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Lemolitrten, 66000 Flaschen Champagner, 80 Hektoliter Wein, alle Apparate, Maschinen usw. vernichteten, Wei der Fabrikant infolge der vorjährigen Mißernte in der Champagne Wein zur Champagnerherstellung aus anderen Teilen Frankreichs bezogen hatte. Gendarmen und die Behörden langten wie immer zu spät an und konnten nur die ungeheure Verwüstung konstatieren. Eine tief gehende Gärung herrscht in den weitesten Kreisen der Weinbauer, wo weitere Exzesse befürchtet werden. DaS Volk WÜ auf Epernay marschieren, die Truppen sind anscheinend nicht ganz zuverlässig. Es wird eine Wieder holung der Meutereien des JahreS 1907 befürchtet. Schweres Erplofio»sunglü<t i» Innsbruck. Beim Neubau des dortigen theologischen ConvictcS er eignete sich gestern vormittag ein schweres Explosions- Unglück. AuS unbekannter Ursache explodierte eine Stahl flascht mit Kohlensäure, die zur Schweißung von HeizunaSröhren verwendet wird. Der Obermonteur Josef Waldmann aus Regensburg wurde buchstäblich in Stücke zerrissen. Die Leichenteile lagen in weitem Um kreis zerstreut umher. Einem zweiten Monteur wurde ein Arm weggeriflen. Vier Bergleute erstickt. Auf der Grube „Ka- fimir" bei Sosnowice entstand ein großer Grubenbrand. 400 Bergleute waren in Gefahr. Vier erstickten, die anderen wurden gerettet. Die Pest in China. Die große Zahl von Todes fällen in der Mandschurei versetzt Nordchina in starke Unruhe. Die politischen Angelegenheiten finden kaum noch Beachtung Von der russischen Regierung sind 500000 Rubel, von der chinesischen 150000 Taris für Schutzmaßregeln ausgegeben worden. Die südmand- schulische Bahn bewilligte 300000 Aen. Die Regierung beabsichtigt, einen Kommissar für die Eisenbahn und andere VerkehrSeinrichtru gen zu bevollmächtigen. Aus Charbin wird gemeldet: Die Pest wütet furchtbar. Der Herd der Seuche ist Futsiadan. lieber 2000 Personen sind gestorben. Aus Mulden ist ein Bataillon chinesischer Soldaten eingetroffen, das ganz disziplinlos ist. Der Ausländer hat sich eine wilde Panik bemächtigt. Sie verlassen massenhaft die Mandschurei. Die chinesischen Behörden Verhalten sich völlig indifferent. Tie Epidemie erfaßt auch die Südmandschurei. In Charbin sind viele Fabrikarbeiter an der Pest gestorben. Die Russen ver lassen die Stadt. 24 japanische A archiste» zum Tade ver urteilt. In dem Anarchistenprozeß gegen 26 Personen, die beschuldigt waren, dem Kaiser und anderen Mit gliedern der Kaiserlichen Familie nach dem Leben ge- trachtet zu haben, wurden vorgestern 24 Angeklagte zum Tode verurteilt. Zwei Angeklagte wurden freigesprochen. Vsr vierzig Jahren. 2. Schlachttag an der Lisaine. Am 16. Januar bedrckte bet etstger Kälte dichter Nebel die ganze Gegend. Unter drsfln Schutz begann der Gegner seinen Hauptangriff, einleitend mit allen Batterien, die er hier zusammengezogen hatte, gegen unsere Positiv- neu Bussurel-Bethoncourt. Es ginge» seine Infanterie- kolonneu angreifend aus dem nahen, femdlicherfrits be setzten Waid vor, um Sturm gegen unsere Linien zu laufen. Sie wurden absewiesen. Der erste Angriff fand hier statt gegen 9 bis 10 Uhr vormittags, gegen Mittag erneueite der Feind seinen Angriff mit frischen Truppen und am Nachmittag gegen 4 Uhr bis zur einbrechenden Dunkelheit noch einmal, unv zwar zum letzten Male, um. bei seinem fürchterlichen Verlust, sich überzeugt zu halten, hier nicht durchdringen zu können. Die Bahndammlinte war