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Vorbehalten blieb. Zweck der Versammlung war, die Sachverständigen mit den Einrichtungen deS Submission»- amts vertraut zu machen, damit sie in ihrem Wirkungs kreise davon recht ausgiebigen Gebrauch machen können. Der Vorsitzende deS SubmisstonSamtS, Herr Julius Mäser-Leipzig, eröffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten, um sodann Bericht über die Tätigkeit des Amte» zu erstatten. Das Amt soll den Versuch unter nehmen, das Submissionswesen in gesündere Bahnen zu leiten. Das ist eine überaus schwierige Aufgabe. Das heutige Submissionswesen wurzelt in den Anschauungen der Zeit, sein grundlegendes Prinzip ist die Vergebung an den Billigsten. Eine Aenderung kann nur durch zähe, langandauernve Arbeit herbeigeführt werden. Diese Arbeit müsse darauf gerichtet sein, dem Handwerk und Gewerbe den der gelieferten Arbeit oder Ware angemessenen Preis zu sichern. Das sei eine Forderung, die man allen übrigen Ständen gegenüber anerkenne und der bei genauer Prüfung auch heute beim Submissionsverfahren unter der Hand in vielen Fällen nachgegangen werde. Dem billigsten Angebot stehe in sehr vielen Fällen den ausgeschriebenen Bedingungen nicht entsprechende, dem Preise aber angemessene Arbeit oder Ware gegenüber. DaS SubmisstonSamt ist überzeugt, daß durch Anerkennung des angemessenen Preises für die den Ausschreibungen streng entsprechende qualitative Arbeit nennenswerte Er höhungen der Preise nicht eintreten werden. Der Unter schied zwischen minderwertiger und qualitativer Arbeit werde ausgleichend wirken. Um dem SubmisstonSamt die Arbeit zu erleichtern, müsse den Behörden gegenüber der Nachweis darüber geführt werden können, daß die geforderten Preise tatsächlich auch den Verhältnissen ent sprechend seien. DaS kann nur geschehen durch auf genaue Untersuchungen sich stützende Preistartfe. Es müsse hier genaue Statistik getrieben werden. Der Be richterstatter erinnert daran, daß der Stand der Dinge tnbezug auf den Qualitätsnachweis ein sehr niedriger sei. Oualttätsverschlechterungen bi« zu zehn Prozent seien in den meisten Fällen überhaupt nicht nachzuweisen. Der sichere Nachweis solcher Verschlechterungen setze in sehr vielen Fällen erst bei höheren Differenzen ein. Hierin liege der Erfolg verschiedener Warenhäuser! Die Arbeiten des SubmisstonSamtS haben sich in den letzten Monaten so vermehrt, daß man von voller Beschäftigung sprechen könne: eS vergehe kein Lag, an dem man sich nicht hilfesuchend an das Amt wende. Das Amt werde auch von den Behörde« in Anspruch genommen; eS seien zahlreiche Gutachten erstattet worden, welche da8 Der- trauen zum Amt ungemein gehoben haben. Die Arbeiten des Amtes würden von der Hauptstelle Leipzig erledigt. An der Spitze des Amtes stehen drei im Ehrenamte tätige Herren. In Dresden sei eine Nebenstelle errichtet worden zur Erledigung der die Gemeinden der Krets- hauptmannschaft Dresden betreffenden Anfragen. Weitere Nebenstellen könne man jetzt nicht errichten, da man nicht Wisse, wie die Frage der Mittel erledigt würde. Das SubmisstonSamt habe Sachverständige und Vertrauens männer wählen lassen und man sei dabei zu der statt lichen Zahl von 1600 gekommen. Die Aufgaben der Sachverständigen wurden deS Näheren erörtert und dabei bemerkt: Die Hauptaufgabe des Submissionsamts, die Einwirkung auf, das Publikum könne nur mit Hilfe tüchtiger Sachverständiger geschehen. Daß diese Sachverständigen segensreich wirken können, sehe man an dem Beispiel der Stadt Dresden, deren Submisstonsordnung in ihrer neuen Fassung den Wünschen des Amtes s-hr nahe komme und die als vorbildlich be zeichnet werden könne. Rein geschäftlich sei noch zu erwähnen, daß 146 Konferenzen, 23 Sitzungen und 81 Versammlungen in der Berichtsperiode stattgefunden haben und daß 