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In Gemeinschaft mit dem Deutschen Seefischerei-Verein wird auch der dortige Siadtrat in nächster Zeit eine Reihe von Seefisch-Kochkursen abhalten Ei«e Dienstmagd in Steinbach bei Penig erstickte ihr neugeborenes Kind und steckte die Leiche in einen Sack, den sie im Kuhstall hinter der Kartoffelmaschine aufhing mit der Absicht, die Leiche bet passender Gelegen heit zu beseitigen. Eine hinzugekommene andere Person entdeckte den Sack und schlug Lärm. Die Mörderin flüchtete. Der Einsiedler vom Arendsee in der Altma k, der Naturmensch „gustaf nagel", wie er sich schr ibt, w-ilt gegenwärtig in Fra«ke«berg. Sein Erscheinen ruft Sensation hervor. Mittwoch abend hielt Nag l im Rotz (er schreibt: ros) einen „fortrag über sein natürliches leben, seine jerusalemreise und seine schreibart, eintritt a Person 30, kinder 15 fennig". Von dort will der Naturapostcl nach Dresden, um die Hyzieneausstellimg zu besuchen, wo er gerade noch zurechte kommt. In Chemnitz wurde am Mittwoch vormittag der in der vergangenen Woche begonnene städtische Seefisch verkauf fortgesetzt. Zur Ver ügung standen 150 Zentner Seefische. Infolge des stürmischen Wetters war der Ein kauf ein sehr schwieriger gewesen, so datz die Fische zu etwas höheren Preisen verkauft werden mußte«. Trotz dem war der Andrang zu den Verkaufsstellen stärker alS in der vorigen Woche. Bereits in den zeitigen Vor mittagsstunden hatten verschiedene Verkaufsstellen voll ständig ausverkauft. Schellfisch kostete 20 Pfg., Seelachs 23 Pfg. und Goldbarsch 18 Pfg. das Pfund. In Niederdorf bei Stollberg starb der 73 Jahre alte Beigiuvalid Friedrich Ferdinand Gläß, gegen dessen Leidenszeit selbst die des biblischen Kranken am Teiche Bethesda nichts war. Der arme Mann hatte seit seinem 33. Lebensjahre, also volle 40 Jahre lang, w-der gehen, noch stehen, noch liegen köknen, so daß er fast ständig im Bett fitzen mußte. Ein Naturheilkundiger aus Netzschkau hängt in Dörfern der Umgebung von Zeulenroda Plakate aus, in denen er junge, schwarze Hunde für 12 Mk. das Stück zu kaufen sucht. D-e Hunde müssen vollkommen schwarz sein. Das Blut dieser schwarzen Hunde verwundet der Naturhetl- kundige angeblich zur Heilung von Epilepsie, Krämpfen, Fallmcht und dergleichen. Er soll im Besitz zahlreicher Zeugnisse von Personal sein, die durch dieses Mittel an- gcbUch von ihrer Krankheit befreit wurden (?!). — Seit zwei Jahren ist in Zeulenroda eine bprozentige Jungge- sellensteuer, beginnend bei einem Jahreseinkommen von 750 Mk., eingeführt. Nrrrze Lhronik. Kampf zwischen zwei Schutzleute« und einem Bergman«. In der Kolonie Viktoria bei Lünen im Landkreise Dortmund drohte in der vergangenen Nacht der Bergmann August Klenner seiner Haushälterin, er wolle sie erschießen. Als er schließlich sein? Möbel kurz und klein geschlagen hatte, kamea zwei Schutzleute zu Hilfe, denen Klenner mit einem Bandeisen drohte. Mit einem wuchtigen Hieb streckte er einen Beamten nieder. Als dieser wieder zu sich kam, sah er, wie Neuner seinen gleichfalls schwerverletzten, am Boden liegenden Kolle- en zu erwürgen suchte. Der Beamte zog seinen Revolver und tötete Klenner durch einen Schuß in die Brust. Beide Schutzleute haben recht erhebliche Verletzungen erlitten. Schweres Bra«du«glück. Im Dorfe Str;elze an der schlest ch-russischen Grenze brannten über 80 Be sitzungen nieder. Vier Personen sind dabei mit verbrannt. Lrandtatastrophe. Abends broch im Südosten Londons in dem Kaufhaus von Walworth ein Feuer aus, dem die Frau uns drei Kinder des Besitzers zum Opfer fielen. Der Besitzer selbst konnte mit schweren Brand wunden gerettet werden. I 2V« W« russische Kreditbillette gestohlen Aus Petersburg wird gemeldet: In der Versandstelle des' rur rioktigon leit Die Räuber empfingen die Polizei