Volltext Seite (XML)
darmeriewachthäuser niedergebrannt. Der Bericht stellt weiter fest, daß das Feuer durch die Unvorsichtigkeit eines Persels namens Mehmet entstanden ist. Mehmet und sein Kamerad Muhtar wurden verhaftet. Bei dem Brande sind im ganzen zwei neunjährige Mohammedane- rinnen aus Kreta und ein Armenier umgekommen. Das jungtürkische Komitee stellte seine Klublokale zur Unter bringung der Obdachlosen zur Verfügung, die auf Höfen, in Moscheen und auf freien Plätzen kampieren. Das Komitee verteilte ferner Lebensmittel an die Unglücklichen. Die Regierung spendete 5000 Pfund für die vom Brande Betroffenen. Die meisten türkischen Zeitungen eröffnen Subskriptionslisten. Der Zustand des Kriegsministers ist befriedigend. Zur Entführung des Ingenieurs Richter. Die Angelegenheit Richter scheint eine günstigere Wendung zu nehmen. Es wird gehofft, daß das von den Freunden Richters erbrachte Geld für die Auslieferung htnreichen werde. Ueberfchwemmungskatastrnphe in Chinn. Aus dem ganzen Aangtsetal werden ungeheure Ueber- schwemmungen gemeldet. In Hankou erreichte das Wasser seinen höchsten Stand seit Menschengedenken. Der Distrikt von Jtschang ist in einen Binnensee von mehreren Ouadratmeilen Ausdehnung verwandelt Der Tungting» see, der übergetreten ist und das ganze Land überflutet hat, schwemmte die Ernte weg. Zahlreiche Dörfer sind zerstört. Auf dem Jangtse spielten sich die erschütternd, sten Szenen ab. In den Fluten treiben Häuser, auf deren Dächern sich ganze Familien geflüchtet haben. Große Verheerungen durch einen Taifun. Ein Taifun, der in Tokio und Jokohama seinen Mittel« punkt hat, erreichte gegen 3 Uhr morgens seinen Höhe- punkt und richtete ausgedehnten Schaden an. Die tiefer gelegenen Stadtviertel sind überflutet. Etwa hundert Menschen haben den Tod erlitten. V erzig Leichen wurden bisher geborgen. Man befürchtet auch, daß viele Schiffe untergegangen sind. Vermischte». ' Das Lob der Buttermilch. Daß die Butter« milch besonders während der heißen Sommertage ein vor« züglichcs und erfrischendes Getränk ist, weiß man zwar allenthalben, immerhin wird aber diese Tatsache noch nicht genug gewürdigt. Daher sei das nachstehende originelle Gedtchtchen einem stden zur Beherzigung empfohlen: .Dat Bier gift Schlag, De Wein gift Gicht, De Branntwein Köpper inS Gesicht, De Porter u»S dat Blot verdickt, Champagner gar de Beene knickt, De Grog mackt domm, De Kaffee blind, De Tee mackt uns de Kraft to Wind, Dat wat de Minsch noch drinke kann, IS Bottermelk; de nährt de Mann, Mackt frisch dat Hart, Dat Liew uns reen. Und klar de Kopp, Und flink de Been." Wer nach dem Lese» dieser Verse noch nicht von den guten Eigenschaften der Buttermilch überzeugt ist, bet dem hilft überhaupt all« Belehrung nichts. ' Sie kouute ihn nicht leide», nämlich die Gattin eines älteren Fabrikbesitzers in Berlin ihren Mann. Einen Tag nach dem goldenen Hochzeit-feste verschwand die Frau und ließ einen Zettel zurück, der lautete: .Ich hab' den Kerl von Anfang nicht leiden können!" Bis zur eisernen Hochzeit Wills also die Gattin nicht aushalten l ' Ei» wertvolle* Altertumsfund wurde bei Ausschachlu« gsarbettea e «es Geschäftshauses tn der Töpfer« straße in Nordhausen gemacht. In einem Kupferkeffel von 50 Zentimeter Durchmesser fand man: 5 stmkoe» goldete tzostienkelche, zum Teil mit reichem Edelstein- schmuck, 1 goldene» Löffel, 5 karkvergoldete Hostienteller ! Um rin Erde. > Novelle von Karl Meisner. I LI (Nachdruck verboten.) Binchen antwortete, etwas verwundert über diese un vermittelte Frage, die so recht der kleinstädtischen Neugier entsprach: „Ich habe auf dem Schloß die Erziehung des kleinen Töchterchens des Besitzers übernommen, der eine deutsche Gouvernante suchte." Der Kronenwirt brummte etwas vor sich hin, das nicht zu verstehen war. Dann blickte er durch das Fenster so an gelegentlich zum Himmel empor, als wolle er am Hellen Mittag