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c>!^^«<7«ü>6<7«<7<ia'6üxr2Xl<7'6S«c>iL^i «< Ir Im Klio Anonyme briefe. Roman von M. K o ß a k. 7^b> (Fortsetzung.) o ^^eLines Vormittags mm geschah eS, daß man der Miß eine Visiten- R i > karte hereinbrachte, mit der Mel- düng, daß der Herr, welcher sie abgegeben, das Fräulein zu sprechen wünschte. Sie warf einen Blick auf die Karte „Joseph Balder, Schrift steller," stand darauf. Zuerst dachte sie, daß es sich um eine Bettelei handeln möchte, als die Zofe aber auf Befragen berichtete, daß der Herr sehr anständig und fein aus sähe, ließ, sie ihn dennocb bitten, einzu- treten. Er war ein Mann in mittleren Jahren tadellos gekleidet, aber von etwas kränk lichem Aussehen und einigermaßen linki schem Benehmen. Sich tief verbeugend, er zählte er, daß er Schriftsteller sei und ein ! Libretto zu einer komischen Oper verfaßt habe, das er aber niemand außer dem be rühmten Komponisten Franz Eger zur mu. sikalischen Bearbeitung übergeben möchte. Und nun erging er sich in begeisterten Lob preisungen des großen Künstlers, den er wie keinen Andern verehrte. Er habe ge hört, sagte er, daß Miß Gibbs eine ver traute Freundin desselben sei und den größten Einfluß auf ihn besitze. Darum habe er seine ganze Hoffnung auf sie ge baut. Die Miß, obgleich sie sich durch die Re den Herrn Balders sehr geschmeichelt fühlte, war doch einigermaßen in Verlegenheit, da sie aus guten Gründen ihrem Einfluß auf den Professor mißtraute, nur mochte sie das natürlich nicht cingestehen. „Ja, aber mein geehrter Herr Balder —" meinte sic — „wie kann ich mich für ein Werk verwenden, das ich gar nicht ein mal kenne? Und der Professor ist auch so iiberbeschäftigt und dabei so eigen, wie die Komponisten es Wohl alle sind. Wenn er eine komische Oper komponiert, so würde er dem Dichter selbst die Idee für das Li bretto geben und Hand in Hand mit ihm arbeiten." „Aber selbstverständlich," fiel der Be sucher ein, der von dem Gott des jungen Früblings und der Sonne nur den Namen entlehnt halte, ihm im übrigen jedoch ganz und gar nicht glich. „Ich würde ja auch gern mein Libretto den Jtentionen des Meisters entsprechens ändern — das alles würde sich später von selbst machen; für jetzt handelt es sich für mich lediglich darum, seine Bekanntschaft zu machen und diese zu vermitteln, ist eben die Bitte, welche ich an Sie, verehrtes Fräulein, richte. Und zwar möchte ich, daß die Bekanntschaft sich ganz zwanglos knüpft, ohne daß der Meister ahnt, welchen Zweck ich dabei verfolge. Denn andernfalls Verricht gleich von vornherein eine gewisse Voreingenommenheit, die ich vermeiden möchte." Diese Ansicht leuchtete Miß Gibbs ein und sie sann darüber nach, wie sie am bellen die Wünsche des Schriftstellers er füllen könnte. Doch bevor sie zu einem Re sultat gelangt war, hatte dieser ihr schon seinen Vorschlag gemacht. „Ich denke mir die Sache so —" sagte er — „wenn Sie, verehrtes Fräulein, bald einmal in Gesellschaft des Meisters und seiner-Familie einen Ausflug machen, be nachrichtigen Sie mich beizeiten davon und ich finde mich auch an demselben Ort ein. Dann begrüße ich Sie und Sie stellen mich Ihrem berühmten Freunde als einen alten Bekannten vor, woraus derselbe mich vor aussichtlich auffordern wird, an seinem Tisch Platz zu nehmen — nun und das Weitere muß sich dann finden. Darf ich aus Gewährung meiner Bitte rechnen?" fragte Herr Balder. Die Engländerin sah keinen Grund, sie ihm abzuschlagen. Die Gönnerin eines noch nicht durchgedrungenen Genies zu spielen und demselben vielleicht den Weg zu einstiger Größe und Anerkennung zu bahnen, war eine Rolle, die ihr lag. „Die Sache wird sich sogar sehr schnell machen lassen," meinte sie, „da wir für morgen eine Partie nach Grintzing zum Heurigen verabredet haben. Der Profes sor mit feiner Frau und ein Paar Kollegen und Kolleginnen aus seinem Schülerkreise werden dabei sein." Sie nannte Herrn Balder noch den Namen ces Weinbauern, zu dem man fahren wollte, sowie die Stunde der Zusammenkunft, worauf ihr Besucher sich mit lebhaften Dankbeteuerun gen unter vielen Verbeugungen empfahl. Am andern Tage fand Miß Gibbs sich an einer bestimmten Trambahnstelle ein, wo der Professor Franz Eger mit seiner Frau und drei andern Schülerinnen, sowie zweien seiner Schüler sie erwarteten. Man fuhr zusammen nach Grintzing und kaufte zuerst alter Wiener Gepflogenheit nach bei einem Kreisler — es ist dies die Bezeich nung für das, was man in andern Orten einen Vorkosthändler nennt, freilich einen solchen, bei dem man auch feinere Eßwa- ren bekommt — kalten Aufschnitt, Obst und Backwerk, und begab sich damit nach dem Ziel des Ausflugs. Die Weinbauern ha ben nämlich nur die Konzession, ihren Wein auszuschänken, dürfen jedoch nickts Eßbares verkaufen. Ihre