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Well I» k11a. 2er2e2oer2e2v<roe-oeri>-roe2oeLve2verver>2oe2lxrllesixv'xr deligen Gesinnung durch daS Leben gegan gen sind, ahnen nicht, welche Abgründe sich in der Seele eines Menschen austun kön nen, der einmal erst von dem geraden Wege abgewichen ist. Dom Spieler zum Verbre cher ist nur ein kurzer Schritt, das lehrt uns die Kriminalstatistik aller Länder. Und so wat's auch mit Axel. Ein Zufall spielte ihm den Giftring in die Hände, und schon erstand in ihm der ungeheuerliche Plan, diesen Zufall für seine Zwecke auszunutzen. Er schickte dir den Ning als Hochzeitsge schenk, bat dich, denselben zum Andenken zu tragen, schrieb kaltblütig diese Worte nieder, die in Wahrheit dein Todesurteil werden sollten! Daß es nicht geschah, hat eine höhere Macht verhindert. Gerade ich, einer der wenigen, die das Geheimnis des Wappenringes kannten, mußte ihn zu Ge sicht bekommen, mußte sofort den eigent lichen Zweck dieses Geschenkes durchschauen. Und schnell entschlossen ließ ich ihn in mei ner Westentasche verschwinden, erfand ebenso glücklich die Ausrede, daß er in den Weiher gefallen sei. Du glaubtest an dieses Mär chen, ahntest den wahren Sachverhalt nicht. Doch deine Gemahlin hatte mich beobach tet. Und damals, gnädigste Gräfin, als Sie so erzürnt auf der Terrasse in Wald burg vor mir standen, da fehlte nicht viel, und ich hätte mein Geheimnis preisgege ben. Daß ich schwieg und ruhig Ihre Ver achtring weitertrug, geschah aus denselben Gründen, die mich schon vorher dazu be stimmt hatten, den Ning heimlich an mich zu nehmen. Denn, sage selbst, Artur, — wäre dir nicht jeder Frohsinn, jede freudige Erwartung für deinen Hochzeitstag genom men worden, wenn ich dir damals sofort in der Bibliothek meinen Verdacht mitgeteilt, dir auch bewiesen hätte, daß das Gift in dem Ringe noch seine volle Wirksamkeit be saß? — Den Gedanken, von einem Men schen, der deinen Namen trägt und dem du nur Gutes getan hast, mit so schnödem Undank behandelt zu sein, wärest du bald nicht losgewordcn. Es hätte die erste Zeit deines Eheglückes mit dunklen Schatten verdüstert, hätte dir sicherlich die jetzt reine, selige Erinnerung an deinen Vermählungs tag getrübt. Und das durste ich als dein Freund nicht zulasten. Ich habe es ver hindert, nahm mir jedoch zugleich vor, dich später in alles einzuweihen, einmal, um dir über deinen Stiefbruder die Augen zu öff nen und dann auch, um mich von dem Ver dacht zu reinigen, daß ich den Ning — steh len Wollte. — Gnädigste Gräfin, Sie brau chen mich nicht so unter Tränen um Ver- zcihung bittend anzusehen. Ich habe Ih nen diesen Verdacht auch nicht einen Augenblick verargt. Wie sollten Sie auch die Motive meines Handelns begreifen, da der Wappenring für Sie nichts anderes war, als eine wertvolle Antiquität? Sie konn ten sich aus Ihrer Beobachtung nur eine Meinung bilden, eben die. bei der ich am schlechtesten wegkam. — Doch ich muß zu Ende kommen, will mich kurz fassen, um endlich dieses unerquickliche Thema zu er ledigen. Nach deiner Hochzeit, Artur, reiste ich sofort nach Nom, um dieser mysteriösen Ringgeschichte auf die Spur zu kommen. Ich wollte versuchen, festzustellen, wo Axel den Borgia-Ning aufaestöbert hatte, wollte nebenbei auch zusehcn, ob ich nicht heraus bringen könnte, in Westen Händen das ge fährliche Schmuckstück sich in den letzten Jahrhunderten besunden hatte. Das wäre jedenfalls eine wertvolle Bereicherung für mein Werk über die Familie Borgia gewe sen. Ich sage: wäre! Denn diese meine Erwartungen wurden nicht erfüllt. Dafür erfuhr ich aber von jenem Händler in Rom, dessen Adresse ich unten auf dem Boden der Truhe gefunden hatte und den ich natür lich zuerst aufsuchte, verschiedenes, was mir nur zu sehr bewies, wie wohlbegründet mein Verdacht gegen Axel gewesen war. Der Händler wollte zunächst nicht recht mit der Svrache herausrllcken, leugnete sogar, jemals eine Truhe, wie ich sie ihm beschrieb, besessen zu haben. Ich merkte sofort, daß der Mann, der auffällig ängstlich und ver schüchtert war, mich belügen wollte. Und um mich nicht lange mit dem aalglatten Italiener aufzuhalten, wandte ich ein Mit tel an, das seine Wirkung nicht verfehlte. Ich zeigte dem Antiquitätenhändler einsach den Ning und beobachtete dabei sein Mie nenspiel. Der Erfolg war überraschend: er erbleichte, begann zu zittern. Das genügte mir. Er kannte also den Ning, und nun brauchte ich auch nicht länger zu bitten. Freiwillig erzählte er mir, daß Axel den Ning von ihm gekauft und ihm später dann auch das Geheimnis desselben abgepreßt habe." Hierauf berichtete Hagen dem ent setzten Ehepaar, auf welche Weise der reiche Amerikaner und Lady Warngate in Ernesto Bragenzas Laden den Tod gefunden hat ten. „Axel wußte