das Geschick seines Gastes aus den Sternen zu lesen versuchen. Binchen wunderte sich über dieses seltsame Gebaren. Es wurde ihr etwas beklommen zumute. Deshalb fragte sie zögernd: „Es ist doch nicht etwa auf dem Schloß irgend etwas vorgefallen?" „Nein, nicht daß ich wüßte," antwortete gedehnt der Kronenwirt und starrte zur Abwechslung die Decke des Zimmers an, als habe er dort eine ganz wunderbare Ent deckung gemacht. Eine peinliche Pause entstand. Endlich tat der kuriose Wirt wieder seinen Mund auf. „Sind Ihnen die Leute auf dem Schloß persönlich bekannt Fräuleinchen? Es scheint mir, als ob Sie dieselben noch gar nicht kannten." „Nein, ich kenne sie persönlich noch nicht. Ich hatte auf ein Inserat in einer Zeitung geschrieben, darauf folgte ein kurzer Briefwechsel, dessen Endergebnis mein Engagement und diese Reise war." ! „So, so," meinte der Gasthaushalter bedächtig und sah dabei das junge Mädchen mitleidig an. „Mit solchen Inseraten in den Zeitungen ist das so eine eigene Sache. Man r.^ Glück haben, man kann auch — keins haben, je nachdem/ Imit Deckeln, 1 wohlerhaltenes Weihrauchfaß von herlicher I Arbeit, 3 zierlich gearbeitete Reliquienbehälter, sowie zahl« reiche Münzen (kurlächstsche Silbermünzen, Andreasmünze«) usw. Der reiche Fund wird den Kirchenschatz deS Augu« stine» (Marienknechts.) Klosters Himmelgarten bei Nord« Hausen darstellen, der kurz vor dem Ausbruche des Bauern krieges 1525 nach dem Hofe des Klosters in der Töpfer- kraße zu Nordhausen gerettet worden ist; er wird einige Jahre von dem ehemaligen Himmelsgärtuer Mönch Heinrich Thube, der bis zu seinem Tode (um 1550) dieses Kloster haus bewohnt hat, verwahrt worden sein. Anscheinend hat dieser Mönch den Kirchenschatz seines Klosters mit seiner Barschaft an Geld kurz vor seinem Tode vergraben, um die Wertsachen nicht in den Besitz des Nordhäuser Rates gelangen zu lassen. * Der letzte Gang der akademische» Frei» heil. Der „Straßb. Post" schreibt man: In Jens — ausgerechnet in Jena! — hat man die akademische Frei- heit dieser Tage zu Grabe getragen. Die Teutonen warens, die das LeichcnbegräbniS übernommen hatten, und sie hatten wahrlich Grund dazu. Der Bürgermeister, der die hohe Polizei unter sich hat — sein Name ist Müller — ist der übermodernen Ansicht gewesen, daß eS ein Verkehrshindernis bilde, wenn die Studenten an Wmi» i>tl ZMMttglul hält sich niemand gern nutzlos auf den heißen, staubige» Straßes auf, sondern strebt nach Möglichkeit, sein schützen des Heim zu erreichen, um eS sich bk quem zu machen. Selbst die bestdekorierten Schaufenster verlieren deshalb um diese Jahreszeit ihre anziehende Wirkung, und der Kaufmann ist oft genug ratlos, warum sein Umsatz hinter den Erwartungen zurückbleibt. Wer auch tu dieser Jahreszeit seinen Abnehmerkreis ständig vergrößern und sich seiner alten Kundschaft emp- fehlend in Erinnerung bringen will, für den heißt es immer wieder Wg ichmmi! Die geringen Aufgaben für ein Inserat mache« sich stets bezahlt. Auf Wunsch übernehmen wir eine wirkungs volle Ausgestaltung der Reklame. Verlas de» „Wochenblatt für Wilsdruff". langen Tafeln aus dem Gehweg fitzen und den Fußgängern einen Umweg über den Fahrdamm zumute«; und so ver bot Dr. Müller den Teutonen, fürder auf dem Bürger steig zu stgen, zu zechen und zu fingen und verwies sie in ihr Haus und ihren Garten. Dit Antwort war eine fürchterliche Kundgebung, die die allergrößte Heiterkeit her- vorrief. In langem Zuge gingS durch die Stadt; Trauer weisen spielte die Stadtkapelle; in einem sargähnlichen Gebilde folgte die „akademische Freiheit", von schwarz gekleidete« Männern getragen. Dann kam et« Wagen, der das einstige Jena zeigte — zechende Studenten ohne Polizei —, dann das Gegenstück: eine getreu kopierte «e. metnderatssttzung unter den Vorsitz deS allgewaltigen Po- lizeichefs. Der Friseur, der diese Köpfe zurecht gemacht, hatte viel Gesch ck gezeigt, die