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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 25.02.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191102254
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19110225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19110225
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-25
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Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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gepredigt hat. Die alt« Gcschlcht« vom barmherzigen Samariter hat Unsterblichkeit erlangt. Man versenk« sich in daS Werden und Wachsen der christlichen Liebeswerke, und man wird Respekt bekommen vor dem sieghasten Vorwärlsschreiten deS evangelischen Ideals überhaupt. Wie ost ist «S schon tot gesagt worden! Wie ost erstand es in alter und ewig neuer Herrlichkeit! Ein Glaube steht dahinter, und er ist einem rastlosen Hoffen und einem starken Wollen innerlich verwandt. Für ein Glaubensideal hat der deutsche Reformator gelebt und gekämpft. Keine einsame religiöse Eigenbrödelei war damit gemeint, trotz und unbeschadet der persönlichen Gewissensfreiheit. Als eine gemeinschaft- bildende Krast sollte jener Glaube einen seiner bedeutsamsten Tatbe- weisc erbringen. Und nicht weltflüchtig, sondern wetttüchtig wollte er seine Bekenner machen. Ein evangelisches Lebentideal, weltosfen und doch himmelwärts gerichtet, das ist auch echt reformatorisches Gut. Sollte das alles nur ins Land der gemütvollen Illusionen gehören? Die geschichtliche Entwicklung der Ding« antwortet mit einem deutlichen Nein. Es ist doch kein leerer Wahn, dieses evangelische Erleben, Schaffen und Wollen. Rudols Eulen, der tiefblickende Gegenwarts- Philosoph, bemerkt einmal, eS liege „hinter dem, was wir Leben zu nennen Pflegen, ein tieferes, runsassendeS Leben, «ine Seele des LebenS; wie dieses grundlegend« Leben uns die bedeutendsten Ausgaben stellt, jo enthüllt rS uns auch die wichtigsten Tatsachen". Auch die idea listische Weltbetrachtung hat es nitt Wirklichkeit zu tun. Wer den Glauben an die Ideen verloren hat, ist nur noch ein halber Mensch. Wem es niemals gegeben war, sich für ein Ideal zu begeistern, den möge man beklagen, bemitleiden. Und wessen inneres Leben ohne einen großzügigen Idealismus sich seiner selbst garnicht bewußt werden könnt« und möchte, der wird wohl auch ein Verständnis haben für das von Ewigkeitslust umwehte, christliche Glaubensidcal. . . . — Auf dem Kammergute Ostra in DreSden-Friedrich- stadt ist unter dem Viehbestände die Maul- und Klauenseuche ausgebroche«. — DaS Kaiserliche Ge sundheitsamt meldet den AuSbruch der Maul- und Klauenseuche aus Bernsdorf, Kreis Bütow, RegierungS- bezirk Köslin am 18. Februar, auS Unterdietfurt, Bezirks- amt Eggenfelden, Regierungsbezirk Niederbayern, am 19 Februar, ferner aus Elschbach, Bezirksamt Homburg, PirmasenS (Schlachthaus), Bezirksamt Pirmasens, Re gierungSbezirk Pfalz, am 18. Februar, aus Sierksrade, Staatsgebiet Lübeck, Griesheim, KretS Molsheim, Bezirk Unterelsaß, am 19. Februar, aus Weißbach bei Königs brück, AmtShauplmanuschaft Kamenz, Königreich Sachsen, auS Eholftng, Bezirksamt Passau, Regierungsbezirk Niederbayern und auS