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Donnerstag. 4. Mai 1911 Um- werden. Bis zu dem etwas zurückliegenden Sperrmauer »Vie Stadt- und Reichsherolde daher, ihnen folgten die >581 Mai tüder, 'ff leM giebt le". »n > mj al. achm isden. i7tt iten- vei peD em« ^LilagL m. mgev, sende« Auf der Landstraße zwischen Geleirau und der Besenschenke wurde in der Nacht zum Montag der 40jährige Maurer Louis Drechsel von einem Annaberger Automobil überfahren und getötet. Der Verunglückte hinterläßt Frau und fünf unerzogene Kinder. Deuksprüche für Gemüt unv Berüaud. Und nicht Worte mit fliegend>r Eile, zürnende Worte sind brennende Pfeile, Töten die Ruhe der Seele so schnell: Schwer ist za heilen, doch leicht zu verwunden. In seiner Kammer am Schrankschlüssel erhängt auf- gefunden wurde am Sonnabend abend in Göppersdorf der Dienstknecht M. aus Berggießhübel. Was den 15jährigen lebenslustigen Burschen in den Tod getrieben hat, ist noch nicht aufgeklärt. Wahrscheinlich hat er sich nur einen Scherz machen wollen, um seine Mitknechte zu erschrecken. Seine diamantene Hochzeit feierte der 82jährige Gärtnereibesitzer Ernst Buttig mit seiner 81jährigen Ehe frau in Zittau. Das Jubelpaar ist noch sehr rüstig. Zur Walpurgisfeier am Sonntag abend flammten in den Laufitzer Bergen Hunderte von Hexenfeuern auf. Auch hier und da wurden Hexentänze mit brennenden Besen aufgesührt Besonders große Feuer brannten auf dem Czerneboh, dem Bieleboh und dem Mönchswalder Berge. Wahre Völkerwanderungen fanden ins Freie statt, um das Treiben zu beobachten. Der Margeritentag am Sonnabend in Bautze« ist als ein sehr gelungener zu bezeichnen. Auch König Friedrich August, der auf der Fahrt von Schlesien nach Dresden nachmittags 3 Uhr in Bautzen durchfuhr, war Teilnehmer des Margeritentages, indem er während des kurzen Aufenthalts auf dem Bahnhofe von fünf daselbst anwesenden Blumenmädchen mehrere Margeriten kaufte und ansteckte. Die Schaufenster der Stadt waren reich und prächtig mit Tausenden von Margeriten geschmückt. Die Einnahmen des Bautzener Margeritentages werden auf 12< 00 Mark geschätzt. Am Sonnabend in der sechsten Nachmittagsstunde trat ein heftiger Regen, begleitet mit Hagelsturm, in Riesa auf, als ein Flößerboot oberhalb der Premnitzer Fähre, und zwar in der Nähe des Stadtparkes, talwärts trieb. Das Boot konnte von den entgegenfahrenden Fähr leuten der Promnitzer Fähre zwar gerettet werden, doch ist der Flößer Hendler dabei ertrunken. Als am Sonnabend der Privatmann Karl Juttig in Leipzig die Geleise am Eilenburger Bahnhof über schreiten wollte, wurde er von einer Lokomotive über- fahren. Beide Beine wurde ihm abgetrennt, so daß er seinen schweren Verletzungen erlag. In Wahre» und Lindenthal bet Leipzig verübte in diesen Tagen eine Rotte von 15 bis 20 russisch-pol nischen Arbeitern einen schweren Landfriedensbruch. Sie drangen in verschiedene Gastwirtschaften ein und ver wüsteten alles, was vor sie kam. Auch das Messer und der Knüppel wurden tei dem Aufruhr gebraucht Es gelang nachträglich, den größten Teil der Rowdies fest- Vorn Talsperrenbau bei Malter. Der anbrechende Frühling lockt so manchen Natur freund hinaus in die erwachende Gotteswelt. Wie zu beobachten war, ist auch das Talsperrengebiet bei Malter vielfach als Wanderziel auserkoren worden. Und nicht ohne Grund, denn die an der Kipsdorfer Bahn vor genommenen