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WMtt für Wilskilff Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstag?, Donnerstags und Sonnabends. Inserate werden tags vorher . bis mittags 12 Uhr angenommen. Bezugspreis vierteljährlich 1,35 Ml. srei ins Haus, abgeholt .von der Expedition 1,30 Mk., durch die Post bezogen 1,64 Ml. Fernsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adresse: Amtsblatt Wilsdruff. UN- Nmgegen-. Amtsblatt Jnsertionspreis 15 Psg. pro viergespaltene KorpuSzeile. Außerhalb des Amtsgerlchtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Prozent Ausschlag. Jeder Anspruch auf Rabatt erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Austraggeb. in Konkurs gerät. für die Kgl. Amtshauptmann schäft Mertzen- für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdr uff, sowie für das Kgl. Forstrenkamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Heffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, RöhrSdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschöoberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KefselSdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Tanneberg, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Mit der wöchentlichen Geilage „Welt im Vil-" und der monatlichen Geilage „Unsere tzeinrat". Nr. 16. Druck und Verlag von Arthur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion verantwortlich: Arthur Zschunke, Wilsdruff. Dienstag, de« 7. Februar 1S1L. 1 7V. Fahr? Neues ans aller Welt. Lord Roberts beantragte abermals die Einführung der allge meinen Wehrpflicht in England. Der neue Etat für die englische Kriegsmarine enthält eine Mehr- Forderung von 4 Millionen Pfund Sterling. 253 finnische Schiffer sind aus einer Eisscholle ins Meer ge trieben worden. Türkische Truppen haben bei Hodeida von arabischen Streitkrästen eine Niederlage erlitten. An der Pest starben in Charbin vorige Woche 4000 Personen. Politische Run-schau. Wtlsdrufs, den 6. Februar. Deutsches Stetch. Der deutsche Kronprinz in Kalkutta. Der deutsche Kronprinz ist Freitag nachmittag auf Ler Station Haura etngetroffen. Auf dem mit deutschen und englischen Flaggen geschmückte» Bahnhof fand festlicher Empfang statt. Unter Salutschüssen schritt der Kronprinz in der Uniform der Pasewalker Kürassiere die von englischer Infanterie, Eingeborenen und Freiwilligen gestellten Ehrenkompagnie» ab und fuhr dann zur Rechten des Vizrkönigs fitzend, zu dessen PalaiS. Die Tausende, die die Einzugsstraße besetzt hielten, begrüßten den Kronprinzen mit lebhaften Hurrarufen. Vor dem PalaiS standen ebenfalls Ehrentruppen. Auf der Freitreppe waren zahlreiche Geladene, darunter die Mitglieder des gesetzgebenden RateS, die diplomatischen Vertreter der fremden Nationen, zahlreiche eingeborene Fürsten in ihren prunkvollen Festgewändern sowie Offiziere und Beamte in großer Gala versammelt. Für die Mitglieder der deutschen Kolonie war ein besonderer Raum freigehalten. Der Kronprinz, bet dessen Ankunft die Musik .Heil dir im Stegerkranz" spielte, nahm die Vorstellung zahlreicher Anwesenden eatgegen. Als er die Freitreppe hinauf, schritt, brachte die deutsche Kolonie ein dreifaches Hurra aus, wofür er erfreut dankte. Ein kleines deutsches Mädchen überreichte eine» Blumenstrauß. Nachdem der Vizeköniz die Damen des