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zur Beratuvg deS Antrages deS Synodalen Gräfe und der Petition der Hausvätervereinigung der Trinitatis- und AndreaSkirchgeweiude zu Dresden. Der Antrag Gräfe verfolgte daS Ziel, das Kirchenregiment zu ersuchen, den deutschen evangelischen KirchenauSschuß aufzufordern, Schritte in der Richtung zu tun, daß de« Evangelischen innerhalb der deutschen LandeSteile mit überwiegend römisch-katholischer Bevölkerung ähnliche Rechte auf de» römisch-katholischen Gottesäckern zugestanden werden, wie solche de« Katholiken auf den evangelisch-lutherischen Fried höfen dr8 Königreiches Sachsen eingeräumt sind. DaS Petitum der genannten Dresdner Hausvätervereinigung lautete: Die Synode wolle beschließen, das Kirchcnregi- ment zu bitten, dasselbe möge darauf htnwirkcn, daß der deutsch-evangelische KirchenauSschuß die StaatSregierung derjenige« deutsche« BundeSstaatru, in dene« sich die Glie der der evangelischen Kirche in der Minderheit befinden, um eine gleiche oder ähnliche staat-gesetzliche Regelung der Benutzung der Friedhöfe der beiden christlichen Konfessionen ersncht, wie sie im Königreiche Sachse» im Jahre 1906 unter Zustimmung bei edaugelisch-lutherischen LovdeSsy- höbe erfolgt ist. — Der VerfassusgSauSschuß dem Heide Angelegenheiten überwiesen worden waren, ließ der Synode durch den Synodalen Dr. Hoffmann Chemnitz Bericht erstatten und beantragte dazu: 1. zwar den An, trag Gräfe auf sich beruhen zu lassen, dabei aber dem Bedauern darüber Ausdruck zu geben, daß das von ihr Vör 5 Jahren gegebene Beispiel christlicher Weitherzigkeit in vorwiegend katholischen deutschen Landen nicht das ge wünschte Echo gefunden hat, und doch noch immer der Friede der Begräbnisstätten hier und da durch Unduld- samkeit und konfessionellen Hader gestört wird, und das Vertrauen zu bekunden, daß die berufenen Hüter der evan gelischen Sache aller Orten ohnedies die Rechte der evan gelischen deutschen Christen nach Maßgabe ihrer Zuständig, keit und nach besten Kräften zu schützen bemüht sind; 2. die Petition der Hausvätervereinigung der Trinitatis- u AndreaSktrchgemeinde zu Dresden hierdurch für erledigt zu erklären. Nach einer Debatte erhob die Synode den Ausschußantras einstimmig zum Beschluß und verschritt sodann zur Beratung des Antrages des Synodalen Slesina, der die Abänderung der Bestimmung in § 8 des Gesetzes vom 1. November 1836 hinsichtlich der religiösen Erziehung der Kinder aus gemischten Ehen in der Richtung erstrebt-, daß der Vertrag, daß das Kind in der Religion der Mut ter erzogen werden soll, nicht vor dem 6. Levensjahre des Kindes geschlossen werden muß, sondern Zeit hat, bis das Kind in die Schule eintrttt. Die Synode überwies diesen Wunsch dem Kirchenregement auf Amrag des VerfasinngS- auSschusses (Berichterstatter Synodale v. Gilbert- Schneeberg) zur Kenntnisnahme. Damit endete die Sitzung. — Laudesobstbauverei«. Die diesjährige „All- gemeine Versammlung Ler Mitglieder des Landesobstbau. Vereins für das Königreich Sachsen" sand am Sonntag, den 1. Oktober, vormittag in Dresden im VortragSsaale der Internationalen Hygiene-Ausstellung statt. Der Vor fitzende, Herr AmtShauptmann Geheimer Regierungsrat Dr. Uhlemann, Großenhain, schloß nach Eröffnung der Versammlung an seine Begrüßungsworte, in welchen er im besonderen der Vertreter der Regierung, des Landes- lulturratks, der landwirtschaftlichen KreiSvereine und des anwesenden Ehrenmitgliedes, Herrn Geheimen Rrgierungs- rat Dr. Münzner, gedachte, einige allgemeine Betrachtungen über den Wert des Obstbaues und über die Maßnahmen zu seiner Förderung durch den Lavdesobstbauverein an. Ei» Fortschritt in der