einschneidenden Veränderungen und die Sperren-Vsrarb iten geben hinreichend Anlaß, sich ein mal an Ort und Stelle von der Großzügigkeit der Anlage zu überzeugen. Bei einem Besuche des Sperren- gebiets Malter ist es zweckmäßig, zunächst bis Malter die Schmalspurbahn zu benutzen, von der aus man einen hübschen Ueberblick vom Tale herauf über die Anlagen erhält. In der Nähe der Sperrmauer darf das Bauterrain nicht betreten werden. Man gelangt in dieses eben nur mit der Eisenbahn. Darum empfiehlt es. sich, von Malter aus rückwälts rechts über die Höhe zu wandern und die nächste Gelegenheit zu benutzen, das nicht abgesperrte Grundgebiet zu erreichen. Die ersten Wahrzeichen baulicher Umwälzung erblickt man dicht hinter der Spechtritzmühle, wo rechts der Bahnlinie Merkzeichen sichtbar werden, die die Form der ncucn Böschung erkennen lassen. Unweit von ihnen beginnen oberhalb der Strecke die umfänglichen Bodenbewegungs arbeiten, über deren Ausdehnung eine Höhenwanderung erst den richtigen Ueberblick gibt. Die neue Bahntrasfe steigt von der Spechtrirmüble ab allmählich höher und höher, bis sie kurz vor Seif rsdorf sich nach der anderen Talseite hinüber wendet. Hohe Stützmauern sind zu- weilen nötig gewesen, um dem Bahnkörper Halt zu geben, der in seiner neuen Richtung schon deutlich vom Gelände sich abhebt. Zur Ueberführung der Bahn nach der anderen Talseite wurde kurz vor dem Sägewerk Seifersdorf eine hohe schmale Steindrücke errichtet. Ihr Mittelbogen nimmt das Weißeritzbett auf, während durch zwei kleinere Seiten- bögen Fußwege führen. Die Brücke wirkt sehr hübsch infolge ihrer Gliederung und wuchtigen Mauerungsart. Von ihr aus nimmt die Eisenbahn einen völlig neuen Weg. Deshalb mußten gegenüber der Bahnhaltestelle Seifersdorf zwei kleinere Anwesen abgebrochen und ein hoher Felsvorsprung beseitigt werden. Bis zum soge nannten Steinbornweg, der ins Herz der Dippoldiswaldaer Heide hineinfühlt (wohl auch Borrmannsgrund genannt), steigt die Bahn allmählich weiter. Um den ziemlich breiten Grund zu überqueren, ist dort die Errichtung einer zweiten Bahnbrücke nötig. Ihre gewaltige Höhe und breite Bogcn- spannung erkennt man an d m gigantischen Holzgerüst, welches dazu bestimmt ist, die Wölbsteine aufzunehmen. Ams Ksetzse«. Wilsdruff, den 3. Mai. Die L iche deS ermordeten Rentenempfängers Todt ist am Sonntag in später Nachmittagsstu^de in einem Schrebergarten an der Fritz Reuterstraße in Dresden nach seit einigen Tagen andauernden Nachgrabungen auf gefunden worden Die Leiche lag etwa dreieinhalb Meter unter der Erde verscharrt. D r betreffende Schrebergarten gehört dem deS Mordes verdächtigen früheren Grüwaren- händler Göhlert. In dem Garten befinden sich sehr viele alte Gefäße und sonstiges Gerümpel, sowie ein Holz schuppen. Die Leiche lag mitten in dem Schrebergarten vergraben. Es wurden sofort photograhpische Auf nahmen vorgenommen und dann die Leiche nach dem Sektionssaale des Gerichtsgebäudes gebracht. Dort ist der Mörder am nächsten Mörgen vor die Leicht gestellt worden. Er hat bis zuletzt jede Schuld abgelcugnet. — Am Sonnabend nachmittag fand in Dresden, Ostra-Allee 19, in feierlicher Weise die Grundsteinlegung für das neue KeglerhmS statt, das sich der Verband esdner Kegelklubs errichtet. Läufer mit ihren Peitschen und wilberstäben und jetzt erst nahte, von zwölf mutigen, silberschimmernden Rossen cezogen, der