Ulm, Amtsbezirk Bühl, Groß- Herzogtum Baden, am 20. Februar. - „Matthias bricht's EiS; fiod't er kein», s, macht er eins", so sagt die alte LandmannSregel vom 24. Februar, dem Gedenktag des Apostels Matthias. Demnach hätte» wir die schlimmste Kälte hinter uns, fall« der alte Herr Eis volfiodct, womit natürlich nicht die unfehlbare Richtigkeit dieser Regel dokumentiert werden soll. Hoffentlich verfährt der Winter nicht wehr allzu strenge. Mag er auch hin und wieder noch kalte Tage und selbst Schnee und Eis bringen, allzu lange halten diese doch nicht mehr Stand. Durch die Natur geht schon eine Ahnung, daß rin neuer schöner Lenz einzieheu will. — Der Matthiastag wurde im Mittelalter in manchen Orten festlich begangen. Man prägte in diesem Zeitalter auch die sog. „MatthiaSgroschen", die schon ums Jahr 1400 in Goslar in den Handel kamen. Heute findet man sie noch als seltene Exemplare bei Sammlern vor. — Hut, wie der Sturmwind braust und um die Ecken saust, seit Mitte der vergangenen Woche schon, alle Tage mit unverminderter Kraft, etwa 22 Meter in der Sekunde, fo ist's ausgerechnet worden. Am Tage flaut er gewöhnlich ab, um am Nachmittag bez gegen Abend wieder mit erneuter Gewalt einzusetzeu. Geradezu schauder haft aber gestaltete sich das Wetter vorgestern abend in der siebenten Stunde, als von Westen her dunkle Wolken hcranwälzten. die auf ein schweres Gewitstr schließen ließen, und deren Rand der Sturm zerfetzte. Dann brach ein Gewitter los — das erste dieses Jahres in unserer Gegend —, das ein Fortkommen im Freien schier zur Unmöglichkeit machte. Mit größter Gewalt schütteten die Wolken Regen und Graupeln auf die Erde hernieder, eS blitzte und donnerte, und wer sich um diese Zeit gerade inS Freie gewagt hatte, der wird diesen Gang wohl nicht als Annehmlichkeit empfunden haben, ihn vielmehr zett- levtns nicht vergrssen. Zweige und Neste wurden von den Bäumen heradgeriffen und manche Kopfbedeckung wurde dem Besitzer entführt auf Nimmerwiedersehen. Der an Gebäuden, in Hof uno Garten ungerichtete Schaden ist ebenfalls nicht uvbedeutcnd. Umgelegte Gartenzäune, herabgeriffene Dachziegel, auch zerbrochene Fensterscheiben sind noch Opfer, die der Sturm forderte, nicht zu rede.i von den vielen Zerstörungen, die er in den Drähten der elektrischen Licht- und Tel, phonanlagen anrtchtete. Ein zweit S Gcwitrer um Graupelwetter zog heute nachmittag gegen 3 Uhr über unsere Siadt hin, dem wieder lachender Sonnenschein folgte. Hoffentlich bringt der Sturmwind uns den Winter nicht noch einmal wieder. Er mag in seine Berge gehen und uns deu Frühling gönnen, den wir alle herbetsehnen. — Ja der gestrigen Schöffengerichtssttzung war wiederum gegen fünf Angeklagte zu verhandeln. Zunächst fand die Vereidigung der beiden Schöffen, Herren Bild- Hauer Hentschel.Wilsdruff und Gutsbesitzer Kießlich Her- zogSwalde, durch en Vorsitzenden, Herrn Amtsrichter Dr. Schaller, statt. 