Obstzucht sei wahrzunehmev, es würden gegen früher an Zahl weniger aber gute haltbare Sorten aogebaut. Es könne allerdings in dieser Richtung noch mehr geschehen. Der gesteigerte Bedarf au Obst solle zur besseren Ausnutzung des Bodens auregm. Em rationeller Obstbau liege auch im nationalen Inter« sse. Ueber die Entwicklung des LandeSolstbauveretvS sei Er freuliches zu berichten. Die Zahl der Mitglieder und Vereine sei gewachsen; cs gehören der Organisation heute alle sächsischen Odstbauvereine an. Die fünf im Dienste des LandeSobstbauvereins tätigen Obstbauwauderlehrer hielten im letztes Jahre 280 Vorträge vnd 100 Obstver. Wertungskurse; 207 Obstbaumwärrer stäsden für die Baumpflege zur Verfügung und 21000 Edelreiser seien im letzten Jahre kostenlos abgegeben worden. Die einge richteten ObstvermittlungSstellen und Obstmärkte sollten dem Verkehr zwischen Produzenten und Konsumentin dienln, aber nicht den sonstigen Zwischenhandel ausschließen. Die diesjährige Trockenheit habe die Ernte und dir Ge- sundheit der Bäume stark beeinträchtigt und der Be. Wässerung der Obstpflanzungen würde größte Aufmerk, samkeit zuzuwenden sein. Redner schloß mit einem Hoch auf Se. Majestät den König. Au diese die Versammlung einleitende Ansprache begrüßte Herr Studienrat Professor Dr. Hankel als Vorsitzender des BezirkSobstbauveretnS Dresden die Gäste. Darauf führte Herr Dr. Kochs, Berlin, in seinem Bortrage über „Hygiene und Obstver- wertung" folgendes aus: Das Obst sei nicht als Lecker- speise zu betrachten, sondern als Nahrungsmittel. Ei« blühender Obst- und Gemüsebau zeige unbedingt an, daß ein Volk gesund und stark dastehe und somit gehörtes auch Hygiene, die Lehre von der Pflege und Erhaltung der menschlichen Gesundheit und des menschlichen Wohl- befindens, und die Obstvcrwertung, d. i. die Kunst Dauer ware« herzustellen, innig zusammen. DaS Obst werde von den Deutschen als Nahrungsmittel nicht genügend ge würdigt, denn auf Grund statistischer Unterlagen käme auf den Tag und Kopf der Bevölkerung nur für 1.2 Pfg. Obst. Redner behandelte dann weiter die Entwick lung der Obstverwcrtung und betonte, daß die industrielle Obstverwertung nicht immer hygienisch einwandfrei ge- wesen sei. Durch Schaffung deS NahrungsmittelgesetzeS sei ei^e bedeutende Besserung zu verzeichnen und ganz be- sonders hätten die Großstädte des Königreich Sachsen durch ihre Einrichtungen wertvolle Anregungen auf dem Gesamtgebiet der NahrungSmitteluntersuchuvg gegeben. Schließlich behandelte der Redner noch ausführlich die wichtigstes Paragraphen aus diesem Gesetz und begründete eingehend das notwendige Zusammenarbeiten zwischen Obstverwertungsindustrie und Obstbau. Dem Vortragenden wurde der Dank des Vorsitzende» zu teil und hierauf die Versammlung geschlossen. Am Montaa, de» 2. Oktober, fanden Besichtigungen der größeren Obstpflanzungcn in Dresdens Umgebung statt, so der städtischen Obstanlagen beim Wasserwerk Hosterwitz, der Obßplantagen des Herrn Dr. Grosse, Hosterwitz, der Königlichen Schloßgartenau- lagen zu Pillnitz, der Formobstanlagen d«S Herrn Pekru», Weißer Hirsch, deS Baumschulenbesitzers Paul Hauber in Tolkewitz, und vor allem der größten Obstkulturen Sachsens dcs Herrn Hoflieferant C. W. Metzsch, Niedersedlitz. Letztere Anlagen sind ausschließlich zur Gewinnung von Edelobst bestimmt und erfolgt dies auf einer Fläche von rund 300 Ackern. — In der am 30. September in Dresden abgehal- tene« Mitgliederversammlung des Vereins sächsischer Halziudustrieller wurde über den Entwurf zu einem von dem Verein mit dem Arbeitgeber-Verband für das Baugewerbe im Königreich Sachsen zu schließenden, auf die gegenseitige Unterstützung der beiden