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wen Im »Ila. »»2^V^Ü^M»V7>V^l/vlX2t>vl>VL<>»^l>dL<>2<>2<!l>LV» 8cklittenreckt. Von Anna Siebach. WZ^muttchen herziges, goldiges, soeben sagle mir Jochem, daß, wenn der «vM/n Frost so anhält, wir morgen das himmlischste Schlittenwetter hätten, und nicht wahr, dann Asten wir bitte, bitte, du hast es mir ver- stochen, dies ist mein schönstes Gebutts- '"gsgeschenk/ Mit diesen in vollster Lebhaftigkeit mvorgesprudelten Worten stürmt ein ju- ikndlich schönes Geschöpf in das Zimmer Freifrau v. Roseneck. In ihrem Eifer bemerkt sie nicht, daß stUveit von ihr ein junger Mann am Flü- lehnt. Erst als sie von der Mutter auf Ari Gast aufmerksam gemacht, sich umwen- Mh, diesen gewahrt, steigt glühende Röte 'st m das rosige Gesicht. Dann mit allen Zeichen freudiger Erregung geht sie auf ihn st, ist es doch ihr Jugendfreund, der Sohn As benachbarten Rittergutsbesitzers v. Tol- Mfels. Wenngleich einige Jahre älter als st, haben beide manch lustigen Streich zu- st>Nmen ausgeführt. So begrüßt sie ihn auch jetzt, beide Hände Am entgegenstreckend und bestürmt ihn, ihre Men mit den seinen zu vereinen. Solchen streinten Bemühungen vermag die Frei- Kau nicht Stand zu halten. Lächelnd gibt sie ihre Einwilligung, je- stch nur unter der Bedingung, daß Benno A Tollenfels es übernehmen werde die Ein übungen hierzu zu übermitteln. Mit Freu en wird dies zugestanden und so geht man allerseits zufrieden, auseinander. „Vergiß aicht Major v. Breitenbach und Baroneß d. Roßleben einzuladen," raunt Erna ihrem Jugendfreund noch zu, „Du weißt" — und 'chalkhaft lächelnd eilt sie ihrer Mutter nach. Als Erna am nächsten Morgen erwacht, stahlt die Sonne vom Himmel, das schöne ^eiße Kleid des Winters mit glänzenden lernen schmückend. Jubelnd streckt sie die Arme aus, schnell erhebt sie sich, ihr junges Herz ist von seli- Ser Lust geschwellt. Es klopft. „Wer da." „Gnädiges Fräu- lsin, ein Brief von Herrn v. Tollenfels." »Einen Augenblick, Lina, so geben sie her, danke." Hastig erbricht Erna das Schreiben, aur wenige Worte: „Innigen Glückwunsch, alles besorgt, wird himmlisch werden, Gruß ^enno." Hätten die Stunden doch Flügel. End- ^ch, endlich Schellengeläut, die ersten fah- stn an. Amtsrichter Hobrecht mit seiner jun- Un Frau, ihm folgt der Amtsrat Krumm- hoar mit seinen beiden „Druwäppeln" wie Man die Töchter ihres gesundheitstrotzenden Aussehens wegen zu nennen Pflegt. Und so folgt Schlitten auf Schlitten. Als "etztv kommen der Major v. Breitenbach knd Baroneß v. Roßleben. O, das wird himmlisch werden, hinaus A den schneeigen Wald. Erna hatte sich als besondere Gunst ausgebeten, die Schlitten Tönung zu bestimmen und zwar sollte das "os entscheiden. Ob nun Gott Zufall zu Erna's Gunsten gestimmt, oder ob sie nachgeholfen, genug es kam alles, wie sie es sich gewünscht. Dem Fräulein v. Roßleben war der Ma- jor zugeteilt, während ihr als Partner der Jugendfreund zugesellt war. Unter Schel lengeläut, Peitschenknallen und dem Jubel der Dorfjugend, setzte sich die lustige Kaval kade in Bewegung. In schneller Fahrt ging es über Wiesen und Felder, vorbei an dem glitzernden, mit starrer Eisdecke überzoge nem Teich, hinein in den schweigenden, im schönsten Wintorschmuck prangenden Wald. Lachen, Jubeln, Scherzen, auch manch lu stige Schneeballschlacht von Schlitten zu Schlitten; alt und jung gab sich voll und ganz dem Zauber -es Winters hin. Als Endziel war die Oberförsterei ge dacht. Oberförster Rehbrück war der Bruder der Freifrau, unvorheiratet und für jede Lust barkeit zu haben. Auf halbem Wege schon kam er, gleichfalls im Schlitten und in Be gleitung mehrerer jungen Herren, die, von ihm eingeladen, das Fest mit verherrlichen sollten, der ansahrenden Gesellschaft entge gen, um sie feierlichst in sein Haus zu gelei ten. Festlich geschmückt, stand die, zu Ehren des Geburtstagskindes mit manch einem besonderen Gericht, versehene Tafel und in ihrer Mitte die dampfende Bowle. Ein wahrer Bärenhunger wurde als bald entwickelt, wieder und wieder wurden die Gläser gefüllt, ausgelassene Lustigkeit herrschte. Schmunzelnd sah's der Hausherr; da, auf ein Zeichen von ihm, ertönten aus dem Nebenzimmer lustige Tanzweisen. Nun gab's unter der Jugend kein Halten mehr, das Mahl war beendet, hinüber drum und nach den verführerischen Klängen im Kreise sich gedreht. Der Mond warf schon sein silbernes Licht durch die Fenster, als man sich endlich an schickte an die Rückfahrt zu denken. Doch da trat de« Hausherr zwischen seine