goldgleißende Spiegelwagen und in diesem die junge Königin Henritte Maria, neben ihrem Gemahl Karl l. « Wohl war sie schön, die jugendliche Königin, welche kaum sechzehn Lenze zählte, eine stolze, herrliche Gestalt. Ihre Augen blickten schwärmerisch, während auf der hohen Elfenbein-Stirne das Bewußtsein ihrer Würde thronte. Überall begrüßte sie der freudigste Iubelruf und tausend und abertausend Stimmen riefen ihr entgegen: „Heil! Heil Dir der glücklichen Königin!" Die also Empfangene lächelte freudig; die Seligkeit in ihrer Brust wiederspiegelte sich auf ihrem Antlitz, man sah es ihrer Freude, ihrem Entzücken an, daß sie an die Liebe des Volkes, an die Aufrichtigkeit des Willkommen grußes glaubte, daß es ihr wohltat, wie alle Blicke nur an ihr hingen. Aber wie täuschte sie sich, wie sollte sie sogleich erfahren, daß es nur leere Worte waren, welche man ihr zurief. Das Gedränge wurde immer mächtiger, immer be ängstigender und während der Festzug seinen Weg lang sam fortsetzte, ertönten ununterbrochen die Rufe: „Heil! Heil der schönen, der glücklichen Königin I" Aber plötzlich ging eine seltsame Bewegung durch die Menge; die Heilrufe verstummten, statt dessen aber hörte sich das dumpfe Gemurmel wie Verwünschungen an. Was veranlaßte diesen Umschwung? Wem galten diese versteckten Drohungen und Verwünschungen? » Es nahte jetzt der eigentliche Herrscher des Landes, der Herzog von Buckingham; ihm, der von allen Briten wie der ärgste Feind gefaßt wurde, galten die Drohungen der Menge. Und wie sein Name stets nur mit einer Verwünschung genannt wurde, so dämpfte selbst heute an diesem festlichen Tage sein bloßes Erscheinen schon feurige sioblen. historische Erzählung von Wilhelm Müller. « Forisetnwp. « Nachdruck verboten. alle freudige Erregung. Die schöne, glückliche Königin war über seine Erscheinung schon vergessen. Herzog von Buckingham beachtete diesen Umschwung .in der Festesstimmung aber nicht; er hatte nur ein Lächeln cker Verachtung, denn im Vollgefühl seiner Macht und auf dem Gipfel seines Glückes stehend, kümmerte er sich i nicht um die Volksstimmung; ja, es war, als wenn ihm der Haß, mit dem man ihn verfolgte, ihm Wohltat, ihn Mr noch darin bestärkte, die Mißachtung des Volkes 'offensichtlich werden zu lassen. In rücksichtsloser Eile sprengte er jetzt daher, nicht § darauf achtend, ob die Hufe seines Pferdes Jemanden verletzten; er wollte den Wagen erreichen, damit die 'Königin ihn ganz besorders gewahre und ihre Aufmerk samkeit sich auf ihn lenkte, denn er hatte es in seinem Uebermute bereits gewagt, seine Augen zu der Königin jzu erheben. König Karl war zwar ein hübscher Mann, die Züge der Milde und Herzensgüte verschönten fein Angeficht, .aber hinsichtlich der äußeren Vorzüge konnte er sich 'nicht mit seinem Günstling, mit diesem Emporkömmling messen. ' An Herzog von Buckingham waren wirklich alle Gaben des Glückes verschwendet; nur seinem Herzen und Gemüt waren alle besseren Regungen fremd. Er war nne wahre Heroengestalt; sein Gesicht von blendender Schönheit und die Pracht seiner Kleidung stand der deS Königs nicht nach. Wie Frauengunst ihm allenthalben , mtgegenflog, so konnte er hoffen, daß auch die Königin hn mehr beachten würde, wie sonst einen Sterblichen und ! der Rangunterschied sie nicht abhalten werde, ihm, dem i schönen bezaubernden Manne, ihre Gunst zu bezeugen. Hatte er dies