1. Verhandlung gegen de« 1860 geborenen hiesigen Viehhändler o wegen Vergehens nach 8 328 des Strafgesetzbuches (Verletzung von Vorschriften zur Ver- hüiuug der Verbreitung von Viehseuchen). Der Ange klagte hatte A^füng September 1910 für den hiesigen Gutsbesitzer Bruno Funk« beim Gutsbesitzer Richard Müller in Steinbach bei Moh^rv ein Rind gekauft, welches durch Funke am 5 September bei Müller abgeholt wurde. H hatte aber unterlassen, sich ein Ursprungszeugnis ausftcüen zu lassen. Ec führt zu seiner Eutschuldiguug an, daß er nicht gewußt habe, daß da- nötig sei, da er es bis jetzt bei ähnlichen Fällen (Verkauf des TüreS von Stall zu Stall) nie getan habe. Der als Zeuge unterdessen her- beigeholte Gutsbesitzer Funke macht zunächst unsichere An gaben, besinnt sich jedoch noch darauf, daß er die Kuh vor der Wilsdruffer Kirmes bekommen habe. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft, Ass-ssor Dr. Thomas, ist der Ansicht, daß der Angeklagte nicht bewußt gegen die diesbezügliche« gesetzlichen Bestimmungen verstoße» habe. Er stellt eine Bestrafung in das Ermesse« des Ge richts, daS nach kurzer Beratung zu einem Freispruche gelangte, da nur eine Uebertretung (kein Vergehen) in Frage käme und diese aber zur Zeit der Anklageerhebung bereits verjährt gewesen sei. Die Kosten fallen der Staats- kaffe zur Last. — 2. Verhandlung gegen die 17jährige Dienstmagd S. in DreSden-Gruna wegen Diebstahls. Die Angeklagte hat in ihrer früheren Stellung bei Guts besitzer Fichtner in RöhrSdorf vor Weihnachten 1910 der mit ihr in einer Kammer wohnenden Dienstmagd Frieda Lantzsch zwei Schürzen und einen leinenen Uatcrrock und dem Kindermädchen Ella Wieland am 2. Januar 1911 eine weiße und eine blaue Stoffblouse gestohlen. Die Sachen erhielten die Eigentümer später wieder zurück. Die Angeklagte ist geständig, und der Staatsanwalt be- antragt die Bestrafung derselben, ist aber nicht gegen eine Bewährungsfrist. Sie wird zu einer Woche Gefängnis und zu den Kosten deS Verfahrens verurteilt. Infolge ihrer Unbescholtenheit und ihres Versprechens, sich zu b-ssern, wird ihr die Besürwortung einer vom Königlichen Justizministerium zu bestimmenden Bewährungsfrist in Aussicht gestellt — 3. Verhandlung gegen den 1891. ge borenen, vorbestraften Dienstknecht Z. gegenwärtig in Neukirchen in Stellung, Wege» Vergehens nach 8 263 deS Strafgesetzbuches (Betrug). Der Angeklagte hat tm Ok- tober vorigen Jahres sich beim Gutsbesitzer Ludwig in Helbigsdorf für 2. Januar 1911 vermietet und dafür den üblichen MietStaler in Empfang genommen, trotzdem er sich schon anderweit für diesen Zkt punkt versprochen und den MietStaler hatte geben lassen. Kurze Zeit darauf tat er das gleiche beim Gutsbesitzer Umlauft in Tanne berg und nahm auch hier die 3 Mark. Er ist geständig. Der aufgerufene Zeuge, Gutsbesitzer Ludwig, bestätigt im wesentlichen die Angaben deS Angeklagten, worauf der Vertreter der Staatsanwaltschaft die Bestrafung beantragt, da in beide« Fällen die Bctrugsabstcht vorgelegen habe. Der Gerichtshof wirft hierfür eine Strafe von 10 Tagen Gefängnis auS. Ebenso hat der Angeklagte die , osten des Verfahrens zu tragen. Er tritt die Strafe sofort an — 4. Verhandlung gegen de« 1860 geborene« Gutsbesitzer B. in Neukirchen wegen Vergehens gegen 8 123, Absatz 1 und 2 des Strafgesetzbuches (Hausfriedensbruch). AlS Ver teidiger fungiert Herr RechiSanwalt Dr. Kronfeld. Die 16jährtge Dienstmagd Schweigler hatte sich im August vorigen JahreS für 2. Januar 1911 bet dem Angeklagten vermietet, den Vertrag im Oktober erneuert und den MietStaler in Empfang genommen. Trotzdem ist sie daunzumWirtschaftSbesttzer Küttner gezogen, wo stederAnge- klagte am 2. Januar wieder wegholeu wollte. Hierbei soll er durch Herrn Küttner aufgefordert worden sein, zu gehen, was er, nachdem das Mädchen mitgegangen ist, auch getan hat. Dieses war als Zeugt« geladen worden und sagt ungefähr dasselbe aus wie der Angeklagte, während der andere Zeuge, Gutsbesitzer Küttner, ab- weichende Aussagen machte, worauf beide vereidigt wurden. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beantrazt auf grund der Aussagen des Zeugen Küttner die Bestrafung deS Angeklagten, während der Verteidiger bittet, auch die Aussagen der Zeugt« Schweigler und des Angeklagte« zu berücksichtigen und im übrigen Milde walten zu lassen. Nach längerer Beratung erfolgt Freispruch des Angeklagten und Uebernahme der Kosten auf die Staatskasse, da der Schuldbeweis nicht als erbracht angesehen wird. — 5 Verhandlung gegen die 16jährige Fabrikarbeiterin Sch n Copitz bet Pirna wegen Uebertretung nach 8 22 der ächsischen Gestndeordnung (Nichtavtrilt des Dienstes). Die Angeklagte war am 11. September 1910 vom Guts besitzer Kunze-Sochsdorf gemiefit worden, hatte aber 14 Tage später den Dicnstwieder ausgekündigt, was der Dienst- )err nicht angenommen hat, La die Mutter anfangs mit dem neuen Dienstverhältnis einverstanden war. Durch den Gemeindeältcsten, Gutsbesitzer Walter-Sachsdors, war der Angeklagten eine Strafverfügung über 30 Mk. zugestclll worden, wogegen sie resp. die Muttcr (eine Witwe) richter liche Entscheidung beantragt. Die letzte führt an, daß sie infolge Krarkheit ihrem Hauswesen nicht mehr richtig vmsteheu könne, auch noch drei kleine Kinder zu ernähren habe, weshalb die Tochter nach Hause kommen sollte. Nach Anhörung des Zeugen, Herrn Kunze, schlägt der Vorsitzende demselben vor, in Anbetracht der vorliegenden Verhältnisse nicht auf Bestrafung zu dringen, worauf dieser den Stras- anlrag, den er früher gestellt hat, mit dem Bemerken zurücknimmt, ihm komme es nur darauf an, festgestellt zu wissen, daß er in seinem Rechte sei, was der Vorsitzende ausdrücklich konstatiert. Von einer Bestrafung wirs des halb unter Einstellung des Verfahrens abgesehen und erklärt sich die Angeklagte bereit, die geringen Kosten zu tragen. — Beginn der Sitzung: Vorm. 9 Uhr, Schluß mittags '/.1 Uhr. — Oeffevtltche Stadtgerneinderatssihnng am 23. Februar. Der Vorsitzende, Bürgermeister Kahlen« berger eröffnet kurz nach >/,7 Uhr die Sitzung. Unter ge- chäftlichen Mitteilungen verliest er zunächst ein Dank- chreibcn des KirchenvorkandeS für den seitens der Stadt- gemeinde überwiesenen Betrag von 750 Mk. für die Ge meindediakonie. Sodann teilt er mit, daß die Brand- verficherungskammer eine Erhöhung der Feuerlöschbeitrstge um 1 Proz., demnach also 5 Proz. bewilligt habe. Weiter gibt er die Einladung des Evangelischen Jüngliugsvereins zu seinem am Sonntag, den 26. d. M. statifinvenden 3. Stiftungsfeste bekannt. — BerügUch der Anschaffung eines Krankenwagens, wozu die Anregung von der Sanitäskolsnue ausgegangeu war, ist nach Mitteilung des Vorsitzende« der damit betraute Ausschuß, zu dem noch der Kolonuenführer Heinrich kner zugezogen war, nun mehr der Ansicht, daß zur Anschaffung eines