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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 24.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191110247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19111024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19111024
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-24
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Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Boden gestellt. Wie der Referent darlegte, hat der AuS- schuß sich im allgemeinen auf den Boden des Gescheut- wursS gestellt und beantragt nur einige kleinere, den In- halt des Gesetzes nicht berührende Aeuderungen meist redaktioneller Natur. Nach einer längeren Aussprache bat in seinem Schlußworte der Berichterstatter um Za- trauen »»d Vertrauen zu den Kircheuvorständen, wenn auch der Geldbeutel manchmal etwas empfindlich ge troffen werde. Die Aussprache wurde sunmchr ge- schlosse«. Die einzelnen Paragraphen und das ganze Gesetz wurden hieraus mit den vorgeschlagenen Ab änderungen einstimmig angenommen. Die Petition, den Entwurf eines kircheusteuergesetze» über den Haushalt der Ktrchengemeinden betreffend, wurde im Sinne dcS Ausschusses verabschiedet. — Fast sämtliche der 77 Mit glieder der Syuode haben folgenden Antrag gestellt: „Die Synode wolle beschließen, da« hohe Kirchenregimeut zu ersuche«, bei brr Königlichen StaatSregierung dahin zu wirke«, daß daS ne«e Volksschulgeietz sowie die Aus- führungS-Verordnung dazu nicht erlasse« werden, ohne daß zuvor die Synode Gelegenheit erhalten hat, zu den in diesen gesetzlichen Erlässe» enthaltenen Bestimmungen über den Religionsunterricht Stellung zu «ehmen " — In der 21. Sitzung erfolgte nach dem Registrantenoor- trage die erste Beratung über den Entwurf eines Kirchen- gesetzeS zur weiteren Abänderung der KtrchrvvorstandS- und Synobalord»u«g nebst Petitionen. Die Synode nahm nach längerer Debatte den Entwurf nach dem Nus» schußantrage und einigen Abänderungsauträges an, eben so auch in zweiter Beratung den Emwurf einer Kirchen- gesetzeS über de« Haushalt der evangelisch.lutherischen Kirchgemeinden. Weiter beschloß die Synode, dem Antrag betr. deu niederen Kirchendtenst der Kirchschullehrer in folgender Weise zu entsprechen: DaS Kirchenregimeut wird ersucht, dahin zu wirken, daß durch die G-setzgebung de» Kirchschullehrer» die Füglichkeit gewährleistet wird, den gesamten niederen Ktrchendienst gegen sachgemäße Min derung, aber mit tunlichster Schonung ihres kilch»di»st- licheu Einkommens abmgeb» oder abzulehnes, und ferner hierbei dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß bedürftigen Kirchgemeinden zu dem Mehraufwand», der ihne« durch die Abtrennung des niederen KirchendieasteS vom Kirch, schuldienste erwächst, Beihilfe» aus Staatsmitteln, die dem evangelisch lutherisch» Landeskonststor.um zur Ver fügung gestellt werben möchten, xewährt werden. — In der 22. öffentlichen Sitzung folgte dem Regtstrantenvor- trage die 2. Beratung über den Erlaß betr. de« Entwurf eines KirchengesetzeS zur weiteren Abänderung der Kirchcn- vorstands- uud Syvodalordnung. Nach unerheblicher Debatte wurde der Antrag des Verfassungsausschusses einstimmig angenomme«. Danach wird die Synode alle 4 Jahre einberusen und die Auslösung der Synodale« derjenige« für die Landstagsabgeordnete« gleichgestellt ES folgte die Beratung über den Antrag zu einer Petition, die finanzielle Selbständigmachung der Kircheugemeiudeu betreffend. Die Synode beschloß, die Petition, soweit sie auf den Weg der Selbsthilfe zur finanziellen Besserstellung der Kirchgemeinden durch Sparsamkeit in den Ausgaben und durch Sammlung freiwilliger Gabe« der verschiedensten Art verweist, dem Kircheuregimrnt zur Erwägung zu über weisen, iw übrigen aber auf sich beruhen zu lasten. Im weiteren Verlauft der Sitzung