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lten Tag. mselben Wl rdrea: „A ich habe d« — vielleic! Eine Hand legte sich auf Andreas Schulter: „Fräulein Weskow? Ei — ei — ei — Ruhe! Sie sollen sich doch nicht auf regen! Und nicht so viel plaudern." — Es war Edithas Stimme, sie sprach lachend dein Gesicht, sei froh, wenn sie nichts von deiner Seelenpein verstehen." sic nur ei Aber wenn ich dann auf dem Podium in meine Mnd, da floß mir alles Blut zum Herzen, da fchrie mir nur immer eine innere -erade bezwMimme zu: „Verrate den Menschen nicht eiten jemw Weile dari und doch scheltend. stimmst die! Andrea hörte das leise Knirschen des , einmal a' Kieses unter Menschenichntten und em hos- icnau wo l'-ches „Guten Tag," diesmal wußte An- te an dieses drea, die Stimme, die diesen Gruß alls te aus de) sprach, war ihr eine völlig unbekannte. In dem Augenblick rief Editha: „Aus das unet Wiedersehen!" und gleichzeitig ertönte jene ur war seS bekannte Stimme von vorhin mit dem .t durch zeh Wort: „Adieu " id so bohrt Andrea Weskow nickte stumm und Frau Partien ur! Adam beeilte sich zu rufen: „Adieu -a zu- E Adieu — — viel Vergnügen, Schwester mit unser? Editha." Sie dankte lebhaft und lustig, iulein We? Das blonde, einstige Wunderkind hatte en sind.. oie Gewißheit, daß jemand vorübergegan- ter Edith gen war, jemand, dessen Wortklang Andrea gewiß cm§ schon einmal in das Ohr aufgenommen, m mit la« wer es war, vermochte sie nicht zu er- 7 grübeln. in einzige! Es war doch traurig, Vorgänge zu füh- s len, ohne ihre Tatsachen zu fassen. wieder lel' „Schließlich ist doch alles egal," sagte Wisse) Frau Adam. „Sie haben ja doch die Hoff, ie ich da- nung gesund zu werden, Konzerte zu geben." entdecktes „Ich komme einmal in ihre Stadt — les Gesi^ ja - ganz gewiß —." ie jubelnd! „Das dürfte mich freuen. Ich möchl' lfhörlich zv Sie so gern einmal spielen hören." ant geller Sie standen gemeinsam von ihren Sitzen athal ein: auf und wandelten Arm in Arm langsam und wortlos die Kieswege umher. ser, Fräu Frau Adam sah mit Freude die Edel- am — S tannen und Hainbuchen, die rotglühenden ester Edi Schlingranken des wilden Weines, die die lieber au' Gartenmauer umspannten. l Weiden' Vor einem kleinen laubenähnlichsn Blättcrhaus machten sie Halt und setzten Rauneu sich aus eine Bank, die noch vier Bänke um- ;en Luft' standen. lasen mÜ Andrea Weskow liebte dieses Plätzchen gt, FraÜ och nich hen —.! tlerin Z en kein ame, de en doch — a, soga nes." lich dei 'ch, i» gst wul Schefter l davor cht, da! schleck 'derlag- imme manck mein«' ängs> ast gk lcht -l zu manchen Stunden, denn der Mensch ge hört den Menschen zu und darum erschien es der berühmten Violinistin so schüchtern g°heimnisvoll, mit all den Leidensgenossen, die sich gewöhnlich hier mit Vorliebe zu sammenfanden, Gedanken in Worte aus- zutaufchen. „Ist jemand hier?" fragte Fräulein Weskow ihre Führerin. „Nein." „Niemand? Fränzel auch nicht? Fräu- lein Skadccke auch nicht?" „Nein. Es ist ja Sonntag, sie haben alle Besuch." Andreas Gedanken weilten jetzt, wie io oft, bei ihrer Mutter. Das plötzliche Un glück ihres einzigen Kindes hatte Frau Weskow so niedergeworfcn, jene Stunden der