Stadtverordneten, dir sich des öfteren gegen daS studentische Treiben hatten hören lassen, fanden sich hier iu getreuem, wenn auch etwa» karriktertlm Konterfei: Sie agierte« eine stürmische Sitzung, die es auf den Tod der akademischen Freiheit abgesehen Kopfschüttelnd verließ er das Herrenstübchen und Bin chen blieb es überlassen, sich ihre eigenen Gedanken über diese rätselhaften Äußerungen zu machen. Nachdenklich verzehrte sie den Rest ihrer Mahlzeit. Nicht lange dauerte es, da rasselte draußen ein Fuhr werk über die Straße, von einem alten Apfelschimmel gezogen. War sich Binchen noch nicht recht klar darüber, ob dieses elende Beförderungsmittel der von ihr gewünschte Wagen sei, so belehrte sie dessen Lenker, daß es wohl so sein müsse. Das konnte nur der lahme Peter sein, dieses hoch beinige, spindeldürre Klappergestell, das da gemächlich neben dem Wagen hertrottete, den Gaul am Zügel führend. Der Kronenwirt trat wieder in die Stube, um das Geld für die kleine Zeche in Empfang zu nehmen. Er legte ein in sauberes Papier gewickeltes Paketchen vor Binchen hin und meinte mit gutmütigem Lächeln: „Das, was Sie eben gegessen haben, war keine ordentliche Mittagsmahlzeit. Vor vier oder fünf Uhr kommen Sie nicht ans Ziel, und ob Sie dort gleich etwas vorgesetzt bekommen, weiß ich nicht. Deshalb habe ich Ihnen hier 'einige Butterbrote zurecht gemacht und mit Schinken ordentlich belegt. Unterwegs können Sie die essen, die Waldluft wird Ihnen Hunger machen. Packen Sie das Brod da in Ihre Handtasche. Und nun die Fahrt: Ich habe mit dem lahmen Peter gehan delt auf sechs Gulden, Trinkgeld brauchen Sie ihm nicht weiter zu geben. Aber gut ist es, wenn Sie ihm den Fähr lohn sofort hier in meinem Beisein auszahlen. Ich will damit nicht sagen, daß er ein schlechter Mensch ist, aber — besser ist besser, und Vorsicht schadet nie. Geben Sie ihm gleich das Geld, wenn er Ihr Gepäck holt. Die Hauptsache aber bleibt, daß er augenblicklich nüchtern ist, und da es unter wegs kein Wirtshaus gibt, brauchen Sie nichts zu befürchten." Der lahme Peter hinkte herein, Binchen gab ihm nach der Anweisung des Wirtes die sechs Gulden, steckte mit herzlichem Dank die Butterbrote zu sich und verließ das gastliche Haus. Bald saß sie in dem bedenklich ächzenden batte. Eise Klosettpapierrolle evthielt lauter Strafmandate» Und endlich kam als Hauptsache der HioweiS auf die tm Jahre 1913 ablaufende Wahlperiode deS Bürgermeister» Dr. Müller; die Leute, die diese Gruppe verkörperte«, saugen das schöne Lied: „DaS muß ein schlechter Müller sein, dem niemals fiel das Wandern ein". Auf dem Marktplatz hielt man dann noch zündende Ansprache«, daS Philtsteivolk stand herum und lachte; Gemeioderats- Mitglieder waren auch dabei und der Bürgermeister, dem das alles galt, kam auch vorbei Ec und seine Polizei lachten dazu und so scheint es, daß die akademische Frei heit in Jena noch munter und lebendig ist. Anter der Lupe. Ein Stückchen Zeitgeschichte iu Verfem. Durch die britischen Gefilde, — angespornt vom SiegeSdrang, — sah mau jüngst die AutoS rasen — mit Radau und Benzgcstank. — Jetzt sind längst verteilt die Preise, — aus ist die Priuz-Heinrich-Fahrl; — mancher Fahrer murmelt leise: — „Hält ich doch mein Geld gespart!" — Traurig warS, als wir vernommen, — daß ei« Zug im Lande Bade« — zur Entgleisung tft gekommen, — grob und bitter war der Schaden. — Viele, die tm Zuge reisten. — haben jäh den Tod ge sunden, — schwer verwundet sind die meisten, — leiden lange SchmerzevSstunden. — Hoffe« wir, es soll gelingen» — alle glücklich durchzubringen. — In dem Ausland gehl eS heiter, — wie seit langen Wochen schon, — in der alten Tonart weiter. — Nach des Tages harter Frohn — macht es sörmlich Spaß, zu lesen — abends in der Zeitung dann, — was mol wieder loSgewese« — und man längst sich denken kann. — I« Marokko» leid'gen Fragen — möchte Frankreich Ruhm erwerben, — doch