die italienischen Verluste betragen 50 Mann, darunter 12 Tote. Die Haltung der Truppen war ausgezeichnet. Die Revolution in China. Mit Ausnahme der Kämpfe um Hankau stagniert überall die Bewegung und beide Parteien stehen sich ab- wartend gegenüber. Die beiden bei Nanking sich gegen überstehenden Armeen find bis jetzt noch nicht miteinander handgemein geworden, da sich die Kaiserlichen wieder hinter die Stadtmauern zurückgezogen haben. Ueber den AuSgang der Kämpfe bei Hankau wird der „Frankf. Ztg." berichtet: Die kaiserlichen Truppen ziehen sich von Han kau über die Gebirgspässe nach Norden zurück. Auav- schikai unterhandelt mit sranzöstschen Finanzleuten über eine Anleihe von 20 Millionen TaelS; seine unbeschränkte Gewalt wird nunmehr auch vom Throne anerkannt. Die gesamte Flotte Chinas ist in den Händen der Revolutio näre von Nanking. Das nächste Ziel der Aufständischen ist Peking. Wie der Korrespondent des Reuterschen Bureaus in London, der sich bei den Angreifern vor Nanking befindet, telegraphiert, haben die Revolutionäre gestern früh 7'/, Uhr begonnen, Nanking von einem eine Meile nördlich der Stadt gelegene» Fort aus zu bombardieren. Nach einem bisher noch unbestätigten Gerücht sollen die Kaiser lichen bereits 800 Tote haben. Krieg zwischen Chile und Peru. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg * ist der Aus- bruch der Krieges zwischen Chile und Peru in den nächsten Tagen zu erwarten. Beide Staaten haben an der Grenze den größten Teil ihrer Armee aufgestellt. Die chilenische Flotte ist bereits in See gegangen. Das Papiergeld ist reißend gefallen. Die Truppen beider Staaten find von chilenischen und deutschen Offizieren gut ausgebildet. Parlamentarisches. Sächsischer Landtag. Die Sitzung der 1. Kammer eröffnete Präsiden! Oberstmarschall Graf Vitzthum v Eckstädt am 24 No- vember um 12 Uhr. In der Sitzung, an der auch S;. Kgl. Hoh. Prinz Johann Georg tetlnahm, nahm die Kammer nach Eilcdigung der Registrand- auf Antrag der zweiten Deputation, für die Vizepräsident Oberbürger, meister Geh. Rat DDr. Beutler - Dresden berichtete, den Gesetzentwurf Wege« der vorläufigen Erhebung der Steuern uvd Abgaben im Jahre 1912 einstimmig em. Wetter er folgten durch Se. Exzellenz Wirk!. Gch Rat Kammerherr von Schönberg-Mockritz Anzeigen der vierten Deputation über vier für unzulässig erklärte Petitionen. Damit en dete die Sitzung. Nächste Sitzung: Mittwoch, den 6 De zember. Die Sitzung der 2. Kammer eröffnet Präsident Dr. Vogel am 24. November um 10 Uhr vormittags. Dir Kammer beschäftigte sich zunächst mit der Interpellation des Abgeordneten Dr. Niethammer und Gen., den Güter- wagenmangel auf den sächsischen Staatseisenbahnen betr. Nach den übrigen Formalien begründete Abgeordneter Dr. Niethammer (ul.) die Interpellation, die Se. Erz Staats- Minister von Seydewitz beantwortete, dabei in erster Linie betonend, daß der Hcrbstverkhr auf den Eisenbahnen ganz besonders scharf eingesetzt habe. Dabet sei Wagen mangel eingetreten, der zweifellos große Unzutiägltchkeiten mit sich gebracht habe. An dem Güterwagenmangel sei das Ruhen der Schiffahrt auch mit Schuld. Auch in außerdeuischen Staaten herrsche Wagenmangel, besonders in Oesterreich. Die StaatSregierung sei sich der Nach teile des