beschloß die Synode zur Petition betreffend die Gebühren der Geistliche» für Dienst reisen, diese, insoweit eine kirchengesetzliche Regelung ge- wünscht wird, auf sich beruhe» zu lasten, im übrige« aber sie dem Kirchenregimeut in dem Sinne zur KenntuiSuahme zu überweise«, daß die Kirchengemeinden nach Befinde« im Verordnungswege angewiesen werde« möchten, den Geistliche« für Teilnahme a« den amtlichen Konferenzen, den Diölesauvtlsammlunk» und de« Syno alwahlen eine billige Entschädigung zu bewähren. Nachdem noch eine Petition vo« Mitgliedern der theologischen Zweigkonferenz zu Mutzscheu, den Gebrauch des Apostolikums bet der Tauf- und Konfirmatiovshandlung betreffend, teils auf sich beruhen gelassen, teils dem Ktrchenreg,mente zur Prüfung anhetmgegeben worden war, vertagt« sich die Synode auf Sovnabeud vormittags 10 Uhr. — Ein «euer Komet ist jetzt am östlichen Himmel zu beobachte». Wer seinen Anblick genteßeu will, muß sich sehr früh aus de« Feder« schwingen, den« der Welten- bummler hat stch in den letzten Tage« nur in der Zeit von 4 bis b Uhr dem bloßen Auge gezeigt. Wie mit- geteilt wird, hat der Kopf des Kometen etwa die Größe eins Zweimarkstückes, sein Schweif ist nach oben nord- ostwärts gerichtet uud auch für daS bloße Auge in be- trächtlicher Länge zu sehen. Der Komet steht links vo« der Venus am Osthimmel, die jetzt in besonders Hellem Lichte erstrahlt. Der neue Komet hat etwa die Helligkeit des JohanseSburger 1910 — Die bekannten Herbststürme setzten gestern Mittag plötzlich ein und verstärkten stch heute dermaßen, daß eS ordentlich beschwerlich ward, sich fortzubewcgeu. Frisch und rauh bläst ihr Odem über die Stoppelfelder; An deu Bäumen wird daS welke Laub kräftig hin und her geschüttelt und fällt tanzend in buntem Reigen zu Bode». Nach und nach entblättern stch die Bäume, und ein «euer elegischer Aublick, die kahlen, entlaubten Stämme, verstärkt das wehmütige Empfinden, das unS alle beim Nahen des Herbstes beschleicht. — Gestern nachmittag hielt der KonfervidtiVe Verein im Amtsbezirk Wilsdruff im Hotel weißer Adler seine diesjährige Generalversammlung ab. Der Borfitzende, Herr Rechtsanwalt Dr. Kronfeld, eröffnete dieselbe gegen '/,5 Uhr unter begrüßende» Worte« an die Erschiene«», insbesondere an den Referenten, Herrn Fritzsche-Dresden, und gab sodann den Jahresbericht, au« dem zu entnehmen war, daß auch tm abgelaufe«en Jahre die Mttgliederzahl erfreulicherweise gestiegen ist. Weiler referierte er eingehend über die abgehaltene« Versamm lungen und über die Organisation des Vereins, die stch gut bewährt hat Mlt dem Wunsche, dc.ß auch t« Zu- kaust die Tätigkeit des Vereins dem Vaterlande zum Segen gereiche« möge, schloß er seine« Bericht. Sodann erstattete der Kassierer, Herr Kantor Kranz-Grumbach, den Kaffenbericht, der bei einer Einnahme von 858,71 Mk. und einer Ausgabe von 126.08 Mk. einen Bestand von 732,63 Mk. aufwies. AIS Revisoren wurden wie früher wieder die Herren Pfarrer Wolke, hier und Pi Ivalus Pfützner-Kesselsdorf bestimmt, die uach erfolgter Prüfung den Abschluß für richtig befanden, worauf der Kassierer entlastet wurde. Weiter war man damit eiuverstaudeu, daß der Name des Vereins in Zukunst lauten soll: „Konservativer Verein Wilsdruff und Umgegend*. Diese Namensänderung hat stch auS dem Grunde nötig gemacht, weil der Mitgliederbereich stch nicht mit den Grenzen des AmtSgerlchtSbezirks deckt. Hierauf teilte der Vorsitzende mit, daß der Vorstand des LandeSvereinS wilgeteilt habe, daß iu Zukunft im Bedarfsfälle monatlich ei« Nachrichtenblatt herauSgegebe« werden soll. Nachdem die Herren Pfarrer Keil-Herzogswalde und Weber-Limbach diese Anregung mit Freuden begrüßt haben, beschloß man, für jedes Mitglied em Exemplar zu bestellen. Nebenbei soll das bisherige Organ „DaS Vaterland* jedes Vor» standsmiltzlied und jeder Vertrauensmann