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WchMtt K UWE Beilage M Nr. 95 Donnerstag 17. August 1911. Denksprüche für Gemüt uns VerK««d. Niemand ist mehr Sklave, als der sich für frei hält, ohne es zu sein. U«K Wilsdruff, den 16. August. Beim Brande im Warenhaus Esders, Ecke Prager und Waisenhausstraße in Dresden beträgt der Schaden an Waren und Material 300000—400000 Mark. Das Gebäude wurde im Herbst 1908 fast vollständig aus Eisenbeton hergestellt. Dieser modernen Bauweise, die im vorliegenden Falle die Feuerprobe glänzend bestand, ist es zu danken, daß der Brand auf das zweite Ober geschoß beschränkt blieb. Im dritten Obergeschoß, das die Wohnung des Inhabers der Firma Heinrich Esders enthält, brauchten im Hinblick auf die Feuerbeständigkeit der Eisenbetondccken nicht einmal die Möbel beseitigt zu werden; die Flammen haben selbst dem Fußboden des dritten Obergeschosses keinen Schaden zugefügt. Die Decken erwiesen sich als wasserdicht. Sonnabend nacht gegen 2 Uhr brach in dem nahe dem Gasthof Königsweinberg in Wachwitz gelegenen, aus niedrigem Wohnhaus und Schuppen bestehenden Grundstück Pillnitzer Straße 15 ein Brand aus. In dem Hause wohnte zu ebener Erde der Arbeiter Pech mit Frau und Kindern, im Dachgeschoß dessen 51jährige Schwieger mutter mit einem Ziehkind von zweieinviertel Jahren und einem zehnjährigen Mädchen. Mit rasender Schnelligkeit verbreitete sich das Feuer, das an den Heuvorräten Nahrung fand. Binnen einer Viertelstunde war der Dachstuhl ein Raub der Flammen und der Giebel stürzte zusammen. Während Pech die Rettung der Seinigen be werkstelligte und auch ein im Schuppen befindliches Automobil sowie ein Pferd und der Hausrat geborgen wurdm, dachte niemand an die Rettung der im Dach geschoß befindlichen Personen. Nur dem zehnjährigen Mädchen glückte es, den Flammen zu entkommen. Ais die Wachwitzer Feuerwehr sowie der Gemeindevorstand Walther um v«3 Uhr nachts an der Brandstelle eintrafen und in die verqualmte Dachkammer eindrangen, waren die alte Frau und das 2'/-jährige Kind bereits erstickt. Die Feuerwehren der Umgegend löschten den Brand. Die Entstehungsursache des Brandes ist unbekannt, da sowohl Selbstentzündung des Heues wie Kurzschluß der elektrischen Leitung ausgeschlossen find. Nachdem sich schon vor einigen Wochen in Boxdorf bU Drcsdcn im Restaurant „Zur Begeeburg" ein Flug- Platzverein gegründet hatte mit dem Sitze in Reichenberg. Boxdorf, sinh ^tzt sämtliche Pachtverträge der Ländereien soweit abgeschlossen, daß der bereits aus zahlreichen und namhaften Mitgliedern bestehende Verein in allernächster mit der Inangriffnahme des Flugplatzes beginnen Flugplatz liegt etwa drei Kilometer vom , Mann" norwestlich und zwei Kilometer von entfernt. Alles Nähere ist zu erfahren durch Gemelndevolstand Weber, Reichenberg, Bezirk Dresden In der Nacht zum Freitag hat sich nach später Heim- kunft der 21jährige Student Mehner in Döbeln in der elterlichen Wohnung erschossen. Diese noch völlig un- ergründete Tat weckt um so m«hr Teilnahme, als schon der Vater freiwillig aus dem Leben geschieden ist. Die Hitz: hat in Leipzig eine Kindersterblichkeit zur Folge, wie sie noch nie zu verzeichnen war. In der letzten Woche sind Kinder im Alter bis zu einem Jahre ins- gesamt nicht weniger als 305 infolge Brechdurchfall, Magen- und Darmkatarrh gestorben. Das ist eine Zahl, die diejenige in der heißesten Woche des Jahres 1904 weit Linüauke macken unck Bestellungen — " — besorgen, erwäk- Vv eMüie nen Sie bitte -lass Ntzlezen. Sie die Annonce > iin „IVockenblstt : tür ^Vilsclrull''' : übersteigt. Am größten ist diese Sterblichkeit bei der Arbeiterbevölkerung, wo sie reichlich vier Fünftel aller Todesfälle ausmacht. Ein Einwohner aus MchtigSthal bei Limbach fand im Innern einer Kaffeetüte mit Bleistift geschrieben folgende Zeilen: „Diese Tüte habe ich gefertigt, das ist meine letzte Arbeit. Dann muß ich scheiden von dieser Welt. Lebt wohl, lebt wohl, ihr Menschen auf dieser Welt! Gründig, Barbier." Dieser letzte Gmß rührt von dem Raubmörder Gründig her, der voriges Jahr die Eheleute Göhler in Burkersdorf bei Burgstädt auf bestilianische