Bedrücktheit, des Zweifels hatten die schwankende, leicht erregbare Frau so nic- dergeschmettert, daß sie sich seitdem in einer Nervenanstalt befand und Genesung suchte und noch immer nicht sicher gefunden hatte An diesem Abend erfuhr Andrea etwas ganz Seltsames. Etwas, das ihr wie eine Illusion erschien. Schwester Editha hatte Fräulein Weskow trotz ihres dienstfreien Abends zur Nachttoilette bedient und ganz gefühlsweich gesagt: „Ich habe mich so ge freut, so außerordentlich, mich hat Herrle mein Bruder besucht." Also Jost Frankenthal war der Fremd ling gewesen. Aber es waren doch zwei Fremde gewesen, doch zwei Stimmen, die geredet. Welche gehörte nun Edithas Bru der? In rascher Sprache sagte Andrea: „Merkwürdig — — ich hab' in meinem Ge dächtnis die Stimmen nachgeprüst. Ich glaubte eine zu kennen." „Welche Stimme." „Die, welche zuerst Guten Tag sagte und nachher Adieu." Stolz und doch bescheiden erwiderte die Pflegerin: „Mein Bruder sagte Ihnen Guten Tag. Ich habe das selbst gehört." „Und wer sagte Adieu?" „Sein Freund." „Darf ich den Namen dieses Freundes erfahren?" „Herbert Ahnshaufen —?" „Ja. Ist Ihnen dieser Name oder sein Träger vielleicht gar bekannt?" In dem schlanken, biegsamen Mädchen- körpcr schien das Leben erloschen zu sein, so regungslos hielt er sich. „Fräulein Andrea?" Sie wußte noch immer nicht das Aus' gedachte in Worte zu fassen, sie hatte auch gar keinen Willen dazu. Sie zerschmolz in Trauer. Es war ja so entsetzlich trostlos: jemanden mit allen Seelenfasern lieb zu haben und doch nicht von dieser Liebe reden zu dürfen. Noch sie verneinen zu müssen: jetzt und immerdar. „Fräulein Weskow, mein Bruder hat sich eine große Aufgabe gestellt — — er arbeitet den Text einer — —" „Erzählen Sie mir's morgen." Hart fiel das Wort aus dem Mund, der trotzdem schwellende Weichheit zeigte. Editha Frankenthal lächelte, aber ihre Menschenkenntnis gebot ihr, zu glauben: Fräulein Weskow wolle in ihrem Unglück nichts erfahren von der Schaffenskraft, von den Geistesgaben derer, die im Glücksstrom der Gesundheit ihre Kunst entfalten dürfen. Die Tage vergingen, die Nächte, kein Ruf weckte Andrea am Morgen. Kein Be such störte ihr den Tag. „Bravo, Fräulein Weskow! Und NUN so Weiter —. Und den Berufskampf min destens drei Jahre ausgesetzt —. llnd nicht grübeln —. Nichts Großes, AußerordenU liches erleben wollen, dann garantiere ich Ihnen: Sie gewinnen das Verlorene wieder!" Der Arzt hatte ein ganz glückliches, mehr als zufriedenes Gesicht, als er nach der Augenspiegelung Fräulein Weskow die Hand drückte. Aber die junge Violinistin fiel ihm ungewöhnlich hastig ins Wort: „Das heißt also soviel, als ich darf mich begraben lassen?" Mit einem warmen Blick sah Doktor Wedding Andrea an und jetzt sprach er sach lich und kühl: „Das haben Sie nicht nötig." „Sie verstehen schon die Umschreibung, Herr Doktor." „Aus reiner Gewohnheit, mein Sorgen kind, und weil es mir keine Redensart ist, zu bekennen: Ich tue alles, daß ihr Sehen nicht Stückwerk bleiben soll — wenn Sie wüßten, was ihre zwei Augensterne mir schon für schlaflose Stunden bereitet haben. Sehen Sie mich einmal an, Fräulein Weskow: Selbstbeherrschung ist Lebensge- setz — gutes