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vii i» in«. lAaulsckou. Etwa 80 Kilometer von Tsingtau ent fernt liegt die Stadt Kiautschon, die der Deutschen Kolonie in Ostasien ihren Namen gegeben hat. Die Stadt liegt indessen nicht im deutschen Schutzgebiet, sondern in der „Neutralen Zone". Unsere heutigen Bilder lassen auch deutlich erkennen, daß Kiautschon noch heute eine vollständig chinesische Stadt ist. Cie kann übrigens auf ein recht respek tables lütter zurückblickeu, denn sie wird schon 880 als Hafen erwähnt. Infolge der Ber- ' iandung der Bucht ist die Bedeutung Kiant- schous immer zurückgegangeu, nnd Tsingtau bat heute die alte Chinesenstadt weit über flügelt. Mau kann sich keine größeren Gegensätze denken als die alte Chinesenstadt Kiautschon und die nagelneue deutsche Stadt Tsingtau. Hier eine junge Kolunialstadt, ausgestattet mit allen Errungenschaften der Neuzeit, modernen Haseuaulngen, schönen. breitLitMntßcn, eleganten Billen und Gc- s schästHhausern, Hotels, elettrischerBelenchtuug, , Wasserleitung, Kanalisation- usw. Dort Schmutz und Armseligkeit, wenn auch ver brämt durch die leidlich erhaltenen Ueverreste einer alten aber zurückgebliebenen Kultur. Kiautschon liegt an der Schautung-Eisenbahn, deren Bau 1899 begonnen wurde. Die wohnerzahl von ungefähr 100000 Köpfen ist sehr primitiv und un ansehnlich; schlechte Wege mit Schmutz haufen und Pfützen überall. Besonders die von der inneren Stadt abgelegene, sogenannten Vor orte machen mit ihren einfachen, niedrigen Lehm- häuseru einen so ärmlichen Eindruck, wie bei uns kann, ein polnischesDorf. Wie die meisten chinesischen Städte weist Kiautschon eine große Anzahl von Tempeln auf, vvu denen wir hier einen, den Tempel des Gottes der Reichtümer, in. Bilde vorführen. Das ärmliche Aus sehen der Stadt Chinesischer Arzt nnd Apotheker auf den, Markt. Stadt liegt eine Viertelstunde vom Bahnhof Und ist mit einer hohen, ziunengekrvnteu Mauer ringsum eingeschlonen. Unser unteres Bild zeigt uns einen der NesterhaUeneu Der Tempel des Gottes der Reichtümer. Verehrung den Einwohnern nicht besonders hold ge sinnt ist. Im Ge gensatz zu dem ver seidenem Neberwurf, haben sie sich auch einen laugen fast bis zur Erde reichenden Zopf zu gelegt. Sie tuu dies, um sich größeres Ver- träueu im chinesischen Volke zu- erwerben. Den unter den Chinesen tief eingewurzelten Aberglauben wissen die einheimischen Aerzte sich trefflich zunutze zu machen. Unser letztes Bild zeigt einen solchen Arzt und Apotheker, der auf offenem Markte seine diversen Mir- türen voir recht zweifelhaftem Werte feilhält. Daß Kiautschon trotz seiner Nachbarschaft zu der deutschen Kolonie auch noch so vollstän dig seinen chinesi schen Charakter be Reichtümer trotz s sind ein originelles mixtum eompositum von der ihm gezollten Deutschen und Chinesen. Ganz den vor nehmen Chinesen ähnlich, mit langem, blau- scheint übrigens da-j Kiantschous führten, gehören die wenigen rauf hiuzudeuten, hier lebenden Europäer nur der deutschen daß der Gott der evangelischen Mission au. Diese Missionare wahrlosten Aus sehen des größten Teils der Stadt sind die Tempel gut gepflegt und weisen zahlreiche Götzensiguren in frischenFarben auf. Anscheinend hat die Mission in der Stadt nicht steile der Mauer. Zinn großen Teil lügt, sic heute in Trümmern und der Rest ist so, baufällig, daß er nicht weiß, nach welcher Seite er umfallen soll. Auch die früheren ! Tor- und Wachttürme zeigen alle Spuren ! des Asters. Die Stadt selbst, mit einer Ein- ' Die Stadtmauer. viel Erfolge aufzuweiseu. Bekanntlich gab ja auch inl Jahre 1897 die Ermordung zweier Missionare katholischer Mission den Anlaß zur Besitzergreifung Kiantschous. Seit den Wirren von 1900, die zur Einnahme wahrt bat, zeigt deutlieb, wie groß auch heute noch die Abneigung der Chinesen gegen alle fremden Einflüsse ist. Was in den zehn Jahren seit der Besitzergreifung in Tsingtau geleistet ivorden, ist ohne Einfluß auf die chinesische Umgebung geblieben.