es dürfte sich den Magen — gründlich noch dabet verderben. — Spanien konzentriert sich schon — rück wärts, weils ihm nicht geheuer, — nur des Franzmann» Nation — läßt die Finger nicht vom Feuer. — Lange noch find nicht vorbei — tn Albanien die Revolten, — wenn die Truppen der Türket — flott dazwtschenschlage« wollten, — wär der ganzen Räuberbande — bald da» Leben auSgeblasen; — doch e» scheint, in jenem Laude — gibt es viel zwetbeia'ge Hasen. — Auch in Persien wie noch nie — meldet sich die Anarchie, — ganze Städte sind bis jetzt — von den Räubern schon besetzt. — Nur aus Teheran vermissen — Nachricht wir in allen Stücken, - weil sie dort grad pumpen müssen, — könnte das die Kurse drücken. — Die Regierung schweigt sich au», — bi« daS «eue Geld im HauS. — Aus verschied'nen fremde« Landen — meldete man Cholerafälle, — doch scheint Aussicht «och vorhanden, — sie zu tilgen auf der Stelle. — Darum hoff' ich, daß Du, Leser, — lange «och Dich froh vergnügst, — wenn Du sie nicht etwa vorher — bloß vo« meinen Versen kriegst. Literarisches. D» »i« ich. Große» illustrierte« Familie« blatt und praktische« Modenjournal für Frau und Kind. Ver lag John Henry Schwerin, Berlin W. 57. Erscheint monatlich zweimal mit großem, doppelseitigem Schnitt- musterbogen. Prei» per Heft 20 Pfg. bei allen Buchhändler« oder durch die Post. Soeben erschienen:: Nr. 9, 1. Jahrgang. Dr-Sduer Hausfrau. Praktische Wochenschrift für Hauswirtschaft und Mode, Handarbeiten und Unter haltung. Erscheint wöchentlich, pro Nummer 7 Pfg. Pxobenummern versendet auf Wunsch gratis und franko die Geschäftsstelle tn Dresden-«., Marienstr. 13. Soeben erschienen: Nr. 43, 9 Jahrgang. Die Lese. Literarische Zeitung für das deutsche Volk. Jährlich, nebst zwei Jahresbüchern, 6 Mk., viertel- jährlich 1.50 Mk, Einzelheft 15 Pfg. Probe- nummern versendet umsonst und posifrei die Ge schäftsstelle der „Lese", München, Rindermarkt 10. Soeben erschienen: Nr. 30. Fuhrwerk und hörte zu, wie Peter von dem Wirt noch einige wohlgemeinte Ratschläge für die Fahrt bekam. Der lange Mensch hörte ernsthaft zu, und sein Gesicht ver klärte ein Heller Schimmer, als ihm der Kronenwirt ver sprach, einen halben Schopven Slibowitz, landesgebrauten Zwetschenbranntwein, gratis zu geben, wenn er die Fahrt glücklich beende. Lustig ließ er feine lange Peitsche knallen, und der Klepper setzte sich in Bewegung, so gut es seine vier ungelenken Beine vermochten. Schaukelnd und schwan kend rollte der Wagen über das gräßliche Pflaster.» Bald hatten sie das Städtchen im Rücken und bogen in ein Seitental ein. Das Wetter war prächtig, ein heißer, sonndurchglühter Herbsttag, die Landschaft wild romantisch. Die Wege ließen allerdings viel zu wünschen übrig. Bald sank der Wagen mit dem rechten, bald mit dem linken Rad in eine der tiefen Furchen, die schweres Holzfuhrwerk in den weichen Waldboden gegraben. Der Reisenden war es bei diesem ewigen Geschüttel und Gerüttel unmöglich, ihre Gedanken zu sammeln. Nur! wenn der Weg über felsigen Grund führte, fuhr der Wagen ruhig dahin, und die In sassin hatte bei der gemächlichen Gangart des Pferdes Muße und Ruhe, die herrliche Szenerie, den hohen, schwei genden Wald zu bewundern. Nur eins flößte ihr nach und nach Besorgnis ein. Der lahme Peter mochte anscheinend dieselben Gedanken gehabt haben wie der Kronenwirt, nämlich, daß es in dieser Waldeinsamkeit keine Gasthäuser gebe. Er hatte sich demgemäß vorgesehen und zog nun in immer kürzeren Pausen eine unförmig große Flasche unter seinem Kutscher sitz hervor, der er dann jedesmal mit verklärtem Gesicht tüchtig zusprach. Trotzdem vergaß er nicht, ab und zu einen Blick nach rückwärts zu werfen, um sich davon zu über zeugen, daß das Fräulein noch vorhanden sei. Hatte er dies konstatiert, nickte er jedesmal befriedigt mit dem Kopf und hieb auf den Gaul ein, der dann einige beschleu nigte Schritte machte. (Fortsetzung folgt.)