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Veilchen. O Veilchen, Du Bote deS Frühlings, Im Lenzhauch schmückst Du die Flur, Versteckt unter schattigem Moose Zeigt Deine Demut sich nur. Nicht trägst Du prunkende Reize Und leuchtende Schönheit zur Schau, Doch lächelt Dir lieblichste Anmut Im Vetlchenauge so blau. Ja jedem holdseligen Frühling Lieb' ich Dich immer auf» Neu, SIS köstliche Gabe des Lenzes Blau-Veilchen, Symbol der Treu'. Blüh' weiter im schattigen Grase, Im Glanze der matjangen Flur, Du liebste der FrühltnaSblüten, Im Reiche der freien Natur. Vermischtes. * Wer wünscht für 1V0« Tage Ablatz der Sünden?! Der Leipziger Metz-Zeitung entnehmen wir folgendes Inserat: 1000 IsZS Lklsss fritr l.üoko, Kevelaer, Lklä. Lur blssss: Lvtsrsstimsso 17, l, rovkts, unä Königshaus, II, linlcs, Ltsnä 321, Kat Ossns-UariaZossk-OsnkllMlsr) LUSFSstellt, mit kircklick bsstätlAten ^blassgsbeteii, jeäesmak 1000 laZs, so ott man solcks knisenä, siMsnck, stsksnä, lisgenck oster Asksnst in ^nstackt spricht. Weil soZar unsrfakrsns Xatkoliksn über Ablässe, XirckeasckäMs, Linste- unst LössAswalt stes kl. Vaters oft ^wsifeikafts Losten kükren, stsn nn- sckätLbarsn V/srt stiesor ssAensrsicksn Oonlrmälsr nickt erkennen, morsten Lsissnäs unst Wisäsrvsr- kauler, auck stille Vermittler, vslcks meine Lrünckang von Haus 2U kksus bei Katkoliken einkükren vollen, ersuclit, sick bei mir oster bei stsr kockw. 6eistlick- keit vorder Aenützenst 2U informieren, vie stie kockston, unsckät^baren Oütsr fürs eviZe Loben lsickt unst sicker ru srvsrbon sinst ssrilr Kücks, Kvvolsor, r. It. in kviprig. Anmerkung der Redaktion: Wenn Lücken Fritz aus Kevelaer »ich noch Var Tetzel Johann auS Leipzig kommt, dann dreht sich die Erde bestimmt nicht mehr um sich selbst! Wenn dasselbe, was 1517 durch einen Luther in Grund und Boden hinein verdammt wurde, im Jahre 1911 noch genau so geübt wird, daun brauchen wir Zweifel« loS wieder einen Reformator wie jm» groben Luther! Aunst, Wissenschaft und Literatur. Wochen-Lptelplan der Dresdner Theater. Kgl. Opernhaus: Dienstag Der Rosenkavalier, Mittwoch Mignon, Donnerstag Fidelio, Freitag geschloffen, Sonnabend Generalprobe zum Palmsonntag-Konzert, Sonntag VII. Sinfonie-Konzert, Serie (Palmsonntag- Konzeri) Bom 10. bis mit 15. April geschlossen. Kgl. Schauspielhaus: Dienstag und Sonnabend Ninon de LencloS, Mittwoch Die Räuber, Donnerstag und Sonntag Glaube und Heimst, Freitag Einsame Menschen. Vom 10. bis mit 15. April geschloffen. Residenztheater: Dienstag, Sonnabend und Sonnlag Meine Tante, Deine Tante! Mittwoch Reiche Mädchen, Donnerstag Die lustige Witwe, Freitag Unsere blauen Jungen, Montag Der Löwe und die Maus. Anfang abends Uhr. Außerdem Mittwoch Die Ehre, Sonnabend Winterschlaf, Sonntag Die lustige Witwe. Anfang nachmittags V,4 Uhr. Centraltheater: Täglich Die keusche Susanne, i Viktoria-Ealon: Täglich Spezialttäten-Vorstellung «. a. dar größte Stimmphänomen der Welt Toye (Caruso und Patti in einer Person), LouiS de Brtendt, der welt berühmte belgische VerwandlungSschauspteler tu seinem Original-Sketch »August" (Szenen aus dem Vaganten- leben), Dolesch und Zillbauer, die originelle« Straßen- mufikanten, SmeerlaprS mit seinen wunderbar dressiertes sechs Akrobaten-Schweinen und das neue große April programm. Anfang täglich abends 8 Uhr, außerdem Sonntag nachmittags 4 Uhr. Rätsel-Ecke. B-xierbtt-. Da kommt meia Bräutigam. Jetzt tu' ich, als seh' ich ihn nicht. TeilungSräts-l. i ««»»« I »««« ! «»»»« ! «»«« Statt der Punkte sind die Buchstaben 8, O, LLLL, QQ, II, L, NNW, ir, 8, 2 zu setzen, sodaß bei der oben ersichtlichen Einteilung Wörter von folgender Bedeutung entstehen: 1. deutscher Fluß; 2. Werkzeug; 3 Vogel; 4. scharfe Flüssigkeit; 