Organisationen ge- richteten Vertrag beraten. Die Angelegenheit wurde einer Kommission zur weiteren Beratung überwiesen. Für die von dem Vereis festgelegten Richtpreise sollen künftig die einzelne« Amtshauptmannschaften als Bezirksgrenze diesen. Es wurden für eine Reihe neuer Bezirke Richtpreise fest- gesetzt, und eS werden Preislisten für die verschiedenen bisher nicht gebundenen Bedarfsplätze demnächst erscheinen — Herbstgautag deS Gaue- S1H des Leut- scheu Radfahrerbundes. Vom hellsten Sonnenschein begünstigt, zogen am Sonntag vormittag 11 Uhr über 300 Radfahrinnen und Radfahrer unter Vorantritt der Stadtkapelle vom Lindenschlößchen her in unsere Stadt ein, woselbst beim Eintreffen auf dem Marktplätze der Fahrwart, H-rr Gühne, Coswig Begrüßungsworte au die Teilnehmer richtete, dir in ein dreifaches „All Heil!" ans- klangen. Der allgemeine Gesang „Deutschland, Deutsch land über alles" schloß sich dem an. Bereits vorher waren die Kraftfahrer iv verschiedenen Zwischenräumen eingetroffeu, sodaß sich ein lebhaftes Treiben auf dem Marktplätze entwickelte, wobei den Klängen unserer Stadt- kapelle freudig gelauscht wurde Mittlerweile versammelten sich die Mitglieder im Saale des Hotels Adler zur Gau- versammlung, die zwar zahlreich besucht war, aber eine «och größere Anzahl Besucher aufzuweisen gehabt hätte, wenn der herrschende Sturm nicht gar so arg gewesen wäre. Viele hahen sich durch ihn veranlaßt gesehen auf halber Fahrt wieder umzukehrrs oder gar nicht erst abzu- fahren. Die Gauversammlung wurde kurz vor 12Uhr eröffnet. Der 1. Gauvorsitzende, Herr Felix Hause-Dres- den, begrüßte die zahlreich erschienenen Damen und Herren und stellte fest, daß 84 Delegierte erschienen wäre». So dann wurde der verstorbenen Kameraden im verflossenen Jahre gedacht und diese durch Erbeben von den Sitzen geehrt. Die Gaukasse hatte bei 37423,75 Mark Einnahme und 37233 Mark Ausgabe eine» Bestand vou 190.34 Mark aufzuweisen. Die Revisoren hatten die Abrechnung für richtig befunden und beantragten die Entlastung des Kas- sterers, was auch geschah. Weiter wurde» zwei Anträge des Radfahrervereins Südwest-Dresden dem Gauvor- staate zur Erledigung überwiesen. Der Antrag Großen- Hain, deu Sommergautag 1912 in Verbindung mit einem gelegentlich dcs 25jährigen Stiftungsfestes des Großen- Hainer Radfahrervereins geplanten größeren Sportfeste in Großenhain abzuhalten, wurde einstimmig angenommen. Dasselbe geschah mit dem Anträge der Gauverwaltung, das Amt des Pressewartes bis auf weiteres mit dem Amte des KrastfahrwarteS zu verbinden. Die nunmehr vmgenommesen Wahles ergaben die einstimmige Wieder- wähl des 1. Gauoorsttzenden, deS 2 Gauvorsttzenben, Herrn Bornkcssel-Riesa, des Gauschriftführrrs, Herrs Dittmars-DreSden, des Gauzahlmeisters, Herrn Faust- DieSden, deS Gaufahrwarts für Touren- und Straßensahren, Henn Lehmann-DreSden, deS Gau- fahrwarts für Kunst-, Reigen- und Korsofahren, Herrs Wendt« Dresden (per Stimmzettel), deS Gaufahr- warts für Wanderfahrt», Auskunfts- und Gasthauswesen, Herrn Gühne-DreSden, des Gaufahrwarts tür Kraftfahr wesen und gleichzeitig Pressewarts, Herrn Voigt-Dresden, des Vertreters für Rechtsschutz (der erste Vorsitzende). Als Kaffenprüfer wurden die Herren Rosenlöcher-Meißen, Günther-Großenhain, Gertz-Dresden und Roitsch Radcberg wieder bestellt. Für das Jahr 1912 wurde der alie Gaubeitrag in Höhe von 2,50 Mk. festgesetzt und der Entwurf deS Hauöhaltplanes für nächstes Jahr, d,r mit je 41351.54 Mk. balanciert, genehmigt. Für nächstes Jahr wurden sodann folgende Veranstaltungen beschlossen: 10. März Gaujubiläum, im Juni Streckenfahrt über 165 Km, im August Strcckenfahrt über 290 Km, im September