hier verteidigt durch die Bataillone Tilsit, Wehlau, Insterburg unv Danzig, zum Detachement Zimmermann gehörend. Auf der Berghöhe stand die badische 1. Brigade, teils im Gefecht, teil» in Reserve, weiter verstärkt im Laufe des Nachmittag- aus der Hauptreserve unter Be-! fehl des Generalmajors Keller. Die diesseitige Artillerie hatte ihre vwtügige Position inne behalten. Das Ganze! kommandierte der General von Glümrr. Am Nachmittag desselben TageS begann der Feind, indem er das Zentrum bei Höricourt beschäftigte, eineu Master Vorstoß gegen unsere rechte Flügelposttton vorzunehmen. Gegen diese überraschende und unerwartete Tournierung bei mehr als achtfacher Ueberwacht verlor die badische 2 Brigade die Position von Chönebier, Echevanne und momentan Frahter, indem sie fechtend über Chatebier bis in die Position vor Chaloovillars sich zurückzog Inzwischen war die Nach htreingkbrochen und allmählich begann das Feuer au beiden Seiten zu schweigen Der Gen:ral von Werder gab nunmehr dem General Keller den Auftrag, die ver loren gegangenen Positionen, in Unterstützung der 2.Brigade auf dem rechten Flügel wieder zu gewinnen. — Genera von Werder stand mit seinem Stabe auf der Höhe Höricourt und leitete von hier aus die siegreiche Schlacht. Die französische» Mitraillrusenbatterien arbeiteten mit größter Lebhaftigkeit; sie leisteten Staunenswertes in Bezug auf schnelle Platzveränderungen. — In dem belagerten Belfort wußte man recht wohl, daß draußen, nur 1V« Meilen entfernt, daS Ersatzheer kämpfte. Nachmittags wollte der Kommandant, Oberst Denfert, durch einen Ausfall mit vier Bataillonen und drei Kompagnien Ver bindung mit dem französischen linken Flügel gewinnen, jedoch vergeblich. 3. Schlachttag an der Lisaine Als General von Werder die Summe deS zweites Tages zog, durfte er sich sagen, daß von Mömdelgard bis Chagey der Feind mit seine» wiederholten und be harrlichen Durchbruchsversuchen nichts erreicht habe. Die deutschen Truppen waren überall und unerschüttert und in bester Stimmung. Die Franzosen aber litten emsetzlich an Hunger und Kälte. Anders lagen dir Verhältnisse nördlich von Chagey. Dort hatte die deutsche Stellung durch die notgedrungene Aufgabe von CHLnebier und Echevanne eine bedenkliche Schwächung erfahren. Wenn ver Feind anderntags zum Angriff auf Cyag«y vorging und die Ferme Genechier gewann, so stand er auf der Höhe, dann hält« Chag-y und im weiteren Verlaufe Lvze aufgegeben werden müssen, somit wäre der rechte Flügel aufgerollt gewesen. Das durfte nicht sein. General Keller erhielt noch am Aberd den Befehl, mit allen verfügbaren Truppen, das waren 8 Bataillone, 4 ESkadrosS, 4 Bat- erien sich auf Chönebier in Marsch zu setzen und diese« Ort wieder zu nehmen, jedenfalls aber zu verhindern, daß der Feind auf Chagey vorstoße. Nachts 3 Uhr bei bitterer Kälte suchten die Franzosen mit Uebermacht bei Hör court und Bethoncourt vorzudringeu, wurden ff doch zurückge- worfcn. General Keller gtna nach 4 Uhr über Frahter vor und drang stürmend in Chönebier ei». ES entspann ich in den Straßen ein erbitterter Bajonettkampf. Bis zum Anbruch deS trüben Wintertages behaupteten sich die Franzosen im westlichen Teile deS Dorfes. Dau» er- reellen sie bedeutende Unterstützung; General Keller räumit daS Dorf, führte jedoch 400 Gefangene und viel Material mtt sich und blieb unmittelbar gegenüber dem Dorfe stehen. Nach kurzer Zeit ließ daS Verhalten deS Feindes seine vollständige