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-«er i». Iw ;cbe»st O. S. ng. iugciid uv «d. März, : lng. edcnA and. statt. ile" ISlt »r hielt» w« Sd. Wvcheiibliltt für Wilskiiff Beilage zu Nr. 26. Donnerstag, 2. März 1911. T entspräche für Gemüt und Verstand. Wo v el Freiheit, ist viel Irrtum, Doch sicher ist der schmale Weg der Pflicht. Ar»» Sachse«. Wilsdruff, den 1. März Der Dresdner Margarittentag wird, einem Wunsche der Leitung der Internationalen Hygieneausstellung ent- sprechend, erst am Sonnabend, den 18. Mat abgehalten werden. An dem zunächst hierfür bestimmten 6. Mai soll die Eröffnung der Hygieneausstellung stattfinden. Es ist aber gewiß nicht erwünscht, daß beide große Veranstal tungen auf ein und denselben Tag Zusammenfällen. In zwischen ist auch die behördliche Genehmigung für den Dresdner Margarittentag ringcgangen, so daß nunmehr mit dem Detail der ganzen großen Arbeit begonnen werden kann. Zu der am Freitag, den 3. März, nach mittag- 5 Uhr im großen Saale des Vereinshauses statt findenden vorbereitenden Besprechung werden hierdurch alle diejenigen Damen freundlichst eingeladen, die ein Margarittrn-Sammelheftchen zu übernehmen die Güte gehabt haben. — Die Studierenden der Königl. Kunst akademie Dresden veranstalteten im Verein mit anderen Studierenden und Sportvereinigungen gestern nachmittag einen großen Karnevalsfestzug, der ebenso originell wie sehenswert war Nachmittags 3 Uhr nahm cr seinen Weg vom Stübelplatz an der Ausstellung durch verschiedene Straßen der Alstadt wie Neustadt. In der sechsten Stunde endete er am Ausgangspunkt. Nach vielen Tausenden zählten die Zuschauer, die sich in den oom Festzuge be- rührten Straßen ausgestellt hatten und allerorten herrschte Karnevalsstimmung und Karnevalsulk. In Zittau hat sich der Sergeant Henke der 11. Kompagnie deS Jnfanteneregiments Nr. 102 vor gestern gegen 10 Uhr vormittags mit einer Platzpatrone in den Mund geschossen und ist auf dem Tramport nach dem Lazarett gestorben. Die sofort eingeleitete Unter suchung hat ergeben, daß Schwierigkeiten für ihn durch eine beabsichtigte eheliche Verbindung aufgetreten w-ren, Und daß er scheinbar dadurch in letzter Zeit den Dienst mehrfach vernachlässigte, so daß er ermahnt und gerügt werden mußte. In der Papierfabrik in Bauke« ist der 27 Jahre alte Maschinengehtlfe Wenk von einem Treibriemen erfaßt und in das Getriebe gezogen worden, so daß er Verstarb. Einem Einwohner in Gröba waren Anfang Februar mehrere Hühner gestohlen worden. Die Diebe wurden jetzt in dortigen Schulknaben ermittelt. Diese haben den im Freien eingefangenen Dirken die Füße zu- sammengebunden, die Hühner dann in einen Sack gesteckt und in Riesa an einen Grflügelhändler verkauft. Den Erlös haben sie geteilt und vernascht. Zu Pfingsten 1911 findet in Oschatz, wie bereits gemeldet, eine Ausstellung für Gewerbe, Industrie und Landwirtschaft statt. Diese Ausstellung wird eine weil größere Ausdehnung annehmen, als ursprünglich geplant war. Insbesondere werden vcrschiedeneSonderausstellungen damit verbunden werden. Das Königl. Lehrerseminar wird eine bereits auf der Brüsseler Weltausstellung gezeigte biologische Lehranstalt auSstellen. Ferner ist mit Unter- stützung deS ReichskolonialamteS in Berlin eine Kolonial- aukstellung geplant. Auch die Leitung des Roten Kreuzes gedenkt die Ausstellung zu beschicken. Dazu kommt noch eine GeweihauSstellung und eine solche des Handfertigkeits Unterrichts an der Bürgerschule sowie eine kunstgewerb liche Ausstellung. Am Montag abend feuerte in Leipzig'GohliS eine Schneiderin auf ihren Geliebten, einen