Hauses vorgestern hatte, empftag der Kronprinz im Festsaal den Magistrat von Kalkutta, der eine kunstvoll ausgesührte Begrüßungsadrefse über reichte. Der deutsche Kronprinz hat an die Höfe von Bangkok, Peking und Tokio Telegramme gesandt, in denen cr sein lebhaftes Bedauern ausspricht, die geplanten Besuche aufgeben zu müssen. Keine Oeffnung der belgische» Grenze. Eine erneute Eingabe mehrerer niederrheinischer Städte und Korporationen auf Oeffnung der belgischen Grenze für Einfuhr von beschränktes Mengen lebenden Schlachtviehes ist vom preußischen Landwirtschaftsmintster abermals abschlägig beschieden worden unter der Be rufung auf seine früher im Reichstage abgegebenen Er« klärungen. Ja interessierten Kreisen will man nunmehr sich mit einer Immediateingabe an den Kaiser wenden. Di- Zahl der Personen, di- auf Grund d-s Jnvalid-uv-rstch-rungsges-h-- R-«t-n bezogen, belief sich am Ende deS letzwerflofsene» JahreS auf 1034060, wovon 918760 die Jnvalt^-?.^^. 98335 auf dk A.krH- und 16965 auf die Krankenrente Die Zahl der Entschädigungen auf Grund der Mallverficherungsgesetze läßt sich auf etwa 2220000 Mtzen. Demgemäß hat es zum Beginn des laufenden Wahres nicht weniger als rund 2^ Millionen Rentner »kgeben, die Entschädigungen auf Grund der Arbeiter« Urstcherungsgesetze erhielten. Kein anderer Staat der All kennt eine derartige Fürsorge für die breiten lassen der Bevölkerung. R-ichsschuldbuch. , Die Eintragungen in das Reichsschuldbuch haben /^ Milliarde Mark überschritten, also eine» Stand er- sM' der mehr als 22 v. H. der gesamten etntragungS« Aigen Reichsschuld ausmacht. Wenn auch dieses Fort- satten an sich zu begrüßen ist, so wird doch von dem tvi? cnoch nicht in dem Maße Gebrauch gemacht, tv°k, Einrichtungen eS verdiene» müßten. Dies ist M auf eine noch mangelhafte Kenntnis von den großen Vorteilen zurückzuführen, die mit d-r Benutzung des SLuldbuchs verbunden sind. ES soll daher auf diese nochmals kurz htngrwiescn werden. Als Vorteile bietet bas Schulobuch hauptsächlich die unbedingte Sicherheit gegen Verluste infolge Diebstahls, Feuers und auf sonstige Weise, ferner die Kostenfreihett der Eintragung, die gebührenfreie laufende Verwaltung, die portofreie Ueberseodung der Zinsen. DaS Retchsgesetz vom 6. Mat 1910 hat erhebliche Vereinfachungen in dem Gebrauche des Schuldbachs etngesührt, indem z B. Buchschulde» lediglich im Wege der Barzahlung, auch ohne vorherigen Erwerb von Schuldverschreibungen, begründet werden können. Für die Einzahlungen besteht möglichste Be- wegusgsfretheit: st« können bet den mit Kasscnetnrichtung versehenen Reichsbankanstalten, bei bestimmten öffentliche» Kassen sowie im Postscheckverkehr bet den Postasstalten geleistet werden. Auch nach dec Eintragung bleibt dem Gläubiger die Möglichkeit gewahrt, jederzeit über das Kapital zu verfügen, da er die Ausfertigung von Schuld- Verschreibungen ohne Einschränkung fordern kann, aller- dirgs gegen eine mäßige Gebühr. Eine wichtige Er leichterung hat das erwähnte Gesetz auch dadurch gebracht, daß es gestattet, schon zu Lebzeiten eine zweite Person einzutragen, die nach dem Todt deS Buchschuldgläubtgers über Kapital und Zinsen zu verfügen berechtigt ist. EcbschaftSregulierungen wie überhaupt der Nachweis der Erbqualität werden hierdurch wesentlich erleichtert u«d verbilligt. Einen