Wanderpreis und Landsternfohren; Gam Mannschaftsfahren. Für die Kraftfahrer wurden erst malig zwei Fahrten vorgesehen und zwar im Mai oder Juni eine Kraststernfahrt und im August eine Berg- Prüfungsfahrt. Der Mitgliederstand des Gaues ist von 4007 auf 4167 angewachsen und zählt der Gau 21b längst zu den größten des Deutschen Radfahrerbuvdes. — Nachmittags */,3 Uhr fand der geplante Spaziergang mit Musik nach dem Kirschberg statt, wobei sich die Teilnehmer an der schönen Fernsicht erfreuten. So- dans marschierte man geschlossen nach dem Hotel goldner Löwe, in dessen Saale ein Tänzchen für die Mitglieder stattfand, dem sich dann nach 6 Uhr das Saalfest anläß lich des 18. Stiftungsfestes dcS hiesigen Radfahrerklubs „Wanderer" avschlotz. Der Radfahrerverein „Wanderlust". Potschappel eröffnete die Vorführungen mit einem Be- grüßungsreigeo, der allseitigen Beifall fand. Sodann fuhr die Radfahrervereinigung „Tur«er"-Dresden einen Sechser- Konstreigen, der wohl in bezug auf exakte Ausführung nicht so leicht übertroffen werde« dürfte. Atemlos wurde der zum Teil sehr schwierigen Vorführung, die meist frei- bändig gefahren wurde, gelauscht. Diese beiden genannten Vereine veranstalteten weiter ein Rad-Ballspiel, au« wel- chem der letztere Verein als Sieger mit 4:15 hervor ging. Deu Hauptanziehungspunkt deS AbesdS dürften wohl die Geschwister Schieritz-Deuben auSgeübt haben, und man hatte sich darin auch nicht getäuscht, denn die Darbietungen dürften wohl vou einer Konkurrenz nicht so leicht übertroffen werden. DaS Trio kann sich mit den sonstigen Varteresternen auf diesem Ge biete getrost messen, das haben die Vorführungen am Sonntag wiederum erneut bewiesen. Im ersten Teile hielt der 1. Gauvorsttzende eine Ansprache, in welcher er den festgebenden Verein beglückwünschte. Umrahmt wurden die Darbietungen durch Vorträge unserer bewährten Stadt kopelle. — Leider mußte auch am Sonntag konstatiert werden, daß die hiesige Einwohnerschaft derartigen Ver-- anstaltungen nicht das nötige Jateresse entgegen bringt. Namentlich war eS Pflicht derjenigen Geschäftsleute, die durch den Besuch von reichlich 400 Personen verschiedentlich eisen Mehrverdienst zu verzeichnen hatten, ihrerseits zu den Uukostett des Abends etwas beizusteuer«. Indirekt kommt der Besuch somit auch der Allgemeinheit zu gute und wäre zu wünschen gewesen, daß die Bemühungen des hiesigen Radfabrerklubs besser belohnt worden wären. — Theater. Ernst v. Wildenbruch's gewaltiges Schaustück „Die Rabensteinertn" hatte gestern Abend ein zahlreiches Publikum nach dem Theaterlokal gezogen. ES ist Herrn Theaterdirektor Richter zu gönnen, daß der Er- folg für ihn nun einzusetzeu scheint. Dir Leistungen des gesamten Ensembles scheinen sich nun auch hierorts und in der näheren Umgebung den verdienten Ruf erworben zu haben. Die Spitler erntete gestern reichlich deu wohl verdienten Beifall. Vielleicht macht Herr Direktor Richter auch von diesem fesselnden Schaustück eine zweite Auf führung möglich, damit auch denjenigen, die gestern nicht zugegen waren, Gelegenheit gegeben wird, sich dasselbe noch anzusehen. Wie aus Lem Inseratenteil zu ersehen ist, findet am Donnerstag eine Doppel-Vorstellung statt. Zwei Stücke an einem Abende für ein Entree! Mhr tann man nicht bieten. Hoffentlich hat die Direktion an diesem Abend den gleichen Kassm-Erfolg, dm sie ander wärts damit zu verzeichnen halte; sind doch die öazu ge wählten Lustspiele: „Im weißen Röß'l" mit der Fort setzung „Als ich wieser kam" schon an und für sich als zugkräftig bekannt. Am Schluß des ersten Aktes des erst genannten Stückes kommt em natürlicher Gewitterregen vor, zu welchem die Direktion eine extra