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Munzig seinen Famen, -er von „Münzbach" abgeleitet wurde. Neben Silber, Blei, Zink, Kupfer, Arsen- und Schwefelkies wurde hier als Seltenheit im Jahre 1718 für 6^ Dukaten Gold gefunden. Seit diesen uralten Zeiten der Entstehung von Gneis, Phyllit, Glimmerschiefer, Urtonschiefer und Porphyr hat sich im Triebischtal gar kein neues Gestein gebildet. Was die gewaltigen Meere späterer Zeiten abgesetzt haben mögen, ist längst wieder bis auf wenige Reste am Landberg (dem Onadersandstein der Kreidezeit) von den Dageswässern und Atmosphärilien zernagt und fortgeführt worden. Erst die jüngstvergangene Zeit, die Eiszeit hat wieder deutliche Spuren gerade in dieser Gegend hinterlassen. Wir dürfen nicht denken, daß unsere Triebisch so alt ist, wie die Gesteine an ihren Talwänden. Keineswegs. Wir müssen immer und immer wieder uns daran erinnern, daß ja in früheren Zeiten das Erzgebirge noch gar nicht bestanden hat. Reichte doch noch das Kreidemeer über ganz Sachsen bis in die Gegend von Prag in Böhmen. Erst in der Zeit des mittleren Tertiärs, als unser Vaterland von riesigen Fichten- und Kieferwäldern bedeckt war, trat im Süden unseres Vaterlandes eine gewaltige Erdfaltung auf. Die Spannung in der starren Felsenkruste wurde schließlich so groß, daß gewaltige Spalten entstanden, bis schließlich der eine Teil in die Tiefe glitt und der andere Teil der Falte umso höher aufgeworfen wurde. So entstand der steile Absturz nach Böhmen (abgesunkener Teil) und das nach Norden dachartig abfallende Erzgebirge (aufgerichteter Teil). Nun erst nagten sich alle die von Süd nach Nord fließenden Ströme und Bäche in rastloser Arbeit ihr Bett. Da unser Landberg, das Quellgebiet der Triebisch, ebenfalls erst im Tertiär von dem aufquellenden Basalt seine bedeutende Höhe erhielt, so kann auch erst nach dieser Zeit die Triebisch angefangen haben, sich ihr Bett zu graben. Den besten Beweis hierfür liefern die unterhalb Munzig und gegen über dem Götterfelsen abgesetzten Schotterterrassen resp. Kieslagen. Geht man vom Miltitzer Bahnhof auf die rechte Talseite der Triebisch, so findet man mehrere be deutende Sandgruben, deren Material von der Urtriebisch abgesetzt worden ist. Da die Sandmassen bis hinauf an die oberste Kaute des Talgehänges abgesetzt sind, so muß also die Triebisch früher noch hoch oben geflossen sein und erst seit der Lösbildung, also Eiszeit, ihr Bett um über 50 Meter tiefer gefressen haben. Somit hätten wir in den Kieslagern aus der Eiszeit endlich wieder einmal eine namhafte Gesteinsbildung im Gebiete der Triebisch. Viel gewaltiger und bedeutungsvoller noch ist die Ab lagerung von Lös, jener gelblichweißen mehligen Lehmerde, von der schon in vorvoriger Nummer berichtet wurde und auf die wir noch einmal ausführlicher zurückkommen werden. Unterhalb der Ortschaft Miltitz-Roitzschen tritt die Triebisch in den Bereich des Meißner Syenits ein, jenes glänzenden, stahlharten, wurstähnlich struierten Gesteins, das m Meißen in gewaltiger Masse aus dem Erdinnern empor drang und in weitem Umkreis gangförmige Ausläufer ver sendet hat. Dort, wo die Straße zum ersten Male den Schienenstrang der Döbeln-Dresdener Bahn kreuzt, treffen wir den ersten kleinen, jetzt aufgelassenen Steinbruch im Syenit an. Einige Minuten weiter flußabwärts finden wir kurz vor Eingang zum Dorf Robschütz den zweiten Steinbruch Ganz in seiner allernächsten Nachbarschaft treffen wir eine dritte Ablagerung eiszeitlicher Herkunft — den Robschützer Kalktuff. Dieses Gestein ist so altberühmt und von so vielen Forschern zum Gegenstand der Unter suchung gemacht worden, daß wir ihm, die wir Heimat forschung und Sinn für Heimatschönheit und -wunder pfle gen