demnach," fuhr er dann fort, „daß das Gist des Wappenringes durch die inzwischen verflossene Zeit nichts von seiner verderblichen Wirkung verloren hatte, wußte es, und schickte dir, Artur, trotz dem das furchtbare Mordinstrument mit der heuchlerischen Bitte, es zum Andenken an ihn zu tragen, wollte dich also beseitigen, beseitigen auf die heimtückischste Weise, die je das verbrecherische Hirn eines Men schen ersann. Nun, das Schicksal hat ihn inzwischen ereilt, er hat sich selbst gerichtet, nachdem er wahrscheinlich den Nest seines Geldes verspielt und dann vergeblich von Tag zu Tag auf die Nachricht deines To des gewartet und damit auf die Reichtümer gehofft hatte, die ihm die Fortsetzung sei nes Spielerdaseins ermöglichen sollten.. Nach alledem, Artur, mußt du Axels Na men aus deinem Gedächtnis auslöschcn, als ob er nie gelebt hätte. Ich tue es gewiß. Nie wieder wird der entartete jüngste Kaisenberg von mir erwähnt wer den. — Ein Jahr später konnte Professor Ha gen auf Schloß Kaiscnberg einen kräftigen Stammhalter aus der Taufe heben, der ihm zu Ehren den Namen Heinz erhielt. Der Ning der Borgia aber, aus dem der gefährliche Mechanismus herausgcnommcn ist, gehört zu den wertvollsten Stücken je ner Sammlung von Altertümern, die Graf Artur in seinem Arbeitszimmer aufgestellt hat und wird für das Kaisenbergsche Ge schlecht ein stetes Wahrzeichen für das wun derbare Walten der göttlichen Vorsehung bleiben. Meibnacbtsfreuäe Novellette von Karl Battmann. ie verwitwete Frau Rittergutsbe sitzer Dohnhoff hatte drei Söhne. Karl, der als Aeltester -das elter liche Gut übernahm — Hans, der die dazu gehörige große Ziege lei erbte und schließlich den Jüngsten — den Wolfgang— der ein Sorgenkind geblie ben war, .trotzdem er die meiste Sonne im Herzen trug. Ueberall, wo er weilte, gab es ein Lachen und Freuen. Er war der ernsten Mutter Liebling und der Brüder stiller Neid, bis cs sich herausstellte, daß ihm die Gabe des Rechnenkönnens gänzlich versagt war. Da gab es Enttäuschungen und Bitternisse in Hülle und Fülle aus allen Seiten. Er war Architekt geworden weil ihn das stolze, freie Aufbaucn reizte und hatte ein liebes, bescheidenes Weib ge nommen, das ihm nichts als ihr treues Herz in die Ehe mitbrachte . . . Er konnte und wollte sich nicht um jeden Preis durchsetzen . . . Er wartete und ließ die Ungeduldigen und Rücksichtslosen vor. So kam die Nor in's Haus . . . Drei Kinder saßen am Tisch, begehrten zu essen und zu trinken und fragten mit der Unbarmherzigkeit der Unwissenden nach dem Grunde der zunehmenden Not. Frau Dohnhoff unterstützte die Familie, so viel sie konnte — — aber als eines Tages die beiden andern Söhne zu ihr kamen und in wohlgesetzten Worten davon sprachen, daß die Mutter bei Fortsetzung solcher Güte fraglos selbst in Not geriete, stellte sie die Spenden langsam ein. Da blieb dem fröhlichen Wolfgang nun nichts anderes übrig, als das stolze Ent werfen immer neuer Pläne aufzugebcn und in eines früheren Konkurrenten Dienste zu rreten. Seither wurde es besser in seinem Hause . . ., aber die Kinder der andern Brüder schämten sich doch auch jetzt noch mit den drei Kindern des armen Onkels zu sammen zu spielen . . . Als Karl und Hans Dohnhost inne wurden, daß die Mutter zur Einsicht ge kommen war, hatten sie eine lange Unter redung miteinander. Der Aelteste wiegte bedenklich den Kops hin und her und sagte mißmutig: „Siehst du, Hans, ich glaube nicht daran, daß un sere Mutter ihre Vorliebe für Wolfgang endlich ausgegeben hat. Wir müssen uns davon überzeugen — nimmt es dich nickst Wunder, wie geheimnisvoll sie mit den, Vermögen ist? Wir sind doch schließlich ernste Männer und könnten ihr raten un- helfen. Aber nein ... sie besorgt mit ängst- kicher Peinlichkeit alles allein. Ich glaube.- wir werden da noch mal eine bittere Ent täuschung erleben . . „Wie wäre dieser vorzubeugen," fragst der stille Ziegelcibesitzer. In dem Kops des andern stand schon lange ein Wohl- durchdachter Plan fertig. „Sie muß Testament machen. Daß eine frühere Freundin und Nachbarin ohnedies verstorben ist und dadurch Unfrieden und Haß unter die Hinterbliebenen gebracht, wird sie gewiß dazu bestimmen." Frau Dohnhoff hörte dem Ansinyen ihrer Söhne aufmerksam zu. Dann sagte sie: „Gut, ihr habt in gewisser Beziehung Recht. Aber zuvor will ich den Wolsgang darüber hören." Sie schlugen vor Staunen und Empö rung in die Hände. „Aber, Mutter, der Leichtfuß vermag Dir doch wahrlich nicht besser zu raten, als wir." Sie lächelte fein. „Das wohl kaum . . . aber wißt Ihr, Euer Verstand genügt mir doch noch nicht ganz. Es soll ihn mir jemand erwärmen und menschlich machen und wer könnte das Wohl besser als euer fröhlicher Bruder." So wurde Wolfgang am nächsten Sonn tag gebeten . . .