Volltext Seite (XML)
Keil im ÜUä. Punkt entgegnen, Neubert. Aber ich Wil! nicht. Nur kurz, damit ich Ruhe vor dir habe. Ich bin ein altes, grilliges Subjekt und sie ist die Schönste und Beste von allen, die sogar den reichen, schonen Ulanen ab gewiesen hat. — Darum laß ich es!" Der Hauptmann geriet in einen flam menden Zorn. „Na, dann stelle dich also weiter mit Ferkeln und Fettkälbern auf jleiche Stufe. — Aber, laß dir gesagt sein, Gottlieb Stro bel macht da nicht mit. Der ist fllr's rein Menschliche. Höre wenigstens hierin auf Mich und nimm ihn janich erst an." — — Aber der Rittergutsbesitzer Wach nahm ihn doch! Er war ein starker, frischer Bursche und zu Menschen und Tieren gut. Als er auch zu Boncoeur zärtlich werden wollte, fetzte ihm der ein wehendes Fähnlein in die Kniegegend und seine Herrin, bei der er Beschwerde führte, goß als Antwort einen Kessel mit kochendem Spülwasser so schwungvoll aus, daß die freigelegte Stelle unter dem Fähnchen eine Blase davontrug. Gottlieb Strobel machte schweigend kehrt, schnitt im Park eine Hasel und unterhielt sich nun ziemlich eingehend mit Boncoeur. Das Resultat war, daß Mamsell mit Kün digung drohte und von Herrn Wach 5 Mk. sofort und Gehaltszulage für die Zukunft erhielt. Daraus entnahm Gottlieb Strobel, daß er diesen Kampf ganz allein ausfechten mußte —. Und er focht —. In Gumnitz hatte er nicht viel Zeit zum Nachdenken über Schlachtpläne. Wohl aber auf dem Wege zur Stadt, in welcher er wöchentlich zweimal Besorgungen zu machen hatte. Dazu gehörte auch die regel mäßige Ablieferung von frischen Eiern für Major Mosers, anläßlich deren er Fräulein Gertrud kennen lernte. Zuerst zählte sie die Eier schweigend heraus, aber bald stellte sie allerhand freundliche Fragen an Gott lieb Strobel — über Gumnitz, die Mamsell und ihren Hund und ganz beiläufig erkun digte sie sich auch nach — Herrn Wach — Gottlieb Strobel, der sich den besten Bissen auch allemal bis zuletzt aufhob, spann seine eignen Gedanken, die zu einem richtigen schönen Stück Flachsgarn wurden, als eines Morgens beim Putzen der Reitjoppe seines Herrn dieser ein Mädchenköpflein entglitt, das von einem Gruppenbild herausgeschnit ten zu sein schien. Dieser Kops gehörte nämlich zu dem Fräulein Major — Seither behandelte Gottlieb Strobel sei nen Herrn, den er herzlich liebte, so zart und leise, wie die seiner Obhut anvertrau- ten Eier —. Mit Mamsell wechselte er kein Wort mehr, mit Boncoeur nur das Notwendigste, das in Haseln oder Rohr redete, , So kam es, daß sich Mamsell allmählich wie ein Bürgermeister stand und ein leb haftes Interesse daran gewann, Gottlieb Strobel, dem sie das verdankte, nicht aus dem Hause zu jagen! — Das Leben lief seinen alten Gang in Gumnitz weiter. Als der Frühlingssaft mit rötlicher Kraft in die Zweige schoß, er hielt Herr Wach auf der Ausstellung für Rindvieh für ein Fettkalb die silberne Me daille, auch klein im Knopfloch zu tragen. Mamsell strahlte und Gottlieb Strobel ge noß den ganzen nächsten Tag keinen Bissen. Erst als das Unglück offenbar wurde, bes serte sich sein Appetit wieder. Boncoeur war nämlich verschwunden! — Niemand konnte sich mit Bestimmtheit erinnern, wann er ihn zuletzt gehört oder gefühlt hatte. Mamsell schrie und weinte, drohte und la mentierte im Hause umher, bis sie sich zu dem Inserat im Kreisblättchen entschlos sen hatte: „Nötlichbrauner Hund, auf den Namen Boncoeur hörend, entlaufen. Gegen Be lohnung abzugeben bei Fräulein Amanda Bimstett, Rittergut Gumnitz. Furchtbare Zeiten folgten! Ferkel, Kälber und Herr Wach magerten sichtlich ab, denn Mamsell ve-brachte die meiste Zeit damit, nach Boncoeur zu suchen. Gottlieb Strobel war viel stiller gewor den. Nur seinen Herrn umsorgte er mit doppelter Liebe, räumte sogar sein Zimmer auf, weil Mamsell das neuerdings nicht mehr besorgte und wischte vom