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Artillerist mit gezognen Seitengewehr und links ein Infanterist. Beide kamen auf mich zu, ohne mich zu sehen, ich mußte nun an der Brustwehr hängend so lange warten bis die Schildwachen umkehrten, dieses dauerte mir lange, weil ich den ganzen Körper mit den Fingern erhalten mußte. (Fortsetzung folgt.) UmUZK EhtksniE. Unwetter t« Westdeutschland. Bet den schweren, in Westdeutschland in den letzten Tagen nieder- gegangenen Gewittern wurde streckenweise großer Schaden angerichtet. In dem Gebiete von Alsberg wurden durch die Wassermassen weite Strecken Felder arg in Mitleiden schaft gezogen. Der Hagel lag teilweise 25 Zentimeter hoch. Zahlreiches Vieh wurde erschlagen. Immerhin darf von einer Mißernte, wie maßgebende Kreise berichten, nicht gesprochen werden. Bei einem Deckeireinsturz zwei Kinder «m- gekommen. In Weißenturm stürzte in der Arbeiter. Wohnung einer Schwemmsteinfabrik die Decke eines Schlafzimmers ein, wo vier Kinder schliefen. Zwei Kinder wurden tödlich, eins schwer und eins leichter verletzt. Schwere Explostonskatastrophen. In Roversto bei Innsbruck erfolgte aus unbekannten Gründen in einem Laden von Feuerwerkskörpern eine Explosion, bei der der Sohn des Geschäftsinhabers getötet und drei Personen schwer verletzt wurden. — Aus Konstantinopel wird gemeldet: Der Zeitung Terdschman zufolge explodierte in Demen im Hause eines jüdischen Pulver fabrikanten während einer Hochzeitsfeier das Pulver magazin. Das Brautpaar sowie 26 Freunde und Ver wandte kamen um. 110 Häuser «iedergebrauut. In der Ort- schäft Runatobowa im Komitat Gömör sind 110 Wohn häuser niedergebrannt. Zwei Kinder sind umgekommen, 300 Menschen obdachlos. Zahlreiches Vieh und viel Ge treide ist verbrannt. I« die Dampfdreschmaschine geraten. In dem Dorfe Pete bei Szatmar sind beim Dreschen zwei Arbeiter in die Trommel einer Dampfdreschmaschine ge raten und fürchterlich verstümmelt worden, so daß der Tod sofort eintrat. Dem Maschinisten, der sie retten wollte, wurde vom Treibriemen ein Arm ganz heraus- gerissen. Der Maschinist liegt ebenfalls im Sterben. Vermischter. * Fortschritte im Flugzeugbau und seine Ursachen. ES ist noch kein Menschenalter her, da ge- hörte das Automobil zu den seltensten Erscheinungen. Viele Leute konnten sich von einem derartigen Vehikel gar keine Vorstellung machen und zweifelten, daß dieses unzuverlässige und unbeholfene Fahrzeug jemals dem allgemeinen Ver kehr würde dienen können. Heute gehört das Auto zu den Selbverständlichkettea des Lebens. Einen ähnlichen, uur noch viel raschere« Entwicklungsgang haben die Flug- apparate zu verzeichnen. Leistungen, wie der durch den Kathreiner-Preis veranlaßte Flug München—Berlin, den Hirth vor wenigen Wochen ausführte und in den letzten Lagen der Rundflug um Deutschland, hielt man noch vor einigen Jahren für Fantasterei. Die Gründe für diese schnelle Entwicklung sind nicht allein auf die fortschrittliche Tendenz der Industrie zurückzuführen. Wo wäre heute die Automobil-Industrie, wenn nicht Fabrikanten, Kauf, leute, Bankiers, mit einem Worte die begüterten Kreise der Nation, durch ihre Stiftungen, Preisausschreiben und nicht zuletzt auch durch ihre persönliche Anteilnahme den Erfindern einen steten Ansporn gegeben hätten, immer wieder neue schwierige Probleme zu lösen. Die Wirkung solcher Preisausschreiben ist aber noch eine viel weitgehendere, als man auf den ersten Blick glaubt. Sie kommt vor allem auch der Entwicklung gewisser Spezial.Jndustrien zugute, denen die Lieferung bestimmter Teile z B. Motore, Pneumatiks rc