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Welt IM ailö. »»I>»>-2<l>-^r>r>r>rü<>^v^2<>L<>2<>L-2^L^>2^2^ Diese Tatsachen waren Waldemar Klug ^rdt noch vom letzten Zaubersest her in eaujamer Erinnerung. Aber sie hinderten >n heute nicht, trotz seines furchtbaren -chnupsens und seiner Heiserkeit, dankend nzunehmen. Die Zeit, 'in der er solche Feste ussuchte, um sich in erster Linie den ewig mrrenden Magen zu füllen, waren Gott- )b vorüber. Seitdem sein frisches, wun- ervolles Buch „die Aufklärung" überall >arme Aufnahme gefunden, konnte er sich «ancherlei Schönes gewähren. Darum war : jetzt auch fest entschlossen, an Hanni Rich er endlich die entscheidende Frage zu stel- -N . . Daß xr ihr nicht gleichgiltig war, mßte er längst. Bisher hatte er nur für e einen allzu langen Brautstand gefürchtet, iachdem nun aber der erste Erfolg erstrit- n, waren diese Bedenken verflogen. — Er alte ihr neulich sein Buch gesandt. Sie ntwortete darauf mit ein Paar lieben eilen, wie sehr sie sich freue, ihm bei Gol- umanns persönlich zu danken. Da konnte er doch nicht gut absagen. Frau Lehmann, die unten ihren Ge- iifekram und oben seit Jahren seine Jung- fellenherrlichkeit in Ordnung hielt, mußte w neuen, weißen Anzug, der des kalten letters wegen noch garnicht benutzt war, 'rausnehmen und alle Knöpfe auf ihre icherheit hin prüfen. Sie hatte es denn rch bald herausgebracht, aus welchem runde ihn ihr Herr anlegen wollte. »Herr Doktor", sagte sie großmütig, vas jung is, soll sich veramüsieren. Gehen e Man hin. Aber Wecken Sie mir nich wie- u die Nacht auf." Ec lächelte verlegen. Nichtig im vorigen Jahr hatte er die Ute herausgeklopft, um sich von ihr ein mr tüchtige Brote zurechtmachen zu lassen, in Restaurant hatte er nicht aufsuchen mö- n. Damals mußte er genau rechnen. Er nickte ihr zu, als wollte er ihr noch Mal für den geleisteten Liebesdienst nken. „Diesmal verspreche ich feierlich, Sie »lasen zu lassen, Mutter Lehmann." „Wissen Se, Herr Doktor, wir wollen lieber jarnich erst drauf ankommen laf- Ich stecke Se ein paar Stullen ein." Er wehrte energisch ab. „Auf keinen Fall." — Sie aber lächelte dachte sich ihr Teil — und tat, was sie r das Richtige hielt! Der Tag des. Festes stieg mit drückender chwüle zur Mittagshöhe. Ueberall auf n Straßen begegnete man heißen, er- wpften Gesichtern. In diesem kalten, ver- ünten Sommer hatten die Menschen die aft, den Glanz der Sonne zu ertragen, rloren. Sie ächzten und stöhnten gewal- ,. — Dr. Klughardt war bereits um vier fr im Dreß und verfolgte mit den Augen «geduldig den Zeiger der kleinen Stand- n. Er rückte ihm viel zu langsam vor- ärts. Endlich konnte er gehen- Sein Schnup- a war noch böser geworden. Geruch und eschmack flohen ihn seit Tagen. Dennoch llte sein Herz die frohe Zuversicht eines ienfchen aus, der voll bescheidenen Stolzes in nicht länger unbedeutendes „Ich" in e Oeffentlichkeit besorgt. Er war einer der ersten Gäste. Die iirte zeigten sich ein wenig sonderbar. Nach hr herzlicher Begrüßung ließen sie ihn ötzlich stehen, flüsterten mit einander und andten sich dann einem jungen abseits stehenden Arzt zu, mit dem sie eisrig zu plaudern begannen. Dr. Klughardt meinte zu verstehen. Herr Goldermann war Gich- tiker und nahm die Gelegenheit wahr, in seiner bekannten, sparsamen Art sich noch schnell mit einigen billigen Verhaltungs maßregeln zu versorgen. Aber später fand er keine Erklärung mehr. . . Mit ausgestreckten Händen eilten ihm — die selbst oberflächlich Bekannten ent gegen, sagten ihm allerhand Schmeichelhaf tes über sein Werk — begannen interessiert nach neuen Schöpfungen zu fragen und machten sich dann Plötzlich davon, ohne seine Antwort abgewartet zu haben. Sollte die unerwartet hohe Temperatur bei alle diesen Leuten eine chronische Nei gung zur Unart ausgelöst haben? Es war allerdings richtig — die Tem peratur wirkte unerträglich. Auf dem blauen Himmelssee jagten ein paar eilige Kutter mit Trauerfahnen hin und her. Sie zeigten ein Gewitter an. Klughardts Blick fand endlich — unter einer Gruppe Neuangekommener das Mäd chen heraus, um dessenwillen er