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MeM für UWM Beilage zu Nr. 99 Sonnabend, 26. August 1911. Denksprüche für Gemüt und Verstand. -Gott beut die Kraft dir an, das Gute zu vollbringen, Soll er durch Allmacht dich, ihm zu gehorchen, zwingen. ÄAS Wilsdruff, den 25. August. Das am 3. September anläßlich der Fahnenweihe des Turnvereins Laubegast geplante volkstümliche Wetturnen des Mittelelbegaues hat noch eine Erweiterung erfahren. Der Bezirk Loschwitz wird am gleichen Tage sein Zöglingssurnen abhalten. Ein reges turnerisches Leben von größter Mannigfaltigkeit wirb sich nun auf dem Vereinsspielplatze entfalten. Am Vormittag werden von 10 Uhr ab Wettkämpfe für Mitglieder des Gaues in 3 Gruppen abgehalten: 1. Gruppe (Turner bis 35 Jahre) Weitspringer, Kugelschocken, 100 rn Laufen. 2. Gruppe (Turner vsn 35 bis 45 Jahre) Hochspringen, Steinstoße-, 100 m Laufen. 3. Gruppe (Turner Der 45 Jahre) Hochspringen, Weitspringen, Schleuderballwerfen. Einzelwetlkampf: Stabhochspringen. Der Nachmittag bringt nach den allgemeinen Vereinsfreiübungrn Frei übungen der Zöglinge, Dreikampf der Zöglinge im Hoch springen, 100 Laufen und Kugelstoßen, Einzelwetlkampf Im Schleuderballwerfen, 500 IN Eilbotenlauf für Mit gliedermannschaften, Barlaufwettspiele für Mitglieder und Zöglinge. Die Siegermrtündigung findet gegen 7 Uhr während des Kommerses in „Stadr Amsteroam" statt. Zahlreich gehen die Anmeldungen zur Teilnahme an den Fest- und turnerischen Veranstaltungen selbst von entfernten Orten ein, so daß auch nach dieser Richtung hin ein würdiger Verlauf des Tages zu gewärtigen ist. In dem alten Steinbruche auf Bannrwitzer Flur bei Dresden wurde Dienstag früh ein etwa 20 Jahre altes Mädch m tot aufgefunden. Ob Selbstmord oder ein Verbrechen vorliegt, wird erst noch die Untersuchung er geben. Wie weiter gemeldet wird, ist in der Verstorbenen die aus Hohen-Edlau bei Domnitz (Saalekreis) stammende ^sartha Böcke ermittelt worden, die zuletzt in der Kranz- schleifendruckerei von Linke in Dresden, Jüdenhof 2, be schäftigt war. Die Leiche eines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts wurde in einem Reisekoeb versteckt auf dem Rcmoi tcdepot Kalkreuth aufgefunden. Als Mutter des Kindes wurde d e 19jährige Dienstmagd H. aus einem Nachbardorfe ermittelt, die das Kind am Donnerstag nachmittag geboren und dann in den Reijekorb gelegt hatte, wo es tags daraus tot aufgefunden wurde. In einem Hause der Grenzstraße zu Leivtia- Re«S«itz unternahm eine 70 Jahre alte Witwe einen Mordversuch auf eine bei chr wohnende 21jährige Näherin und erhängte sich dann selbst. Das Mädchen wurde nach dem Krankenhaus geschafft- Ein von Chemnitz nach Penig fahrendes Automobil, dessen Besitzer in Chemnitz wohnt, überfuhr Dienstag abend ^6 Uhr in der Nahe von Mühlau, auf Churs- Um rin Erbe. Novelle von Karl Meisner. 2Sj (Nachdruck verboten.) So bin ich von Verbrechen zu Verbrechen geschritten, Habe ein Testament gefälscht, das meiner Amtsehre anvertraut war, und dieserhalb in dem früheren Prozesse zweimal wissentlich einen Meineid geleistet. Ich erwarte von den irdischen Richtern keine Gnade, keine Schonung, sondern unterwerfe mich willig der schwersten Strafe, viel leicht ist mir dann der himmlische Richter gnädiger." Nebbe schwankte und schlug dann schwer auf die Bank auf. Balthasar Dittert eilte mit zwei Gerichtsdienern ihm zu Hilfe. k^veben Sie mir aus Barmherzigkeit," stöhnte der Unglückliche. verzeihe ich Ihnen und werde auch für Ihre Tochter sorgen," antwortete Dittert tief erschüttert. „So werde ich Ruhe finden," lallte Flebbe mit schwerer Zunge. Dw Gerichtsdiener trugen den Ohnmächtigen hinaus. Ein Gefangenwärter betrat den Saal und machte dem Vorsitzenden eme dienstliche Meldung. Dieser erhob sich sofort. „Ich erhalte eben die Meldung, daß der verhaftete Knecht Johann Rump bereit ist, freiwillig das Geständnis abzulegen, daß er die angeblich gestohlene Brieftasche auf Geheiß seines Herrn in das Bücherregal selbst gesteckt hat, um den Anschein zu erwecken, als habe die Zeugin Luy die Tasche gestohlen. — Ich frage nun den Angeklagten Otto Wolny zum ersten Male, ob er sich