wichtigen wirtschaftlichen Dienst leistet das Schuldbuch demjenigen, welcher ein Interesse daran hat, die Substanz des Vermögens bestimmten Personen, etwa dem Ehegatten oder Kindern zu bewahren. Für solche zahlreiche» Fälle, di« sich auS dem ehelichen Güter« reckt ergeben, kann die Benutzung des Schuldbuchs warm befürwortet werden. Desgleichen ist es für Vormünder und Verwalter von Stiftungen und sonstigen Vermögens« massen, bei denen es auf Sicherheit und Stetigkeit an kommt, besonders geeignet. Das bet den Postanstalten vorrätige Merkblatt enthält nähere Angaben. Tas «-«- Strafgesetzbuch. Zur Ausarbeitung des Entwurfs eines neuen Straf« gesetzduches sind im Justizetat 120000 Mark ausgeworfen. Unter Verwertung des auf Anregung deS Reichs-Justtz- amts von einer großen Zahl deutscher RechlSgelehrten unter Leitung eines wifsemchaflltchen Komitees verfaßten Werkes „Vergleichende Darstellung des deutschen und aus ländischen Strafrechts" hat eine Kommission von einigen praktischen Kriminalisten einen Voreutwurf für ein neues Strafgesetzbuch aufgestellt, der im Oktober 1909 der öffent lichen Kritik unterbreitet worden ist. Der Vorentwurf stellt zwar nur die persönliche Auffassung der bei seiner Abfassung beteiligten Juristen dar und hat keinen amtlich bindenden Charakter. Er bildet jedoch, Vie auch von der Krttit allseitig anerkannt worden ist, eine geeignete Grund lage für die weitere Vorbereitung der Strafrechtsreform. Auf Grund derselben soll nunmehr eine weitere Kommission, in die namen ich auch einige hervorragende Rechtslchrer zu berufen sein werden, den Entwurf eines neuen Straf« grsctzbuches ausarbeiten. Der Jahresaufwand an Ver- gütuogen für die Mitglieder der Kommission, a» Be- 1^7120000 Mark veranschlagt. Das Urt-il im Eff-«-r M-iv-idsproz-tz. Freitag nachmittag wurde in Essen das Urteil in dem Prozeß des Katserdelcgierten verkündet. Nach kurzer Beratung sprachen die Geschworenen dem Antrag des Staatsanwalts gemäß sämtliche Angeklag en frei. Die Kosten des Verfahrens sowie die notwendige» Auslage» wurden der Staatskaffe auferlegt. Der Angeklagte Meyer brach bei Verkündung des Urteils zusammen. Die übrigen Angeklagten nahmen den UrteilSspruch mit sichtlicher Freude entgegen. Das Landgericht Essen hat auf Antrag des Ver- teidigers im Prozeß gegen den Katserdelegierten Schröder und Genosse», Dr. Niemeyer, bereits die Entschädigung«. Pflicht deS Staates für die im Wiederaufnahmeverfahren fretgesprocheueu fünf Bergleute anerkannt, sowohl hinsicht lich der damals erlittenen Untersuchungshaft als auch der unschuldig verbüßte« Zuchthausstrafe. Die Freigrsprochene« werden nunmehr ihrerseits EntschädigungSforderungen in bestimmter Höhe stellen. Die beiden i» der Zwischenzeit verstorbenen Angeklagten der Zritungsbote Graefe und der Fuhrmann Imberg aus Herne, haben keinerlei An gehörige mehr, die sonst ihrerseits E rtschädtgungSansprüche hätten gellend mache» können. Damit ist zugleich erwiese«, daß das Gericht die volle Unschuld der Fceigesprochenen festgestellt hat. Bet einem non liqust hätte eS die E.tt- schädigungepfltcht nicht auispreche» können. Ausland. Einig-- von d-m Kr-md-nl-gionLr. Frankreich hat sich in der Fremdenlegion ein« äußerst billige, viel Nutzen abwerfende Organisation geschaffen. Dcr Legionär erhält wohl zwei Suppen täglich, aber