Gäste mit der Frage, „ob man denn garnicht gewillt sei die Zukunft zu erfahren." Mit ver schmitztem Lächeln gab er zu, die Gabe des Wahrsagens zu besitzen. Sofort bildete sich ein Kreis Neugieriger um ihn, jeder wollte der Zukunft zuerst in die Augen schauen. Mit lautem Gelächter wurde die ausge kramte Weißheit begrüßt. Den beiden „Dru wäppeln" wurde natürlich ein Amtmann und ein Gutsbesitzer bereit gehalten, dem jungen Ehepaar Hobrecht ein Stammhalter, dem holden Geburtstagskinde sollte noch in die sem Winter der Brautkranz grünen und dem Major wurde, es spottete jeder Beschrei bung, gewahrsagt, daß or in ganz kurzer Zeit liebend ein Weib werde umfangen, um ihm einen Kuß auf den holden Mund zu drücken. Dies wurde unserem lieben Major doch zu bunt. Wütend wollte er auffahren, doch besänftigend legte sich eine kleine Hand auf seine Schulter und ein Paar schelmische Augen blitzten in die seinen. „Liebes Ma- jorchen", tönte die Stimme von Erna v. Roseneck, „wenn ich nun diejenige wäre, die umfaßt werden sollte, würden Sie da auch nicht mögen?" „Ja, mein Deern, wenn Du — aber Du bedankst Dich, Du küßt lieber einen jungen," schmunzelnd ging sein Auge seitwärts, wo Benno v. Töllenfels stand. Doch da ertönte schon wieder die Stimme des Hausherrn, der emsig bemüht war, der Baroneß v. Roßleben klar zu machen, daß gegen das Geschick nicht anzukämpfen -sei, unweigerlich erhielte sie heut noch einen Kuß, er sähe ganz deutlich vor seinem Geist den Betreffenden, der so glücklich wäre, ihre Zuneigung zu besitzen. Zornig wandte sich das alte Fräulein von ihm weg und meinte, es sei wohl nun endlich Zeit, sich zur Heim kehr zu rüsten. Auch die andern sahen die Notwendigkeit dieser Rede ein. Selbst die fröhlichsten Stunden im Leben müssen ein Ende nehmen. Noch einmal ließ sich des Oberförsters Stimme hören. Er dankte seinen lieben Gästen, daß sie seiner einsamen Oberförste rei die Ehre ihres Besuches geschenkt und hoffe, daß jeder Teilnehmer dieser lustigen Schlittenfahrt ihm zugeben werde, daß el heut herrlich gewesen. Doch daß das Besle dieses Tages allen erst noch bevorstände, dies wüßte vielleicht mancher doch noch nicht. „Haben sie schon etwas vom Schlitten recht gehört, meine Herrschaften?" -Ja." „Na, denn man zu. — Als Herr des Hauses habe ich hier zu befehlen und jeder hat mir zu gehorchen. Also, Ihr Herren, nehmt Euer Schlittenrecht wahr! „Ein Kuß von rosigen Lippen" sing er an zu singen, doch er wurde übertönt. Ein, allgemeiner Aufschrei, ein Sich- sträuben und ein nicht endenwollendes Ge lächter. Ob Baroneß v. Roßleben über den Kuß erfreut war? Dann ein geräuschvoller Ausbruch. Au'- flammen der Fackeln, herzliche Grüße hin und her, Schellengeläut, Peitschenknall und still und öde lag die Oberförsterei. Eine Zusnakme von 6er Kegel. Daß ein Brigant, das Entsetzen ein samer Wanderer und der Aerger der Be hörden, sich in Rat und Tat als Freund und Förderer der Kultur und des Fort schritts zeigt, dürfte nicht alle Tage Vor kommen. Der Brigant Tscharkirdjali, der mit seiner Gegenwatt das Vilajet Aidin in Kleinasien beehrt, und dort die schlimm sten Taten vollbracht hat, fing vor einiger Zeit einen reichen Kaufmann, den er nur gegen ein hohes Lösegeld freigeben wollte. Nach dem Lösegelde wurde ein Bote ge sandt und der Brigant vertrieb sich die Zeit bis zur Rückkehr desselben durch interessante Gespräche mit seinem unfreiwilligen Gaste. Man sprach über dies und jenes, hauptsäch lich aber über die traurige Lage des Acker-, bau's und der Waldkultur im Bezirk Aidin. Der Räuber und der Großkaufmann waren einmütig der Ansicht, daß man im Distrikt in Bezug auf landwirtschaftliche Bildung noch sehr zurück sei und daß bald etwas geschehen müsse, was den Niedergang dec Landwirtschaft aufhalten könnte. Nach län gerem Sinnen sagte der Brigant zum Ge fangenen: „Ich will Ihnen einen Vor schlag machen und ich hoffe, daß Sie da- mit einverstanden sein werden; ich nehme Ihr Lösegeld, gebe aus eigenen Mittel!: noch etwas dazu und wir schicken sechs intelligente junge Leute nach Westeuropa, damit sie dort gründlich Ackerbau und Waldwirtschaft studieren, das Studiengeld hinterlegen wir bei einer Bank." Der Kauf mann war ganz begeistert für die menschen freundliche Idee des Räubers und so wer den bald sechs türkische Jünglinge auf Kosten eines veritablen Räubers auf einer westeuropäischen Hochschule die höhere Landwirtschaft methodisch erlernen,, um später den Landwirten ihrer Heimatprovin; als erfahrene Brrater an die Hand u gehen. O. v. B.