schuldig bekennen will der Verleitung zur Testamentsfälschung, zum Meineid und der Anstiftung einer falschen Anklage?" Wolny blickte mit wirren Blicken um sich, überall begeg nete er kalten, meist feindseligen Gesichtern. Da brach sein dorfer Flur, eine etwa 50 jährige Frau, die auf der Stelle getötet wurde. Den Chauffeur soll keine Schuld treffen. Unterzeichnet von der „schwarzen Hand" ging der Redakion des Wochenblattes in Annaberg ein Schreiben zu, in welchem die Schriftleitung ausgefordert wurde, am Denkmal Georg des Bärtigen an bestimmter Stelle hundert Mark niederzulegen, andernfalls die „schwarze Hand" sich rächen werde. Die Sache wurde der Polizei übergeben. Großer Jubel herrscht in Altenberg im Erzgeb Hat doch der Reichskanzler der daselbst seit 22 Jahren bestehenden Eisenbahnschult und Städtischen höheren Fortbildungsschule unter dem 18. August die Militär berechtigung, d h. die Berechtigung zur Ausstellung des äm neuer Aoman „Ein V-utsch-s Mädchen", von Karl Meisner, beginnt hente in der vorliegende-, Zeitung. Wir wollen nicht verfehlen, hierauf hmzumnssn, umsomehr, als die Lektüre ein in jeder Beziehung interessantes, fittLnreises literarisches Erzeugnis ist, dessen Jsdalt sicher mauchem unserer Leser, namentlich aber auch unseren Leserinnen, einige genußreiche : : : : Stunden bereuen dürste. : : : : Einjährig-Freiwilligen-Aeugnisses verliehen. Auf Anord- nung des König! Sächs. Kultusministeriums werden beide Anstalten vereinigt Hinfort den Namen: „Höhere Lehr anstalt für künftige Verkehrsbeamte" führen. Dir Anstalt wird zwar wie bisher den Nachdruck legen aus die all gemeine Bildung ihrer Zöglinge, wie sie von der Real schule vermittelt wird, dabei aber die besondere Vorbil dung für den Verkehr, den Post- und Bahndienst, sich ernstlich angelegen sein lassen. So hat nun das Berg städtchen nicht nur Sommerfrische und Wintersport, sondern auch eine höhere Schule, auf der in vier Jahren das Freiwtlligen-Zeugnis erlangt werden kann. Ingenieur Richter endlich befreit. Der seiner- zeit von Räubern entführte Ingenieur Richter von den Zeiß-Werken in Jena ist, wie auS Konstantinopel ge meldet wird, wohlbehalten bei Kapana aufgefunden worden. Er wurde in Begleitung von türkischen Truppen nach Saloniki gebracht. Richter erklärte bei seiner Ankunft in Elassona, er habe zunächst einige Tage auf türkischem Gebiet in der Umgebung des Klosters Sparpos verbracht und sei später auf griechisches Gebiet geleitet worden. In der Nacht vorher sei er von den Räubern bis an die Grenze geführt und sodann freigelassen worden. Ein Lösegeld sei, wie die Depeschen im Gegensatz zu Meldungen aus Saloniki sagen, nicht entrichtet worden, nur solle Richter den Räubern von Deutschland aus eine ange- messene Summe senden. Cxplostonskatastrophe a» Bord eines deutschen WalfischfängerS. Nach einer Meldung aus Matadt (Franz. Kongo) wurden an Bord des deutschen Waifischfängers „Evea" durch Entzündung von 150 Tonnen Pulver, die der Dampfer mit sich führte, drei Weiße, ein Offizier unv zwei Matrosen, sowie zehn Neger buch stäblich in Stücke zerrissen. Bon Zigeuner» überfallen. Im Mayener Walde wurden ein älterer Mann und ein Mädchen von Zigeunern überfallen und an einen Baum gebunden. Dem Manne wurde seine Barschaft von 1000 Mk. ge- raubt. Die beiden Feftgebundenen mußten stundenlang in ihrer Lage verharren. Schließlich wurden sie von einem Bauern entdeckt, der die Erschöpften befreite. Vom Blitze erschlage«. Aus Bolchen (Lothringen) wird gemeldet: Während eines Gewitters wurden am Mittwoch nachmittag die auf einem Fuhrwerk fitzenden Gebrüder Haipard und drei Pferde vom Blitz getroffen und getötet. — Ein weitere Meldung aus Paris besagt: Am Dienstag nachmittag ging auf dem Felde von Val- bonne ein hestiges Gewitter nieder, als dort gerade mehrere Regimenter exerzierten. Ein Blitzstrahl schlug in einen Hügel, auf dem sich die Soldaten des 140. Infanterie- Regiments befanden. Fünf Mann wurden auf der Stelle getötet, mehrere schwer verletzt. Schweres Brandunglück. In Wallenfels, wo erst vor vierzehn Tagen 16 Gebäude niederbrannten, ist neuerdings ein großes Feuer auSgebrochen, dem