Leipziger Karf- mann, einen Revolverschuß ab. Schwerverletzt wurde der Mann inS Krankenhaus geschafft, wo er in der darauf, folgenden Nacht seinen Verletzungen erlegen ist. Die Täterin wurde verhaftet. Von den Folgen deS auf sie von einem Unbekannten verübten Mordanschlages hat sich Frau Haupt in Mittweida, der eine schwere Kopfverletzung zugefügt wurde, so weit erholt, daß sie aus dem Krankenhause ent lasten werden konnte. Der Rat in Che««ik beschloß, daß in allen den Fällen, in denen rin Lehrer verpflichtet ist, einen Körper ober Sachschaden zu ersetzen, den bei einer unter seiner Leitung oder Aufsicht statifindenden Veranstaltung der Schule ein Schüler erleidet oder verursacht, die Schul gemeinde die Haftung für die bei ihr angestellten Lehr kräfte übernimmt. — Trotz des regnerischen Wetters hatte sich am Sonntag vormittag auf dem Chemnitzer Exerzier- platze eine ungeheure Menschenmenge eingefunden, um den Flugversuchen Hans Grades bcizuwohnen Grade unter nahm nachmittags 4 Uhr den ersten Rundflug, der ihn in einem großen Bogeu um den Exerzierplatz führte. Einige Minuten nach der Landung setzte ein heftiges Graupel- Wetter ein, das einen großen Teil der Zuschauer Vertrieb. Nachdem das Wetter einigermaßen nachgelasten hatte, stieg Grade nochmals zu einem Rundflug auf, bei dem er eine Höhe von etwa 60 Metern erreichte. — Der am Sonntag vormittag in Chemnitz bei Sturm aufgestiegene Ballon „Chemnitz' gelangte in einer Zeit von 73 Minuten bis nach Prag. In der Gondel befanden sich drei Passagiere, Kaufmann Bertram (Führer) und die Baumeister Kaube und Landgraf. Der Ballon, der eine Höhe bis zu 3000 Mercrn erreichte, wurde bei der Landung 300 Meter weit geschleift, wobei Herr Bertram einen schweren Knöchelbruch erlitt- Die beiden anderen Insassen blieben unverletzt. Attrze Chronik. Ein Fischdampfer mit zehn Man« ««ter» gegangen. Nach einer Meldung aus Cuxhaven ist der Fifchdampftr „Senator Strack" aus Cuxhaven im Sturm der Nordsee mit zehn Mann untergegangen. Ans einer Et-schalle ins Meer getrieben. Nach Meldungen au- Helsingfors und Narva ist Sonntag früh eine Eisscholle, mit 40 von den, wie wir meldeten, bei Lavansari ins Meer getriebenen 500 Fischern bei der Insel Seit-Skär angctlieben worden. Ein anderer Teil der Fischer soll auf einer Eisscholle bei Koivisto in Bjöikösund gelandet sein. Aus Helsingfors und Riga sind Eisbrecher zur Rettung der übrigen Fischer in See gegangen. — Wie die auf der Insel Seit-Skär gelandeten Fischer erklären, ist auch der Rest der fünfhundert bei der Insel Lavansari auf eine Eisscholle in das Meer getriebenen Fischer bis auf zwei ertrunkene gerettet. Tie Fatge« -er Schundliteratur. Zn Zwittau bei Olmütz erhängten sich zwei Volksschüler aus Furcht vor Entdeckung von Näschereien. Bei ihren Leichen wurde ein Detektivroman mit dem Bilde zweier gemeinsam er hängter Knaben gefunden. Verhä«g«isvoüe Explastsn von Feuer» Werk»körpern. In Arbon am Bodensee explodierten «m Sonntag in einem Friseurgeschäst aufgestapelte Feuer- werttköiper, wobei fünfzehn Personen mehr oder minder schwer verletzt wurden. Der Gehilfe, der die Feuerwerks- körper ausstapelte, wurde lebensgefährlich verwundet. Im Geschäft wurde alles zerstört. Unterschlagung i« -er Kanzlei -er Kaiserin Maria. Aus Petersburg wird gemeldet: In der Kanz- lei der Kaiserinwitwe Maria sind Unterschlagungen in Höhe von 200000 Mk. durch einen Sekretär verübt worden. Der Täter ist verhaftet worden. 