heute er schienen war. Mit leuchtenden Augen eilte er ihr entgegen — sah ihr Erröten — um faßte ihre Hand mit kräftigem Druck und sagte leise: „Wenn Sie wüßten, wie glücklich ich jetzt bin." Bald fanden sie sich wieder — fernab von dem Schwarm der andern — zusam men. Dr. Klughardt hatte im Kopf eine wunderschöne Liebeserklärung fertig und brauchte sie nur mit dem geistigen Auge herunterzulesen. Ein Weilchen standen sie sich stumm gegenüber. Sie hatte den Kopf geneigt, sodaß er auf ihr loses Blondhaar herabsah. „Fräulein Ilse" begann er — „liebe, kleine Ilse . ." Da zuckte es um ihren Mund, als ob sie weinen wollte . . sie zog das Batist- tüchlein heraus und führte es an Augen und Nase. Er meinte, sic wolle ihn die Trä nen des Glückes nicht sehen lassen. Aber seine schöne, lange Rede mochte er doch nicht opfern. „Jetzt darf ich endlich eine Frage tun" fing er nach einer kleinen Pause mutig an, „nicht wahr, Ilse, ich darf doch?"? Sie gurgelte unter dem^Tüchlein etwas Unverständliches heraus und lief ihm Plötz lich — davon. Hilflos starrte er ihr nach! Was hatte sie? Sollte er sich in ihr ge täuscht haben? Konnten ihre reinen, guten Kinderaugen lügen? Eine furchtbare Aufregung begann in ihm zu wüten. Er hielt sich abseits von dem Getriebe der übrigen Gäste, bis die dicken Trauerfahnen der Kutter tiefer sanken und ein Regen losbrach, der die Gesellschaft in das Haus trieb. Hier konnte ihm die kleine Ilse nicht entgehen, so sehr sie sich auch augenschein lich darum bemühte. „Darf ich Sie einen Augenblick bitten, mich nochmals anzuhören" raunte er ihr bei der ersten passenden Gelegenheit zu. „Was haben Sie? Sprechen Sie um Got tes willen!' Sie schüttelte nur traurig das Haupt. „Ilse" flehte er, „quälen Sie mich doch nicht so sehr." „Ich kann es nicht sagen" flüsterte sie überwältigt von einem Schauder. Dabei lachte aus ihren Augen ein loser Schalk. Das empörte ihn. Er ritz sie ganz nahe zu sich heran. Da lief wieder uni Mund und Näslein das bekannte Zucken — geschickt wußte sie sich frei zu machen und war davon gehuscht. Unter der lachenden, schwatzenden Jugend tauchte sie unter. Er aber wandte sich, — lief ohne Verabschiedung von den Wirten, fort, nahm eine Droschke und fuhr nach Hause. Die Nacht verbrachte er im Lehnstuhl, mit dem Atlas auf den Knieen, denn er wollte in den nächsten Tagen eine Reise an treten. Dieser Gedanke war natürlich völlig neu. Das sonderbare Benehmen der Gäste — am meisten aber die Lieblosigkeit des ver ehrten Mädchens — trieben ihn fort. Gegen Morgen schlief er — noch immer im tadellosen Dreß — trotz der wenig be quemen Lage ein und erwachte erst, als das kleinste Töchterchen der Frau Lehmann ihm die Post hereinbrachte. Er. zwang sich förmlich, mit dem klugen, lustigen Kind ein wenig zu reden. Aber auch das schien es eilig zu haben. Mit geschicktem Griff hielt er indeß das flatternde Röckchen fest. „Bleibe noch ein wenig, Marte . . ich glaube, da ist noch etwas Chokolade im Tischkasten." Sie strebte weiter fort. Da packte ihn eine Wut. „Auf der Stelle sagst du mir, warum du nicht bleiben willst." Und sie sagte es in kindlich ehrlicher Offenheit. „Ich ... kannst nich aushalten . . , es stinkt so sehr bei Ihnen. . ." Frau Lehmann, die immer eine gute Rechnerin gewesen, hatte sich nämlich den mangelnden Geruchsinn ihres Doktors zu nutze gemacht. Trotz seines Verbotes packte sie ihm mütterlich ein Paar kräftige Stullen in die Tascke. Daß sie diese mit ihrem ver- .laufenen Sommerkäfe, den sie anders doch nicht mehr losschlug, reichlichst belegte, konnte ihr am Ende niemand verargen . . 6inU, in leuAUencken "Oagen . . . Einst in leuchtenden Tagen Streute Rosen der Himmel, Dicht wie Flockengewimmel — Gelbe, weiße und rote. Wo die Duftenden lagen, Tanzten so froh unsre Füße, Lachte die Liebe, die süße — Lohte die Freude, die rote! Doch nach leuchtenden Tagen Haben Stürme gewettert, Sind die Rosen entblättert -- Sank in Asche, was lohte! Wo dis Dornen nun ragen, Wandern wir — Wunden an Fußen, Müssen in Bitternis büßen' Um die Liebe, die tote Liebe aus leuchtenden Tagen . . . Alice Linde.