wollen, unsere besondere Aufmerksamkeit schenken wollen. Sehen wir uns die Oertlichkeit zunächst an. Man fiehts dem verwahrlosten, aufgelassenen Steinbruch wahr haftig nicht an, welche Raritäten in und hinter ihm zu finden sind. Das Gestein ist zu einem unfruchtbaren Grus zerfallen und von wilden Bromdeerranken und Haldenpflanzen bewachsen Hier sah ich zum ersten Male die so seltene Würfelnatter (Tropickonotus te88ellatu8). Es ist eine große kräftige Schlange mit würfelförmigen (quadratischen) Fleckenzeichnungen. Sie ist ein gieriger Fischräuber, schier unersättlich, da man beobachtete, daß sie 30 kleine Weiß fische hintereinander verschlang. Der Fischzucht ist sie aber nicht besonders schädlich, da sie nur kleine Tiere vertilgt. Wenn schon die Ringelnatter ein guter Schwimmer ist, so ist die Würfelnatter ein unübertroffener Meister der Schwimmkunst; sie hält sich auch mit Vorliebe im und am Wasser auf. Wenn diese Schlange nicht eine gar so große Seltenheit wäre, hätte ich sie gern für die Heimatsammlung angelegt, so aber ließ ich sie in Frieden Sie ist in Frank reich häufig und von dort wahrscheinlich durchs Moseltal nach Deutschland gekommen. Im Osten ist sie allerdings nur in Sachsen in der Gegend von Meißen und in Böhmen beobachtet worden. Ich komme weiter unten noch einmal auf die eigentümliche Verbreitung zurück. Als zweite Seltenheit ist anzuführen die zarte gestreifte Laubschnecke (ffruticiLoIa 8tri§eIIa). Sie lebt in Sachsen nur an wenig Stellen, in unserer engeren Heimat nur in Tharandt und hier. Ihr zartes Häuschen sieht schön hell- hornsarben auS und trägt eine Helle, weiße Binde. Sie lebt an sonnigen Felsen und trockenen Plätzen, besonders dort, wo der Boden kalkreich ist. Eine dritte, ganz hervorragende Seltenheit ist die öster reichische Bänderschnecke (lackies au^nnca) Das Gehäuse ist zart schwefelgelb, deutlich gerippt und mit fünf tief braunen Bändern geschmückt. Das Tier ist bei uns ein Fremd- und Eindringling. Seine Heimat ist Oesterreich. Die Schnecke wurde in Sachsen zuerst vom Hofmaler Tettel- bach an den Weinbergsmauern von Pillnitz gefunden und vom Tharandter Professor und Gründer der Heimatforschung Roßmaeßler 1833 beschrieben. Seither ist sie nun, von Böhmen einwandernd und dem Lauf der Elbe folgend bis zu den Klosterhäusern bez. ins Jahnatal bei Meißen ge langt. Wie aber das seltene Tier nach Robschütz kam, davon weiter unten. Uebersteigen wir jetzt die nach der ersten Wirtschaft zu sanft abfallende Lisiare. Zu unserer Linken liegt ein kleiner inselartiger Berg, von Gesträuch gekrönt. Auf ihm soll nach der Volkssage eine alte Raubritterburg gestanden haben, die aber ebensogut ein alter Kalkbrennofen gewesen sein kann, wie wir noch sehen werden. Hinter dem Berge fällt ziehmlich plötzlich ein kleines Tal von der Feldhöhe ein und bildet eine förmliche Wanne. Am Torweg der hier liegenden Wirtschaft liegen Haufen eines verwitterten und von Moosen überzogenen weißgrauen Gesteins. Dieses eigenartige Material ist hier aufgeschichtet worden, um als Weißkalk später Verwendung zu finden. ES ist der seit Jahrhunderten berühmte Robschützer Kalktuff. Wenn wir das Terrain begehen, so finden wir nichts von einem Lager dieses Gesteins. Wir haben in den auf geschichteten Haufen die letzten, armseligen Reste des einst mächtigen Kalktufflagers, das uns eine große Menge von Tieren und Pflanzen, von vorgeschichtlichen Geräten und Menschenschädeln geliefert hat. Ueber diese Dinge das Nächste Mal. A. Bohland. Der Nachdruck des Inhaltes dieses Blattes ist nur mit genauer Quellenangabe „Heimatbeilage zum Wochenblatt sür Wilsdruff" gestattet. Artikel mit dem Vermerk „Nachdruck verboten" sind vom Nachdruck überhaupt ausgeschlossen, auch auszugsweise. Alle Weiträge und Zuschriften find zu richten „An die Wcdaktion des Wochenblatt für Wilsdruff". Schnjtleitung, unter Mitwirkung des Vereins sür Naturkunde, Sektion Wilsdruff, Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. 