zufällt. Auch in sozialer und wirtschaftlicher Beziehung find diese Preisausschreiben von Bedeutung, denn sie mildern das Erfivderelend und zwar sowohl durch den Preis selbst, wie auch durch das Betonen der Bedürfnisfrage gegenüber der breiten Oeffentlichkeit. Auch der Flugzeugbau würde heute noch in den Kinderschuhen stecken, hätte nicht unsere Großindustrie durch Preise und Stiftungen das Interesse immer wach erhalten. Dem Bleichröder-Preis von 10000 Mk. folgte der Opel-Preis von 20000 Mk., diesem der Lanz-Preis von 40000 Mk. und ebensoviel betrug der bei dem Rundflug von Deutsch land einem einzelnen Flieger zugefallene Hauptpreis. Der höchste bisher gezahlte Preis ist der von Kathreiners Malzkaffee-Fabriken gestiftete Kathreiner-Preis von 50000 Mk. für den Flug München-Berlin. * Die größte« Bah«höfe der Wett. New- Aork besitzt bereits seit kurzem den größten Bahnhof der Welt, den Bahnhof der Pennsylvania.Eisenbahn, der elf Hektar Raum für sich in Anspruch nimmt. Diese riesige Anlage wird aber trotz ihrer ungeheuren Ausdehnung an Großartigkeit von einer neuen New-Varker Bahnanlage übertroffen werden, über die V. Forbin in der Nature Näheres mttteilt. Es ist der Bahnhof der beiden Eisen- bahngesellschafte«, New-Vork Central und New-Aork-New« Haven-Haven-Hertford, der 1915 fertiggestellt sein soll. Während der Pennsylvania-Bahnhof keine Wagen be- herbergenkann, wird die Grand- Central- Station 1149 Wagen aufnehmen können. Zu der Erbauung dieses neuen Riesen- bahnhofeS werden 80000 Tonnen Stahl verwendet, das ist das Doppelte der Menge, die bei dem Pennsylvania- Bahnhof verbraucht wurde. Die Anlage kostet gegen 800000 Millionen Mark und die Kosten würden noch um ein Beträchtliches größer sein, wenn nicht die Gesellschaften bereits des Terrains vorher besessen hätten. Außerdem wird der Bahnhof eine ganze Reihe von Verbesserungen aufweisen. Die Güterwagen werden sogleich beim Ein» treffen der Züge von den Paffagierwagen getrennt. Die Reisenden staden beim Aussteigen Totlettenzimmer vor, in denen sie ihre Kleidung wechseln und ihre Toilette machen können; auf großen Balkons können die Freunde auf die Ankommenden warten und die Einfahrt der Züge beobachten. Der Bahnhof wird ganz unterirdisch angelegt und über ihm werden sich Wolkenkratzer von 20 Stock werken erheben, Hotels, ein großes Varteteetheater, sogar eine Kirche, sodaß für die in New-Vork Anlangenden in jeder Beziehung gesorgt ist. * Was verursacht die Selbstentzündung vo« Heu? Ein Gelehrter hat neuerdings interessante Ver suche über die Selbstentzündung von feuchtem Heu an gestellt und ist zu dem Resultat gekommen, daß diese Selbsterhitzung nicht, wie bisher angenommen wurde, auf chemische Vorgänge zurückzuführen ist, sondern daß sie der Lebeustättgkeit von Bazillen entspringt. Wie Dr. Obernheimer in der „Naturwiss. Wochenschrift" mitteilt, ist nach den erwähnten Versuchen von den aufgefundene« Bazillen besonders der deshalb auch Bacillus calefactor, Heizungsbazillus, genannte befähigt, bei höherer Tempe ratur zu existieren. Er fängt erst bei einer Temperatur von 40 Grad CelfiuS an zu wachsen und fühlt sich bei einer Temperatur von 60—70 Grad Celsius sehr wohl- Wenn man diese Anwesenheit der Bazillen bei verhältnis mäßig so hoher Temperatur nicht einfach damit begründen will, daß sie in dem feuchtwarmen Heu günstige Lebens- bedingungen finden, sondern ihnen bei der Erwärmung selbst eine Rolle anweist, so könnte sie doch nur für daS Anfangsstadium der Erwärmung herangezogen werden, denn nach Anschauung der Gelehrten sterben die Bazillen schon bet 75 Grad Celsius ab, so daß sie für die Er wärmung des Heues bis zu seiner Entzündungstemperatur nicht in Frage kommen können. Rätsel-Ecke. Kapselrätsel. Ourlaek, LcknaUe, Wacktparacke, VersetLUNZ, Heinalickdeit, Wacklet. AuS jedem Wort ist eine Gruppe von drei neben einanderstehenden Buchstaben zu nehmen; diese Gruppen müssen im Zusammenhang gelesen einen bekannten Sinn spruch ergeben, der zu mutigem Ausharre« und Bor« wärtSstreben anfeuert. Hier wollte ich meinen Bräutigam treffen; aber wo mag er nur sein? Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Charade: Lustspiel. Ztfferblatträtsel: i n m iv v vi vii viii ix x xi xii Q 8 1? I Q X ir 8 0 I- GaS, Gast, Ast, Asti, Stil, Ilka, Karbol, Bol, Olga Meißen, am 5. August. Butter, 1 Kilo 2,60 btS 2,70 Mk.; Gänse, Pfund 80-85 Pfg.; Hase«, Stück Mk.; Eier, 1 Stück 8 Pfg. Getreidepreise: geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, niedrigst, höchst. Weizen — — — — 19,00 19,40 Roggen alter — — — — — — Roggen neuer — — — — 16,00 16,40 Gerste — — — — — — Hafer alt — — 18.60 18.90 19,00 19,30 Hafer neu - - 16,60 16.90 17,VO 17,30 Meitzner Ferkelmarkt Wege« Seuchengefahr ausgefallen. Nossener Produktenbörse am 4. August 1911. 1000 KZ Mk. bis Mk. l-8 Mk. bis Mk. Weizen um 75/76 - - « Z--^85 - - - nm —/— » »188,— - 191,— 8515,90 - 16,20 Roggen hies.7i/72 - -161 — - 164,— 80 12,75 - 13,0« - - 68/70 ' ' — — - — 80 , - —,— Gerste Brau- - - — — ' -- 70-,-- - Futter- - - —-— * —, 70 , » Hafer neu - - —,— - —,— 50 —- - alt 87 > -168,- - 182 - 50 8,40 - 9,10 Futtermehl l 100 - 17,50 - —,— 50 9,— - —.— » ll , , 16,- - —50 8,25 - Roggenkleie - - 13,— - 14,- 50 6,75. 7,25 Wetzenkleie grob - - 12,25 - 12,75 — 6,25- 6,50 Maiskörner grob - - — — ' -,- 50 - 9,— Matsschrot - - —:—' -,- 50 -,- - 10,- Heu, alt per 50 Kilo von Mk. 3,— btS Mk. 3,50 Heu, neu - 50 B - . 2,50 » « 3- Schüttstroh - 50 B - . 2,50 - - 2,80 Gebundstroh - 50 - - - 2,— - - 2,50 Kartoffeln alt - 50 O B » — » » 3,— - neu - 50 - » » — O - — Um ein Erbe. Novelle von Karl Meisner. 10j (Nachdruck verboten.) Lichter Sonnenschein flutete durch das grünliche Glas des Fensters und warf sonderbare Reflexe auf den Tisch und die darauf stehenden seltsamen Gegenstände. Die Lampe im Zimmer brannte immer noch. Da trat der alte Friedlieb ein. Verwundert blieb er in der Türe stehen, als er Binchen immer noch fest schlafend im Sessel sitzen fand. Mit geradezu väterlichem Wohlwollen betrachtete er die Schlafende lange Zeit. „Was für ein herzig liebes Gesicht," dachte er, „und wie zart und rosig die Wangen vom Schlaf gefärbt sind. Die hat sicher in ihrem Leben noch nichts Böses getan, wird auch kein Unrecht tun, da Gott sie behütet. Wie ein Engel ruht sie da. Schade um den süßen Schlaf, aber ich muß sie wecken. Ich habe keine Zeit mehr und muß weiter durch das Revier. Und mein Bub' wartet auch schon zwei Stunden, um den Weg nach dem Schloß zu machen. Und dann wird Herr Balthasar auch froh sein, wenn er seine Wohnung wieder bekommt. Es hat mich eigentlich doch gewundert an ihm, daß er sofort auf meine Bitte einging. Wo er selbst nur die Nacht geblieben sein mag? Bei mir in der Hütte war er nicht. Gewiß hat er hier irgendwo in der Ruine noch einen alten Raum, der Schutz gegen das Unwetter bietet, entdeckt und dort geschlafen. Luft aber will ich vorerst hier machen." Damit ging er leise auf den Zehen zum Nebengemach und öffnete weit das Fenster, daß die würzige, frische Waldluft Eingang in das Zimmer fand. Dann löschte er die Lampe und trat zurück an die Türe. „Guten Morgen wünsche ich Ihnen, Fräulein," rief er dann mit lauter