Güterwagenmangels voll bewußt und bemüht, diesen Utbelstävden abzuhelfen. Die Verbaudsstaaten würden in nächster Zett den Güterwagenpark um 27000 Wagen mit einem Aufwand von 80 Millionen Mark ver mehren. An dieser Summe partizipiere Sachsen mit 5 Millionen Mark. Der Minister schloß mit dem herz lichen Mansche auf ein baldiges Nachlassen des j tztgen unleidlich n Zustandes. Alsdann wurde in die Besprechung der Interpellation eingetreten. Hierbei nahmen das Wort die Abgg. Dr. HSHnel-Kuvprttz (kons), Gleisberg-Grimma (nl), Richter- Chemnitz (soz.), Dr- Dietel- Annaberg (forllchr. Vp), Posern-Meerane (nl), Hosmanu-Mctßen (kons), Dr. Niethammer-Waldheim (nl ), StaatSminister von Seyde witz, Abg.Dr Löoner-Leipzig (ul). Abg.Hofmann (kons) ersuchte die sächsische Neuerung, beim Wagenverband dafür einzutrrtkn, daß bei ähnlicher Trockenheit Ausnahmetarife nicht nur für landwirtschaftliche Futtermittel, sondern auch für Rohstoffe der Industrie eingeführt werden möchten. Weiter lag ein Antrag wegen der Einführung der 4. Wagenklass- auf allen Schmalspurbahnen oder Herab- sstzung der Fahrpreise vor. Der freisinnig- Abg. Brodaaf begründete de» Antrag und erkannte an, daß die deutschen bezw. sächsischen Bahnen hinsichtlich der Beförderung di- billigste« wären. Gleichwohl seien die in dem Anträge liegenden Wünsche berechtigt. Im Namen der National- liberalen trat Abg. Singer für den Antrag ein. Nach seiner Meinung sei das idealste die Einführung eines Einfahrtsystems. Uhlig (soz) befürwortete ebenfalls de« Antrag. Er hatte mancherlei auszusctzcn an den „Vieh- wage»", die durch ein Plakat i» die dritte Wagenklafle verwandelt würde«, an der Ueberfüllung der Wagen, an den .alten Kasten" u!w. Der konservative Abg Rentsch sprach sich ebenfalls für den Antrag aus. Bereits vor Jahre« babe ein ähnlicher kouservativer Antrag vo-gelegen Manche Wünsche seien inzwischen erfüllt, manche aber noch offen. Nachdem noch der nationalliberale Abg. Klein hempel, der konservative Abgeordnete Wittich, der «atio- nallibcrale Abgeordnete Schtebler gesprochen und Wüsste geäußert hatten, «ahm Finovzminister von Seydewitz die Bahnverwaltung und besonders den Zustand der vierten Wagenklossen gegenüber den Aeußerungen deS Abg Uhlig in Schutz. Im übrigen erklärte der Minister, daß die Regierung sich eise endvültize Stellungnahme zu dem Anträge «och Vorbehalte. Nach kurzen Bemerkungen deS Abg. Uhlig über die Zustäsde auf einzelnen Bahn- linien in der Lausitz endete die Debatte und dec Antrag wurde au die Finanzdeputation A überwiesen. — Heute begann die Sitzung um 2 Uhr, aber es stand nur eine Petition auf der Tagesordnung. Die Fraktionen solle« Zeit gewinnen, zu der morgen beginnenden Etatsberalung Stellung zu nehmen. Hof- «nd perfsnalnaehrichton Se. Majestät der König wird nächsten Freitag nach- mittaps 4 Uhr 50 Mia. von Tarvis wieder in Dresden eintreffrn ; er wird über Salzburg, München, Regensburg, Hof und Reichenbach reisen. Ihre König! Hoheiten die Prinzen werden ihren Vater am Harplbahnhsfe empfangen. Dir Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hau. scs besuchten vorgestern nachmittag in Brclritung der Frau Oberhofmeistcrin von der Gabelentz-Linstugen und des Militär-Gouverneurs Major O Byru den Zoologischen Garten