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Weil IM öliä. / sich um und sagte: „Ein wenig Diplomatie Und Humor Hilst in jeder Lebenslage — also, Fräulein Weskow: Nicht aus Trotz über die Brücke springen — — ich habe auch durchtausend Schwierigkeiten des Le bens hindurch gemußt, aber bitter gemacht hat mich die Härte meiner Jugend nicht —, vielleicht kommt auch Ihnen der Zeitpunkt vo die schlimmen Erinnerungen in schönem Lichte zurllckstrahlen Sie nickte nur. Linkisch wie ein Kind. Unsicher durch das unscharfe Sehen. Durch den Korridor ging Andrea, die Treppe hinunter, sie hatte die Augen nur i durch das Schutzgitter verdeckt. Sie biß ditz Lippen auf einander. Sie dachte in einem fort: Ich ertrag's nicht — — ich !habe ihn ja so lieb lieber als mein ! Leben „Meinen Lebensfreund " Sie flüsterte das Wort innig, zärtlich. Sie schritt zwischen den Laubbüschen, die die Kieswege einfaßten entlang, an der Rosengruppe stand eine Gartenbank. An dreas Mienen behielten noch lange den traurigen Ausdruck. Sie hatte die Lioer geschlossen, ihre Seele lag in Dunkelheit, wozu brauchte da das Auge Weltlicht. ,Fortsetzung folgt.) « k)ilctegarcl. « Skizze von Martha Loescnbeck. n einem kleinen Thüringer Städt chen liegt etwas außerhalb des OrteS auf einer kleinen Anhöhe der ruhige Friedhof. Lieblich und freundlich erscheint der stille Fric- densort — es ist fast kein Grab, dem man nicht ansieht, daß liebende Hände es pfle gen. Hyazinthen, Priemeln, Narzissen duften und auf der sammetweichen grünen Rasenfläche blühen Hunderte von kleinen Gänseblümchen. Ganz still ist es hier oben Und eine milde versöhnliche Ruhe kommt über einsame traurige Menschen an dieser Stätte. Die lichterfllllte sonnige Lust wird durchzittert von dem eintönigen Gesumme von Myriaden unsichtbarer Insekten, und Weiche Düfte von Frühlingsblumen mischen sich mit dem Duft der Lindenblüten und dem Erdgeruch. Doch wenig Bäume sind da, die Schatten spenden, nur unten am Eingang ein Paar alte bemooste Linden, in deren lichtgrünen Blättern gerade ein paar- Stare frisch und lebensfroh ihr übermütiges Lied singen. Ein lauer, weicher Frühlings wind weht über die Halde, und das ist gut, denn die Sonne scheint schon sehr Heitz und verklärt das ernste Bild. Schräge Sonnen strahlen fallen gerade auf den schlichten Narmorstein, vor dem ich stehe, und hell Zuchten im Sonnenglanz die Buchstaben, Und ich lese, hier ruht Hildegard . . . Ihr Leben war nicht eben reich an Son- Uenschein und Freude, aber um so reicher un Pflichterfüllung und selbstloser Liebe. Als eine der ältesten Töchter einer kinder reichen Familie gab es schon als Kind für sie allerlei Pflichten, die aber ihr so recht lagen, gehörte sie doch zu jenen Musterkin dern, djg non ihren Kameraden oft ausge lacht werden, weil sie sich gar nicht denken sönnen, dgß nian gern arbeiten kann. Wenn sich Hildegard nicht mit den kleinen Ge- wwistern beschäftigte oder im Haushalt half so strickte oder nähte sie. Des lieben Vaters Lob, der, da er viele Pensionäre hatte, sich nicht so Viet mit den Mädels be schäftigen konnte, wie er's gerne getan hätte — und der guten Mutter anerkennendes Lächeln erhöhten ihr die Freude an ihrer Tätigkeit. Doch bald sollte sie auch das ent behren müssen. Sie war eben 13 Jahre alt, da starb kurz nach der Geburt eines kleinen Schwesterchens die gute Mutter. Es galt nun für Hildegard, den etwas älteren Schwestern zu helfen, um den tiefgebeug ten Vater wenigstens die äußere Lücke nicht allzu sehr fühlen zu lassen. Als die Zeit das bittere Weh etwas gelindert und sie an fingen, sich über den schweren Verlust zu beruhigen, da starb, drei Jahre nach dem Tode der Mutter, auch der Vater. Selbst Fernstehende, die es hörten, waren auf's tiefste erschüttert. Man sragte sich, ob es denn nur überhaupt möglich sei, die kleinen Geschwister alle elternlos zu er ziehen. Doch, zwei Dinge sind es, die in solchen Stunden helfen: Gottvertrauen und Energie. Diese beiden besaßen die älteren Kinder und es ging! Der älteste Bruder machte bald darauf sein Pfarrerexamen und bekam ein Vikariat. Er nahm die Ge schwister zu sich und Hildegard führte ihm den Haushalt; sie teilte mit ihm alle Freu den und Leiden und Sorgen, denn deren gibt es viele, wenn von einem so kleinen Anfangsgehalt eine ganze Familie erhalten werden soll; denn die Ersparnisse der El tern, die sollten nicht angegriffen werden. Unermüdlich schaffte Hildegard von früh bis