Schreibtisch Zigarrenasche und Staub ab. Dabei geriet ihm der Brief, der zwar adressiert aber noch unverschlossen war, in die Finger. Nicht aus Neugierde las er, was sein Herr an die einzige, verheiratete Schwester geschrie ben, sondern um seiner innerlichen Unruhe mit etwas Bestimmten zu kommen und las somit auch, was auf der zweiten Seite stand: „ — quäle mich doch nicht. Schwester Laß dir gesagt sein, daß ich nun schon seit drei Jahren die schöne Gertrud Moser lieb habe und die entscheidenden Fragen nur un terließ und auch weiter unterlassen werde, weil ich zu unbedeutend und zu alt mit einem Wort, ihrer nicht wert — bin." Als Gottlieb Strobel am Abend dieses Tages von seinem Stadtgange heimkam, trug er ein großes Paket unter dem Arm und die Sonne in den Augen. Ungeduldig rief ihn sein Herr herbei: „Strobel, von meinem Schreibtisch fehlt ! ein Brief." „Ich habe ihn in der Stadt besorgt, i Herr Oberleutnant." „War er denn geschlossen?" „Z' Befehl nein! Ich habe ihn aber zugebackt." „Unterlassen Sie das künftig, Strobel." ,,Z' Befehl, Herr Oberleutnant." „Was haben Sie denn da eigentlich für ein Paket?" „Den Boncoeur —" „W—e—n?" „Z' Befehl — er war so lange bei mei nem Freunde, dem Nachtwächter und Hun defänger Schmiedicke, und ich tue es wegen der angemessenen Belohnung." Herr Wach wollte noch weiter fragen, aber Gottlieb Strobel war bereits ver schwunden und unterhielt sich mit Mamsell. Von der Größe der angemessenen Belohnung konnten sich bald darauf sämt liche Gumnitzer Leute überzeugen — aber nur der Rittergutsbesitzer Wach erfuhr, daß Gottlieb Strobel seinen Feind Boncoeur in ausgestcpftem Zustande zurückgebracht hatte. Mamsell kündigte in allem Ernst und Georg Wach suchte im Kreisblatt Ersatz für sie. Unter den zahlreichen Briefen las er zuerst den, dessen Handschrift ihm selt sam bekannt erschien. Ganz kurz war diese Meldung: „Ich möchte gern die Stelle in Ihrem Hause annehmen. Sind Sie damit ein verstanden? Gertrud Moser." — Damit endeten Georg Wachs Leiden als Junggeselle! Woher das Majorstöchterlein aber den Mut zu diesen Zeilen gefunden, das beich tete sie ihm erst, als er sie — drei Monate später — in das alte Herrenhaus zu Gum- nitz als — seine Mamsell und — Herrin einführte. „Gottlieb Strobel hat mir damals je nen Brief gebracht, den du an deine Schwe ster geschrieben," gestand sie errötend. „Die richtige Adresse hat er mir freilich erst ge geben, nachdem ich den unbeschriebenen Umschlag geöffnet und seinen Inhalt bis auf die letzte Zeile genossen hatte, obwohl ich sogleich erkannte, daß er unmöglich für mich bestimmt sein konnte. — Zürnst du mir, daß ich es tat? Ich konnte nicht an ders. Ich war dir längst gut und grämte mich um dein Schweigen halb zu Tode." Der Rittergutsbesitzer Wach war im Be sitz seines Weibes zu glücklich, selbst, um Gottlieb Strobel die verdiente Zurechtwei- sung zu erteilen. Er küßte seine Frau an dächtig und sagte leise: „Es stimmt schon, was mir Frau Haupt mann Neubert gestern sagte: „Diesen Stro bel hat wirklich Gott lieb." « silur einzelne Klätter. « Nur einzelne Blatter noch seh' ich hangen. Tapfer mit Wivd und Sturm sie rangen, Es sollte das Sterben sie nicht erfassen — Nun hangen sie einsam und verlassen. Ihr törichten Blätter — iin Herbst zu scheiden Hättet ihr können eher leiden, Schmerzvoller werdet ihr es beklagen. Kommt nun das Sterben in Lenzestagen. Hättet ihr willig euch drein gefunden, Würden euch nimmer so einsanie Stunoen, Stürbet den Tod nicht allein, den herben, Durftet mit allen gemeinsam sterben. Ida r-n. 8innlpnücsie. Große Worte und Federn gehen viel au ein Pfund. * * Die Schule lehrt uns auf Schiefertafeln, das Leben lehrt uns, auf gar nichts rechnen. Gib' nichts aus der Hand, Wenn sich Besseres nicht fand. * * Von drückenden Pflichten kann uns nur die gewissenhafte Ausübung befreien.