solchen ein unbedingtes Bedürfnis nicht vorliegt, und stillt er dies in das Ermessen des Kollegiums. Wenn auch andere Ge meinden derartige Wagen besäßen, so sei dabet zu berück- ichtigen, daß diese kein Krankenhaus tm Orte hätten und »e-halb um eine Transportgelegenheit besorgt sein müßten St B. Loßner, welcher seiuerzeit beauftragt worden war, einen Kosteuavschlag und Zeichnungen anzuierttgen, bittet, diese Unterlagen zirkulieren zu lassen und teilt weiter hierzu mit, daß der Grund der Verzögerung a« dem laugen AuS» bleiben der Offerte« gelegen habe. Er steht im übrige» auf dem Standpunkte deS Ausschusses, zumal doch die Aerzte ihre Autos zum Krankentransport auch zur Ver» sügung stellen würde«. St.V. Frühauf regt an, die Anschaffung dem Gemeiudckrankeukaffenverband zu über lassen, so daß dir Gemeinden insgesamt die Verzinsung zu trage« hätten. StB. Tzschaschel glaubt, daß hierzu die Gemeinden nicht zu haben sein «erden, denn der einzelne Transport würde sich auf ungefähr 20 Mk. stelle«, waS viel zu teuer für diese sei. Auch Stadtcat Bret schneider ist der Ansicht, daß der Gemeiidekrankenkasse«- verband hierzu nicht bereit sein würde. StR. Goerne und St.V. Hientzsch regen an, erst dann über die Sache im Kollegium schlüssig zu werden, nachdem die Antwort deS Krankenkassen Verbands eingegangen sei. Auf Vorschlag des Vorsitzenden soll deshalb erst dieser Beschluß adge» wartet und die Angelegenheit biS dahin zurück^estellt werden. — Das Baugesuch des Gastwirtes Bretschneider hat der Vorsitzende deshalb mit auf die Tagesordnung gebrockt, damit sich Kollegium gleich sür die Uebertragung der Konzession auf die in Frage kommenden Räume aussprecht« könne. Ein bis jetzt als Laden verwendeter Raum soll in die Schankräume einbezogeu werden. Kollegium ist ein stimmig hiermit etnverftanven uud wird ein Gesuch um Ausdehnung der Schankbefuguis auf diese Räume befür wortend weitergegeben. — Hierauf geheime Sitzung. — Der Ko«servative Verein im Amtsgerichts- bezirk Wilsdruff hält »ächtten Sonnt«g, den 26' Februar, abends 7 Uhr im Gasthof zum Erbgericht in Lerzogswalde eine öffentliche Versammlung ab, in w-l«er Herr Schriftsteller H. Kretz'chmar-DreSden einen Vortrag über .die kommenden Reichstagswahlen" halte» wird, wozu die Mitglieder sowie alle köaigStreuen Männer eingeladen sind. — Wegen Anschaffung eines Krankenwagens hatte sich am vorigen Montag, den 20 Februar die hiesige Freiwillige GauitStskolsne vom Rote« Sre«r in einer bcfonderen Versammlung zu beschäftigen. Die Versammlung fand in Gegenwart des Kolonnenarztes- Herrn Dr. mcd. Bartcky uud deS Herrn Bürgermeisters Kahlenberger unter Leitung deS KolounesiührerS Heinrich Birkner statt und war von den Mitgliedern der Kolonne zahlreich besucht. Die Anschaffung eine» Krankenwagens war vor zwei Jahren auf Anregung der Kolonne vom Stadtgemetnderat in die Haud genommen und in einer besonderen Deputation unter Hinzuziehung deS Herr» Kolon«enarzteS und deS Kolonnemührers eingehend bt- lates worden. Im Lasse dieser Zeit sind verschiedene Wagen besichtigt worden, die in verichiedenen Gemeinde» benutzt werden. DeS Weiteren hatte man auch Offerte« und Kostenanschläge hiesiger und auswärtiger Interessenten eingeholt, nach denen sich ein