3587 Eingänge und 3689 Ausgänge ohne 13160 Drucksachen, die versandt wurden, zu verzeichnen gewesen wären. Schluß folgt. Aurze Lhrsnik. Schneefall im Riesengebirge. Aus Hirschberg wird gemeldet: Bei 4 Grad Kälte ist im Gebirge kräftiger Schneefall eingetreten. Der Schnee liegt bis ungefähr 1100 Meter herab. Grosse Wertsachendiebstähle. Bei der Juwelier- firma Friedrich Weilandt in Stettin wurde nachts ein schwerer Einbruch verübt. Die Diebe hatten sich in das HauS einschließen lassen und vom Keller aus das Gewölbe durchbrochen. Sie raubten Brillanten und Silberzeug im Werte von 80000 Mark. — XuS Paris wird gemeldet: Einbrecher statteten dem Juwelierladen der Firma Catenot L Peyon in der Rue Saint-Denis in Paris einen „Besuch" ab, wo sie einen Geldschschrank der neuesten Konstruktion erbrachen. Den Räubern fielen Wertgegen stände in die Hände, die eine Summe von 200000 Franken repräsentieren. VrotzeS Schadenfeuer. In Brötzingen bei Pforz heim brannten in der Nacht zum Freitag zehn Wohn- gebäude und dreizehn Scheunen nieder. Der Schaden beträgt eine Viertel Million. Die Ursache ist unbekannt. Bei den Löscharbeiten wurde ein Glaser am Kopfe schwer verletzt. Mit 14400« Mark flüchtig geworden. Aus Saarbrücken wird gemeldet: Der 19jährige Angestellte Renner der Depositenkasse Sulzbach deS Saarbrücker Bankhauses Gebrüder Röchling ist am Freitag nachmittag mit 144000 Mark, die er von der Saarbrücker Hauptkasse nach Sulzbach bringen sollte, geflüchtet. Während einer Expedition «ach Spitzbergen Hnngers gestorben. Wie aus Christianis gemeldet wird, befinden sich an Bord einer FischdampferS der am Donnerstag von Spitzbergen nach Tromsö zurückgekehrt ist, zwei Ueberlebende einer norwegischen Expedition, die sich im vorigen Jahre nach Spitzenbergen begeben hatte. Von den 5 Mitgliedern der Expedition waren 3 im Februar Hungers gestorben. Die beiden jetzt Zurückge- kehrten haben sich seit Monaten ohne Lebensmittel befunden und zuletzt dak Leder ihrer Stiefel und ihr Pelzwrrk ge- kocht und verzehrt. ErplostonSkatastrophe. In der neuen Torpedo versuchsanstalt in Portsmouth explodierte ein Hochdruck zylinder. Ein Arbeiter wurde getötet, acht erlitten schwere Verletzungen. Furchtbare Ueberschwemmu«gSkatastr»phe. Vorgestern nachmittag ist in Austin (Arkansas) ein Mühlendamm geborsten. Furchtbare Wassermengen schwemmten die 300 Häuser des Ortes bis auf sechs weg. Ueber 500 Menschen sind in den Trümmern um- grkommen. Vo« russischen Räuberbanden überfalle«. AuS Temir-Chan-Schura im Gebiet Daghestsn in Ruß land in den Vorbergen deS Kaukasus wird gemeldet: Eine aus 15 Mann bestehende Räuberbande überfiel i« der Nähe deS TorekgebieteS eine Bahnkommission. Während des Scharmützels wurden ein Räuber, neun Reiter, zwei Beamte, ein Offizier, ein Monteur und ein Fuhrmann getötet, drei Reiter, zwei Fuhrleute und ei« Ingenieur verwundet. Der Ingenieur wurde gefangen genommen. Die Getöteten wurden von den Räubern auSgeplündert. Die Verfolgung der Räuber ist von einem Osfizier und 14 Reitern ausgenommen worden. Nach ergänzende» amtlichen Berichten ist der Ingenieur Tschikaline den Räubern zu Pferde entflohen und be findet sich nur leicht verwundet in Veden». Die Räuber bande wird im Gebiet von Vedens verfolgt. — Einen weiteren Ueberfall teilt folgende Meldung aus Tiflis mit: Im Marktflecken Starysenski wurde auf die Markt halle ein Ueberfall ausgeführt, wobei drei Kaufleute und ei« Räuber getötet wurden. Die Banditen raubten alles, was Wert hatte, sowie 3000 Rubel in bar. Es gelang, sechs Räuber zu verhaften, die sämtlich entwichene Sträf linge sind. Einsturzkatastrsphe in Spanien. Eine tele graphische Nachricht aus Gallur in der Provinz Zaragoza meldet, daß dort ein Fabrikgebäude einzestürzt ist. Die Arbeiter hatten sich gerade in der Fabrik eingefunden, als sich die Katastrophe ereignete. Bis jetzt ist eS gelungen, einen Toten und eine große Anzahl Schwerverletzter au» den Trümmern hervsrznziehen. Man glanbt, daß sich noch mehrere Lote unter den Trümmern des Gebäudes befinden, da noch fast die Hälfte der beschäftigten fünfzig Mann vermißt wird. Rsffener z)»oö«kte«bSxse am 29. September 1911. 