mit Gewehrsalven, wodurch ein Beamter getötet wurde. Die Polizei er widerte das F uer und tötete einen Räuber. Der Ge- töte war der Urheber einer Bahnkatastrophe im Vorjahre, wobei Menschen ums Leben kamen. Die Jugendwelt. Zeitschrift für die erwachsene d-ut- s«r Jugmd und ivre Freunde. Erscheint am 1- und 15. jeden Monats. Bezugspreis vierteljährlich 60 Pfg. durch die Post und ven Buchhandel. Bis jetzt erschienen Nr. 1 und 2, l Jahrgang. Unser Garten. Zeitschrift für Obst- und Gartenbau vereine. Abonnementspreis 75 Pfg. vierteljährlich Kreditbillette, die nach der Staatsbank gebracht werden sollte», find gestohlen worden. Auf den Billetten fehlt die Unterschrift des Kassierers und des Direktors. Blutiger Kampf mit russischen Räuber« Aus Tiflis meldet der Draht: In der Nähe der Station Notanely überraschte eine Polizeiabteilung eine Räuber- bandk, die einen Ueberfall auf die Station vorbereitete. Welche Rechte hat das uneheliche Kiud und seine Mutter? Gemeinverständlich dargeftellt «ud mit Kiageformularen, Mustern, und ausführliche« Kalendertabellen versehen von Richard Burgemeister. Geützverlag L. Schwarz L Cowp., Berlin S. 14z, Dresden rstr. 80. Peris Mk- 1.10 Taschenformat. Literarisches. „Knabe oder Mädchen", d. h. die praktische Vor- ausbeftimmung des Geschlechts beim Menschen vor der Geburt, ist daS Thema eines umfangreichen, soeben er schienenen Welkes, in dem dir angesehene Rottacher Bade- arzt Dr. Otto Schöner m einer für Fachwedtzinex wie für die gesamte Welt der Gebildeten gleich intereffart-n Darstellung die reichhaltigen und wertvollen Ergebnisse jahrelanger Forschungen unv Experimente der O-ffeutlich- keit vorlegt. Schon uach der ersten Kunde, die über Dr Schöners verblüffende Entdeckung in die Welt gedrungen war, d. h. nach seinem ersten Vortrag in d:r Gynäkolo gischen Gesellschaft zu München war man allgemein aus sein damals angeküudigtes Werk äußerst gespannt. Nun- mehr liegt das Buch fertig vor. Und wenn die bis jetzt schon veröffentlichten Fachurteile recht haben, so sind uach Dr. SchönerS Methode dis Menschen heute tatsächlich in den Stand gesetzt, uach jedem Kind das Geschlecht des sollende» zu bestimmen und also auf Wunsch Bub ober Mädel zu erhalten. Ja noch mehr: Die Eltern haben, wenn sie die in Dr. SchönerS Buch geschilderten Be dingungen beachten, schon vor der Befruchtung die Mög- lichkert, das gewünschte Geschlecht absolut sicher zu er halten. Das Welk das so b-n im Medizinisch n V rlas Schweizer K Co, Berlm AV? 87 zum Preise von 3 50 M. erschienen ist, lst so geschrieben, daß jeder Gebildete die fesselnde Darstellung Dr. Schöners mit Leichtigkeit ver stehen kann. DaS Bauch wild wohl allgemein größtes Aufsehen erregen und dürfte berufen sein, in der mensch lichen Gesellschaft große Umwälzungen helvorzurufen. Vermöge« erwerbe« — Geld verdienen. Eine Zksammenstküuvg von 300 Erwerbsmöglichkeiten in Stadt und Land mit und ohne Kapital. Von L. Frieden-Gould. 13.-15. Aust e Preis 2 Mart (Porto 20 Pfg) Verlag Emil bipt, Wiesbaden. ES ist etne Talsache, daß noch ,v -Geld auf der Straß« liegt", d. h. daß es noch viele Möglichkeiten gibt, sein Eiskommen auf reellem Wege zu vergrößern- Ein Rezept zum Reichwerden gibt es nicht. Die Mehrzahl der Millionär« haben sich auS ganz kleinen Anfängen cwpor- gearbeitet und Fleiß, Sparsamkeit und Intelligenz, richtiges AuSnutzen aller sich bietenden Gelegenheiten zum Geld- »erdienen ist das Geheimnis ihres Erfolges. DaS vor liegende Buch hat in seiner englischen Originalausgabe in England und Amerika i« wehr als 200 000 Exempl. rasch Verbreitung gefunden. Wenn wir auch nicht alle die Vorschläge und Winke gutherßen können, so bietet daS Buch doch eine große Menge wertvoller Anregungen, die Jedermann ohne große Mühe in bare Münze uwfttzen kann- Jn dem heutigen