Erschöpfung erkennen. Es wurden noch einige Vorstöße auf verschiedenen Punkten versucht, jedoch mit chwcren Verlusten abgeschlagen. Vermischtes. * Was alles aus einem Mensche« am gefertigt werde« könnte. Der Mensch ist, wie es )ie Bibel verkündet, nur Staub. Woraus besteht aber eigentlich dieser Staub? Ein englischer Chemiker, der ihn analysiert hat, hat gefunden, daß er dieselben Stoffe nthält wie ein Hühnerei und daß 1000 Eier an ch> Mischer Substanz gleich stob einem Menschen von mittlerer Größe. Es ist in jedem von uns genug Sauerstoff, Wasserstoff und Kohlensäure, um einen Ballon zu füllen, der groß genug wäre, einen Menschen iu die Luft aufzuheben oder um einen ganzen Abend eine Straße von 500 Meter Länge zu beleuchten. Würde der Kohlenstoff, den fider von u«S »»»hält, zu Graphst umgeformt, so könnte man davon 65 GroS oder 780 Dutzend Bleistifte fabrizieren. Aus dem Eisen, das unser Blut enthält, könnte mau sieben Hufeisen schmieden. Unser Körper besitzt weiter 600 Gramm Phosphor, eise Menge, die genüge» würde zu 820000 S reichhölzei rr oder um damit, wenn mau eine andere Verwenduogsart vorzöge, 500 Personen zu vergiften. Wir enthalten» außer di m 6 Kilo an Fettstoffe«, wovon man 60 aus gezeichnete Lichter machen könnte, die vollständig unsere' Stearinlichter ersetzen würden. Das Salz in uvscrem. Körper würde hinreichen, um 20 Teelöffel zu füllen. * Die Zofe. Eine Liebesgeschichte, die an die ver-- wegensten Aventüre« aus der Rokokozeit erinnert, erzählt, die „Straßburger Post* wie folgt: Die Gattin eiieö reiche« Ncwyorker Kaufmanns hatte seit einigen Monaten, eine allerliebste Kammerzofe, mit der sie sehr zufrieden war. Die Zofe war nicht nur fleßig, sondern auch, tugendhaft, denn so oft der Herr durch kl ine Vertrau lichkeiten mit ihr eine Verbindung Herstellen wollte, wurde er kühl zurückgewieseo. Die Zofe wohnte im Zimmer unmittelbar neben der Henin und nur sie allein durfte: der gnädige« Frau von früh biS spät Handreichungen und. Besorgungen mache» Als vor kurzem die Dame miß ihrem Gatte« eise Reise »ach Europa machte, nahm auch die Zofe daran teil. Die R ise ging nach London,, BrüsiU und Paris. Hier aber kam eS zr einer: Katastrophe. Als der Kaufmann eines Abends ein Ver» gvügungSlokal aufsuchte, entdeckte er einen Mann, der der Zofe seiner Frau außerordentlich ähnlich war. Er beobachtete den Fremden weiter und kam zur f,lse«fcsten Ueberzeugung, daß dieser Mann niemand ardeiS sei« konnte als die Kammerzofe. Zuerst glaubte er, daß sich diese nur aus Leichtsinn und, um einmal das Pariser Nachtleben kennen zu lernen, in ein Mäunerkostüm gesteckt: hätte; weitere Beobachtunge» ergaben ater, daß die Zofe nicht hier, sondern zu Hause in Maske war. Es war ein junger Man«, der, als München verkleidet, von der gnäotzen Frau eingeschmuggelt worden war. Die erfinde rische Dame wollte zunst klar Kenntnis von der Maskerade ihrer Zofe habt«, schließlich räumte sie aber doch ein, daß der junge Mann ihr Geliebter sei. Nun mehr wird sie — ganz wie in einer Rokoko-Oper — sich, von ihrem Gatten trennen und den blonden jungem Mann, der aus Liebe zu ihr so lange treue Dienste ge tan hat, heiraten. Aus Grshvaterr Zeit. Abdruck aus alten Jahrgängen unseres Blattes. Nachdruck verboten. Aus Nummer 20 vsm 20. Mai 1842. Uebrigeas »leibe ich doch dabei, daß eine offene Düngerstätte nicht n den freien Mittelpunkt einer Stadt gehört. Ein Feind des MisticiSmuS. Li- Blitz Barriere. Man