1000 üß Mk. bis Mk. Mk.bts Mk. Weizen um —/— . . —,— 85 —,— - —,— - neu -/- . . 194,— - 197,— 8516,50 - 16,75 Roggen neu-/- - - 179,— . 182,— 8014,20 - 14,50 ' ' -/- * ' —- —,— 80 — Gerste Brau- - - — — - —70 —,— - —,— - Futter. - - 70 —- — — Hafer neu - -181,- - 186,- 50 9,05 . 9,30 -alt - - —50 — Futtermehl I 100 - 18,75 - 50 9,50 - - II - - 17,75 - —50 9, - - Roggenkleie - - 14.75 - 15,50 50 7 50 - 7,85 Weizenkleie grob - - 13 75 - —50 7,— , —— Maiskörner grob - - —50 —- 9,75 Maisschrot - - —— 50 —- 10,75 Heu, alt per 50 Kilo von Mk. — bis Mk. — Heu, neu - 50 - « - 5.— - - 5,50 Schüttstroh - 50 - - - 3,— - - 3,50 Gebundstroh - 50 - - - 2,50 - - 3,— Kartoffeln alt - 50- - . - - - — - neu - 50 - . - 3,50 - - 4,— Marktbericht. Meißen, am 30. September. Butter, 1 Kilo 2,90 biS 3,00 Mk.; Gänse, 1 Pfund 78-80 Pfg.; Hasen. Stück Mk.; Eier, 1 Stück 9-10 Pfg. Getretdepretse: geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Weizen alter — — — — — — Wetzen neuer — — — — 19,50 20,00 Rogge« alter — — — — — — Roggen neuer — — — — 17,80 18,00 Gerste — — — — 20,00 20,50 Hafer — — 19,00 19,50 19,60 20,00 Metss«er Ferkelmarkt Wege« Se«che«gefahr ausgefallen. Nervöse Uspfschmerzen, Schlaflosigkeit. DleseS sind keine Krankheiten an sich, sondern nur Erscheinungen infolge eines mangelhaften BlutzustandeS in welchem gewisse Bestandteile, wie Lkithin und Eisen nicht genügend vorhanden sind und dadurch die Nerve« «icht ge«üge«d gespeist werde«. Die so oft äuge- wandten Beruhigungsmittel können im besten Falle nur vorübergehend Linderung bringen, find aber auch sehr oft vo» schädl. Wirkung auf de« Gesamt Orga«is» mus. Es ist nun gelungen, eine Verbindung von Lrci- thtn und Eisen herzustellen, welche von Autoritäten als die wertvollste anerkannt wird und diese- glückliche Präparat haben wir in Leeiferri«, welches wegen seiner prompten jWirk««g «nv seines a«ge- nehmen Geschmackes allgemein Anwendung findet. Vo« Tausenden mit Erfolg -rpropt, wen» andere Mittel erfolglos blieben. (2-5) Leeiferrin (OvoLecethin-Eisen kostet Mk. 3.— die Flasche. Beim Einkauf achte man genau auf das Wort Leeiferrin. In Apskheken erhältlich, ganz sicher von: Mohren-Apotheke, Dresden. » Gin deutsches Mädchen. Roman von Karl Meisner. 36s (Nachdruck verboten.) »Ich zeigte ihm, da ich bei ihm als Engländer be sonderes Interesse voraussetzte, zwei edle Rassepferde, die ich selbst für vortrefflich gelungen halte. Der Lord betrachtete das Bild mit echter Kennermiene. Dann fragte er mich, ob ich noch lange in London zu bleiben gedächte. Ich bejahte diese Frage. Schön, meinte er, so werde ich bald Gelegenheit nehmen, mit Ihnen weiter zu sprechen, heute rufen mich dringende Geschäfte, die ich nicht versäumen möchte. Auf Wiedersehen also! Bitte geben Sie Herrn Walser Ihre Adresse. Damit reichte er mir nochmals die Hand, verabschiedete sich von Walser, der ihn ehrerbietig bis zur Türe geleitete, und fuhr davon." »Ah, nun wird alles gut," rief Martha freude strahlend aus. „Lord Kurze ist ein vortrefflicher Kenner von Gemälden und reich genug, sie gut zu bezahlen, die ihm gefallen. Und Ihre Bilder gefallen ihm ganz sicher! Natürlich will ich auch so bald wie möglich mit Herrn Walfer sprechen. Sagte ich es Ihnen nicht schon, daß Sie Ihr Glück in London machen würden?" Der alte Maler seufzte und fuhr mit der Hand über die hohe Stirn. „In München hattest Du schon ein schönes Talent entwickelt, mein Kind, wenn Du auf diese Weise Dich weiter