die stad so mager, daß man sich wundert, wie die Leute da bei «och Dienst verrichten können. Die mu den Einkäufe» betrauten Offiziere und Unteroffiziere halte» sich an de« schon kurz bemessenen Rationen reichlich schadlos. Hunger leide« so dir Leute fast immer, denn für die vier Pfg. Löhnung, die st« täglich erhalte», ist »ichtS zu kaufe», die Leute haben ja davon noch die Putzmittel zu beschaffe», denn propre zeigt sich der Legionär auch auf den entlegensten Posten. Das Feuerungsmaterial, welches die Garnison braucht, haben dieFremdenlegionäcemeilenweitallwöchentlich zweimal herbeizuschaffen. Pferde werden geschont — Le« gtonäre nicht, die sind ja billiger. Selbst Beile zum Fällen des Holzes gibt eS nicht — seht zu, wie Ihr die dornige» Neste brecht, Beile gibt es nur zu KriegSzetten! — ES ist ein beleidigender Anblick, wen« man ganze Kompagnien so heranmarschieren steht, jeder Mann mit einer fast er drückenden Last Holz beladen, während schmutzige Araber auf ihren flinken Rossen vorüberhasten, einen Blick voll Verachtung auf diese weißen Soldaten werfend. Exerzitrt wird selten. Dafür werden Steine geklopft, Straßen, Brunnen, Häuser gebaut. Nur auf dem Marsche ist der Legionär Soldat. Aber auch das Wanderleben ist uner- freutich. Ja der glühenden Hitze 78 Pfund 40—50 Kilo meter weit zu tragen, ist keine Kleinigkeit- Und dabei die Brutalität der Charge«, di- ««- Unterliegt ein Legionär den furchtbaren körperlichen und seelischen Leiden, was liegt aü ihUi? küttiMe» und Men die Lücken wieder aus- Beschwerden über Vorge setzte sind hier einfach versuchte Auflehnungen. Leider stellen die Deutschen noch immer einen großen Teil der Rekruten, insbesondere di« Elsässer und Lothringer, denen der deutsche Unteroffizier als der größte Menschen schinder gilt, bis sie — französische Unteroffiziere in der Fremdenlegion kennen gelernt haben. Dann aber ist eS zu spät! Bei der ersten Strafe ist schon der Grund zu weiteren gelegt. Der Legionär muß sich für fünf Jahre verpflichten. Wie viele aber sind fünf Jahre bei der Fahne, wie viele dteaen überdies noch weitere fünf, ja zehn und mehr Jahre in den grausamen Mllttärgefängntssen? Die französische Regierung hat der badische« wisse» lassen, daß sie Legionäre nicht mehr ausliefert, selbst wenn dieselben unter 18 Jahren eingktreten bet dem SUavcnsystem, und so? der -lua-nd ior-.' --üssen wir durch Auf« Andlichst^ daß die Rekrutierung für dieses ^wanouwsi^^ Institute »ach und nach aufhört. Daß sie Fortbildungsschulen im Reichslaode zu diesen Zwecke» herangezogen werden, ist sehr erfreulich. «ei» Pestfall in N-ap-l. Die auswärts verbreitete Meldung, in Neapel sei ein Pestfall vorgekommen, entbehrt jeder Begründung. B-i den U-bung-n, vi- im Golf von Spezia mit Torpedogeschossen vorgeuommen wurden, ging etnS der Geschosse vorzeitig los. Drei Unteroffiziere wurden getötet, zwei weitere Personen anscheinend leicht verletzt. Hsf- und 1)ersonalnachrichten. Se. Majestät^ der König ist gestern in Port Said eingetroffe». Der Kaiser soll Japan den Besuch des Kronprinzen für nächstes Jahr versprochen haben. Er wird den Prinzen Joachim am 9. d. M. ins Heer einstelles. Der deutsche Kronprinz wurde vorgestern von der Universität Kalkutta zum Ehrendoktor beider Rechte promo viert. Den gestrige» Sonntag verbrachte der Kronprinz