Kind — ertragen Sie die Si tuation. Sie sind Künstlerin—- Sie wer- den Ihre Kunst nie verlernen, auch wenn Sie sie jahrelang nicht ausüben." Es war kein dreistes Wort, mit Herz klopfen sagte es Andrea. „Das verstehen Sie nicht, Herr Doktor —" „Ich fürchte, Sie verstehen mich nicht, Kind. Wie gut ich's meine, das sollten Sie endlich wissen." In langsamem Ueberlegen hob sie die unverdeckten Augen auf: „Ich möchte nicht falsch beurteilt werden von Ihnen, Herr Doktor, darum erfahren Sie: „Ich muß so schnell als möglich mein Lebenswerk wieder beginnen, meine künstlerischen Fähigkeiten ausnutzen. Das Heiligtum der Ku st ist mir ein Gnadenspruch, aber die Möglich keit, sie nie wieder verwerten zu dürfen, peinigt mich, wie ein wahnsinniger Traum. Ich kann Ihnen das nicht so genau erklä ren, ich kann Ihnen nur sagen, wenn Sie mir den breiten Weg zur Selbständigke'.t zu beflügelter Tätigkeit noch einmal aufmachen könnten? — — Wenn Sie wüß ten, wie das in meinem Innersten ruhelos quält, wie ost ich in düsterm Brüten, in meiner Einsamkeit, in meiner Herzens- qual mich selber überlisten will, mei nem Schicksal nüchterne Gleichgültigkeit entgegenzusetzen, meine Kunst zu lieben und sie zu lassen, wenn es nun einmal nicht an- ders sein darf. Ich sage Ihnen das aus lauter Ehrlichkeit, damit Sie mich nicht falsch verstehen — Herr Doktor, es ist nicht Künstlerschwärmerei, nicht Laune, nicht Ehrgeiz, es ist mein Lebensprogramm: Ich muß meinen Beruf ausfüllen, um r.o.a können!" „Sie haben pekuniären Hintergrund, Fräulein Weskow —" fagte Doktor Wed ding. „Nein —" schrie sie auf. „Ich glaube, Sie befinden sich da in einem fatalen Irrtum, denn ich weih es aus dem Munde Ihres zukünftigen Vaters: Seine Aufgabe will die sein, Sie gemnd werden zu lassen, das Kunstwerk, Las Ihnen der göttliche Schöpser eingesetzt, Ihre bei den unsicheren Aeuglein nicht im Arbeits lieder, unter der Maske künstlerischen Her- ligtumes umgebracht zu wissen — Frau lein Weskow, ich muß es Ihnen wieder holen: Sie brauchen Jahre vieler Scho- nung, vieler Ruhe ihr Geist muß un- behelligt bleiben von Trübem, Schwerem: von sogenannten Lebensfreuden. Ich babe Ihrem zukünftigen Herrn Papa die Hoff nung ausgesprochen, daß Sie in einigen Monaten soweit hergestellt sind, um an einem ruhigen, stillen Ort in einfacher Zu- rückgezogenheit die Weiterentwicklung ihrer Genesuna selbst in die Hand zu nehmen. Und Ihr Herr Papa sprach von einem Plätzchen Erde in Domsrück an der Drau, dort sollen Sie Feiertag halten, liebliche Gedanken pflegen, süßes Nichtstun verbin den mit der verlockenden Aussicht gesund zu werden." „In Domsrück? Ich?? Dort soll ich gesund werden?? Nimmermehr. Lieber will ich von Ort zu Ort ziehen als blinde Violinistin!" „Solch eine Abneigung haben Sie ge gen Ihren Herm Stiefvater?" Ihre Stimme schmolz in den Tränen, die sie nicht weinen durfte: „Ich — — ich weiß es nicht ich bin dazu er zogen, mein« Geistesgaben als Beruf aus- zuüben vielleicht ist mir darum der Begriff schrecklich: nichts zu tun." Schweigend schritt Doktor Wedding zwi- schen den Tischen mit den ärztlichen Werk zeugen hindurch. Schweigend schaute er durch das Fenster und plötzlich drehte, er