dafür konstruierte Maschine besitzt. Die Rollen sind wieder in den besten Händen und fest studiert. Allen Lachlustigen und Freunden eines guten Humors sei diese Vorstellung bestens empfohlen- — Futzball-Wettspiel. Der hiesige Fußballklub „Juzendlust" stand am 8. Oktober dem Fußballklub „Deutsche Turnerschaft", Hainsberg auf dem Sportplatz des Herrn Kühne an der Meißner Chaussee gegenüber. Der Kampf endete mit 4:3 für Wilsdruff. Sonntag, den 15 Oktober wird die 1. Mannschaft vom „Jugendlust" mit der 2. Mannschaft „Sturm", Zauckerode ein Klaffen wettspiel veranstalte«. Da Wilsdruff in der 4. Klasse steht, wird eS sich um die 2. und 3 Klasse handeln. — Dir diesjährige hiesige Herbstmaritt findet, nächsten Sonntag uno Montag stall- — Anläßlich des 50jährigen Bestehens der freiwilligen Turnerfeuerwehr zu Freiberg wurde dessen Kommandan ten, dem städtische« Branddirektor Stadtrat Braun. ««- ferem Laudtagsabgeordnete«, der Titel und Rang als Kammerrat verliehen. — Beim Königlichen Landgericht Dresden hatte sich heute vormittag der 1856 tu Röhrssorf bei Wilsdruff geborene, schon mit zwölf Jahren und mit fünf Jahre« Zuchthaus wegen Brandstiftung vorbestrafte Hand arbeiter Eduard Hermann Grimmer vor den Geschworenen zu verautworten. Er war beschuldigt, am Nachmittag deS 23. Juni, gelegentlich eines Spazierganges von Röhrsdorf nach Naustadt, auf dem Felde des Gutsbesitzers Gies- mann in Röhrsdorf fünf Getreidepuppen vorsätzlich in Brand gesteckt zu haben, wodurch ein Schaden von 30 Mk. entstanden ist. Der Angeklagte behauptete, er habe nur fahrlässig gehandelt; beim Avbrennen der Zigarre seien die Puppen in Brand geraten. Nachdem die Puppen Feuer gefangen hatten, nahm der Angeklagte ReißauS, Verfolger fanden ihn aber bald in einem Weizenfelde, eine Zigarre rauchend. Der Angeklagte ist in der Um gegend von Wilsdruff als Brandstifter berüchtigt uud sehr gefürchtet. Vor mehreren Jahren hat er bekanntlich «euu Scheunen vor der Stadt au der Staatsstraße nach Nossen »tedergebrannt Außerdem hat er vier Jahre Gefängnis abgesessen, weil er in der Umgegend von Wils druff jungen Bäumen die Kro«en abgeschnitten hatte. Dir Geschworesen erkannten nur auf fahrlässige Brand stiftung. Der Gerichtshof verurteilte ihn zu der höchste« zulässigen Strafe von einem Jahr Gefängnis. Zwei Monate davon gelten als verbüßt. — Unter dem Viehbestände des Gutsbesitzers Arno Sommer in Burkhardtswalde Nr. 13 jst Maul» «ud Klaueuseuche ausgebrochen. Die Gemeinde Burk- hardtSwalbe wird als Sperrbezirk bestimmt. In Kessels- dorf und Steinbach bei Kesselsdorf ist die Seuche erloschen. Die Gemeinden sind in das gemeinsame, in sich geschlossene linkselbische Beobachtmigsgebilt wieder einbezogen worden. - Am Sonntag, den 15. Oktober, abends '/«7 Uhr, findet im Gasthof zu Maharn ein Lichtbilder-Bortrag über die evaugelische Bewegung in Oesterreich statt. Er wird veranstaltet vom Gustav Adolf-Zweigveretn Plauen- schcr Grund. Der Vortrag bietet Gelegenheit, sich auf mqueme Weise in diese interessante religiöse Bewegung einsühren zu lasse«. — DaS „Tharandter Tageblatt" bringt in seiner heutigen Nummer folgende Notiz: „25 Jahre Lehrer. Am 19 Oktober vollenden sich 25 Jahre, daß Herr Kirch- schullebrer Müller als ständiger Lehrer seines Amte« in Neukirchen waltet. Bekanntlich hat sich gesaunter Herr auch besondere Verdienste in Wort und Lied um die Er schließung des Erzgebirges erworben." Hierzu können wir berichtigend mitteilen, daß Herr Lehrer Müller erst vor ungefähr einem halben Jahre vou Augustusburg nach Neukirchen übergestedrlt ist. — I« einer Ziegelei in Raffe« übelfiel ein gali zischer Arbeiter seine Geliebte, weil sie sich vou ihm los-