erhallen. Weiter war man damit einverstanden, daß die Wahl der Vertrauensleute in Zukunft zugleich mit der des Vor standes auf drei Jahre vorzunehmeu ist. Die bisherigen Vertrauensleute wurden wiedergewählt bis auf den jenigen von Niederwartha, Herrn Privatus Gerlach, der von seiner Wiederwahl abzuschen bittet; au deff» Stelle tritt Herr Gutsbesitzer Fehrmann. Bei der demnächst statlfivdeude« Rcichstagswahl wird ein geschloffenes Vor- geheu ter Ordnungkparteien sicht möglich sein, da die nationalliberale Partei bereits einen Kandidaten, Herrn Oberpostasststent Herrmann, ausgestellt hatte, ohne vorhrr den konservativen Lande-verein hiervon zu benachrichtigen Seitens der konservativen Partei wurde «unmehr, wie bereits mitgeteilt, als Kandidat Herr Oberförster Professor Mammen ausgestellt, waS auch von der Versammlung einstimmig gutgeheißen wurde. Mit Dank für das Er scheinen und mit dem Wunsche, daß die Anwesende» auch sernerhin eifrig bemüht sein möchten, neue Mitglieder für de« Verein zu werben, schloß der Vorsitzende die General versammlung. Herr Pfarrer Keil-Herzogswalde sprach noch seine Verwunderung darüber aus, daß der Vereis i» Wilsdruff selbst eine so geringe Mttgliederzahl aufzu- weift« habe, und richtete an die hiesigen Mitglieder die Bitte, recht intensiv i« ihren Bekanntenkreisen um neue Mitglieder zu werben. — Nach kurzer Pause fand die allgemeine Versammlung statt, für welche Herr Curt Fritzsche auS Dresden das Referat über „Nationale Aus gaben nach innen und außen" übernommen hatte. Er betonte eingangs, daß eigentlich alle staatserhalteudeu Parteien die Aufgabe haben, nationale Aufgabe« zu erfüllen. Leider kann sich die einzelne Partei nicht immer dieser Aufgabe widmen, da sie stch sehr ost der gegnerischen Angriffe erwehre« muß. Dies trifft vor allem auf dir konservative Partei ob ihrer Liebe zur Landwirtschaft zu, obwohl auch die übrigen Parteien versichern, stch der Landwirte stets angenommen zu haben. Sich dieser freundschaftlich gegenüber zu stellen und ihre Interessen zu vertreten, sei schon aus dem Grunde nötig, weil die Bewohner Deutschlands schon seit altersber tnbezug auf die Versorgung mit Nahrungsmitteln fast ausschließlich auf dir Laudwirte angewiesen waren; des weiteren auch deshalb, als von Osten her daS Slaventum in unser Deutsches Reich eiuzudrtnge« versucht und schließlich der Haug zum Abwandern tu die Großstädte stch mehr als gut bemerkbar macht. Ebenfalls ist eS die Laudwirtschaft, die das Haupikontingent für Landheer uud Mariae stellt. AuS alle diesem ersteht man, daß ihr eise umfassende Unter stützung seitens der konservativ» Partei nicht zu versagen ist, w»n auch die Gegner sie als begehrliche Agrarier hinstellrn. Mit dem russischen Bauer kann maa allerdings )» deutsche« Landwirt reicht auf eine Stufe stellen, den« jener könne keinen Anspruch darauf erheben, alS Mensch M leben. Die Preise für landwirtschaftliche sowie auch für ndustrtelle Erzeugnisse können sich nicht nach dem Billig- kritSprinzip richten, sondern nach dem Kulturstandpuvkte der Erzeugenden. Eine gewisse Unkenntnis vieler Agita toren gegnerischer Parteien über die landwirtschaftliche« Verhältnisse läßt manchmal Ansichten laut werd», die nur von einem gewissen ParteiegoiSmus zeugen, nicht aber die Interessen der Allgemeinheit im Auge habe«. Vou sozial demokratischer Sette werde» sehr gern die Getreidezölle als AgitationSwittel herangezogen, obwohl feststehend ist, daß diese nicht nur dem Großgrundbesitz zu gute kommen. An Hand statistischer Unterlagen konnte dies stets be wiesen werden. In der letzten Zeit ist es Mode ge worben, den größeren Grundbesitz gegen den kleineren auszuspielen, während aber in der Landwirtschaft mehr alt anderSwo beide Hand in Hand gehe«. Namentlich iud eS die linksstehenden Parteien, die derartige Agitations mittel