und besichtigten unter Führung des Direktors insbesondere die Neuanlagen. Die Rückkehr des Kaisers nach Berlin erfolgt am 8. Dezember. Exzellenz v Plesscn, der Generaladjutartt des Kaisers, feierte gestern selben 70. Geburtstag. Exzellenz Lingner wurde wegen seiner Verdienste um die. HyMe von der medizinischen Fakultät der Universi tät Bern zum Ehrendoktor ernannt. / Der Leutnant im 2 thüringischen Feloartillerie Regi ment zu Naumburg a. d. Saale Freiherr v Freylag. Loringdoven, der zum Offizierfliegerkorps kommaudiert war, stürzte vorgestern auf dem Löbnitzer Felde b-i Berlin mit seiner Flugmaschine aus einer Höh: von 50 Metern ab. Ec war sofort tot. In München ist der Schriftsteller Wilhelm Jensen Freitag früh gestorben. Aus Ktadt rind Land. Mitteilungen aus dem Leserkreise sür diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. Wilsdruff, den 27. November. Welke Alütter. Nun fallen die letzten Blätter von den Baumen. Sie machten sich so malerisch mit ührem Gelb und Brau»; der Herbst ist ja auch sonst ein zielbewußter Stimmungskünstler. Aber mögen auch die Sonnenstrahlen ab und zu eine lockende, Helle Wärme entsenden, der Sturmwind sährt doch wieder dazwischen, und die Zweige werden kahl und öde. Welkes Laub umrajchelt die Füße. Hierhin und dorthin stiebt es. Dann wird's weggelehrt, und niemand denkt Noch daran. Ein Symbol des Vergänglichen. Auch im Menschen leben sind der welken Blätter gar viele, und „gleich gilt's dem Augen blick der Weltenuhr, ob er als Träne, ob als Blatt verrollt". Jugend tage — wie eilten, wie brausten sie dahin! Da stürmten die kühnsten Wünsche himmelhoch. Die Welt erschien kauin groß genug, um all den Plänen und Hoffnungen zu genügen. Dann zauste das Leben an den Idealen, und vieles, vieles blieb unerstillt. Der Schritt ging über welken Blättern einem ruhigeren, verständigeren Stadium zu. Praktisch ordentlich ward die Berussnrbeit angesaßt. Das Wort aus Wielands „Oberon" hätte als Leitmotiv klingen können: „Nichts halb zu tun, ist edler Geister Art." Es ging auch vorwärts. Aber neben den Erfolgen liesen wieder die Enttäuschungen, die Rcsignationsstimmcn, die so weise und eindringlich zu reden wissen, und der and'ere hört doch nur das unerbittliche Nein. Welke Blätter! Sie begleiten so manche ernste, treue Lebensarbeit. Sie sind auch da, wenn es sich um Freundschaft und Liebe handelt. Oder muß man nicht so manchen lieben Menschen vor der Zeit aus diesem Leben gehen sehen? Und wenn der Tod nicht eingreift, reißt nicht das Schicksal die Menschen so ost räumlich und zeitlich weit auseinander? Und die Besuche werden seltener, die Briefe desgleichen, und schließlich wird man sich beinahe sremd im Wirbel neuer, näherliegcnder Eindrücke. „Ihr werten Ge- sährten, wo seid ihr zurzeit mir, ihr lieben, geblieben?" Welke Blätter der Erinnerung. Das Alter nimmt zu, und die Kräfte nehmen ab. Man muß fo sachte ganz anS Abfchiednehmen denken. Und was ist dann der Mensch, wenn er noch mühsam von einem Tage zum andern sich schleppt, am Leben hängend und doch säst nichts mehr vom Leben habend? Er ist nach all des Lebens Leid und Lust ein sozusagen Ueberzähliger geworden, — ein armes, müdes, welkes Blatt. ... — DK am 19. d. M. im Gewerbehause zu Dresden stattgelundene