15 Arbeiter bei einem Brande umgekomme«. In einem Pavillon der Schlittschuhbahn bei der Simonow- brücke in Petersburg, wo 29 Arbeiter übernachteten, brach durch eine umgefallene Lampe ein Brand auS; 15 Arbeiter büßten hierbei das Leben ein. Die Pest! AuS Charbin lauten die Pestnachrichten beruhigend. Die Zahl der Toten geht auch in der Chinesenstadt Fudsjadjam immer mehr zurück. Dagegen breitet sich die Pest auf dem flachen Lande, wo eine Isolierung der Pestherde und die Durchführung strenger sanitärer Maßnahmen unmöglich ist, noch weiter aus. Schmucksachen im Werte von 5200«« Mik. geraubt. AuS Newyork wird gemeldet: Frau Maldwin Drummond, ein Passagier deS Dampfers „Amerika", gibt an, ouf der Uebcrfahrt seien ihr Schmucksachen im Werte von etwa 520000 Mk. geraubt worden. Sie habe die Juwel n in einer Schublade ihrer Kabine aufbewahrt. Die Ech'ffahrtslinien lehnen bekanntlich jede Verantwor tung für Diebstähle von Wertsachen ab, wenn sie nicht dem Schiffszahlmeister zur Aufbewahrung übergeben werden. — Für die Wiedererlangung der gestohlenen Juwelen ist jetzt eine Belohnung von 20000 Mk. aus gesetzt worden. Die Polizei glaubt, daß der Diebstahl von professionellen Dieben ausgrführt worden ist, die sich zu diesem Zwecke auf demselben Dampfer ringeschifft hatten. 16 Fälle vo« Beuleupest sind in Spokaue im Staate Washington vorgekommrn. Die Krankheit tritt noch nicht so lösartig auf wie in der Mandschurei, doch sind bereits Hunderte von Bewohnern geflüchtet. Etwas aber Aeberlanbzentralen. Auf die in Nrn. 22 und 23 tirseS Blattes unter obiger Ueberschrift veröffentlichten Artikel sendet Herr Professor Kübler aus Dresden folgende Entgegnung: Im Frankenberger Tageblatt hat ein Herr Fischer unter dem Titel: .Elwas über Ueberlandzentraleu" Be trachtungen veröffentlicht, die in einer Kritik der von mir ausgestellten Rentabilitätsberechnung für das Unternehmen les Elektrizität?Verbandes Gröba gipfeln. Obwohl ich mit der Mehrzahl der Fachleute darin übereinstimme, daß derartige Erörterung«», die nur auf Grund genauer Kenntnis der tatsächlichen Verhältnisse urd von um- fangnichem Aktenmaterkl gewürdigt werden können, sich tu Tageszeitungen nicht einwandfrei durchführen losten und deshalb dort d«ster fortbleiben, so glaube ich doch, nm unbegründeten Beunruhigungen oorzubevgen, auf die Ausführungen des Herrn Fischer eingehen zu sollev, zumal diese jetzt von anderen Zeitungen abgedruckt worden find und der tendentiöser Verwendung Schädigungen Hervor rufen könnten. Herr Fischer nimmt zu Anfang seines Artikels Bezug auf den Hcrrn Geh. Kommerzienrat von P tri, Direktor der Coottnentalen Gesellschaft sirekttrischeUoternehmungen in Nürnberg, d«r kürzlich mit Bezug auf ein bestimmtes Projekt ausgesprochen hat, daß dieses Projekt nach seiner Meinung in gewinnbringender Weise nur daun durchge- führt werden tönne, wenn zwei zu dem Gebiete gehörende Stanley. Ei« Lebensbild. Die LebenSgeschichte von Henry Morton Stanley, genannt Bula Matari, der Frlsenbrecher, von ihm selbst erzählt, ist kürzlich von Lady Stanley, seiner Witwe, herauSgegeben worden und hat in England und Amerika das größte Aufsehen erregt. „Ich möchte den jungen Männern aller Länder mit diesem Buche helfen", schreibt Lady Stanley darüber. „Ich habe darüber nachgedacht, wie es von Handerttausenden von Menschen gelesen werden könnte; es enthält die Grundzüge dafür, wie wan djx größte Tatkraft erlang-n kann", schreibt der Herausgeber von Mc. Clures Magazine in New Jork. Die Lese, die in München erscheinende neue Lilerarische Zeitung für das Deutsche Volk, die ihren Stoff aus der Literatur aller Völker und Zeiten wählt, um dem Volke statt Schundliteratur die Originalwerkt großer Dichter und Volksbildner zu bieten, und die eine