20 Nr. 5. Srilagt rum „Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend". Ostern 1911. Schulentlassung. Am Kore des Leöens. Sie sprangen in kurzen Kleidern, Nun tragen sie langes Gewand. Sie halten die lockenden Haare Mit Spangen nnd seidenem Band. Es breiten den Kinderaugen Schattende Wimpern sich vor, Es schließt einen stillen Garten Leise ein goldenes Tor. Nun wandert die junge Seele In neues Land hinein, Nun möchte bei jedem Kinde Die Hand einer Mutter seiu. Jeanne Berta Senimig. Pflanzenschutz. Daß er notwendig ist, darüber ist eigentlich kein Wort zu verlieren. Sieh dir die am Abend eines schönen Sommertages heimkehrende Menge an, die nach Durch wanderung des Sau- und Prinzen- oder eines anderen hei matlichen Grundes der Bahn oder dem Schiff zustrebt: Kaum eine Hand, die nicht frevelnd Kinder unserer Flora raubte! Und das Sonntag um Sonntag, und Wochentags außer dem. — Untersuche ferner am Abend Tische, Stühle und Fußboden in unsern Ausflugsorten, in der Neudeck- und Prinzenmühle, in Röhrsdorf und Klipphausen: Dicke Sträuße kannst du aufbeben, die man achtlos weggeworfen oder vergessen! Und am Wegrand: Welkende Kinder des Lenzes, tot. Und ein anderes! Wann und wo sahst zuletzt frei lebende Büsche blühenden Seidelbastes, rosigen Wolken gleich, aus kahlem Gebüsche leuchten? Wann und wo das form- und farbschöne Leberblümchen? Ich erinnere ferner an das Lungenkraut, an die Sahlweide, an die entzückenden Wedel der Farnkräuter. Wo und wann trafst du das duftende Maiglöckchen in großen Beständen. Dann denke einmal über deine letzte Kuckucksblume nach, entsinne dich blühender wilder Rosen, Schlehen- und Weißdornhecken, die Wasserspiräen u. a. m. Betrübend, sehr betrübend ist solch starker Rückgang und bedenklich die Minderung des Naturgenusses und Hervorkehrung des Eigennutzes. Doch all unsere trübsten Gedanken helfen uns nicht weiter: Hand ans Werk! Ein Wort an die Eltern: „Laßt den Kindern nach Wintersturm und Dunkel die lichte Freude an der erwachenden Natur, denn die lieben Blumengesichter lächeln dem Kinde die Liebe zur Natur in das empfängliche Herz. Ihr Eltern aber, wehret dem „zu Viel" und pflücket nicht selbst Blumensträuße von Wagenradgröße, belehret die Buben und Mädchen, daß auch in der Pflanze Leben und glimmende Seele steckt, dann fällt kindliches Vandalentum von selbst fort und die „Sträuße" werden zu „Sträußchen". „Nun zu den Händlern und Kräuterfrauen! Durch Gärtner ober Apotheker angeregt, haben sie unter den heilkräftigen und blütenschönen Pflanzen unserer Heimat gründlich auf geräumt. Dem in der Umgebung vorkommenden Leber blümchen, welches mit seinen blauen Augen den Frühling in unser Herz strahlt, wird eifrig nachgestellt, und eine im Zschoner Grunde sammelnde Frau erzählte, daß sie von einem Gärtner für 500 bewurzelte Pflanzen 2 Mark erhielte." Auch in der Struth und an anderen Orten unserer nächsten Umgebung treibt eine Frau derartig räuberisches Wesen. Waldwärter und alle Heimatfreunde mögen in den kommenden Tagen, besonders da das Mai glöckchen blüht, ein wachsam Auge haben und unnachsichtlich zur Bestrafnng bringen. Das Forst- und Feldstrafgesetz vom 26. Februar 1909 bietet genug Handhaben, um gegen derartige Räuber vorzugehen. Weiter müßte verlangt werden, daß alle Frühlingsblüher, Kuckucksblumen u. s. f. nur zum Verkaufe gebracht werden dürfen, wenn der Ver käufer nachweisen kann, daß sie in Gärten gezogen worden sind. Die Kräuterfrauen und -Männer sind Leute, die aus