erreicht, was kümmerte eS ihn dann, wenn oas Volk ihm fluchte, weil er ihm gegenüber seine Macht i mißbrauchte, das Königstum in argen Mißkredit dabei ! -rächte. rrobt 2SVO str na ein. -tRos Im Schmuck der Blüten. Lieber Apfelbaum, Träumst wieder deinen Frühlingstraum Im Schmuck der rosa Blüten: Von Sommertagen, goldenrot, Darin die Sonne purpurn loht, Wie fern im Süden? Von Nächten, voll von weichem Glanz, Da himmelhoch, im goldnen Kranz Die Sterne funkeln — Oder aus Wolken, fern und fahl, Aufzuckt ein roter Wetterstrahl Jäh im Dunkeln? Denkst du beim Hellen Finkenschlag Aus deiner Krone an den Tag, Da still die Lieder, Das Nest verlassen hängt und leer, Doch deine Neste voll und schwer Sich neigen nieder? Schön bist auch da du sicherlich; Doch lieber, lieber hab' ich dich, Wenn Vögel in dir brüten, Wenn du von roten Fähnchen wehst, Wenn, lieber Apfelbaum, du stehst Im Schmuck der Blüten! Wilhelm Popp. zunehmen. In Meuselwitz geriet ein alter Invalide und KriegSveteran namens Häußner nach einem Streite m t seiner Frau in eine derartige Erregung, daß er die Kleider, die er am Leibe trug, mit Petroleum begoß und anzündete. Der Mann glich sofort einer Feuersäule, doch konnten die Flammen durch Nachbarn erstickt werden. An dem Aufkommen des schwerverbrannten Mannes wrrv . . . gezweifelt. > Die Brücke bekommt die ansehnliche Höhe von 22 Metern Beim Putzen einer Spinnmaschine fiel der 14jthrige bei einer Breite von knapp 3 Metern. Sie besteht aus Arbeiter Curt Wächtler in Oederan in das Seitenge- nur einem Bogen und dürfte infolgedessen das eigenartigste stelle derselben. Der junge Mensch erlitt einen tödlichen Bauwerk der ganzen, romantisch so reizvollen Bahnlinie Schädelbruch. werden. Bis zu dem etwas zurückliegenden Sperrmauer- ,, Celbst die steilen Dächer der Häuser waren mit Zu- )vuern bedeckt und an den gefahrdrohenden Giebeln ^en Neuaierme, um von dort aus das Schauspiel zu ^dachten, welches sich unten auf der Straße bald bieten °^de. , Ta erklangen Pauken und Trompeten und verursach- ? einen ohrenbetäubenden Lärm. Fester drängte sich das <^lk zusammen; Niemand vermochte mehr Hand und M zu rühren; aber nur so war es möglich, daß in der der Straße ein freier Naum blieb, durch den der iahende Festzug sich bewegen konnte. Karl I. hatte den englischen Königsthron bestiegen! d d sich mit Henriette Maria, der Tochter Heinrichs IV. Frankreich und der Maria Medicis vermählt und iunge Königin hielt heute ihren Einzug in London. Räber und näher kam der Festzug; voran schritten r! bunten, grellfarbigen Kleidern, säst den Schalksnarren Üblich, die Cpielleute, dann kamen die verschiedenen^ ^werke mit ihren Dannern, dann die Gilden der Schiffs- .bte, deren ausgeschlagene Hüte mit goldenen Ankern Wert waren, während sie in den Händen kleine, bunte, Wljch geschnitzte Ruder trugen; sodann die Zunft der Mfleute und Handlungsherren in prächtigen, mit Zobel okzierten Gewändern. Die nächste Abteilung bildeten kv Hosdiener und ihnen folgten die Staatsbeamten; M kamen die verschiedenen Ordensritter in ihren .emdartigen Festkleidern, das jüngste Mitglied von jedem rkden trug auf einem gold brokatenen Kissen die Zeichen ßr Gesetze und die Privilegien des Ordens. Nun ritten fsi Rappen, die mit langen, kostbaren Scharlach- »ün ü verziert, ^'«n Hufe mit Silber beschlagen und j -L deren Köpfen nriich''"D Straußfedem niederwallten,