intensiven Erwerbsleben, wo Geist und Körper in anstrengender Geschäfts- und Kovtorardrii ermattet und ausgerieben werden, sucht der Gartenfteusd- vach des Tages Last und Hitze seine Erholung im Garten und in Gottes freier Natur. Er freut sich seiner Pfleg linge und setzt seinen Stolz darein, bei der Behandlung seiner Bäume und Pflanzen die besten Erfolge zu erzielen. Wichtige Winke und kurze, praktische Kulluraswrisungm von der Hand des Fachmannes werden ihm daher immer wertvoll und willkommen sein. Die bekannte Baum- schulenficma Paul Hauber, Tolkewitz-DreSde« hat dieses in ihrem neuen Kaialoze, der an jedermann gratis und postfrei übersandt wird, berücksichtigt. Das sehr hübsch ausgestattete Buch bringt über alle seine Hauptab teilungen, über Obst, Beerensträucher, Rosen, Stauden, Nadelhölzer, Ziergehöl,e usw. kurzgefaßte Kulturanwei- sungen, die für jeden Gartenliebhaber von großer Wich tigkeit sind. Wir können deshalb dieses Preisverzeichnis, dos auch in kultureller Hinsicht ein Ratgeber sein wird, nur empfehlen. in äer rickti^en Leitung ersckeint Lin Inserat irn für HVilsüruü miü " Kill lloppLÜK MKlW Hiss' belebe»!!« Kegen tür öas Qesckslt ist <las Inserat, äas ikrn Läuter und äsmit Lebens- lcrstt Lutükrt. Von V/icktig^e t ist jeclock, dass äas Inserat ricktiZ : : : abgelasst ist, unä : : : Amtes, in dem die Staatspapiere angefertigt werden, istl „Die Heilung der Schwächezustäude durch ein großer Diebstahl entdeckt worden. 200000 neue s Reizstoffe" betitelt sich daS neueste Buch des bekannten " Berliner Arztes und Hochschuldozenten Dr. med. Zikel, in dem er für gebildete Laien, wie für Fack-Mediziner gleich interessante ForschungSresultate über vollständig neue Wege der modernen Heilkunde veröffentlicht. Es handelt sich um bis heute unbekannte Heilmittel der Natur, resp. um Heilmittel, die lebenden Wesen entnommen werden, speziell um die sogenannte „Hormone". Dr. ZSkcl baut mit Erfolg weiter aut den Untersuchungen des berühmte» englischen Gelehrten Dr. Sterling, des russischen Physio logen Pawlow u. a. Praktischen Aerzten und Laie«, die sich für solche Fragen interessieren, werden Kapitel, wie die Heilung der Darmträgheit durch Verdauungs-Reiz stoffe, Behandlungserfolge bet Stoffwechselkrankheiten, die „lebende Apotheke" usw. hochinteressante Aufschlüsse bringen. Dr. Zikels Buch ist zum Preise von Mk 1 80 im Midi- zintschen Verlag Schweizer K Co., Berlin AW 87 erschienen. und störte ihm das Gedenken an Maja. Die ganze fürchter liche Szene ihres Todes lebte in ihm auf, daß er sich vor Grauen schüttelte. Er sah ihre weit geöffneten, glühenden Augen auf sich gerichtet. Und es schien ihm, als riefe sie ihm zu: „Du wagst es? Du suchst zu vergessen? Hüte dich! Wieder wirst du unglücklich werden, und andere mit dir —!" Er lief immer rascher, als könne er diesen Schreckbildern entfliehen. Urkraft der Keke. Roman von Karl Engelhardt. 8s (Nachdruck verboten.) Und dennoch gesundete sie nicht vollkommen/ Er fühlte es äußerlich ruhiger, stiller werden, aber darunter lag noch der schwärende Giftstachel verborgen. So zog ihn die Lichtensche Familie und nicht zum mindesten Maja immer wieder an; aber trotzdem fühlte er, daß er nicht weiter gehen dürfe, als bis zu dieser Freundschaft, daß er nicht mehr ver langen konnte. Denn er vermochte selbst nicht mehr zu geben. Er erkannte nur zu wohl, daß Maja ihm gut war; und die Liebe dieses jungen Kindes hatte ihm so wohl getan, daß er es nicht fertig gebracht hatte, der Gefahr zu fliehen. Glaubte er sich doch gefeit. Und nun verwünschte er diese Unvorsichtigkeit, die mit der Gefahr spielen zu können ge meint hatte. Maja liebte ihn mit der ganzen Tiefe eines jungen, un verdorbenen Herzens. Und erwartete Gleiches für Gleiches. Was er ihr aber geben konnte, kam das ihren Gefühlen auch mir