Stimme. Binchen erwachte aus tiefem Schlaf. Liebliche Träume mochten eS sein, die sie umgaukelt hatten und noch um fangen hielten, denn sie lächelte den alten Waldwart an. Dann rieb sie sich die Augen und blickte erstaunt um sich. Fried lieb lachte. „Ich habe Ihnen guten Morgen gewünscht, Fräulein. Wenn Sie sich aber nicht beeilen, wird der gute Kaffee kalt, der auf Sie wartet." Binchen richtete sich aus. „Ich habe aber mal gut geschlafen," sagte sie und reichte dem Alten freundlich die Hand. „Schönen guten Morgen. Und Kaffee haben Sie sogar für mich gekocht?" Friedlieb lächelte geheimnisvoll. „Hier habe ich Ihnen einen Krug frischen Quell wassers mitgebracht, damit können Sie sich den Schlaf aus den Augen reiben. Ich will jetzt gehen, kommen Sie aber bald nach. Ich knicke einige Zweige in Schulterhöhe, damit Sie den Weg besser finden können." Als er fort war, netzte Binchen mit dem frischen Wasser ihr Gesicht. Dann ordnete sie ihre Toilette. Mit der Frisur wollte es nicht so recht gehen, deshalb hielt sie Um schau nach einem Spiegel, den sie auch bald an dem Pfeiler fand. Als sie fertig war, trieb sie die weibliche Neugier, sich ein klein wenig in dem Raum umzublicken, der ihr gastlich ein Nachtquartier gewährte. In wirrem Durcheinander lagen auf dem Tisch Bischer, große und kleine, dazwischen Schreibpapier, getrocknete und srische Blumen, Vergrößerungsgläser und ähnliche Dinge. In der Ecke war ein Bücherbrett, vollgepfropft mit Büchern. Ganz oben standen weitbauchige Flaschen, die tote Tiere in einer Flüssigkeit bargen. Die Titel der Bücher, von denen sie einige zaghaft betrachtete, waren ihr unbekannt, ebenso die Sprache, in der sie geschrieben waren. Da war es ihr, als hörte sie draußen vor dem Fenster ein Geräusch. Schnell trat sie zurück aus Furcht, beim Durchstöbern fremden Eigentums ertappt zu werden. Sie nahm ihr Handtäschchen, warf schnell noch einen Blick in den Spiegel und verließ dann das Gemach, um sich zu der Schutzhütte zu begeben. Den Weg dorthin fand sie leicht. Freundlich wurde sie vom alten Friedlieb und seinem Sohne empfangen. Vor der Hütte, im Schatten einer mäch tigen Buche, stand eine Bank und davor, mit schneeweißem Linnen gedeckt, ein Tisch, der ein regelrechtes Frühstück präsentierte: Kaffeekanne, Milchkännchen, Tasse mit Unter satz, Zuckerschale, ein Teller mit Brot, einer mit Butter, Messer, Kaffeelöffel — alles war da. Binchen war a«»» erstaunt. „Wie in aller Welt haben Sie das hier in der Wald einsamkeit fertig gebracht? Das ist ja das allerliebste und. appetitlichste Tischlein-deck-dich, das ich je gesehen." Friedlieb lächelte vielsagend. „Leider muß ich das Verdienst von mir abweisen,, ich hätte selbst mit dem besten Willen dies Ihnen hier im Walde nicht bieten können. Der tolle — o, ich wollte sagen Herr Balthasar ist heute in aller Frühe meinem Sohn fast bis in das Dorf entgegen gegangen und hat ihm genau auf getragen, was er alles holen soll. Dann hat er W nach her zum Teil selbst damit bepackt und hier hinansgetragen. Dann haben wir, so gut es ging, den Tisch zusammen geflickt, die Bank hatten wir noch hier in der Hütte. Herr Balthasar hat dann selbst den Tisch für Sie gedeckt und mich unterwiesen, wie ich den Kaffee zubereiten sollte. Er ist vorzüglich, denn wir haben den Rest, der nicht mehr in die Kanne ging, selbst getrunken. Den kleinen Rand werden Sie uns wohl nicht übelnehmen." Binchen war rot geworden. Eine solche liebevolle Für sorge hatte sie nicht erwartet. Besangen fragte sie, w» denn jetzt Herr Balthasar sei, ob er nicht mit frühstücke» wolle. Sortsetzung folgt.) '