spät. Freuden, wie sie anderen jungen Mädchen so viel geboten werden, kannte sie kaum und verlangte auch nicht danach; sie ging auf in der Sorge für die Kleinen. Da gab es Kinderkrankheiten, besonders das Jüngste wollte gar nicht vorangehen und beanspruchte viel Pflege, viel Kräftigungs mittel und Medizin, für die dann andere Ausgaben unterbleiben mußten. Später dann, als sie in eine kleine Stadt zogen, wo der Bruder definitiv angestellt war und ein besseres Gehalt bezog, hätte sie es sich ja leichter machen können, aber sie tat es nicht. Die Geschwister sollten ja auch ordentlich etwas lernen; das kostete viel und der Bru der gönnte sich ja auch keine Ruhe und kein Behagen. Inzwischen war Hildegard 22 Jahre alt geworden. Sie war mittel groß, zart, so freundlich leuchteten ihre graublauen Augen beim Sprechen, in lich ten Wellen legte sich das dunkle Haar um die Stirn, und der Mund sah aus, als könne ihm nie ein hartes, böses Wort entweichen, und es hat auch nie einer ein solches von ihr gehört. Trotzdem Hildegard wenig Vergnügungen mitmachte, gab es natürlich manche, die das stille, feine, anspruchslose Mädchen lieb gewannen und sich um sie bewarben. Als eine jüngere Schwester so weit war — die älteren waren schon ver heiratet —, daß sie ihre Stelle in des Bru ders Haus einnchmen konnte, heiratete Hildegard den Mann, den sie liebte; ob ihr auch manche rieten, den reichen Bewerber vorzuziehen; für sie gab es diese Versuchung nicht. Sie schafften beide gern und würden es schon durch eigene Kraft zu etwas brin gen. Ein kleines Töchterchen, das sich nach Jahresfrist cinstellte, war ihr Glück und ihr Sonnenschein. Hildegard war immer noch den ganzen Tag tätig — im Haus und Gatten und für ihr Kind. Es ging ihr auch noch ost wie in der Kinderzeit, daß man sie deshalb tadelte, es „altmodisch" fand, daß sie so ganz ihrer Häuslichkeit lebte und „töricht", daß sie immer nur an andere und nie an sich selbst dachte. Sir stellte ja so gar keine Ansprüche, verzichtete gern auf jedes Vergnügen, das sich nicht ganz mit ihrer Hausfrauen- und Mutter Pflicht nach ihrem strengen Empfinden ver einen ließ. Dabei war sie so bescheiden und so gar nicht von sich durchdrungen, sie tat eben „einfach ihre Pflicht" und auch die, meinte sie, manchmal noch nicht ganz. Ihr Töchterchen wuchs heran — der Mutter ähnlich und deren Freude, daß ihr Kind ein mal so recht glücklich werde, das war ihre schönste Hoffnung; sie hat es nicht erlebt! Vielleicht ist's gut, denn ein Kind, das von liebenden Eltern gehegt, von einer so selbstlosen Mutter so geliebt — das hat eben die Höhe des Glückes schon in der Kindheit genossen. Als ihr Töchterchen 17 Jahre alt war, starb Hildegard; sie starb, wie sie gelebt. Als sie erkrankte, bat sie ihren Mann, doch ja die Verwandten nicht zu benachrichtigen, damit man sich nicht um sie sorge und ver sicherte ihm immer, dyß sie ja gar keine Schmerzen habe und er sich doch nicht auf regen solle; in einer stillen Stunde aber, da sie allein, schrieb sie für den Fall ihres Todes einen Abschiedsgruß, in dem sie „für alle Liebe dankte und ihre Lieben Gott dem Herrn befahl." Ich gehörte zu denen, die sie nie begrei fen konnten, weil es mir unklug schien, so gar nicht an eigene Lebensfreude und Ge nuß zu denken und nur darin eben Freude und Befriedigung zu finden, daß man an dern Liebes tut. Erft ihr Tod hat mich erkennen gelehrt, daß ich im Unrecht bin, und ich bewundere die stille Größe und die selbstlose Liebe, die durch ihr ganzes, kurzes Leben zieht! Könnte ich ihr das doch noch sagen und abbitten! Ueber den Hügel der Wind nun weht! — Es ist zu spät! bs lockt eien sVlai. Vögel singen hoch in der Luft, Kinder springen durch Frühlingsdnst, Maiensvnne scheint auf der Flur, Süße Wonne weckt die Natur. Nun ruhet bald die Frühlingshand: Die Erde trägt das Pfiugstgewand. Lieblich blühen die Felder weit, Wangen glühen zur Maienzeit! Fröhlich scherzen in aller Welt Junge Herzen im Frühlingszelt: In Maicnpracht und Sonnenschein Hüllt sich der Lenz des Lebens ein. Morgenstunde, noch schläft die Flur In der Runde. Es schreitet nur Durch die Stille ein Manu im Traum, Maienfülle des Weges Saum: Ihm bringt des Windes sanften Hauch Den Maiengruß vom Baum und Strauch. Und nun sehet das goldne Paar, Maiwiud wehet ins Silberhaar, Blätter rauschen am Lindenbaum, Blicke tauschen den Jugendtraum! Großvater und Großmüttsrlein Ergehen sich im Makenschein. El. Grothnsen.