Weise ermordete und im Februar d. I. in Chemnitz hingerichtet wurde. Beim Baden ums Leben gekommen ist am Sonnabend gegen Abend im Muldenschwimmbad in Zwickau der 14 Jahre alte Sohn Alfred des Gutsbesitzers Hauck in Zwickau. Bum Kopfsprung blieb der Junge, der guter Schwimmer war, in dem schlammigen Grund stecken und konnte erst nach etwa einer Viertelstunde mittels Stangen an die Oberfläche gebracht werden. — Drei sogenannte „Geldmännel", ein Viehhändler aus Hohenstein, ein Instrumentenstimmer aus Brunndöbra und ein Fleischer aus Grün, wurden in Zwickau verhaftet, als sie einem von auswäris dorthin bestellten Privatmann 1000 Mk. gegen Aushändigung von 15000 Mk. in falschem Gelde abnehmen wollten. Beim Pflücken von Tannenzapfen stürzte im Lenge- selber Forstrevier der Packer Gustav Uhlig aus Marien» berg ab und brach das Genick. Er hinterläßt Frau mit fünf Kindern. Das Fest der diamantenen Hochzeit feierte am Sonnabend der Dresdner Straße Nr. 5 in Zittau wohnhafte Privatier Friedrich Richter mit seiner Ehe gattin. Diese ist 84, Richter 88 Jahre alt. Beide er- freuen sich körperlich und geistig noch des besten Wohlseins. — Zum dritten Male im Blühen befindet sich ein Birn- bäum, der im Garten des Malermeisters Zeißig in Zittau, Stephanstraße 13 steht. Außer Blüten trägt der Baum gegenwärtig auch reife Früchte. Bei einem am Sonnabend ausgebrochenen Brande des dem Gastwirtschaftsbesttzers Glatte gehörigen Wohn hauses in Ringeuhain (Oberlausitz) sind zwei Kinder des Fabrikarbeiters Queißer im Alter von zwei und vier Jahren den Flammen zum Opfer gefallen. Queißer selbst, seine Frau und zwei ältere Kinder haben schwere Brand wunden erlitten, so daß für das Leben der Verletzten fernste Besorgnis besteht. Die Ursache des Feuers soll in der Explosion einer Petroleumkanne zu suchen sein. In Brüx hat sich eine G. m. b. H. gebildet, die die Vorarbeiten für große historische Spiele im Jahre 1912 in die Wege leitet. Den Festspielen liegt die Befreiung i der Stadl aus Hussittennot im Jahre 1421 und der Ein zug der steggek-önten Meißner Truppen sowie der Helden- ! tod des jungen Bruders des damaligen Schloßhauptmannes, ! Nampold von Gorenz, zugrunde. Die Spiele sollen vom Oberregisseur Karl Grube, dem Leiter der Eger Wallen steinspiele, in Szene gesetzt werden. Wissenswertes über zwei wichtige Bauwerke des Bergbaues aus unserer weiteren Umgebung. Das eine Bauwerk, welches zum Wahrzeichen der Umgebung Freibergs geworden, ist die auch von uns aus sichtbare Halsbrücker Esse. Durch den Hüttenrauch wird der Pflanzenwuchs zerstört. Das konnte man namentlich vor Erbauung dieser Esse um Halsbrücke deutlich erkennen. Selbst das oft auf kümmerlichem Boden noch gut gedeihende Heidekraut hat dem schädlichen Einflüsse des Hüttenrauches nicht widerstehen können. Lon Waldbäumen haben sich Kiefer und Eiche noch am widerstandsfähigsten erwiesen. Nach den Forschungen des Oberstleutnants von Süßmilch hat die früher durch den Hüttenrauch ungünstig beeinflußte Fläche etwa 88 ykm betragen und ein Gebiet umfaßt, das bis Freiberg, Loßnitz, Kleinwaltersdorf, Rotenfurt, Großvoigtsberg, Obergruna, Zollhaus Bieberstein, Ober- reinsberg, Niederschöna, Grillenburg und Niederbobritzsch reichte. Damit die verheerenden Wirkungen des Hütten rauches iu nächster Nähe vermindert würden, erbaute man in den Jahren 1888 und 1889 in einem Zeiträume von 177 Tagen die 140 m hohe Esse, die eine geraume Zeit die höchste Esse der Erde war, mit einem fast 500 m langen, über die Mulde führenden Kanal. Ungeheure Mengen Baumaterial sind dazu verwendet worden; denn zum Bau der Esse waren allem 1,080 000 Stück Normalziegel erforderlich, die in 540 Eisenbahn- Um rin Erde. Novelle von Karl Meisner. 