spricht, schreibt und hofft so viel von deutscher» a von europäischer Handelsfreiheit. Man spricht: bald werden alle Panieren fallen, die dem freien Verkehre noch m Wege stehen. Möge dann auch die Barriere vollend- ollen, welche seit so uud so viel Jahren halb hängt, »alb schwebt, und doch nicht vollends fallen will Welches ragt Ihr; Dt-jentge, welche an einer Stelle d;n Scyleitz- »ach jetzt als ein Hangendes Zickzack umsäumt, wo daS Ufer gar nicht so hoch ist, daß es wohlfahits polizeilich- menschenfreundlich-nothwendtg wäre, den im Dunkeln Wandernden von dem höchstens 3 Fuß hohen sslta mortale zurückzuhalten. Dann wäre eine Stelle mehr bet uns, wo uvS das stottere Schicksal zuruft: tu^ RRoäas die ssltal mutzte er. Sei Das Kren; von Keven. Erzählung aus der Zeit der Tiroler FreiheitskSmpfe. Von Franz Wichmann. («ochtruck »«ri-tt».) „Sepha, hab' ich Dir weh' gethan? Das wollt' ich »licht. Bergieb mir. Wir alle brauchen der Vergebung; die Welt ist voll Sunde und Gräuel und niemand weiß, welchem Gericht er entgegengeht. Nur gute Werke können uns retten. S.. dabei meine Helferin, Sepha —, uud meine — »Die — geht — ins Kloster?" Nazi war aufgesprungen! das Blut schon ihm zu Kopfe. „Die — nein — das ist nicht möglich — ich glaubte, sie sei das Weib —" er konnte in schmerzvoller Erregung nicht weiter sprechen. „Am übernächsten Sonntag wird sie eingesegnet", wieder» holte der Doktor. erhellte Novemberuacht. Erstaunt blickten die Zurückgebliebeneil ihm nach. „Was ist das?" sagte der Wundarzt, „den treibt es ia fort wie ein böser Geist.' , „Kann mir's denken. Der Nazi wußte noch Nichts und er hat seine alte Lieb' noch nicht vergessen." „Ist er nicht in die Fremde gegangen, weil sie ihm un tren geworden?" .... „Wie Du", lächelte Frau Sepha und blickte ihm m die Augen, „damals, als ich den Gamswirt genommen hab'. Bist dann doch wiedergekommen, eh' ein Jahr ver gangen war." Er wich ihrem Blicke ans und starrte zu Boden. „Weil ich in der Fremde kein Glück gehabt hab'", erwiderte er duiirpf. - - „Nur darum?" Sie legte ihre welche, runde Hand aus die seine. Kann es denn nicht imeder werden wie einst?, Seine Auge» irrten unstät durch den Naum und Micken die ihren. „Wir sind keine Kinder mehr, Sepha, wir sind groß und alt geworden." „ , , .Du willst mich nicht verstehen", ate sie schmerzlich, -weißt D« nicht, daß ich den Sepp nur aruommen hab, west Lh de« «lern GeÄrsam schuldete?" Nazi hörte nichts mehr. Er hätte Kundert .. können, aber er brachte nicht em^Wiö^^Kragen ihm imMeer_ua^jMM^^MM^r die Lippen. Jetzt WWWWWM8WfN!S^ksit0ort oben bei ihrer alten Mutter alles zu erfahren. Er warf das Geld für die Speisen, die er fast unberührt gelassen, auf den Tisch, stürzte nur ein Glas dunklen Tiroler Weins hinunter nnd sagte nnt stockender Stimme: „Ich mutz fort, sogleich — habe mich schon zn lange verweilt, will heut' noch auf die Berge." , Und er eilte hinaus in die stürmisch werdende, letzt mond- Auch dem Doktor war das höhnische und gehässige Auf leuchten in den Augen Kaspars nicht entgangen; hatte er Josephas Hand fahren lassen und sich erbe um sogleich das Haus zn verlassen. Doch er übe es den er war, den Bursche". nM» ssÄnch das Feld und sie^od----sf, Mr u,,i so übermütiger zu machen. Rach leigerFlncht sollte sein Ausbrnch nicht aussehen. So ließ er sich noch einen Schoppen leichten Landwcins geben; der Wildmoser aber, mn zu prahlen, bestellte eine Flasche vom besten Magdalener. Da man so spät