5. häßliches Gefühl. Wird jeder Teilungsstrich um einen Buchstaben nach rechts gerückt, wie untenstehend, ergeben sich 5 andere Wörter von folgender Bedeutung; 1. deutsche Stadt; 2. Flur; 3. biblischer Name; 4 Sinnesorgane; 5. Gelöbnis. Lösung» iu nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Magisches Quadrat: in i n n ä. 18 1^8 n I IA L 8 n L rr L 8 8 L L Skataufgabe: Kartenverteilung: V aL, O, 9, 8, 7; b10, X, 9; c10, K. IA a V8, dv, 7: cv, 9; st^, 10, K. N c äL, a10; b8; c8, 7; stO, 9, 8, 7. Skat: Der Gang des Spieles ist hiernach klar. V spielt Trumpf an, kommt entweder durch seine Nsbenfarbe oder durch Einstechen noch dazu, zweimal Trumpf zu ziehen, so daß die Gegner nur die vier Jungen, sowie a^., 10, also im Ganzen 29 hereinbekommeu. Marktbericht. Meiße«, am 1. April. Butter, 1 Kilo 2,40 bi» 2,50 Mk.; Gänse, Pfund —Pf»-: Hase«, Stück Mk.; Eier, 1 Stück 7 Pfg. Getreidepreise: geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität «iedrigst. höchst, niedrigst, höchst, niedrigst. höchst- Weizen — — 18,40 18,60 18,70 19,00 Roggen — — 13,80 14,00 14,10 14,30 Gerste — Hafer — — 15,80 16,00 16,10 16,60 86 M-itzeer F-rt-lm«rkt am 1. April. Stück. Preis 13—29 Mark. Auftrieb Nossener prodnktenborse am 31. März 1911. 1000 Wetzen »« 7S/76 . « »tu 70/74 » Roggen hits.71/72. - - 68/70 . Gerste Brau- « - Futter. . Hafer alt . » neu . Futtermehl l 100 . ll Roggenkleie . Welzenkleie grob . Maiskörner grob - Maisschrot . Heu, alt per Heu, neu . Schüttstroh - Gebundstroh . Kartoffeln alt . - neu . Kg Mk. bis Mk. KZ Rk.biSRk. -187,— - 189,- 8515,90 - 16,- - 176,- B 186,— 8515,— - 15,80 . 140,— M 142,— 8011,10 - 11,30 . 137,— 140,- 80 10,90 - 11,10 M —— O -,-70-,-. —<— 70-,-. - —,— M -,- 50-,-- -141,- 154,- 50 7,— . 7^70 - 15,50 B —,— 50 8,— . —,— ' 14 — —,— 50 7,— . - 10,70 B 11,50 50 5,40 - 5,80 O B 10,30 ,— - 5,25 O B - so . 7,50 - —,— —50 —- 8,40 50 Kilo von Mk. — biS Mk. —— 50 - . 3,00 . . 3,50 50 - - 2,50 - . 2,80 50 - - . 2,— . . 2,50 50 . , — , » 50 - . 2,80 . - 3,— Solle; Mvbien. Erzählung von Wilhelm Braunau. Mignon fuhr zusammen und preßte des Knaben Hände in den ihren, als könne sie ihn dadurch zum Schweigen bringen, während ihr Auge voll Schrecken sich nach Jaques hin wendete, der bei den Worten des Knaben mit einem grimmigen Fluche empor gefahren war. „Wer hat dir denn das gesagt?" brauste er auf, mit feinen stechenden Augen den Knaben anblickend, daß dieser sich voll Angst in Mignons Schoß barg. „Sei froh, daß du mn Leben geblieben bist. — Wer hat's gesagt?" wieder holte er noch heftiger, während seine Augen zu funkeln be gannen, als ob er den Namen schon wisse, ohne ihn gehört zu haben. Mgnon machte eine Bewegung, als wolle sie dem Knaben den Mund verschließen, allein, vor dem Blicke des großen, dwhend dastehenden Menschen ließ sie die Hand sinken, ein tiefer Seufzer hob ihre Brust. „Wer mir das gesagt hat?" sagte der Knabe sanft. „Nun, der gute Mann, der mir immer Schiffchen und anderes Spielzeug schenkt, Gaston heißt er, der große mit den guten Augen." „Ah!" es war ein langgezogener, hämischer Ton, der sich aus dem Munde des Schiffers loswand, dessen verzerrte Gesichtszüge den Eindruck des Ausrufes vervollständigten. „Also der! Na, was kann man denn von guten Freunden besseres verlangen, als daß sie einem solche Freundschafts dienste erweisen. — Und wann hat dir denn der „liebe" Mann das erzählt?" fügte er, die Pfeife aus dem Mund nehmend, mit eigentümlicher Betonung hinzu. Der Knabe schien die Superiorität des Mannes in diesem Hause schon gewohnt zu sein, denn, obwohl er merkte, daß derselbe in einem nichts weniger als freundschaftlichem Tone frug, wagte er doch nicht, die Antwort schuldig zu bleibens „Wir fuhren heute