Organisation ihrer Leser anstrcbt, hat das Werk für die deutsche Aus gabe erworben und hat es in ihrem ersten Jahrgang zum Abdruck gebracht. Wir bringen aus Nr. 2 der Lese Von Sil Vara in London folgenden Bericht über das / Ein Buch der Abenteuer. Vollgepfropft mit seit- j°"sen L^vignissen, wunderbaren Reisen, gefährlichen Arltbnisten und Fahrten, mit Chroniken von Hunger, Prügeln, Kämpfen, Krankheiten und entsetzlichen Ent- vehrungen. So vollgepfropft, daß ein Schiffbruch nur nebenbei mit zwei Zeilen abgetan wird. „Schiffbruch bei Barcelona, in der Nacht; ganze Mannschaft verloren; schwamm nackt ans Land." Fertig. Ein Buch über den Umgang mit Schwarzen. Also in unseren Tagen neuerlicher Kongomißwirtschaft ein noch immer wertvoller Ratgeber für Kolonisatoren: wie man sich in Afrika ver halten müsse. Ein Lehrbuch der Taktik gegen Kannibalen. Nicht in dozierendem Tone vorgetragen, sondern aus der fortschreitenden, spannenden Handlung, aus den Resul taten der Explorationen zu destillieren. Aber diese Memoiren sind mehr als das. Sie sind ein Evolutiv s- r man mit dem Untertitel „Wie wird man hart". Tenn Stanley, der Held, dem die Eingeborenen Afrikas den Namen Bula Matari, der Felsenbrecher, gegeben hatten, war von Natur aus ein weiches Gemüt, ein ein samer Mensch, der sich eigentlich zeit seines Lebens nach Liebe und Zärtlichkeit, nach Güte und Hingebung sehnte Und in diesem Buche wird nun erzählt, wie das Schick sal den elternlosen Knaben, den es für eine besondere Aufgabe auserlesen hatte, durch eine grausame, rohe und stählende Schule schickte, bis er am Ende seiner aben teuerlichen Lehrzeit, von allen Schlacken weichlicher Ge fühle befreit, wie aus gehämmertem Eisen dasland, bereit und scharfgeschliffen, das große Werk zu verrichten, wie ein Bohrer quer durch Afrika zu dringen. Die Memoiren Stanleys sind auch ein Märchen. Sie könnten ruhig mit: Es war einmal. . . beginnen. Denn die Helden solcher Erzählungen sterben aus. Sie waren einmal, aber sie können nicht mehr sein. Nicht in der gleichen Art, weil das Milieu gleicher Arbeit fehlt. Wir wissen, wie es am Nordpol und in der Nähe des Südpols aussteht; durch Sibirien geht bereits eine Bahn; wenn man von Tibet, der Domäne Sven Hedins, und einzelnen begrenzten Punkten der Landkarte absicht, gibt es auf der ganzen Oberfläche der Erde keine dunklen Strecken mehr, gibt eS nichts mehr zu ent decken. Und die neuen Entdccker — denn die Menschen wollen immer wieder Geheimnisse entschleiern — müssen in die Luft, werden später tief ins Wass r, tief in die Erde, tief in das Afrika des Lebens dringen, um unbekannte Distrikte zu erforschen. Aber das werden andere Helden sein, als Stanley einer war. Schon unsere Flieger und unsere neuen Entdecker find Techniker, Elektriker, Chemiker, Gelehrte. Taikroft und Organi sationstalent, unbeugsamer Wille und Psychologie sind ihnen nicht die richtigen Hilfsopparate. Außerdem reist man heute durch ersorschte und unerforschte Regionen mit anderem Gepäck und in anderer Weise als vor vierzig Jahren. Shackletons Ausrüstung umfaßte einen Kinematographen und ein Grammophon, während Stand y nicht einmal einen Filtrierapparat besaß, um das Fieber- wasser in den Tümpeln Zentralafrikas trinkbar zu machen. Deshalb können wir ruhig beginnen — und in diesen Worten liegt der bleibende Wert dieser Memoiren eingeschlossen: Es war einmal. Stanley war ein Welshman. Seinen Vater hatte er nie gekannt und seine Mutter ging gleich nach seiner Gebu., nach London und ließ ihn in Obhut seines Großvaters zurück, der als Bauer in der Nähe von Denbigh Castle lebte. Der