nahe? Sicher nicht. Sie war ihm lieb geworden ja; aber das, was er schon einmal empfunden, war es nicht. Und doch hatte er Maja nicht missen können. Und doch batte sein Herz ihn heute zu jenem Schritte getrieben. Seine klare Unterscheidung verwirrte sich. Er erkannte nicht, daß jetzt die vollkommen natürliche Reaktion sich voll zog gegen die erste glühende Leidenschaft, die doch nur zum Elend führte. Und er klebte noch an der Vergangenheit, litt unter ihrem erstarrenden Einflüsse, und sürcdtete sich instinktiv vor einer zweiten Ehe, die nicht mit den bochschlagenden Flammen der ersten geschlossen werden sollte. Und mit einem Male stand das Bild jenes Weibes, das ihn unglücklich ge macht, vor seinen Augen. Vergebens suchte er es zu ver scheuchen. Immer wieder drängte cs sich in seine Phantasie Der Abend hatte sich herabgesenkt. Die Stadt lag grau und düster. Dazwischen flammten die Lichter. Vor ihm lag das offene Land. Und wenige Schritte entfernt zeichnete ein kleines Haus seine Umrisse scharf in die Luft. Ein Fenster leuchtete wie ein glühendes Auge. Nach einigen Minuten war er zu Hause. Und während seine Wirtschafterin das Abendessen in das Speisezimmer trug, ging er zu seinem Flügel. Und in leisen Phantasien glitten seine Finger darüber hin. Sein Blick aber schweifte hinaus durch das Fenster in den düsternden Abend, der dunkel, verschleiert war wie die Zukunft Ul. Als Tbrondhjem am nächsten Tage erwachte, hielt ein düstergraues Zwielicht sein Zimmer im Schatten. Er sprang auf, kleidete sich an und zog den Vorhang vom Fenster. Das Wetter hatte sich in der Nacht geändert. Der Nebel hatte sich zu Regen verdichtet. Und der strömte nun hernieder; in dicken Fäden, schüttend, unaufhörlich. Daß man kaum hindurchsehen konnte. Mißgestimmt trat Throndhjem vom Fenster weg. Lang sam machte er Toilette. Er frühstückte. Und dann ging er ruhelos von einem Zimmer in das andere. Alles wie in Gedanken verloren. Er versuchte vergebens zu lesen. Der schwerwiegende Entschluß, der in wenigen Stunden zur Tat werden sollte, lastete ihm auf der Seele. Er sah auf die Uhr. Fast zehn. Noch ein paar Drehungen des Zeigers, und es war entschieden. Er gedachte Majas. Und schwermütige Gedanken be mächtigten sich seiner. Die Liebe, Gute! Würde er sie nicht unglücklich machen? Aber nein! Gewaltsam raffte er sich auf. Nach dem, was geschehen, war jetzt nicht mehr angebracht, sich düsteren Grübeleien hinzugeben, sondern er hatte zu bandeln. Wie ein Mann von Ehre. Jetzt und später. Und sie war ihm ja nicht gleichgültig. Das würde ihm helfen. Um elf Uhr ließ er sich einen Wagen holen. Er hatte Frack und weiße Binde angelegt. Dann fuhr er in die Stadt. Es goß immer noch in Strömen, und der Regen klatschte an die Fensterscheiben. Kein Wetter, um froh zu stimmen. Bald hielt der Wagen. Mit leuchtenden Augen sah ein holdes Mädchenantlitz hinter den Gardinen eines Fensters im ersten Stock Throndhjem ins Haus treten. Als er die Treppen emporstieg, klopfte ihm nun doch das Herz. Er fühlte, daß er an der Schwelle eines neuen Schicksals stand. Professor Lichten empfing ihn herzlich. Er war bereits vorbereitet auf den Besuch. Maja hatte noch gestern ihr Glück gebeichtet. Und er war erfreut, darüber. Er hatte Erich kennen und achten gelernt. Er kannte die Lauterkeit seines Charakters und vertraute ihm. Seinen Ernst hatte er als zu seiner Natur gehörig betrachtet und nicht nach Gründen geforscht. Da hatte ihm Maja den Grund mit geteilt. Und das hatte ihm zu denken gegeben. Aber schließ lich siegte doch wieder sein Vertrauen zu Erich. Die beiden Männer hatten Platz genommen. Und Throndhjem begann zu erzählen. Schlicht und einfach, ohne Rückhalt und Beschönigung. Die ganze Tragik seines Schick sals. Und dann kam er auf den Verkehr mit Lichtens und auf Maja. (Fortsetzung folgt.