Vorstavdssitzung des Landesverbands Ev. Arbeitervereine im Kgr. Sachsen hat nunmehr evtgültig als Olt der nächsten LandeSverbands-Hauptver- sammlung Wilsdruff bestimmt Die Tagung wird vor aussichtlich Mitte März 1912 (Sonntag Okuli) stat.finden. — Ansteckende Tierkrankheite« in Sachsen. Nach dem annl Bericht d. Kgl Kommission iür daSV-terinär- wcsen über die am 15 November 1911 im Königreich Sachsen herrschenden ansteckenden Tirrkrankheiten wurden festgestellt: a) Milzbrand i« 3 Gemeinden uvd 3 Gehöften (am 31. Oktober 1911: in 4 Gem. u. 4 Geh); 5) Rausch ¬ brand in 2 Gew. und 2. Geh. (3 Gem. uvd 3 Geh.) c) Marl- uvd Klauevseuche in 317 Gem. und 806 Geh. (339 Gem. uvd 909 Geh ); 6) Räude der Pferde in 1 Geh. in Königshain (Amtsh. Zittau) - (1 Gem und 1 Geh.); e) Rotlauf der Schweine in Zschiesche« (Amtsh. Großenhain) — (2Gem. und 2 Geh); t) Schweiveseuche einschl. Schweinepest in 3 Gem. und 3 Geh (6 Gem. U. 6 Geh.); 8) Geflügelcholera in 16 Gem. und 17 Geh. (19 Gcm. und 21 Geh): 5) Brustseuche der Pferde i« 2 Gem. und 2 Grh. (2 Gem. und 2 Geh); i) Rotlauf seuche der Pferde in Zcuvitz (Amtsh Grimma) — (I Gem. und 1 Geh); lr) Gehirmückenmarksentzündung der Pferde in 13 Gew. usd 14 Geb. (17 Gem. und 18 Geh ). — Ueber. „«artvffettrocknung und Kartoffel- stockenfütterunG" wirv Herr Dr. Pächter Berlin in der von der Oekonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen für Freitag, den 1. Dezember 1911. nachmittags 4 Uhr i« der Destsche« Schäske zu den „Drei Raben" in DreSden-A, Marievstraße 20. weißer Saal, angesktzten GesellschaftSversammlung einen Vorlrag Halles. Hierzu haben auch Nichtmilgiicder kostenlose« Zutritt, sofern sie bis zum 1. Dezember a. c, mittags 12 Uhr in der Ge schäftsstelle der Oekonomtschc« Gesellschaft im Königreich Sachsen in DrtStnn, Littichaustraße 26 p Eintlittskcuten. entnehmen. Am Eingänge deS VorlragSlokaleS werdem solche -ege« Erlegung von 50 Pfg. pro Stück von nach mittags halb 4 Uhr a« verabreicht. — DaS Kaiserl. Gesundheitsamt meldet den Aus- bruch der Maul- und Klauenseuche vom Viehhofe in Straßburg t. E am 22 November. — Uster dem Vieh bestände deS WirtschaftsbesttzerS Moritz Ulbrich, RöhrS- dorf Nr. 71 ist die Maul- und Klauevseuche ausgebrochen. AIS Sperrbezirk wird die Gemeinde Röhrsdorf bestimmt. Ja Rothschösberg ist die Seuche erlösche«. Die Gemeinden Pinkowitz, Rothschönberg und der selbständige Gulsbezirk Rothschönberg sind deshalb wieder in das grmrinsame linkselbische Beobachtungsgebict eisbezogen worden. — Vom 18 S:ptember bis 13 November habe» unter dem Vorsitze des Stadtrates Dr. Goldfricdrich im Rathause zu Meißen wieder Meisterprüfungen statt- gefunden. Do i den neun Handwerkern, die sich zur Ab legung der Prüfung gkwelsct hatten, traten zwei zurück., die übrigen bestanden die Prüfung, unter ihnen am 25. Oktober der Lackierer Löwe tu Wilsdruff. — Der Winter kommt, er ist schon da- Als man Sonnabend früh bei Zeiten aus seinem wärmenden Etui sprang, kroch, schlüpfte oder rollte — je noch Ver anlagung — und am Fenster spähenden Blickes nach dem Wetter äugte, wttch reizendes Bild bot sich da dem Auge. Ueber unserer Stadt und Umgebung mußte eine mächtige Zuckerstreubüchs: geschüttelt worden sein; ein feiner,weißer Staub deckte B^rg und Busch, Hain