Gäste müssen sich dies daher mitbringen; allerdings gehen am Abend Hausierer herum, die Wurst, Käse usw. anbieten, aber man nimmt von ihnen, wenn man eine ordentliche Mahl zeit abzuhalten gedenkt, meist nur Brot, da man bei den Kreislern, die sich in der Nähe der Weinbauern angesiedelt haben, mehr Auswahl und Besseres findet. In der Regel wird beim Heurigen sehr viel ge gessen — wenn nicht zu einem andern Zweck, so doch um Durst zu bekommen. Der Heurige! Wer sie nicht kennt, diese spezifisch Wiener Einrichtung, die sich in der gleichen Weise nirgends wo sonst in der Welt findet, kann sich schwer eine Vorstel lung von der ihr innewohnenden Gemüt lichkeit und Poesie machen. Die Räume, in welchen die Gäste sitzen, sind primitiver, als die primitivsten ländlichen Gasthaus stuben, niedrige verräucherte Zimmer, in denen buchstäblich nichts steht, als unpo lierte, ungestrichene Kiefertische und Stühle, und der aufwartende Ganymed is! der Weinbauer selbst oder sein Knecht, an getan mit einem groben Hemd und einem Paar alter, abgetragener Hosen. In der wärmeren Jahreszeit sitzt man meist im Garten — das heißt, Garten ist eine sehr milde Bezeichnung für das unordent liche Stückchen Land, auf dem zwischen Bäumen Tische und Stühle stehen und in dem ein kräftiger Stallodeur herrscht. Aber die Gäste sind in dieser mehr als einfachen Umgebung so vergnügt, sie fühlen sich so wohl, so wohl Und auch Kunst genüsse werden beim Heurigen geboten,! denn nie. fehlen zwei bis drei Volkssänger,! die das Geld persönlich von den Gästen ein-' sammeln. Als der Professor Eger mit seiner Ge-! sellschaft eintrat, war das Zimmer dicht ge- l füllt und nur mit Mühe konnte der Wein bauer einen Tisch für feine neuen Gäste freimachen. Im Hintergründe des Nam! mes standen gerade zwei Sänger, ein lan ger Baritonist und ein kleiner, ein wenig krummbeiniger Tenorist — beide sehr re spektabel ausschauende Herren in schwarzen Gesellschaftsanzügen — und sangen zur Begleitung einer Geige und eines Violon cellos das beliebte Wiener Lied vom „Do nauweibchen und Eisernen Rathausmann".. Der Refrain wurde allemal vom gesamten Publikum mitgesungen, wobei sich die be kannte und trotz ihrer schon einigermaßen vorgerückten Jahre -und ihrer stattlichen Leibesfülle sehr beliebte Chansonette Hann Führer, die sich mit einem jugendlichen Verehrer aus dem Arbeiterstande ebenfalls unter den Gästen befand, ganz besonders hervortat. Der Professor bestellte Weißwein und Syphon und nachdem beides gebracht war, und die Damen die Eßwaren ausgepackt hatten, begann das ländliche Gelage. Alle waren in bester Stimmung, besonders Lia, die in einem ihrer fein a.bgestimmten Ko stüme, einem Paletotkleid aus rostroten! englischem Stoff und einer weißseidenen Bluse, vervollständigt durch einen großen schwarzen Spitzenhut, sehr pikant und gra ziös erschien, fühlte sich zu allen Tollhei ten und Lcherzen aufgelegt. Bald nachdem die erste Gesangsnummer vorüber war, trat Herr Joseph Balder in vas Zimmer. Er ging ein Paar Mal durch dasselbe, gleich, als ob er sich einen Platz suchte und blieb dann wie zufällig an dem Egerschen Tisch stehen. „Ach, mein gnädiges Fräulein!" sagte er, Miß Gibbs erblickend, mit gespielter Neberraschung und riß seinen Hut vorn Kopf. „Ah, Herr Balder!" kam es scheinbar ebenso überrascht aus ihrem Munde. Er war zu ihr getreten und hatte ihr die Hand gedrückt. „Darf ich nach dem werten Befinden fragen?" Sie versicherte, daß es ihr ausgezeichnet ginge und wandte sich darauf zu dem Pro fessor, „Sie gestatten, Meister, daß iw Ihnen einen alten Freund von mir, Herrn Schriftsteller Balder, vorstelle." Es erfolgte nun eine allgemeine Vor stellung und wie man von vornherein ange nommen, lud der Professor den Ankömm-, ling ein, an seinem Tisch Platz zu ney-^ men. Dieser folgte der Aufforderung, wo bei er es so einrichtete, daß er neberi-Lm Eger zu sitzen kam. An seiner andern Seu-r befand sich seine „alte Freundin", Miß Mary Gibbs. Inzwischen hatte der kleine krummbei nige Tenorist abermals einen Vortrag be gonnen. „Wissen Gnädigste —" wandte sich ein Herr, der an einem Nebentisch saß mW zwar so nahe an dem des Professors, daß er fast zu dessen' Gesellschaft zu gehöre-' schien, zu Lia, mit der er schon zuvor ein scherzhaftes Zwiegespräch unterhalten, — „daß sich einer der populärsten Wiener Sänger im Lokal befindet? Kein Bern s. sondern ein Amateursänger, der jedow wenn er zum Heurigen geht, stets et.mw zum besten gibt." Dak einen 2 ger, vc D« sere 2 io gut steht < „Der Versio' sowie den § Kunst Und geiste Perg inter einst 41 Zws iatb der ova da, nur alle Ben sich,' ren - gen haar man Auss U LetztS und i O, in der beson! ordnui Los ei Ob gcstimn es kam Den ftr zug Jugend lcngelär Taktlos., Dal senden, ui De> zwei Drei