Wagen für unsere Verhält nisse auf reichlich 2000 Mark stellen würde. Nachdem noch die Zahl der Bedarfsfälle sowie die Rentabilität deS Wagens eingehend ventiliert worden war, nahm man von einem ausführlichen Zeitungsbericht über die Kranken» transporlvelhältnisie in Dresden Kenntnis. Auf Grund dieses Berichte- würde nach unterer Einwohnerzahl im Verhältnis zu 500000 Dresdnern unser Krankenwagen tm Jahre höchstens viermal fahre» und die Kosten hier für ganz bedeutende sein. Deshalb empfahl Herr Bürger meister Kahlenberger, von einer Anschaffung seitens der Kolonne abzusehen. Die Mitglieder der Kolonre be- schlossen hierauf, bis zu einem Beschlusse des Stadt gemeinderates abwartende Stellung einzunehmen. — Am vorigen Montag feierte der hiesige Turm Verein (D. T.) sein 48. Stiftungsfest. Im festlich von Turnern geschmückten Saale hatten sich zirka 300 P rionen eingesunden, um das Stiftungsfest in einem fröhlichen Abend zu begehen. Engeleitet wurde Ler Abend durch drei Musikstücke der Stadtkapelle unter Leitung ihres Direkiors Herrn Römisch, die ihre Au gäbe in vorzüg- ichster Weise erfüllte. Ein von Fräulein Schlichcnmater (Turnerin der Damenadteilur^) gesprochener Prolog ver- ehlte nicht, die Turner und Turnerinnen an ihre» Wahl- pruch zu erinnern und die deutsche Jugend aufzuiordera, >em Bunde beizutrcten- Nach diesem Prolog hielt der j Vcrciasvorsttzcnde, Herr Kammann Louis Seidel, eine Ansprache, durch die er die zahlreich erschienenen Gäste, »sonderheil die Vertreter der Stadt, begrüßte. Er führte die Anwesendes in die Zeit vor 100 Jahren zurück, we Jahn die deutsche Jugend hinaus noch der Hasenheide bet Berlin sührte, um den Grundstein zum deutschen Turven , zu lege», um dir Gründung des ersten deutschen Turn- »latzes vorzonehmen. Wetter sprach ver Vorsitzende davos, vie sich das Turnen entwickelte, bis 1860 in Coburg das erste deutsche Turnfest statlfand, bei dem sich zeigte, dak ! « den 50 Jahren das Turnen einen gewaltigen Fort« chritt gemacht halte. Leider ist auch im Laufe der Jahr zehnte ein Gegner der deutschen Turnsache erstände«, der ich nicht die Grundsätze, die u«s einst Jahs gab, zum Prinzip gemacht hat, sondern andere Ziele verfolgt; des halb ermahnte er die Turner und Turnerinnen, treu zuck deutschen Turnerbunde zu halten. Hierauf sang iS iebcnswürdiger Wesse Herr Lehrer Galle, am Klavier von Herrn Lcürer Gerhardt begleitet, zwei Lieder ,An oe« Sonnenschein" und „An Rose*, welche mii reichem Beilau ausgenommen wurde«, weshalb Herr Galle sich veranlaßt ühlte, noch eine Einlage zu -eben. Die seit dem Vorjahre be- thende Damenriegc führte unter Leitung ihres TurnwarteS Herrn Knepper, eine» Reigen auf, welcher großen Anllasß sand, so daß dieser auf vielseitiges Verlange« während deS Balles noch ein zweites Mal gezeigt wurde. Der Reigen wurde von den Damen mit großer Sicherheit am- ;eführt, woraus man ersah, daß bei den Damen Interesse » ür daS Turnen vorhanden ist. Herr Kantor HienM -ielt nach diesem Reigen eine kurze Ansprache, in der er r die fleißige Arbeit des Vereins und besonders den Wen deS Turnen? für unsere Jugend h-rvorhob, und brach» . zu Schluß ein kräftiges .Gut Heil" aus de« Verein aus ,
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