und Haus. Vater Winter hatte in jener Nacht die ersten Schneeflocken als Vorhut auf unsere Erde geschickt und — du lieb-Jagend, freue dich — bald wird das Gros seincS Winterlichen Ko-Ps einrücken, um einige Monate bei uns Stank qaar- tier zu Wehm, was auch das gestern früh ersetzende Frostweticr bewies — Theater im Löwen. Dem Ernst des Toten* festts angemessen, brachte der Vorabend desselben das ländliche Charakterbild „Die Grille" von Charlotte Birch- Pfeifer und der Festtag selbst das füufaktige Schauspiel „Lorbeerbaum und Bettelstab" von Hollri. DaS erstere, welches an allen nennenswerten Bühnen mit großem Er folg aufgeführt wurde, erntete am Sonnabend ebenfalls reichen Beifall im allerdings schwach besetzten Zcschauer-- raum. Fanchon Vivieux (Die Grille) wurde aber auch durch Frl Morza Richter so lebenswahr zur Darstellung gebracht, wie rS anderwärts wohl ebenfalls nicht besser geschehen kans. Durch ihr fesselndes Spiel wurden auch die übrigen M twirkcndrn angcspornt, das ihrige zum vollen Gelingen der Aufführung mit beizutragen. — Am gestrigen Abend im „Lorbeerbaum und Bettelstab" lag die Hauptrolle in den Häuden des Herrn Kurt Richter, > e sich seiner Aufzabe meisterhaft entledigte. Er war ganz der Dichter Heinrich, der in Verzweiflung darüber geriet, daß seine dichterischen Schöpfungen keine Aner kennung fanden, der in einer regelmäßigen Erwerbstätig- keit keine Befriedigung fand und deshalb schließlich als verschollener Bettler sein verfehltes Dasein frfftcte, bis er erblich an seinem Lebensabend doch noch mit Freude« bemerkte, daß seine Werke durch die nachfolgende Gene ration zu Ansehen gelangten und er als großer Dichter gefeiert ward. Dieses Schauspiel, das infolge des gute» Zusammenspiels aller beteiligten Personen einen vollen Erfolg hatte und seitens des sehr zahlreich erschienenen Publikums sehr beifällig ausgenommen wurde, hinterließ einen tiefen nachhaltige« Eindruck auf die Besucher, der durch die naturgetreue Verkörperung der handelnden Per» soner noch verstärkt wurde. — Am Nachmittag gelangten vor einer zahlreichen Kmderschar „Die Königskinder" zur Aufführung. — Wegen Verein»-Vergnügungen sind die Spieltage in dieser Woche auf Mittwoch und Sonnabend verlegt worden. Am Mittwoch werden die durchaus fiseten „Logenbrüder" in Szene gehen, welche am Lessing- Theater in Berlin das seltene Jubiläum der 300. Auf führung erlebten und seitdem Repertoirstück aller deutsche« Bühnen geworden sind. Wer sich einmal herzlich aus- lachen will, gehe darum zu des „Logenbrüdern". — Die priv. Schützengefellschaft hält am 16. Januar ihren Ball mit Tafel und Kotillon ab. Die nächstjähriges F-ste wurden in der letzte« Versammlung wie folgt festgelegt: 5. Mat Anschüßen, 21. und 22. Juli Königsschießen, 15. und 16. September Kicm-S, 22.Sep tember Kleine Kirmes. — Der hiesige «ewerbeverein feiert morgen DienStag im „Goldenen Löwen" seinen Familtenabend, bestehend i« Konzert, Gesang bei Gesangvereins „Sänger kranz" und Ball. (Siehe Inserat.) — Der Gemeinnützige Verein veranstaltet am 10. Dezember im SchützeuhauS eine« VolksunterhaltungS« abend; am 17. Januar im Adler einen Experimental- Vortrag, und zwar wird sprechen Herr Experimental- Physiker Pauk-Berlin über Telefon, Fernschreiben, Fer»-