gebrauchen. Nicht nur die Landwirte, sondern das ganze Volk hat Interesse a» angemessenen Getreidcpreisen. Dies hat vor nicht langer Zeit England während d-s Eisenbahner- v. Dockarbeiterstreiks bewiesen. Wir find stolz darauf, daß unsere Landwirtschaft in der Lage gewesen ist, die Produktivität des Boden« weit schneller steigern zu lasse», al» die Bevölkerung gewachsen ist. Lediglich die intenstvere Bodenbearbeitung und Düngung hat dies vermocht, was aber wiederum eine« kapitalkräftigen Bauer«- staub zur Voraussetzung hat Weiter wird auch die Steigung der Fleischpretse dem Landwirt zur Last gelegt. Die gegen früher erhöhten Preise waren infolge der er höhten Betriebskosten notwendig geworden. DaS ist aber nicht der einzige Grund, sonder« der deutsche Landwirt strebt auch darnach, der Kulturerrungenschaften teilhaftig zu werden, genau so gut wie der Industriearbeiter. Die Erhöhung der Fleischpretse fällt jedoch i» der Haupt- fache dem Zwischenhandel zur Last. Zum anderen ist aber die Bevölkerung gegen früher bedeutend wählerischer und anspruchsvoller geworden. Sehr charakteristisch konnte dies der Referent au verschiedenen Beispiele« beweisen. Hierauf kam er auf das System der Einfuhrschetne zu sprechen, uach welchem nach Ansicht verschiedener gegne rischer AgitatoreujDeutschland vo« Getreide entblößt wird. Dieses System ermöglicht aber vielmehr, daß der Osten Deutschlands überflüssiges Getreide ausführeu und der Westen daS benötigte Getreide einführe« kann. Dan» kam er noch auf die Agitation auf Beseitigung derFuttermittelMe zu sprechen, die nur auf Hafer, Gerste und M°iS in s.eringer Höhe in Frage kommen. Die kosservative Partei hat ge rade die Zollpolitik als eine nationale Aufgabe betrachtet, wenn dieses auch von gegnerischer Seite bestritten wird. Haben es dock die Schutzzölle in der Hauptsache bewirkt, baß Deutschlands Handel und Industrie eine so hervor ragende Stellung in der Welt einnimmt. Es ist also die Zollpolitik nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch der Industrie und somit auch den Arbeitern zu gute gekommen,, während die letztere« hauptsächlich noch die Fortschritte der Sozialpolitik genießen konnte». Wiederum sind eS die Konservative» gewesen, die die wirtschaftliche Grund lage des Volkes stetig gehoben haben, die dies als ihre nationale Aufgabe betrachtet haben. Dies hat sich auch bei Beratung der Finanzresorm gezeigt, durch welche de« Beamten des Reiches eine Gehaltserhöhung ermöglicht wurde. Aber auch bei Erörterung auswärtiger Ange legenheit» hat die konservative Partei sich national gezeigt, das hat in der letzten Zeit die Marokkofrage usw. be wiesen. In aubetracht der stetigen B'vöilerungszuoabme hat das deutsche Reich die Pflicht, sich nach außen hin Platz zu schaffen, und es muß Verwunderung erregen, daß das Ausland unS dies bei der Stärke unseres LanbheereS und unserer Marine verwehren will. Die Sozialdemokratie sucht natürlich alle diese Bemühungen i»S lächerliche zu ziehen, wie sie auch stets bemüht gewesen ist. die Masse zu schüren und gegen die staatserhaltenden Parteien un o die Regierung aurzuhetzen. Deshalb müssen wir als konservative Parteiangebörtge alles aufbieten, um dem zu begegnen, und dies kö-rnen wir am besten bei der nächst» Reichs- tagswahl. Auch im hiesige» Kctise müssen wir bemüht sein, wenn nicht den Sieg, so doch möglichst eine hohe Stimmenzahl an unsere Fahne zu heften. Lebhafter an haltender Beifall lohnte die trefflichen und bis zum Schluß interessanten Ausführungen des Vortragenden, dem die Anwesenden auch dadurch noch ihre Anerkennung aus« Pracht«, indem sie stch von den Plätzen erhoben. Nach» dem Herr Pfarrer Weber nochmals persönlich gedankt und auf Anfrage Aufklärung über die Beschaffenheit des argentinischen Fleisches durch den Referenten erhalten hatte, schloß der Vorsitzende g»» ^8 