17f (Nachdruck verboten.) . Worten breitete er die Arme wieder aus und woute Bmchen an sich ziehen. Die aber wich zorn- sprubend ewige Schritte zurück. „Ihr Benehmen, mir einem schutzlosen Mädchen gegen- üb ui. eme erbärmliche Gemeinheit, Herr Wolny," rief sie v«t bebender Stimme. Der Schloßen, behielt sein freches, widerliches Lächeln bei- „ Gleich mild, mein Engel. Es wird sich alles doch noch finden, wenn wir erst näher bekannt sind, ganz vortrefflich verstehen, da ich, wie Sre schorr bemerkt haben werden, Ihrer Schönheit huldigend zu Fußen Uege. Aber auch ich habe schon etwas bemerkt, nämuch, daß Ihnen Mamsell Koristka ein Dorn im Auge ist. Nun, das N. leicht geändert. Noch morgen am Tage muß sie nrem chloß verlassen, und dann sind wir un gestört, dann Mv tz-ie die alleinige Herrin dort und — in meinem HerM. .Behalten Sie m Gottes Namen Ihre Mamsell Koristka, die ich wahrhaftig nicht beneide", rief Binchen in Heller Entrüstung, -aber rch verlasse das Schloß, und zwar gleich morgen in aller Frühe-. Ei ei, wie hitzig ' E"°?tete Wolny, der sich noch nicht" recht klar darüber w , °b diese Äußerung Binchens wirklich ernst zu nehmen Mimm werden Sie es doch nicht meinen, ^^ nbi ' re wissen ia, sind Sre an eine vierteljährliche ^^»ng gebunden." „Diese Kündigungsfrist " "ll und nichtig nach der tätlichen Beleidigung, d»e ^e rugefngt haben. Die Gerichte werden mich schon schützen und mir das Recht ein räumen, ein Haus sofort zu verlassen, in dem man meiner Ehre zu nahegetreten ist." Wolny lachte höhnisch auf. „Also die Gerichte willst Du gegen mich anrufen? So also stehen die Sachen zwischen uns? Dann ist es Zeit, daß ich mal einen andern Ton anschlage. Du sollst mit den Gerichten zu tun bekommen, mehr wie Dir lieb ist, mein Püppchen. Und Deine Ehre — pah, die geht dabei bald in die Brüche. Warte nur, Du sollst mich noch um Nachsicht betteln lernen!" Binchen verbrachte eine schlaflose Nacht. Am andern Morgen ging sie, wie gewöhnlich, in die Kinderstube, um die kleine Augusta anzuziehen. Das Kind war aber nicht mehr da. Sie kehrte in ihr Zimmer zurück, um an ihre Tante zu schreiben. Da fiel ihr ein, daß es nicht ratsam sei, durch einen Knecht vom Schloß den Brief befördern zu lassen. Vielleicht wurde er dann gar nicht zur Post gegeben. Am sichersten wäre es noch, sie ginge hinauf zur Ruine, bäte Herrn Dittert, den Brief durch Hermann besorgen zu lassen und ihn dann gleichzeitig um Rat zu fragen, ob sie berechtigt sei, ihre Stelle sofort zu verlassen. Während sie noch überlegte, was sie tun sollte, hörk sie draußen Schritte und Stimmen, Wolny trat, ohne anzuklopfen, in das Zimmer. In seiner Begleitung befand sich Notar Flebbe und dessen junger Schreiber sowie der Knecht Johann. „So, Herr Notar," sagte Wolny, „tun Sie nun Ihre Pflicht." Flebbe betrachtete mit unsicheren Blicken das junge Mädchen, das mit gerunzelter Stirn dastand. „Fräulein Luy", in diesem Hause ist ein großer Dieb stahl begangen worden. Man hat dem Herrn Wolny eine Brieftasche mit wichtigen Dokumenten, Kassenscheinen usw. gestohlen. Unter anderem befand sich auch der ' Vertrag darin, den Sie mit Herrn Wolny geschlossen haben. Da durchaus keine Spuren eines Einbruchs von außen wahr zunehmen sind, muß der Dieb sich unter den Bewohnern des Schlosses befinden. Als Gerichtsverwalter dieses Schlosses und Gutes muß ich daher die Zimmer aller Angestellten durchsuchen." „Was habe ich aber damit zu tun?" „Ich kann bei Ihnen leider keine Ausnahme machen, da ich sonst den Schein der Parteilichkeit erwecken würde. Liefern Sie mir daher den Schlüssel zu Ihrem Moffer aus und widersetzen Sie sich der Durchsuchung dieser beiden Zimmer nicht." Ohne ein Wort weiter zu verlieren, reichte Binchen dem Notar den Schlüssel. Dann schaute Sie mit ver schränkten Armen der Untersuchung zu. Als aber Wolny in ihrem Koffer herumstöbern wollte, fuhr sie auf. „Herr Notar, nur Ihnen allein oder Ihrem Gehilfen gestatte ich die Durchsuchung, keinem Dritten." Wolny lachte höhnisch auf. „Das kennt man schon! Weil ich hier jede Ecke kenne, fürchtet das zarte Fräulein meine Suche besonder». Der Verdacht wird dadurch nur verstärkt." Binchen warf ihm einen verächtlichen Blick zu und wandte ihm dann den Rücken. Der Knecht Johann musterte angelegentlich das Bücher brett, schließlich holte er einen Stuhl herbei und stieg darauf, um die oberen Fächer besser sehen zu können. Notar Flebbe hatte seine Durchsuchung beendet. „Ich habe nichts gefunden, Fräulein; hier haben Sie Ihren Schlüssel wieder." (Fortsetzung folgt.) K —