miteinander in seinem Kahn und er zeigte mir die Stelle, wo mich das Wasser an das Land geworfen hat," sagte er scheu, aber mit einem Ton, welcher die Anhänglichkeit an jenen Mann hindurchklingen ließ. „So?" höhnte Jaques wieder, „und hat dir da dein Freund nichts weiter mitgegeben oder gesagt?" Moniz blickte mit seinen Kinderaugen den Fragenden groß an, offenbar hatte er den Inhalt der Worte nicht gleich verstanden. Jener mußte deshalb seine Frage wiederholen. „Ob dir Monsieur Gaston weiter nichts gesagt hat", sprach er schärfer. „Vielleicht daß du „der da" — er zeigte auf Mignon — „einen Gmß sagen solltest". Letztere bebte am ganzen Leibe, ihre Augen hingen voll Angst an dem Munde des Knaben. Dieser aber blickte klar und offen zu dem Manne empor. „Nein", sagte er, seine dunklen Locken schüttelnd, „das hat er noch nie getan". Das Kind sah so aufrichtig empor, sein Auge war so ruhig und ohne Falsch, daß selbst der rauhe Jaques befriedigt sein Haupt senkte. Diese Augen, dieser Ton konnten nicht lügen, Mignon unterdrückte einen Seufzer, welcher gleich einer i Last sich von ihrer geängsteten Seele lösen zu wollen schien , und liebkoste heimlich die in ihrem Schoße liegende Hand l des Knaben. Ein schwerer Sturm, das wußte sie, war eben noch glücklich abgewendet worden. Jaques erhob sich. „Ich wollte ihm so etwas auch nicht geraten haben", sagte er drohend; „es will sich ohnehin nicht ziemen, daß ein anderer so viel sich um meine Braut zu tun macht; wenn ich meinem Sache nicht so sicher wäre, könnte ich wohl eifersüchtig sein". Mignon sah schmerzlich auf. „Ich bin deine Braut nicht, Jaques", sagte sie mit einem inneren Schauder, dessen Hervorbrechen sie kaum zu verbergen vermochte. „Du verfügst sehr frei über meine Hand". „Aber ich liebe dich, Mignon", versetzte der große Bursche in einem Ton, der auf das Deutlichste seine heiße Leiden schaft für das schme Mädchen dürchklingen ließ, „und dem Vater hat mir deine Hand versprochen". „Aber wenn ich dich nicht liebe?" Mgnon schien sich ihrer Gewalt über den unbändigen Menschen bewußt zu sein, daß sie eine solche Gegenrede wagte, denn schon längst glaubte Jaques die Beweise zu haben, daß sie einen andern liebe; allein, er beugte sich vor dem Mädchen und war glücklich über jeden Blick, den er von ihr erhaschen konnte. Innerlich freilich kochte er vor Wut über den glücklicheren Nebenbuhler. Auch jetzt verriet seine Stimme nicht, wie tief ihn die Abwehr des abgöttisch geliebten Mädchens verletzte, sein Ton war mhig und sanft, als er erwiderte: „Das kommt noch, Mignon, und dem Willen deines Vaters wirst du dich nicht wiedersetzen." Mgnon seufzte tief. „Mein Vater — mein armer Vater!" sagte sie leise. Über die rauhen Züge des Burschen glitt es wie ein Triumph. „Es war freilich eine Torheit wn ihm, sich an dem Kapitän zu vergreifen. Wenn's wenigstens kein fran zösischer gewesen wäre! So aber! — Du weißt, er käme auf die Galeere, wenn ich ein Wort sagte. — Und da denke ich," fügte er weicher und mit schmeichelnder Stimme hinzu, „wenn du deinem Vater zu lieb mich auch ein wenig lieb hast und mein Weib wirst, so ist das ganz recht gehandelt. — So lieb, wie ich, hat dich keiner mehr auf Erden, ich ginge für dich durch die Flammen der Hölle." Mignon beugte das schöne, von reichen Flechten um rahmte Haupt. Vor dieser Liebe graute ihr. Sie war die Quelle aller ihrer Leiden. Dann aber, als sei ihr Plötzlich ein Gedanke gekommen, sah sie schnell empor, und amdas neben ihr stehende Kind deutend, welches das schnell geführte Zwiegespräch nicht verstand, sagte sie: „Du hast ja dieses Kind auch morden wollen und es sind der Nachbarn so viele, deren Gewissen man erin ist, wamm soll denn mein Vater schuldig vor anderen sein!"