Uhr die Versammlung. — Theater im Löwe«. Vorgestern Abend «ab uns Herr Direktor Richter Gelegenheit, bas vor Sr. Maj. dem deutschen Kaiser bei deu Maiftstspielen in Wiesbaden aufgeführte Volksstück „Jägerblut* vo« Rauchenegger zu sehen, daS'sedr beifällig ausgenommen wurde. Die eivzclnm Darsteller verdienten das auch. Tin ganzer Forstmann, der auf Ordnung tm Haus uud Revier hält und dieserhalb auch sehe scharf deu Wilddieben nachspürt, ist der Forstwart Andreas Niederacher (Herr Br. Sausow). Ihm zur Seite steht die treffliche Gatten und Mutter (Frau Elsa Richter), die fast vor Angst veraeht, wen» er oder der Sohu Leonhard (Herr Christian Richter) des Nachts den Wilddieben auslauert. Nicht minder ängstigt stch die Loui (Marga Richler) nm ihren Schatz, den Förs terssoho, weshalb sie auch ihrem Bruder Hirs (Herr Kurt Richter) ob seiner Wilddieberei ernstlich ermahnt und ihm sehr eindringlich zuredet, von seinem unsaubere« Hand werk abzulass». Von einem solchen Stretfzug'! nuw kommt der Förster verwundet nach Hause und wird vo» dem Dorfbader Zangerl (Paul Sandow) kunstgerecht ver bunden. Der Verwundete muß deshalb zu Hause bleibe« und gibt seinem Soh« de» Auftrag, den Wilddiebe» aufzulauer». Obwohl seine Mutter und seine Geliebte ih» zurückzuhalt» vtlsuchen, geht er dennoch und stürzt bei der Verfolgung der Diebe i« eine abgrundtiefe Schlucht. Nur durch ein Wunder wird er im Fallen vor, einem Baume aufgehalten, worauf er durch die Austräglers- Witwe Wabeu, die Mutter von HieS und Loni, gesunde« und gerettet wird. Die Förstersleute bestellen die Witwe zu sich, um ihren Dank abzustatreu, uud bei dieser Unter redung kommt eS ans Tageslicht, daß diese die frühere Geliebte deS Försters und der HieS beider Kind ist. Nun mehr wird jener milder gestimmt, hat gegen eine Verbindung seines SohneS mit der Loni nichts wehr einzu» wende« und versorgt auch dem HieS ein» einträg lich» Poste« alS Jagdgrhili», den dieser mit Freude» versieht, kann er doch dadurch seine» ihm lieb- gewordesen Beruf weiter auSüben. Noch zu er wähne« sind der Wirt Schwapvler (Herr Fritz Büttner), dem der HieS das erbeutete Wild verkaufte, sowie seine rührige Ehefrau Afra (Frau Laura Sandow). Wohl alle Personen füllt» die ihnen übertragenen Roll» bestens aus; vor allem war der Dorfbader et» würdiger Vertreter seines Standes, denn sein großsprecherisches Wese« wild ihm so leicht nicht gleich einer nachmachen. Deshalb fand da« Stück auch eine überaus gute Aufnahme. Eine Stimmung, hervorgeruf» durch den urwüchsigen Humor des Stückes, herrschte im Publikum, wie wir sie selten er lebt habe». Wir glaube«, daß die Direktion bei einer Wiederholung desselben rin volles Haus erzielen würde. — Der Sonntag brachte wiederum zwei Aufführungen. Nach mittags erfreute sich upsere Ktnderwelt an dem Märch» „Rumprlstülzchen oder die schöne Sptn«eri«*, während am Abend daS vteraktige Schauspiel „Meerleuchten* vo» Ganghofer in Szene ging. Wir wisse« Herr» Direktor Richter besonders Dank, daß er uns mit diesem Stücke bekannt gemacht Hal. Wohl auf jeden Besucher dürfte diese tiefsinnige Dichtung ihre nachhaltige Wirkung aus- geübt hab». Dieser Erfolg lag weiter auch in der vor trefflichen Wiedergabe des Schauspiel« durch die dar stellenden Personen. Wir wollen hier «ur Fräuleirr Marga Richter und Herrs Christian Richter erwähnen, die ihre Rollen naturgetreu kopierte». Jedoch auch die übrige« Person» waren auf ihrem Platze und sorgten für et» gutes Zusammenspiel. — Morgen Dienstag wird das nach der Oper bearbeitete liebliche Vaudeville „Maria, die Re- gimentstochter" in Szene gehen. Unterstützt durch die reizvolle Douizetttsche Musik dürfte eS in den bisherigen Sptrlplan eine «eue angenehme Abwechslung bringen. Wie wir aus verschiedenen Blätter« ersehen, hat die Dtrrk-
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