elf Wohnhäuser und zwei Scheunen zum Opfer fielen. Die siebzigjährige Mutter des Brauers Kleist ist in den Flammen umg kommen. Folgenschwerer Zusammenstoß eine- un» garifchen Schnellzuges mit einem Perfonenzuge. Auf der Station Georgenberg fuhr ein von Kaschau ab gegangener Schnellzug in einen gleichfalls von Kaschau abgegangenen Personenzug hinein. Von den im letzten Wagen des Personenzuges befindlichen Personen wurden sechs getötet und zehn mehr oder weniger schwer verletzt. Die Untersuchung ist eingeleitet. Fünf schlafende Arbeiter verschüttet. Aus Damaskus wird gemeldet: Vet Verlängerungsarbeiten der Hedschas-Bahn wurden fünf schlafende Arbeiter verschüttet und getötet. Trotz zusammen, sein ungeheures Lügengebäude war nieder gebrochen, es gab keine Rettung mehr. „Wenn meine Strafe dadurch gemildert wird," sagte er mit heiserer Stimme, „will ich alles bekennen." „So erkläre ich Sie, Otto Wolny," sagte der Vorsitzende feierlich, „für verhaftet, ebenso den Notar Flebbe." Einer der Gerichtsdiener trat ein und meldete, daß der Notar soeben verschieden sei. Man habe sofort nach einem Arzt geschickt. Nachdem noch einige Formalitäten erledigt waren, konnten Balthasar Dittert und Binchen das Gerichtsgebäude »erlassen. Draußen traten ihnen der alte Friedlieb und sein Sohn entgegen. „Herr Dittert, ich habe Ihnen ein großes Unrecht abzubitten. Wollen Sie mir vergeben?" „Wohl weil auch Sie mich für den „tollen Einsiedler" gehalten haben? Ich nehme Ihnen das nicht weiter übel." „Dafür danke ich Ihnen herzlich! Es ist traurig, daß ich auf meine alten Tage das noch sagen muß, aber es ist leider wahr: der eigentliche Narr war — ich!" Binchen kehrte wieder zum Kronenwirt nach Krumlov zurück, der es sich nicht nehmen ließ, ihr die besten Zimmer zur Verfügung zu stellen. Als er aber anfing, sie mit „gnädiges Fräulein" anzureden, da lachte sie ihn aus. „Sagen Sie nur ruhig weiter „Fräuleinchen" zu mir das hört sich viel schöner und aufrichtiger an. Ich bin auch gar nicht „gnädiger" geworden wie früher." Balthasar besuchte Binchen häufig. Er hatte in der Stadt noch allerlei zu ordnen und mußte auch abwarten, bis ihm die Urkunden ausgehändigt wurden, die ihm den regelmäßigen Besitz von Liechtenberg zusicherten. „Wir wollen das Schloß jetzt für immer Neu-Liechtenberg nennen," sagte er eines Tags, als er gerade wieder einmal in Krumlov weilte, „damit niemals mehr eine — Verwechselung möglich ist." „Wir," fragte Binchen lächelnd und blickte ihn ver schämt an. „Ja, wir! Du und ich! Willst Du mir das Recht geben, Dich als mein Eigen zu betrachten, als die künftige Herrin von Neu-Liechtenberg? Du bist mein Schutzengel gewesen, der mich wieder zum Menschen gemacht, meinem öden Dasein wieder Lebenslust gegeben hat." Statt aller Antwort schmiegte sich Binchen an ihn und schloß seine Lippen zaghaft mit dem ersten Kuß. — Als die Glocken des Christfestes feierlich durch die Lande hallten, da stand ein glückliches, neuvermähltes Paar am Fenster des Schlosses und blickte hinaus in die sternum flimmerte Landschaft, die eine weiße Hülle frisch gefallenen Schnees trug. „Kannst Du dort oben die Ruine erkennen, Lieb?" „Ja, ich sehe sie ganz deutlich. Der Helle Stern dorr scheint gerade darüber zu stehen." „Ich will sie ausbauen lassen und ein Heim dort gründen für arme, verstoßene und verlassene Menschen. In der Nähe der Schutzhütte soll Vater Friedlieb ein statt liches Häuschen bekommen, wo auch er in Ruhe seine Tage beschließen kann. Seinen Sohn nehme ick dann rum Früb- jahr in meine Dienste als Förster — Ende. — Allgemeines und Nützliches. Gegen Gesichts- und Zahnreißen ist folgendes vielfach erprobtes Mittel zu empfehlen. Man bereite sich ein ziemlich warmes Fußbad und tue in das Wasser einen Eßlöffel voll Kochsalz. Die Füße müssen etwa 8 Minuten im Wasser verbleiben. Hierauf ziehe man über die noch nassen Füße wollene Strümpfe und lege sich ins Bett. Nach kurzer Zeit wird sich Schweiß einstellen und das Reißen wird nach etwa 2 bis 3 Stunden verschwunden sein. Natürlich ist solches Mittel nur für den Augenblick zu empfehlen, solange der Zahnarzt nicht zu erreichen Tt,