keine Gäste mehr erwartet hatte, war die Kellnerin schon znm Abspülcn in die Küche gegangen. Die Wirtin mutzte für einen Augenblick das Zimmer verlassen, um sie wieder hereiuznrufen. Sogleich begannen die Be gleiter des Wildmosers zn sticheln: „Da schant's die an, zu stolz ist's worden, die Hack- hoferin, ihre Gäste selbst zu bedienenI" „Das macht das Geld, das sie vom Vater geerbt hat- Könnten sich beide, die Regerl wie die Sepha, die schönsten jungen Burschen der Gegend wählen, aber die eine mag nur einen Zuchthäusler, nnd der anderen ist keiner fein und hocfl genug, die möcht' halt einen extrig gescheidten und gelehrtem haben!" Der Wundarzt verstand gar wohl die versteckten An spielungen, nm so mehr, als sich die Blicke der Sprecher deutlich genug »ach seinen! Tische richteten. Aber er zwanx sich, ruhig zu bleiben. Diese Raufbolde und der Wildmoser konnten ihn nicht beleidigen. Früher, als man dessen Vater für einen der reichsten Bauern hielt, hatte anch der Bursche in Stadt nnd Land etwas gegolten und wenn der Burgstall hofer nicht hatte begreifen wollen, wie seine Tochter solch* eine Partie ausschlagen könne, war das immerhin zu ver stehen gewesen. Nach dem vor einem Jahre erfolgten Tode des alten Wildmoser halte man sich indessen enttäuscht gesehen. Der Hof war verschuldet und mir ein geringes Vermögen übrig geblieben. Das befleißigte sich der jetzt den Hofbauern spielende Kaspar beim Wein und iu lustiger Gesellschaft dnrch- znbriugen. Wenn es so fortging, mutzte sein Gut bald auf die Gant kommen, und es war kein Wunde») wenu er seine mißlichen Verhältnisse durch die Hand der wohlhabenden Gams wirtin anfznbessern dachte. Josepha Hackhofer war soeben, gefolgt von der Kellnerin^ die den Wein brachte, wieder eingetreten und setzte sich vo« neuem an die Seite des Doktors. „Und —" fragte sie mit bebender Stimme, uud Deine -?" „Meine Freundin, wenn Du willst; ja, laß uns Freunde bleiben, Sepha —" Der Ton, den er auf seine Worte legte, sagte ihr alles; sie brachte keinen Laut mehr über die Lippen, aber ihre Hand blieb zitternd in der seinen ruhen, die er jetzt selbst wie in innigem Mitleid wieder ergriffen. Da flog die Thür auf und die lärmenden Burschen polterten herein. Es war der jungen Witwe offenbar unlieb, daß man sie in diesem Augenblick und in solcher Situation allein mit dem Wundarzt überraschte. Sie warf einen numntigen Blick ans den Vordersten der Eintretenden. Es war der Wildmoser- Kaspar mit ein paar Freunden die nicht zu den Bestbernfenen im Städtchen gehörten. Alle schienen bereits ein wenig an- ^runken und ihre herausfordernden Mienen versprachen nichts „Ich weiß, daß man die Toten ruhen lassen soll", fuhr der Wundarzt auf, „sonst kommen sie herauf und klagen wider die Lebenden. „Was das für Worte sind, Michael! Ich war ihm stets eme gute, treue Frau und bin mir keiner Schuld be wußt. „Du nicht, Du nicht — danke Gott dafür!" Linteregae-- sprang mit allen Zeichen innerer unv stick laut. Ein paar Burschen kamen jodend uno nngend die Straße herauf und schienen vor denk Hause Halt zu machen. Aber die junge Witwe hörte nicht darauf, sie saß wie betäubt, und Thräneu drängten sich m ihre lichtblauen Augen. „Michael, was hab' ich Dir gethan, daß Du mich so behandelst? Seit meines Mannes Tod bist Dil ein anderer geworden." Er wollte antworten, aber nur wie ein Stöhnen kam es aus seiner Brust; dann sah er ihr ins Gesicht, und ein Zittern tief über seinen Körper.