ausgebildet hast, muß aus Dir etwas geworden sein. Dein Bild von Kaiserslautern war sehr schön." „So urteilen Sie jetzt auch mal hierüber," sagte Martha Und führte ihn vor ihre Staffelei. „ Mittenzweig bekachtete das Bild sinnend. „Gar nicht übel, liebe Martha, gar nicht Übel. ES liegt ein warmer Ton im Kolorit, das Bild hat Leben. Aber. trotzdem, nimm es mir nicht übel, fehlt doch etwas. Wohl, für eine vornehme Dame, die aus Liebhaberei nur malt, wäre es ein Prachtstück, ein Meisterwerk. Aber — für eine wirkliche Künstlerin, eine vom Fach, ist es doch nicht ausreichend. Sieh Dir mal Deinen gemalten Horizont an, fehlt ihm nicht Luft?" „Sie haben Recht," sagte verlegen Martha. „Und dem Wasser dort fehlt, hm, — sagen wir, es ist zu wenig transparent." „Auch das wage ich nicht zu bestreiten." „Hier, der Wasserfall scheint festgefroren, er bewegt sich nicht, er läuft nicht." „Ja, das ist wahr," seufzte das junge Mädchen. „Nun, Du brauchst deshalb noch lange nicht zu seufzen. So schlimm ist es nun doch noch nicht. Erlaube mal." Damit nahm er den Pinsel, tauchte ihn auf die Palette und machte einige verbessernde Striche. „So, mein Kind, jetzt sieht es schon anders aus. Einige Pinselstriche genügten, die sogenannte letzte Hand. Zwar sagt man, der Pinsel soll sich nicht vom Pinsel tadeln lassen, weil ein gut Stück Eigenlob meist dahintersteckt oder gar der liebe Neid, aber von mir darfst Du getrost ein Wort der Kritik hinnehmen. Was bekommst Du im Durch schnitt für ein Bild?" „Schätzen Sie einmal!" Mittenzweig trat drei Schritte zurück und betrachtete daS Gemälde mit kritischem Blick. „Nun, den hiesigen von Dir so gerühmten Verhält nissen nach, — für zwanzig bis dreißig Pfund." „O, nehmen Sie das dreißigfache — für zwei meiner letzten Bilder erhielt ich je tausend Pfund." „Zum Kuckuck, wenn das wahr ist — und ich zweifle nicht daran — so ist hier wahrhaftig das gelobte Land für Maler gefunden. Derartige Preise kennt man in Frankreich nicht und nicht in unserm kleinlichen Deutschland, kotz aller Fürstengunst. Nun, so hat mich ja anscheinend mein guter Stern in den Laden Walfers geführt. Gesegnet sei jene Stunde!" „Ja, Herr Mittenzweig, Walfer ist wirklich ein vor trefflicher Mann. Wenn er Ihnen seine Hilfe leiht, sind st« bald der Anerkennung und des klingenden Lohnes sicher. Doch nun ist es Zeit, daß wir zum Essen gehen. Selbst redend sind Sie beute mein Gast." Martha setzte den breikandigen Skohhut auf M« Locken, ordnete schnell mit einigen geschickten Handgriffen das Aussehen im Pavillon, rückte die Stühle wieder an ihren Platz und hing sich dann vertraulich an den Arm des Malers. Plaudernd und scherzend gingen sie langsam, durch die mit Hellem Sand bestreuten Wege des Gartens. Bald bekaten sie das schmucke Landhäuschen. Während Fräulein Maud geschäftig bemüht war, einen auserwählten Mittagstisch mit Hilfe ihrer stämmigen Magd herzustellen, führte Martha ihren alten Freund in den Ge mächern des Hauses herum und zeigte ihm mit unver hohlenem, freudigem Stolz ihre Reichtümer. An einer Türe blieb sie stehen. „Hier ist das Allerheiligste," sagte sie in drolliger Wichtigkeit, „mein Boudoir." Damit öffnete sie langsam die Türe, die in ein reizendes, lauschiges Zimmerchen führte, dessen Fenster nach dem Garten hinaus einen idyllischen Ausblick gewährten. „Das Haus und der große Garten gehört zwar meinem großmütigen Beschützer, dem Herrn Walfer, aber die ganze Ausstattung dieses Zimmers und des kleinen Salons sowie meines Schlafzimmers istmeinunbeskittenes, selbsterworbeneS Eigentum." „Wie, der Bilderhändler Walfer hat Dir dies pracht volle Eden zur Verfügung gestellt," fragte Mittenzweig ganz verwundert mit einem seltsamen Blick, den Martha jedoch in ihrer kindlichen Unbefangenheit nicht verstand oder übersah. „ (Fortsetzung folgt.)